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Der neue Bäckerlehrling



Geschrieben am Samstag, 28. Februar 2009 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

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Ich bin nun schon seit drei Wochen mitten drin in meiner Ausbildung als Bäckermeister. Die erste Woche arbeitete ich morgens in der Bäckerei, einfach aus dem Grund, da ich etwas frühstücken wollte. So kämpfte ich mich morgens um 7 Uhr aus dem Bett und in den Bus, um eine halbe Stunde später die ersten, frischen, warmen, knusprigen und leckeren Brötchen und „Facturas“ genießen. Ich tat das natürlich in erster Linie nicht, um meinen Hunger zu stillen, sondern viel mehr zur Produkttestung. Man muss sich ja sicher sein, dass die Ware auch genießbar ist, denn sonst werden die Kunden verschreckt.

Die Morgenschicht ging für mich von 7:30 – 13:30 Uhr. Um 13:30 Uhr schlossen wir, wie alle Geschäfte hier, für die Siesta. Für mich hieß das allerdings keine Siesta. Ich stieg in den Bus und fuhr zum Kindergarten. Dort half ich dabei, unseren Kindergartensaal wieder themenbezogen zu schmücke. Wir sind nun nicht mehr die Gruppe der „Caballitos“ (Pferdchen), sondern der „Leonsitos“ (Verniedlichungsform von Löwe, die mir gerade im Moment nicht einfällt). Manchmal arbeite ich hier auch schon als Übersetzer. Einige Berichte müssen vom Spanischen ins Deutsche übersetzt werden, damit der Vorstand von REACH (die Organisation, die das ganze hier mehr oder weniger sponsort) auch etwas versteht.

Um 19 Uhr war ich dann wie gewohnt zu Hause, aber tot müde im Vergleich zu früher.

Meine Arbeit in der Bäckerei bestand morgens darin, die Brötchen für den Ofen vorzubereiten, Plätzchen zu machen und zu verzieren, „Torta Frita“ (Teig im Öl gebraten) zu frittieren, Facturas zu schmücken, Kunden zu bedienen und jede Menge anderen Süßkram mit Schokolade zu überziehen oder mit „Dulce de Letche“ zu verzieren. Hört sich zwar nicht nach viel an, aber ich und der Bäcker Isai waren ohne Pause am Arbeiten. Nur zwischen drin gönnten wir uns hin und wieder eine Matepause von ca. 30 sec.

Isai war begeistert, dass ich nun in die Bäckerlehre gehen werde und orderte bei meiner Chefin Victoria eine Arbeitszeitverschiebung für mich an, sodass ich ihm beim schweren Teil helfen kann.

Nun arbeite ich schon seit zwei Wochen in der Spätschicht der Bäckerei. In dieser arbeite ich von 17:30 oder 18:00 Uhr – je nachdem welchen  Bus ich vom Kindergarten aus bekomme – bis meistens 21:30 Uhr (kann aber auch 22:00 Uhr werden).

Hier ist meine Arbeit ein wenig einseitiger. Neben der Kundenbedienung helfe ich hauptsächlich Isai die fast 2.000 Brötchen mit der Hand zu kneten. Das hört sich nicht nur nach viel an, sondern ist auch eine ziemlich anstrengende Arbeit. Maschinelle Unterstützungen haben wir nur zum Teigzubereiten (kneten usw.) und zum Wälzen des Teiges. Der Rest ist Qualitätshandarbeit.

Es gibt fünf verschiedene Arten von Brötchen. Da euch die Namen nichts sagen würden und ich sie noch nicht auswendig kann, verpasse ich ihnen einfach mal deutsche Namen:

1. Normale Brötchen
2. Kleine runde Brötchen
3. Kleine normale Brötchen
4. Kleine Vollkornbrötchen
5. Kleines Baguette
6. Brötchen in Form eines ovalen Hamburgers

Die ersten fünf Brötchensorten müssen wir alle mit der Hand formen, die sechste wird wie Plätzchen mit einer Form gestanzt. Zu den gut fast 2000 Brötchen kommen noch ca. 30 Weißbrote. Einmal so wie wir sie kennen rund und quadratisch und die anderen sind Gautchobrote, die man auch nach einer Woche noch ohne Probleme essen kann und die früher von den Gautchos während ihren Reisen gegessen wurden.

Sobald wir die Brotabteilung hinter uns gelassen haben, bin ich total fertig und meine Arme hängen ein wenig schlapp von der Schulter, aber das heißt noch lange nicht Feierabend. Nun geht es an die Arbeit, die „Facturas“ herzustellen.  Während Isai die etwas schwereren Croissants herstellt, bin ich damit beschäftig die restlichen „Facturas“ zu formen. Es ist an sich ganz einfach. Sie haben alle dieselbe rechteckige Form, man muss nur wissen wie man diese so vielfältig wie nur möglich variieren kann. Da ich ein sehr kreativer Mensch bin, habe ich schon zwei neue „Facturas“ entwickelt, „Factura Schäffer“ und für die andere habe ich noch keinen Namen.

Dies dauert meistens bis 21:30 Uhr. So arbeitet der Bäcker immerhin fast 2 Stunden weniger pro Tag, denn ohne meine Hilfe müsste er fast bis 23 Uhr Brötchen machen. Dann heißt es für uns beide und der Frau von Isai (die als Verkäuferin arbeitet), nach an die 100-150 Kunden, Feierabend! Meistens müssen wir allerdings die Bäckerei schon vor Ladenschluss schließen, da uns das ganze Brot leer gekauft wurde.

Zuhause komme ich meisten zwischen 22 und 22:30 an, dann heißt es schnell was essen und Freizeit, da ich am nächsten Morgen mehr oder weniger ausschlafen kann. Zur Erinnerung ich muss erst um 14 Uhr im Kindergarten sein und da ich dazu noch ein sehr nachtaktives Wesen bin, bin ich meistens noch bis um 1 Uhr wach und beschäftige mich mit diesem und jenem. Leider geht es im Kindergarten unter meinem Zimmer schon um 9 Uhr los mit der Vorbereitung für den 2. März (den Kindergartenanfang), sodass ich es nicht länger als 10 Uhr im Bett aushalte.

Da es nun wieder so langsam kälter wird, heißt das für mich und John unseren leeren Holzspeicher mit Holz für den Winter zu füllen. Ich denke mal damit werden wir die nächsten Tage verbringen, eher gesagt Morgende.

Viele liebe Grüße ins kalte Deutschland, vom noch warmen Bariloche!

Abrazos

berichtet vom Außenposten der modernen Zivilisation

Marcelo (Argentinien)

1 Kommentar » ADRA Live!

Eine Reaktion zu “Der neue Bäckerlehrling”

  1. Eva Roon

    uauuuuuuuuuuuuu richtig genial!!!
    Das würde ich gern alles erst mal probieren und danach lernen,wie man das macht….

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