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In der Ruhe liegt die Kraft



Geschrieben am Mittwoch, 27. April 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht des ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Jannis über seinen Freiwilliendienst an einer Grundschule in Costa Rica.

„Ein ganzes Jahr?“ – Das ist die Reaktion die ich meistens bekomme, wenn ich von Urlaubern gefragt werde wie lange ich in Costa Rica bleibe. Ich konnte es am Anfang auch nicht fassen.

Costa Rica, „die reiche Küste“, ist nun seit 8 Monaten mein Zuhause. Wo andere Urlaub machen, habe ich das Vergnügen meinen Freiwilligendienst zu leisten. Quasi direkt nach dem Abi ging es für mich nicht nur auf die andere Seite der Welt, sondern auch auf die andere Seite des Klassenzimmers. Ich arbeite nämlich in einer adventistischen Grundschule als Lehrer für Science, Englisch, Musik und Deutsch. Mit buchstäblich Null Erfahrung als Lehrer plötzlich vor einer Klasse zu stehen, war zu Beginn natürlich eine Herausforderung. Ich habe zwar 12 Jahre lang Lehrern im Unterricht zugeguckt, aber selber zu unterrichten ist noch einmal eine ganz andere Sache. Aber an Herausforderungen wächst man bekanntlich.

Unterricht mit Hindernissen

Leider ist Disziplin hier anders als in deutschen Grundschulen. Neben dem Unterrichten muss ich auch dauerhaft die Kinder davon abhalten, herumzulaufen, sich auf den Boden zu legen, ihre Nachbarn zu ärgern oder Zahnpasta aus der Tube zu naschen. Nicht immer leicht. Zum Glück habe ich nur maximal 7 Kinder in einer Klasse, trotzdem kann das schon mal echt anstrengend sein.

Nach 8 Monaten hat sich allerdings einiges eingespielt. Inzwischen habe ich selbst ein wenig Erfahrung als Lehrer. Die Anforderungen an mich selbst habe ich etwas heruntergeschraubt und nun akzeptiere ich auch einen bestimmten Anteil von Chaos in meinem Unterricht. Den kann ich nämlich nicht verhindern und so ist es gleich viel weniger stressig.
Damit bin ich auch der Lebensweise der Ticos (Costa Ricaner) näher gekommen, die leben nämlich mit vollster Stressvermeidung. Pünktlichkeit verursacht nur Stress, also weg damit. Schule ist gerade ein bisschen zu viel? Dann machen wir morgen einfach frei. Das ist der Tico-Lifestyle.

Auf Spanisch bitte

Costa Rica liegt in Lateinamerika, man spricht also Spanisch. Am Anfang kannt ich auf Spanisch nur „Vamos a la playa“, inzwischen läuft das allerdings besser. Ich unterrichte meistens auf Spanisch und da man den ganzen Tag mit Spanisch umgeben ist, lernt man das fast wie von selbst. Zu Beginn hat man natürlich noch mehr gelernt, aber trotzdem müssen mir meine Schüler noch ab und zu auf die Sprünge helfen. So bringe ich denen den Stoff bei und sie mir Spanisch. Wir helfen uns gegenseitig.
Es sprechen auch leider viele Leute Englisch. Warum leider? Wenn ich mein Spanisch üben will und jemanden auf Spanisch anspreche, brauchen die keine zwei Sätze um zu begreifen, dass ich eigentlich nur begrenzt Spanisch spreche. Also sind sie so nett und antworten auf Englisch. Danke, aber nein Danke, ich würde doch viel lieber Spanisch reden.
Wenn dann jedoch Einheimische im vollen Tico-Tempo mit mir reden wollen, verstehe ich auch nur Bahnhof.

Bis jetzt hatte ich eine echt tolle Zeit hier und ich freue mich auf die Zeit, die ich noch vor mir habe. Ich weiß schon, dass ich die Kinder vermissen werde, wenn ich wieder nach Hause fliege, aber so ist das leider. Bis dahin werde ich mein Bestes geben ein guter Lehrer zu sein.

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Ein Schritt ins Ungewisse



Geschrieben am Dienstag, 05. April 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Paula, die in Bulgarien ihren Freiwilligendienst macht.

Als ich mich vor knapp einem Jahr dafür entschied nach Bulgarien zu gehen, wusste ich nicht, was mich erwartet. Ich hatte keine Vorstellung vom Land, nur eine grobe Ahnung, was genau ich in meinem Projekt machen werde und die oft gestellte Frage „Aber warum denn Bulgarien?!“ konnte ich mir selbst nicht wirklich beantworten. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es das Richtige ist und stand ohne wirkliche Begründung voll hinter meiner Entscheidung. Und das habe ich in mittlerweile sieben Monaten im Projekt auch noch keinen Tag bereut!

So nah und doch so anders

Anders als die meisten meiner Mitfreiwilligen verbringe ich die Zeit meines Freiwilligendienstes nicht am anderen Ende der Welt. Man könnte vielleicht gerade so vom anderen Ende Europas sprechen. Mit dem Flieger könnte ich in etwas mehr als zwei Stunden wieder Zuhause sein. Bulgarien ist kein Entwicklungsland, trotzdem ist vieles anders. Obwohl Sofia sich auf den ersten Blick nicht großartig von einer normalen deutschen Großstadt unterscheidet, fällt bei genauerem Hinsehen doch immer wieder auf, dass man sich im ärmsten Land der EU Mitgliedsstaaten befindet. Löhne und der Lebensstandard sind generell niedriger und unfertige oder halb verfallene, aber trotzdem bewohnte Häuser sind keine Seltenheit, nicht nur in den Randbezirken. Die Kultur und generelle Einstellung sind zwar prinzipiell europäisch geprägt, dennoch musste ich mich erst daran gewöhnen, dass alles etwas langsamer, entspannter und spontaner von Statten geht als Zuhause. Auch einige Probleme, wie zum Beispiel die Einstellung der Bevölkerung den lokalen Roma gegenüber, wurden schnell deutlich.

Für mehr Akzeptanz und Toleranz

Das ist der Punkt, an dem mein Projekt ansetzt. Unter dem Titel „Young people for tolerance“ arbeiten wir mit Kindern und Jugendlichen in Schulen, Jugendzentren oder auch mal an der Universität. Themen wie Menschenrechte, Diskriminierung und Toleranz stehen hier in den Schulen nicht unbedingt auf dem Lehrplan und müssen daher von außerhalb kommen. Mit spielerischen Workshops versuchen wir Interesse daran zu wecken, zum Nachdenken anzuregen und weit verbreitete Vorurteile zu hinterfragen.
Leicht ist das nicht immer. Interesse von den Schülern ist selten von vornherein gegeben. Verständigungsprobleme sind keine Seltenheit und auf einmal vor einer Klasse zu stehen, statt mittendrin zu sitzen, immer noch ungewohnt für mich. Oft sind nur drei bis vier Kinder aktiv dabei und dann meistens auch eher aktiv gegen das, was wir vermitteln wollen. Doch wenn zwei dieser Kinder am Ende der Stunde nach vorne kommen, fragen wann wir wiederkommen oder einräumen, dass die Vorurteile und Stereotypen möglicherweise nicht auf alle Roma oder Flüchtlinge zutreffen und man über einiges noch ein bißchen nachdenken könnte, weiß ich, dass es nicht umsonst war.

Ich bin angekommen

Ich habe Bulgarien in den letzten sieben Monaten als ein Land voller Kontraste, mit einer wunderschönen, völlig unterschätzten Natur und viel mehr jungen Freiwilligen aus ganz Europa als ich jemals gedacht hätte, erlebt. Ich durfte unglaublich viele neue Erfahrungen sammeln, schätze auch den nicht immer spannenden Büroteil meiner Arbeit und kämpfe mit der Aussprache der praktisch nur aus Konsonanten bestehenden, bulgarischen Wörter. Ich kann immer noch nicht glauben, wie schnell die ersten sieben Monate vergangen sind und freue mich auf die nächsten vier. In einem Land, von dem ich vor einem Jahr nicht einmal genau wusste, wo es liegt und einem Projekt, über das ich kaum mehr wusste, als dass es etwas mit Kindern zu tun hat und auch Büroarbeit enthält, habe ich wirklich das Gefühl angekommen zu sein.

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