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Der Weg zurück ins Niemandsland …



Geschrieben am Donnerstag, 25. Februar 2010 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

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Endlich war es soweit! Unsere Mission, dem Massaidorf am Berge von Landanai mehr Mais zu bringen, konnte beginnen.

Wir mussten mehrere Monate warten, da der Regen whrend der Regenzeit die Wege, welche nur aus Sand und Erde bestehen, weggespült hat und man sich mit einem Auto dort sonst nur festfährt. Leider hat der Regen nicht nur die Straßen weggespült, sondern auch ein paar Lehmhütten und Maisplantagen, sodass die Menschen leider immernoch stark an Hunger leiden. Jetzt sind die Wege wieder einigermaßen trocken und wir wollten nun endlich den hungernden Menschen mehr Essen bringen.

Um zu sehen, dass das gespendete Geld auch wirklich richtig eingesetzt wird, wollten Renate (eine zweite Adrafreiwillige) und ich auch mit zur Maisbeschaffung mitgehen. Wir mussten zu mehreren Märkten fahren, um den besten Preis aushandeln zu können. Es sollte so viel Mais wie möglich von dem Geld gekauft werden, um die Not in dem Dorf ein bisschen zu reduzieren.

Der dritte Markt, auf dem wir waren, war ein riesiger Masaimarkt. Ich war noch nie auf einem größeren Markt hier in Tanzania gewesen. Es wurde nicht nur Essen verkauft, sondern auch Tiere. Alles war voller Schafe, Kühe, Esel und Hühner. Renate und ich mussten jedoch vorerst für die Preisverhandlung im Truck warten, da die anderen ADRA-Mitarbeiter befürchteten, dass wir nicht den gewünschten Preis erhalten werden, wenn die Maisverkäufer weiße, westliche Leute sehen. Nach ca. zwanzig Minuten kamen unsere Leute mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wieder. Sie haben den Preis bekommen, den wir vorher in unsere Planung mit einkalkuliert haben und haben auch schon direkt bezahlt. Sie wollten uns holen, damit auch wir den Mais noch ein letztes Mal überprüfen konnten und da schon bezahlt wurde gab es auch eigentlich nichts zu befürchten. Der Mais sah sogar besser aus, als beim letzten Mal und 16 Säcke 100kg lagen für uns bereit. Unser Fahrer und die beiden anderen ADRA-Mitarbeiter fingen an die Säcke auf den Truck zu laden, aber der Maisverkäufer jedoch starrte mich und Renate mit einer eiskalten Miene an. Schließlich fing er an wütend, mit den Händen fuchtelnd auf uns zu zeigen. Als nur noch ein Maissack zum Aufladen übrig war, fing der Maisverkäufer an mit unseren Leuten lautstark zu diskutieren. Auf einmal wollte er für jeden Sack Mais noch 2000 Schilling mehr haben. Unsere Leute erklärten ihm, dass wir dieses Geld nicht haben, da der Preis genau kalkuliert worden war und dass dieser Mais in ein Masaidorf geht und wir somit seinen Brüdern helfen werden. Doch der Maisverkäufer und seine Männer wurden immer wütender und die lautstarke Diskussion begann zu einem Schreiwettkampf zu werden. Schließlich jedoch führte der Schreiwettkampf zu einer Prügelei. Der Maisverkäufer versuchte mit seinen Leuten die Maissäcke wieder aus dem Truck zu ziehen und unsere Männer hielten ihn mit aller Kraft davon ab. Sie bakamen Ohrfeigen und heftige Tritte zu spüren und es war furchtbar das mit an zu sehen! Schlielich guckte der Maisverkäufer wieder in unsere Richtung und ich konnte die Männer auf uns zu hechten sehen. Da hörte ich unseren Fahrer nur noch brüllen: Rennt ins Auto! Der Fahrer und wir sprangen in den Truck und die anderen beiden ADRA-Arbeiter hüpften so schnell sie nur konnten auf die Maissäcke drauf. Losfahren konnten wir leider noch nicht, da der Maisverkäufer sich nun vors Auto geschmissen hatte und den Weg blockierte. Mittlerweile hatte sich eine riesige Menschenmenge um uns herum versammelt und ich habe mich auf einmal wie ein Schaf unter Hyänen gefühlt. Unser Fahrer nahm schließlich laut Gas und fing an los zu fahren. Der Maisverkäufer sprang im letzten Augenblick weg und wir fuhren mit Volldampf davon. Ich habe nur gebetet: Bitte lass uns kein Esel, Schaf, Ziege oder Huhn überfahren! Zum Glück ist alles gut gegangen.

Am nächsten Morgen war es soweit und alles war bereit zum Losfahren: Der Pastor aus dem Dorf, welcher uns wieder den Weg weisen sollte, unser Fahrer Namens Schukuru, ein ADRA- Mitarbeiter Namens Wanamiti, was soviel heißt wie starker Baum, Renate, Claire und Ich als Freiwillige und natrlich der mit Mais beladene Pick up Truck. Da neben dem Fahrer nur ein Platz zum Sitzen war, saßen wir Freiwilligen mit dem Pastor auf den Maissäcken und die Fahrt ging los. Nach zwei Stunden wurde es schon ein kleines bisschen erschwerlicher. Die Straßen wurden zu steinigen, staubigen und holprigen Trampelpfaden, die Sonne wurde immer heißer und der Fahrtwind zog am Gesicht entlang. Ich konnte mich noch grob an den Weg erinnern und als ich so auf das Land schaute, konnte ich genau sehen, was sich durch die Regenzeit alles veränderte. Es war wundervoll zu sehen, dass viele dürre Sträucher zu kleinen grünen Büschen heran gewachsen waren. Das Land war immer noch trocken, aber wenigstens ein ganzes Stck grüner und lebendiger. Ein Gefühl von Weite und Freiheit kam in mir auf, welches mich sehr motivierte.

Nach mehreren Stunden kamen wir endlich in dem Dorf an, müde und kaputt von der Fahrt. Die Freude der Menschen aus dem Dorf war jedoch so groß als wir ankamen, dass die Müdigkeit wieder nach ließ. Die Kinder, welche letztes Mal noch so schüchtern waren, kamen dieses Mal direkt auf uns zu gerannt, umarmten uns und nahmen uns an den Händen. Ich konnte mich an die meisten Gesichter erinnern und die freudigen Gesichtsausdrücke der Leute und vor allem der Kinder haben mich überwältigt.

Bevor die Maisverteilung losging warteten wir noch auf den Dorfältesten und den Dorfvorsteher. Schlielich war die ganze Gemeinde versammelt und der Pastor begrüßte alle. Als der Pastor uns bat auch ein paar Worte zu sagen, nahm ich schließlich meinen Mut zusammen und stellte mich vor die Menschenmenge. Ich fing an, ihnen davon zu erzählen, wo das Geld herkommt und dass meine Gemeinde und ein paar andere liebe Leute aus Deutschland extra ein bisschen Geld für dieses Dorf gegeben haben. Anschließend haben wir noch miteinander gebetet. Die Ansprachen haben ein wenig gedauert, da sie vom Englischen, ins Suaheli und vom Suaheli in die Masaisprache übersetzt wurden. Zum Schluss jubelte die ganze Kirche und die Maisverteilung konnte beginnen.

Ungefähr zwei Stunden später hatte jedes Gemeindemitglied ein Bäutelchen voll Mais und wie letztes Mal auch, sammelten die Leute zum Schluss noch die letzten Maiskrümelchen vom Boden auf. Der Dorfvorsteher konnte sich gar nicht oft genug bei uns bedanken und möchte die herzlichsten Grüße an die Spender aus Deutschland übersenden. Der Pastor erklärte mir nach der Maisverteilung noch, dass die Leute den Mais nicht nur zum Essen benutzen, sondern auch zum Pflanzen. Der Regen in der Regenzeit war zwar stark, aber es war trotzem noch nicht genug für die Maisplantagen. Somit sind viele Maisplantagen weggespült worden, aber danach auch vertrocknet und das Geld hat gefehlt, um sich neue Samen zu kaufen. Jetzt können die Leute aus dem Dorf wieder neuen Mais anpflanzen.

Der Dorfälteste lud uns wieder einmal fürs Abendessen bei sich ein und die ganze Famlilie freute sich, als sie uns wiedersahen. Sie kannten sogar noch Renates und meinen Namen und ich wünschte, ich hätte ihre Namen auch alle behalten. Die Leute strahlten Herzlichkeit aus und die Gastfreundschaft war wundervoll. Wir plauderten noch bis in die Nacht mit den Leuten und spielten mit den Kindern, bis unsere Kräfte wirklich nachließen und wir nur noch ans Schlafen denken konnten.

Wir haben die Nacht gut überstanden. Mir ist zwar zwei Mal eine Riesenspinne übers Bein gekrabbelt und ich bin bei meinem Toilettengang versehentlich auf eine Kackerlake gefallen, aber am nächsten Morgen schien alles friedlich.

Der Abschied von den Leuten war sehr rührend und der Dorfälteste sagte uns, dass wir Freunde des Dorfes und der Gemeinde sind und jeder Zeit willkommen sind, auch wenn wir nichts für sie mitbringen können. Ein Junge aus dem Dorf wollte mir sogar einen Babyesel schenken, worüber ich mich richtig freute. Ich hatte den kleinen Esel gerne angenommen, wenn ich dort wohnen würde.

Der Heimweg war leider noch etwas unbequemer als der Hinweg, da der Truck voll bepackt mit Kohle war, welche die ADRA-Mitarbeiter billig in dem Masaidorf kaufen konnten. Die Kohle war steinhart, die Sonne brannte und die Fahrt schien unglaublich lange zu gehen. Zwischendurch gabelten wir einen Masaimann auf, welcher in die gleiche Richtung, wie wir lief. Er bedankte sich bei uns, dass wir ihn mitfahren ließen und meinte, dass er wieder einmal sehen konnte, dass Gott über seine Schäfchen wacht. Dieser Mann hatte nämlilch einem anderen kranken Mann sein Fahrrad ausgeliehen und hätte wohl noch einen drei stündigen Fußweg vor sich gehabt.

Auf der restlichen Rückfahrt war ich sehr nachdenklich. Ich habe mir über die Zustände der Leute viele Gedanken gemacht und ich bin mir sicher, dass man als weiße Person dort eingehen würde. Die extrem starke Sonne, die Hitze und die Wasserverhältnisse sind wirklich nicht zu unterschätzen. Diese Leute bestitzen Hüttchen, in denen man sich vielleicht gerade einmal umdrehen kann und Krankenhäuser sind Kilometer weit entfernt. Jeden Tag müssen sie viele Kilometer in der heißen Sonne zurücklegen, ob zur Wasserstelle oder zum Jagen.

Als wir nach mehreren Stunden endlich angekkommen waren hatten wir drei alle einen Sonnenbrand, Sonnenstich und sehr, sehr viel Durst. Aber der Ausflug hat sich unglaublich doll gelohnt. Ich bin dankbar dafür, diese Menschen kennengelernt haben zu dürfen und sie zu meinen Freunden zählen zu können. Ich danke auch ganz besonders der Gemeinde Idstein und all denen, die etwas gespendet haben!!!

Alles Liebe von eurer Tanja

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