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20-25 Grad in Tansania und trotzdem Husten



Geschrieben am Mittwoch, 20. August 2008 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

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Ein herzliches Hallo an euch alle,

ich sitze gerade im Dunkeln und versuche die Tasten auf meinem Computer zu finden. Die Stromanlage wird gerade gewartet und wir warten eigentlich darauf, dass er in Kürze zurückkommt. Aber so gewöhnen wir uns schon mal daran, wenn sie den Strom aufgrund von Wasserknappheit teilweise abstellen müssen. Das passiert meist Ende August/September. Das Krankenhaus ist natürlich privilegiert und hat auch einen eigenen Notstrom-apparat für den OP und den Kühlschrank. Aber Malaika hat erzählt, dass sie auch schon mit Petroleumlampen operiert haben.

Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr genießt die Urlaubszeit. Habe gehört, dass ihr dieses Jahr einen sehr schönen Sommer habt. Bei mir ist es wechselhaft, mal wolkig und sehr windig und dann wieder schöner Sonnenschein, Temperaturen so um die 20-25 Grad Celsius. Für einige hier aber sehr kalt. Deshalb haben jetzt auch viele eine Erkältung und es geht ein komischer Husten rum. Leider bin ich auch nicht davon verschont geblieben und habe schon seit einigen Wochen gehustet. Dazu kam dann noch Schnupfen. Ich habe so ziemlich alle Hausmittel ausprobiert, die ich kenne und bin echt froh, dass es mir jetzt besser geht.
Ich weiß auch nicht genau, ob es nur das Wetter ist, was die Leute so kränkeln lässt, aber es ist auch sehr trocken, da immer noch Trockenzeit ist und zudem staubig.

Seit ca. 3 Wochen arbeite ich jetzt im OP. Die Versetzung ging sehr plötzlich und unerwartet. Mir wurde einfach mitgeteilt, dass ich nächste Woche im OP arbeiten werde im Wechsel mit einer anderen Krankenschwester, die jetzt auf Station arbeiten wird. Es ist spannend, aber auch sehr viel Neues, woran ich mich erst mal gewöhnen muss. Neben Operationen machen wir auch schwierige Verbände, die nicht auf Station gemacht werden können. Dazu haben wir auch die nötigen sterilen Instrumente, obwohl die jetzt auch auf Station erhältlich sind. Yeah, Fortschritt! Dann haben wir auch unseren eigenen Sterilisator und sind für die Instrumentenreinigung und Sterilisation sowie OP Wäsche zuständig. So gibt es eigentlich immer etwas zu tun, auch an Tagen, wo keine OP ist. Gerade in der letzten Zeit waren sehr viele Operationen, vor allem Kaiserschnitte, aber auch Hernien, Frakturen, eine Laparotomie, Amputation und andere OP’s. Die zwei Chirurgen, die wir hier haben, operieren praktisch fast alles. Einem Jungen mussten wir die Ulnar (eine der Unterarmknochen) entfernen, weil sie an zwei Stellen gebrochen war und somit keine Verbindung mehr hatte. 

Dieses Wochenende war ein Pfadfindercamp, organisiert von der Heri Kirche. Es campten ca. 70 Pfadfinder hier aus zwei Kirchen. Ja, nun ist es nicht so wie bei uns, dass sich jeder ein tolles Zelt leisten kann. Hier wurden die Zelte selber gemacht und ich war echt beeindruckt. Auch die Sanitärgelegenheiten waren sehr dürftig. Es gab nur ein großes Wasserfass und jeder hatte seinen Eimer, den er mit Wasser gefüllt hat. Die Toilette bestand auch nur aus einem Brett und einem Loch darunter. Aber das hat die Pfadis überhaupt nicht gestört. Sie waren happy daran teilzunehmen. Ich habe auch zwei Nächte im Zelt geschlafen mit drei anderen Mädels. Und wenn ich nicht gearbeitet habe, habe ich auch am Programm teilgenommen. Ich war zuständig für Erste Hilfe, aber es gab zum Glück keine schwierigen Fälle. Einige hatten nur Kopf- oder Bauchschmerzen, weil sie ungekochtes Wasser getrunken haben. Aber nachdem ich ihnen Medizin gegeben habe, war es auf einmal wieder gut. Ich habe mich echt gewundert, wie schnell sie wieder gesund waren. Besonders beeindruckt war ich von ihrer Singbegeisterung. Egal, ob wir eine Schnitzeljagd gemacht haben oder am Feuer saßen, meist begleitet von Gesang. Und es klang echt genial. Am Sonntag Morgen haben die Pfadis zum Abschluss im Krankenhaus auf den Stationen gesungen. Neben Geländespielen sollten die Pfadis auch etwas lernen und es gab verschiedene Themen wie Erste Hilfe, Pfadfindergeschichte, Camping…

 

 

 

 

 

Im Krankenhaus haben wir jetzt auch einen neuen Business Manager, weil Matiko, der bisherige Business Manager für ein weiteres Studium nach England gegangen ist. Es gab natürlich wieder eine Abschiedsparty mit verschiedenen Abschiedsreden. Im September wird auch einer der Chirurgen zum Studieren gehen, d. h. wir haben dann nur noch einen Chirurgen Dr. Rocero. Sie hoffen aber sehr, dass ein Neuer kommt, weil Dr. Rocero auch Medizinischer Direktor des Krankenhauses ist und somit auch sehr viele organisatorische Dinge zu tun hat. Da kommt dann das Eine oder das Andere zu kurz. Außerdem nehmen die wöchentlichen Meetings sehr viel Zeit in Anspruch. Oft tagen sie mehrere Stunden, fangen meist aber auch nicht pünktlich an. Außerdem sind sehr viele Leute in diesem so genannten ADCOM, die auch alle zu Wort kommen wollen.
Sie lieben es hier, viele Leute in Sitzungen zu haben, denn selbst im Gemeindeausschuss sind fast alle Gemeindeglieder (bei 30 Leuten) vertreten. Das ist schon lustig hier in Afrika, für uns Europäer manchmal nicht verständlich.

Ansonsten habe ich immer noch eine „WG“ mit Malaika und Baraka. Baraka lädt gerne und manchmal auch viele Leute ein. Letztens sagte er uns am Freitagabend, dass am Samstagabend vier Leute zum Essen kommen. Wir waren erstmal nicht so erfreut, dass er uns das so spät gesagt und natürlich auch noch nichts weiter vorbereitet hatte. Er wollte aber auch nicht, dass wir etwas am Sabbat vorbereiten, so haben wir uns voller Eifer am Samstagabend ins Kochen gestürzt. Zu allem Unglück hat er sich auch noch Pizza gewünscht, die dazu sehr lange dauert. Außerdem ist es hier nicht so, dass man nur ein Gericht kocht, sondern mehrere. Am Ende hatten wir dann Reis, Bohnen, Salat, Pizza, Brot, Kartoffeln, Kuchen, Früchte und Saft, den Baraka gemacht hat. Da haben wir uns selbst übertroffen. Das klingt echt viel, aber es kamen auch noch drei Gäste mehr, die er uns nicht gesagt hat. Hier muss man auf Einiges vorbereitet sein.

An Früchten mangelt uns hier echt nicht. Habe letztens zusammen mit Jesca, eine der Nurses im OP, Avocados vom Baum geholt. Das ist gar nicht so einfach, weil sie sehr weit oben hängen. Wir haben einen langen Bambusstock zu Hilfe genommen. Zitronen kannst du hier auch vom Baum holen und meine Tomaten werden langsam richtig groß, ich muss sie nur jeden Tag gießen, weil es nicht regnet. Jetzt freue ich mich erst mal auf Urlaub denn morgen Früh geht´s los zum internationalen Camporree der Pfadfinder in Mwanza am Victoriasee. Wir sind fünf Jugendliche von Heri und werden dort zehn Tage verbringen. Aber für die Hin und Rückfahrt musst du ein bis zwei Tage rechnen. Im nächsten Rundbrief werdet ihr dann erfahren, wie es war und ihr seid hoffentlich schon jetzt gespannt, genauso wie ich.

Seid gesegnet!
LG eure Lydia

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