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Every Child is a Vision of Hope



Geschrieben am Dienstag, 03. Mai 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Mona über ihre Arbeit mit Straßenkindern auf den Philippinen.

Das Projekt: Straßenkinder aus Manila

Das „Rose of Sharon House of Friendship“ ist eine Einrichtung in der Nähe Manilas, in der Straßenkinder im Alter von zwei bis achtzehn Jahren ein Zuhause finden. Sie wird von der „Visions of Hope Foundation“ finanziert. Matilda und ich sind nun seit neun Monaten als Freiwillige Teil des Mitarbeiterteams vor Ort und helfen so gut wir können, z. B. bieten wir eine Betreuung für die Kinder an. Besonders in den zwei Sommerferien-Monaten ist unser Tagesplan voll. Mal mit allen Kindern, mal in den kleineren Hausgruppen versuchen wir den Tag gemeinsam zu gestalten. Es wird gespielt, getanzt, gemalt oder im Wasser des hauseigenen Pools abgekühlt.

Neuerdings gibt es T-Shirts mit verschiedenen Motiven, die man erwerben kann, um die Foundation und damit auch das Leben und die Ausbildung der Kinder zu unterstützen. Auch die Mitarbeiter und wir als Freiwillige haben ein T-Shirt und tragen es einheitlich bei Veranstaltungen oder wenn Besucher kommen. Eines der T-Shirts trägt den Aufdruck: Every Child is a Vision of Hope.

Every Child

„Unsere“ Kinder kommen von der Straße. Sie haben Dinge durchgemacht, die ich mir kaum vorstellen kann. Sie haben schulische Probleme, können nicht lange still sitzen, wollen alles haben und können uns gegenüber auch mal recht aggressiv werden.
Auch wenn es scheint, als gäbe es wenig Hoffnung für ein Kind, das in den für die Entwicklung entscheidenden wichtigen ersten Jahren so viel negativ Prägendes durchgemacht hat, ist es doch immer eine Frage der eigenen Perspektive: Was sehe ich in diesem Kind? Sehe ich seine Vergangenheit oder seine Zukunft?

Vision of Hope

Im normalen Schulalltag kann nicht alles gefördert werden, was in den Kindern positiv angelegt ist. Dazu reichen die Mittel nicht aus und es gibt zu wenig qualifizierte Lehrkräfte. Auf den Philippinen befinden wir uns in einem Entwicklungsland, dessen Schul- und Bildungswesen nicht mit dem deutschen vergleichbar ist.
In der Zukunft dieser Kinder aber sehe ich Hoffnung: Hoffnung auf ein besseres Leben. Hoffnung auf eine gute Ausbildung mit Aussichten auf einen festen Job. Hoffnung, es eines Tages einmal besser machen zu können als die eigenen Eltern.
Hier im „Rose of Sharon House“ pflanzen und sähen wir diese Hoffnung in den Kindern. Wir fördern ihr Können und ihre Talente, denn sie sind kreativ, neugierig, wissbegierig, voller Energie und noch so vieles mehr.

Weltwärts, ADRA Live und wir Freiwillige

Dank ADRA Live und dem Weltwärts-Programm haben Matilda und ich als Freiwillige die Möglichkeit, mit unserem After-School-Program ein Jahr lang den Kindern zugewandte Betreuung und gute, gemeinsame Erfahrungen zu vermitteln, die ihnen kindgerechte Erlebnisse bieten und ihre Talente positiv ausbauen. Obwohl wir selbst gerade erst die Schule beendet haben, bringen wir dennoch Erfahrungen aus unserer eigenen Kindergarten- und Schulzeit mit.
Durch Spenden aus Deutschland haben wir viele Spiele und kindgerechtes Material zur Verfügung gestellt bekommen. Das kannten und hatten die Kinder in dieser Form vorher gar nicht. Mit Hilfe kreativer Bastel- und Malangebote versuchen wir, Konzentration und Kreativität zu fördern. Beim Tanzspiel haben wir viel Spaß gemeinsam – genauso, wie das gemeinsame Backen zugleich Spaß, Verantwortung und ein (leckeres) Erfolgserlebnis bietet. Wir geben den Kindern Raum, sich zu entwickeln und zu entfalten.
Wenn man sieht, welche Fortschritte unsere Kinder in diesen neun Monaten gemacht haben, ist es die Anstrengungen und Mühe wert. Obwohl es für uns manchmal kleine Dinge sind – unsere Zeit und Aufmerksamkeit für wenige Minuten – bedeutet es den Kindern sehr viel.

Meine Erfahrung, meine Hoffnung

Die Arbeit ist für uns nicht immer einfach und bleibt eine tägliche Herausforderung. Aber jedes einzelne Kind hier ist für mich ein lebendiges Zeichen der Hoffnung – der Hoffnung auf ein besseres Leben. Ich erwarte und hoffe, dass dieses eine Jahr meines Lebens, das ich hier für die Kinder investiere, für sie und ihre nächsten Jahre positiv prägend sein wird.
Zugleich ist es prägend für mich selbst. Ich lerne zu schätzen, was ich habe, und lerne dankbar zu sein. Es ist ein Privileg, in Deutschland in eine liebende Familie hinein geboren zu sein, eine gute Schulausbildung zu haben und sich frei für ein Studium und einen Beruf entscheiden zu können.
Die Kinder im „Rose of Sharon House“ wachsen ohne ihre Eltern und Bezugspersonen auf. Sie haben nicht viele Menschen, die ihr Leben beständig begleiten, sie bestärken, ihnen Orientierung sind, sich mit Liebe und Zuneigung ihnen zuwenden. Die Mitarbeiter und wir versuchen unser Bestes, den Kindern diese fehlende Wertschätzung auf ihrem Lebensweg mitzugeben.

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Ein Leben, so ganz anders als gewohnt



Geschrieben am Mittwoch, 02. März 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht des ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Maxi, der ein Jahr auf den Philippinen lebt und arbeitet.

Seit ich hier auf den Philippinen bin, habe ich gemerkt wie klein die Welt doch war, in der ich zuvor gelebt habe. Ich glaube jeder kennt den Spruch: „Andere Länder, andere Sitten“. Aber so richtig nachvollziehen kann man das erst, wenn man es selbst am eigenen Körper erlebt hat. Es wird einem bewusst, dass in anderen Ländern viele Dinge einfach anders gemacht werden. Auf einmal wird einem klar, für wie selbstverständlich man fließendes Wasser oder permanenten Strom gehalten hat.

Nichtsdestotrotz bietet ein solches Jahr im Ausland eine unvorhersehbare Anzahl an schönen Eindrücken und aufregenden Erfahrungen. Ich bin jetzt seit fast 7 Monaten hier und habe so viele Eindrücke gesammelt, wie mein ganzes Leben zuvor noch nicht. Zudem sind die Philippinen, in die ich entsendet wurde, ein sehr schönes und naturnahes Land. Der Campus, auf dem ich lebe, liegt etwas entfernt von der nächsten Stadt. Dafür habe ich das schönste Panoramabild, was man sich nur vorstellen kann. Das Gelände ist auf zwei Seiten von Bergen umschlossen, was besonders schön in der Abenddämmerung zur Geltung kommt.

Mein Tagesablauf

Mein Tag beginnt um 6:00 Uhr mit dem Frühstück. Es gibt zu jeder Mahlzeit am Tag Reis zu essen, was am Anfang eine ganz schöne Umgewöhnung erforderte. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Um 7:00 Uhr startet dann der offizielle Tag, mit einer morgendlichen Andacht.
Nach dieser Andachtszeit habe ich ungefähr 1½ Stunden Zeit, um mich auf meinen Unterricht vorzubereiten. Der Großteil der Jungen, die zwischen 9 und 21 Jahren alt sind, geht auf öffentliche Schulen. Nur einige wenige werden auf unserem Campus unterrichtet. Meine Unterrichtszeit ist von 9:30 Uhr bis 11:30 Uhr. In dieser Zeit unterrichte ich die Kinder in Englisch und Mathe. Manchmal kann das Unterrichten recht anstrengend sein, doch wir haben immer viel zu Lachen und deswegen verfliegt die Zeit jeden Tag wie im Flug. Danach gibt es Mittagessen und nach dem Essen eine Mittagspause. Es ist das ganze Jahr über sehr warm auf den Philippinen, weswegen jeder mittags Siesta macht. Am Nachmittag wird dann im Gemüsegarten gearbeitet. Danach ist Hausaufgabenbetreuung für diejenigen Schüler angesagt, die auf öffentliche Schulen geschickt werden. Vor dem Abendbrot ist schließlich noch Zeit für sportliche Aktivitäten, wie Fußball, Volleyball oder Basketball. Nach dem Abendessen werden Karten oder Schach gespielt. Auch Spiele wie Uno oder Ligretto werden fast jeden Abend herausgeholt.

Meine außerschulischen Aktivitäten

An Wochenenden unternehme ich mit den Mitarbeitern, die auch auf dem Campus leben, häufiger Aktivitäten. Ich werde oft zum Essen eingeladen, was meiner Figur nicht so gefällt, dafür aber meinem Magen. Es schmeckt immer sehr lecker. Manchmal werde ich auch zu Mitarbeitern nach Hause eingeladen, wo das Essen immer besonders gut schmeckt. Man kann dann sehen, wie die Mitarbeiter so leben. Ich habe auch schon einmal den Bürgermeister, von einem Teil der Hauptinsel der Philippinen, kennengelernt. Er war sehr freundlich, so wie fast jeder in den Philippinen.

Ich bin der Meinung, dass jeder in seinem Leben, einmal eine solche Erfahrung machen „muss“. Es kann sehr hart sein, so weit von seiner Familie und seinen Freunden entfernt zu sein, aber die Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe, werden mich definitiv mein ganzes Leben begleiten. Ich bin sehr zufrieden mit dem Projekt, in das ich gekommen bin. Es tut gut, eine andere Kultur zu erleben und neue Freunde zu finden, die ganz anders sind als man selbst.

 

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Too blessed to be stressed



Geschrieben am Montag, 23. November 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Matilda über ihre Arbeit am Campus der „Visions of Christian School“ auf den Philippinen.

Die Philippinen – ein Land der Kontraste. Lärmende Städte und stille Natur, schicke Wohnviertel und obdachlose Kinder, ein zusammengeflicktes Tricycle neben einem aufgemotzten SUV. Und ich mittendrin: in Puypuy, einem kleinen Ort zwei Stunden entfernt von der Hauptstadt Manila.

Das “Rose of Sharon House of Friendship”

Hier lebe ich mit über 80 ehemaligen Straßenkindern auf dem Campus der Visions of Hope Christian School “Rose of Sharon House of Friendship”. Der jüngste der Bewohner hier ist gerade mal 2 Jahre alt, die ältesten sind 17. Einige der Kinder haben keine Eltern mehr, viele aber noch wenigstens ein Elternteil. Von denen wurden die Kinder jedoch so vernachlässigt, dass sie hierhergeschickt wurden oder den Eltern standen die Mittel zur Versorgung ihrer Kinder einfach nicht zur Verfügung. Unterernährung, physische und psychische Gewalt, Missbrauch – davon merkt man im Alltag auf dem Campus nicht mehr viel. Die Kinder sind fröhlich und voller Energie, offen für Neues und für fremde Menschen.

Unser „After School Program“

Erst mit der Zeit bemerkt man die Folgen: Die Kinder sind sehr anhänglich und brauchen viel körperliche Nähe. Besonders die Jungen aber auch einige Mädchen haben Probleme mit Aggressionen. Sich an Strukturen zu halten fällt vielen schwer, das Gleiche gilt leider auch für die Regeln in unserem Klassenraum. Wir haben ein „After School Program“ aufgebaut, das wir hier täglich mit den lernbehinderten und den zurückgebliebenen Kindern veranstalten. Basteln und Malen, Tanzen und Singen, Backen, Spiele spielen – kleine Dinge, die die Kinder hier doch sehr zu schätzen wissen.

Es ist oft schwierig, man braucht viel Energie und Liebe und vor allem Geduld. Wenn die Kinder trotz aller Mühen lieber schlafen als zum Unterricht zu erscheinen und die Kinder, die da sind, die Hälfte unserer Unterrichtsmaterialien mitgehen lassen, hat man einfach keine Lust mehr. Aber in diesen Momenten kommt dann plötzlich eine der kleinsten Bewohnerinnen des Rose of Sharons um die Ecke, und wenn sie dich entdeckt, dann grinst sie dich so begeistert an, dass dir das Herz schmilzt. Oder wir erklären den großen Mädels, dass am nächsten Tag kein Unterricht stattfindet und sie beschweren sich enttäuscht. Oder das chronisch unterbesetzte Lehrpersonal ist genauso erleichtert über unsere Hilfe, wie wir froh sind über die Möglichkeit, sie unterstützen zu können.

Too blessed to be stressed

Aber ich will mal nicht so tun, als wäre ich nur hier, um zu helfen: Ich lerne zehn Mal mehr Dinge, als ich die Kinder lehre – oder wohl eher zu lehren versuche. Eine neue Kultur, eine neue Sprache, neue Werte, neue Rezepte. Neue Menschen, die auch in jungem Alter schon so viel Schlimmes erlebt haben. Und nicht nur die ehemaligen Straßenkinder, auch bei einigen Geschichten aus der Kindheit der Mitarbeiter läuft mir ein Schauer über den Rücken. Und doch: Sie haben alle ihr Lachen nicht verloren.

„Be thankfull“ heißt es oft, und wenn einem das schwerfällt: „Count your blessings!“ Sich nicht unterkriegen lassen, Lebensfreude statt Selbstmitleid, die kleinen Dinge genießen. Die Leute lachen viel und machen Späße, und sie essen viel langsamer als ich es aus Deutschland kenne. Das ganze Leben läuft nach dem Motto „Gott wird’s schon richten“. Es läuft vieles nicht so wie geplant, aber darum sorgt sich niemand. Stattdessen wird einfach nicht mehr groß geplant – irgendwie wird es schon klappen. Und auch wenn es mich immer verrückt macht, irgendwie klappt es dann doch immer –  und ohne Stress lebt es sich ohnehin leichter. Egal ob „Dritte Welt“ oder „Erste Welt“, überall findet man genug Gründe, um zu sagen: „I am too blessed to be stressed.“

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(Fast) eingelebt auf den Philippinen



Geschrieben am Dienstag, 06. Oktober 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht des ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Deven über seine ersten Erlebnisse auf den Philippinen.

Als wir vom Flughafen abgeholt wurden, fiel uns gleich auf: Hier ist vieles anders. Der Verkehr ist für deutsche Verhältnisse chaotisch, aber trotzdem baut niemand einen Unfall. Selber fahren würde ich mich gar nicht trauen. Ab fünf Uhr merke ich, dass es schon dunkel wird. Ja, um fünf! Und zu jeder Mahlzeit gibt es Reis, auch wenn man Nudeln oder Kartoffeln isst.

Die ersten Tage haben wir in Manila verbracht. Nachdem wir unser Visum zum ersten Mal verlängert haben, ging es auch schon auf den Magdalena-Campus. Dort wurden wir erst mal den Mitarbeitern und den Kindern vorgestellt. Die Leute hier sind sehr nett und wir haben schnell versucht, uns an das Campusleben anzupassen, also feste Essenszeiten, früh schlafen gehen und früh aufstehen.

Der Unterricht ist eine echte Herausforderung

In den darauffolgenden Wochen haben sich unser Tagesplan und unsere Aufgaben verdeutlicht. Vormittags gehen die Jungs in eine staatliche Schule und nachmittags ist es unsere Aufgabe, ihnen mit den Hausaufgaben zu helfen und Nachhilfe zu geben. Das geschieht meistens in den Fächern Englisch und Mathe. Auf dem Campus selbst gibt es aber noch eine Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Vormittags unterrichten wir in dieser Schule. Ich unterrichte Englisch, mein Kollege Maxi unterrichtet Mathe. Es ist eine echte Herausforderung diesen Unterricht zu geben, zumal die Jungs nicht gut Englisch sprechen und die Sprachbarriere vieles erschwert, aber man schafft es doch, sich irgendwie zu verständigen. Falls es einmal wirklich nicht klappt, sind ältere Schüler und Teacher Christine nicht weit.
Zudem organisieren wir einmal die Woche einen Spieleabend für die Jungs. Egal ob Kartenspiele oder Reise nach Jerusalem, die Kinder machen immer mit sehr viel Energie mit.

Es warten kleine Abenteuer

Außerhalb des Campus warten auch kleine Abenteuer auf uns. Wir sind zu acht in einem Tricycle in die nächste Stadt gefahren. Ein Tricycle muss man sich als Motorrad mit selbst gebautem Beifahrerwagen vorstellen. Das Picknick am Fluss war auch abenteuerlich. Geschirr braucht man nicht! Man stellt das Essen einfach auf frisch abgerissene Bananenblätter und isst alles mit den Fingern.

Nach zwei Monaten hier kann ich sagen, dass mir die Arbeit mit den Jungs echt Spaß macht und dass sie mir schon ans Herz gewachsen sind. Auch wenn manche Sachen anders sind, traue ich mich zu behaupten: Ich habe mich (fast) eingelebt.

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„Wieder etwas gelernt!“



Geschrieben am Montag, 25. Mai 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht des ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Johannes über seine bisherigen Erfahrungen auf den Philippinen.

Mein Leben war schon vor meinem Freiwilligendienst auf den Philippinen ein stetes Ausdenken, Ausschau halten, Ausprobieren. Von Wissbegier angetrieben, lebte ich lange Zeit auf recht turbulente Weise vor mich hin. Alles wollte ich wissen oder zumindest mehr, als alle anderen. Ich lernte dies und dann jenes, während ich erstgenanntes wieder vergaß. Ich meinte, für meine Lebenssuppe das perfekte Rezept gefunden zu haben, indem ich nur übermütig mehr und mehr Zutaten hinzugab, anstatt nach einem besonderen Geschmack zu suchen. Erfolg und Zufriedenheit würden folgen, davon war ich überzeugt, wie der Mann, der versuchte, dem Regenbogen nachzulaufen. Genau diese Einblicke aber, die ich aufgrund meines Ehrgeizes haben durfte, wusste ich dabei nie wirklich wertzuschätzen.

Neue Erfahrung führt zum Umdenken

Erst eine ganz neue Erfahrung bewirkte dann mein Umdenken: mein einjähriger Freiwilligendienst am CCT Campus für Straßenkinder in Magdalena auf den Philippinen. In die Rolle des Lehrers, Vorbilds und Freunds dieser Kinder und Jugendlichen gestoßen, war ich plötzlich nicht mehr nur für meinen eigenen Lernfortschritt verantwortlich. Vielmehr war plötzlich von Bedeutung, was ich meinen Schülern beizubringen vermag, den wohl unbelehrbarsten Wesen auf diesem Planeten.
– Unbelehrbar, weil sie bereits alles wissen, was sie wissen müssen, nämlich, um auf der Straße zu überleben. Was kann ich einem Kind noch mitgeben, das halb so groß ist wie ich, aber schon weit mehr durchgestanden hat, als ich in meinen schlimmsten Albträumen?
– Unbelehrbar, weil sie alles wissen, was sie wissen sollen. Was kann ein mit Perspektiven überschütteter Träumer, wie ich, einem Kind, dem selbst die Trägerorganisation kaum einen Schulabschluss zutraut, über seine eigene, offensichtlich begrenzte Zukunft erzählen?
– Unbelehrbar natürlich auch, weil sie im Grunde auch nichts wissen wollen, diese Kinder, die scheinbar noch nie einen Gedanken an Lebenssinn und Lebensziele verschwendet haben.

Und auf einmal kam ich mir so fehl am Platz vor, mein Kopf angefüllt mit nutzlosen Daten und Fakten, Ideen aus einer anderen Welt. Ich konnte für diese Kinder kein Brot der Erkenntnis backen, wie ich mir das vielleicht gewünscht hatte, denn das gute, alte Mehl des Wissens gab es hier einfach nicht im Angebot. Selbst der Weizen des Interesses wollte erst gepflanzt werden, als ein kleiner Samen der Inspiration im fruchtbaren Acker der Liebe und des Vertrauens. Dies ist also meine Aufgabe: Mit Enthusiasmus und gutem Vorbild den Kindern die Lust zum Lernen, zum Schaffen, zum Werden einzuhauchen.

„In der Realität ist es nicht Wissen, sondern Weisheit, die uns Menschen wirklich verändert…“

Das Prinzip dieser Methode ist natürlich die Einfachheit des Lernangebots. Um die Kinder zu erreichen, musste ich von meinen eigenen intellektuellen Ansprüchen Abstand nehmen. Und während ich das Gefühl hatte, Eindruck bei meinen Schülern zu hinterlassen, schien mein eigener Lernfortschritt gleichsam auf der Strecke zu bleiben. Mit der Zeit hatte ich mehr und mehr das Gefühl abzustumpfen, auf der Stelle zu laufen. Ich hungerte nach Wissen, außer Acht lassend, dass Wissen, wie es kommt und geht, für die Seele, für das Leben kaum Bedeutung hat. Im Leben lernt man nicht, wie einst in der Schule, wo Lernfortschritt etwas Messbares ist, auf Fleiß allein beruhend. In der Realität ist es nicht Wissen, sondern Weisheit, die uns Menschen wirklich verändert – die Lehren des Lebens. Wir sind uns meist nicht bewusst, wenn wir diese lernen, noch weniger können wir die Auswirkungen des Gelernten erfassen.
Oft lernen wir am Meisten, wenn wir meinen, überhaupt nichts Neues zu erfahren. Wenn wir planlos sind, fassen wir die größten Visionen. Wenn wir uns fremd fühlen, lernen wir zu schätzen, was wir haben. Immer wenn wir uns in Eintönigkeit wähnen, suchen wir nach den Schätzen unseres Lebens. Und immer wenn wir verzweifelt sind und aufgeben wollten, sind wir bereits dabei, unsere Erwartungen zu übertreffen.

„Ich habe in Magdalena ein Zuhause gefunden.“

Denn es geht im Leben nicht darum, in Ruhe und Sicherheit zu sein. Es geht ja nicht einmal darum, Antworten zu finden. Es geht nur darum, die richtigen Fragen zu stellen und nie aufzuhören, Fragen zu stellen. Antworten schenkt uns Gott immer zum richtigen Zeitpunkt.
Ja, vor allem meine Beziehung zu Gott hat sich während meines Dienstes vertieft. Gott, der jeden Moment meines Lebens gestaltet, um mich zu belohnen oder zu belehren, diesen Gott habe ich in den Herausforderungen meines Dienstes gefunden. Mein Vertrauen zu Ihm wächst mit jeder Schwierigkeit, die ich meistern darf. Seit Gott mein Lehrer ist, kenne ich meinen Weg, zu dem ich, selbst wenn ich dann und wann einmal irre, immer wieder zurück finden kann.
Acht Monate sind mittlerweile vergangen. Ich habe in Magdalena ein Zuhause gefunden und bin dennoch ein völlig Fremder. Mein Alltag ist ein wundervoller Mix aus überraschenden und ermüdenden, nervtötenden und unbeschreiblich schönen Ereignissen. Ich lerne – bewusst und unbewusst. Ich lebe. Immer noch. Endlich. Sinnvoll.

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Von der Schülerin zur Lehrerin und wieder zurück



Geschrieben am Montag, 11. November 2013 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Elena über ihre bisherigen Erfahrungen auf den Philippinen

Lehrer sein – was das wirklich bedeutet, habe ich erst hier gelernt.

Wenn ich „hier“ sage, dann rede ich von der „Rose of Sharon VOH School“ in Puypuy, Laguna auf den Philippinen.

Seit 7 Wochen darf ich an dieser Schule als Lehrerin von insgesamt 49 Kindern im Alter von 4 bis 16 Jahren arbeiten und dabei oft feststellen, dass ich beim Unterrichten selbst noch viel dazu lerne.

Zu meinen Aufgaben gehören das Unterrichten von Schwimmen, Backen und Kunst, sowie das Assistieren in English, Science, Mathe und Word Building. Als Lehrerin auf den Philippinen bin ich nur während des Unterrichts für die Schüler da, sondern verbringe auch viel Zeit außerhalb des Klassenraums mit ihnen, da wir zusammen auf einem Campus leben.

Alle Kinder, die hier zur Schule gehen, haben vorher auf der Straße gelebt. Zwar vergisst man diese Tatsache schneller als man denkt, aber ab und zu, wenn eines der Kinder plötzlich anfängt zu weinen oder beinahe gleichgültig und nebenbei erzählt, dass seine Eltern bereits gestorben sind, dann wird einem bewusst, dass diese Kinder Dinge erleben mussten, die ein Kind nicht erleben sollte. Gerade deswegen beeindrucken sie mich mit ihrer unglaublichen Lebensfreude.

Wenn sie mir jeden Tag aufs Neue mit einem strahlenden Lächeln in die Arme laufen, fällt es mir fast nicht mehr schwer, um 6 Uhr morgens mit dem Schwimmunterricht zu beginnen.

Sollte man sich doch einmal fragen, weshalb man diese Arbeit hier macht, dann braucht man nur einen Schritt vor die Tür zu setzen und merkt sofort, wie viel es den Kindern bedeutet, dass wir für sie da sind und ihnen Aufmerksamkeit und Liebe schenken. Ob eine einfache Umarmung, kleine Spiele oder lediglich nur zuhören kann bei ihnen so viel bewirken.

Ihre positive Art ist so ansteckend, dass ich bereits merke, wie ich durch sie lerne, optimistischer und geduldiger zu sein. Dies hilft mir gleichzeitig bei meiner Aufgabe, diese äußerst aufgeweckten und eigensinnigen Kinder zu unterrichten.

„While we try to teach our children all about life, our children teach us what life is all about.“

Dieser Satz steht an der Wand im Lehrerzimmer. Je öfter ich ihn lese, desto mehr wird mir bewusst, wie viel Wahrheit doch darin liegt.

Hier Lehrerin zu sein, bedeutet viel mehr als nur zu unterrichten. Es bedeutet große Schwester, Seelsorger, Entertainer und Vorbild zu sein. Es bedeutet viel von sich selbst in diese Kinder zu investieren und gleichzeitig noch mehr wieder zurück zu bekommen. Aber vor allem bedeutet es, selber Schülerin zu sein.

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Mein neues Leben als Lehrerin auf den Philippinen



Geschrieben am Dienstag, 15. Oktober 2013 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Daniela über ihre bisherigen Erfahrungen auf den Philippinen

Die „Rose of Sharon“ Schule

Kinderlachen, erwartungsvolle Gesichter, viele kleine Hände die einen umarmen, das permanente Hupen der Autos und die tropische Hitze … all das ist nun gar nicht mehr wegzudenken und das, obwohl ich erst seit vor knapp vier Wochen auf dem Campus der Visions of Hope Christian School „Rose of Sharon“ in Puypuy auf den Philippinen angekommen bin.

48 Kinder im Alter von 3 bis 16 Jahren leben hier.

Dass ich nun ihre neue Lehrerin sein sollte, war schon ein komisches Gefühl, bedenkt man einmal, dass ich selbst erst vor ein paar Monaten meine Schulzeit beendet habe. Nichtsdestotrotz habe ich mich sehr auf meine neue Aufgabe gefreut und diese Freude wuchs beim Kennenlernen der Kinder ins Unermessliche.

Nach einer Woche des Einarbeitens durfte ich auch alleine unterrichten und feststellen, dass es nicht gerade einfach ist, eine quirlige Kinderschar zum Zuhören zu bringen. Auch wenn die Sprachbarriere das Kommunizieren nicht gerade leicht macht, so fällt ihnen trotzdem immer ein Weg ein, mir zu erklären, was sie sagen wollen – zur Not mit Händen und Füßen.

Es bedarf keiner Worte, um diese Kinder sofort lieb zu gewinnen. Es reicht schon, wenn sie einen einfach nur anstrahlen. Dabei vergisst man ganz leicht, was für eine Vergangenheit diese Kinder haben. Sie alle haben auf den Straßen der Metro Manila gelebt und sich irgendwie durchgeschlagen, bis sie eines Tages jemand in eines der vielen CCT Center der Stadt gebracht hat, von wo aus sie nach Puypuy übermittelt wurden. In den Straßen der Millionenstadt mussten sie zuvor ums Überleben kämpfen. Viele haben Klebstoff gegen den Hunger geschnüffelt oder wurden zu Dieben, um irgendwie an Essen zu gelangen.

Unvorstellbar, denk ich jedes Mal erneut, wenn ich sehe wie glücklich sie auf dem Klettergerüst herumlaufen, singen oder eine Mischung aus Baseball und Fußball spielen, als wären sie eben ganz normale Kinder.

Eins ist mir bewusst geworden: Lehrerin an dieser Schule zu sein, bedeutet viel mehr als nur zu unterrichten. Es bedeutet den Kindern eine neue Perspektive zu geben. Und es bedeutet, ihnen Geborgenheit und Liebe zu schenken, denn das brauchen sie am aller meisten.

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