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Lydia schreibt aus Tansania



Geschrieben am Freitag, 04. Juli 2008 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

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Ein herzliches Hallo an mein fleißiges Lesepublikum,

schön, dass es euch so interessiert, was ich hier so treibe. Danke auch für eure Mails. Ich freu mich immer, wenn ich Post hab. Ich hab gehört, dass es bei euch jetzt auch Frühlingshaft wird und ihr ein paar Sonnenstrahlen aus Tansania bekommen habt. Ich hoffe ihr seid alle gesund und munter. Mir geht es auch gut und darüber bin ich echt dankbar.

Als ich heut früh aufgestanden bin und die Sonne auf meinem Gesicht gespürt habe, hab ich gleich gute Laune bekommen. Und so kann ich meinen freien Tag doppelt genießen und habe das Frühstück im Freien so richtig genossen. Ich habe die Nachtschichten gut überstanden. Es waren drei am Stück. Wir hatten in der Zeit sehr wenig Patienten und so war nicht viel zu tun. Der Pfleger von der Männerstation hat mich alle drei Tage zum Abendessen nach Hause zu seiner Frau eingeladen. Ich finde es so toll, wie gastfreundlich hier alle sind und man ist immer herzlich willkommen.

Mitternacht ist die letzte Medikamentengabe und dann ist bis morgens eigentlich nicht so viel zu tun, wenn wir keinen Zugang bekommen oder Infusionen verabreichen müssen. Tabletten setzen, wie ich es in Deutschland gewöhnt war, gibt es hier nicht in der Nachtschicht, weil man diese jeden Morgen aus der Apotheke holen muss. Da wir es sehr ruhig hatten, haben wir ein paar Stunden geschlafen. 6.00 Uhr ist Vitalzeichen messen angesagt und gegen 7.00 Uhr oder etwas später (remember afican time) kommt dann die Ablösung.

Am Morgen nach der letzten Nachtschicht musste ich gleich nach Kasulu fahren wegen meines Business-Visas. Makengo, der im Administration Office von Heri arbeitet, hat mich begleitet. Wir fuhren mit einem Kleinbus, der überfüllt mit Leuten war, ca. 2h. Aber trotzdem konnte ich etwas schlafen. In Kasulu angekommen habe ich glücklicherweise mein Business-Visa bekommen, das mir erlaubt hier zu arbeiten, musste aber dafür 100 $ bezahlen. Es gilt für 3 Monate. Ich hoffe, dass ich in der Zeit meine Arbeitserlaubnis (gilt für 2 Jahre) bekomme. Meine Registrierung als Krankenschwester habe ich auch schon erhalten.  Ok. Zurück zu Kasulu: Es ist eine größere Stadt und somit kann man auch einige Lebensmittel kaufen wie Milch, Haferflocken, Nudeln,… die man auf dem Markt nicht bekommt. Ich habe auch einige Samen gekauft. Wir haben einen kleinen Garten hier und da hab ich gedacht, ich könnte ja etwas anbauen. Die Tomatenpflanzen sprießen schon in den Töpfen. Vielleicht werde ich heute beginnen, etwas zu säen. …. Die Rückfahrt von Kasulu war etwas bequemer, weil wir ein Taxi genommen haben. Die nächsten zwei Tage hatte ich frei und das war genug Erholung.

Maleika, meine Mitbewohnerin, ist nun auch zurückgekehrt aus ihrem Urlaub und so wohne ich nicht mehr allein. Sie kam zwar eine Woche später als erwartet, aber das ist Ok. Ich habe auch ihren frisch angetrauten Ehemann kennengelernt und muss sagen er ist sehr nett. Hungrig von der Reise haben sie meine Pizza genossen. Ich habe ihnen auch ein Herz aus Teig gebacken.

Das Krankenhaus hat am nächsten Abend eine Willkommensparty veranstaltet. Wir haben alle gemeinsam gegessen, es wurden Glückwünsche überbracht und Reden gehalten, Begleitet von Musik. War echt lustig. Am nächsten Tag ist Baraka, Maleikas Ehemann, schon wieder abgereist, weil er arbeiten muss (er ist Pastor und Jugendsekretär in einem anderen Bezirk). Sie hoffen aber beide, dass er vielleicht bald hierher versetzt wird.

Am Donnerstag habe ich zusammen mit den Medizinstudenten und einem Einheimischen eine Wanderung zu der Hydroelektric- Anlage gemacht, wo der Strom für das Krankenhaus und die Häuser drumrum produziert wird. Das Gebiet hier ist mit eines der einzigen im Umkreis, das mit Strom versorgt wird. Die anderen Dörfer besitzen keinen Strom. Das ist schon ein Privileg. Man muss ca. 2h laufen um den Wasserfall zu erreichen, aber ich habe den Spaziergang so richtig genossen. Das Wetter war auch optimal, es hat nicht geregnet, war aber etwas Wind uns somit nicht so warm. Natürlich auch tückig, denn abends haben wir dann gemerkt, dass wir einen Sonnenbrand hatten.

Angekommen an dem Wasserfall haben wir unser Picknick gemacht. Zur Zeit ist genug Wasser vorhanden Strom zu erzeugen, aber in der Trockenzeit kann es zu längeren Stromausfällen kommen, weil das Wasser sehr rar wird. Als wir genug gesehen hatten, haben wir den Heimweg angetreten und erreichten dann nach einem langen Fussmarsch etwas erschöpft das Krankenhausgelände.

Letztens war ich mal im Apothekenlager und war echt verwundert über die vielen Sachen, die es dort gibt. Vieles wurde von anderen Ländern gespendet. Unter anderem habe ich einen Haufen Verbandsmaterial entdeckt, wie Comfeel, Melpore …, dass wir auch in Deutschland verwenden. Das Problem hier ist nur, dass die Krankenschwestern nicht wissen, wie man es anwendet und für was und deshalb wird es nicht benutzt. Ich hab mir vorgenommen, mich eingehender damit zu befassen und dem Personal zu zeigen, wie man das alles benutzt. Auch habe ich einige Kartons Ohrthermometerhülsen entdeckt. Das Problem ist nur, dass sie kein Ohrthermometer haben. Sie benutzen nur Quecksilberthermometer. Intubationsnarkosen haben sie auch sehr viele, aber hier werden nur Injektionsnarkosen gemacht, soweit ich mitbekommen habe. Ist schon lustig, das alles zu entdecken.

Das Singen im Chor macht auch noch Spass. Wir lernen jetzt fleißig neue Lieder, um dann andere Kirchen im Umkreis zu besuchen. Im Sommer haben sie vor, die Lieder aufzunehmen. Das sind große Pläne, mal schauen , was draus wird. Letztens haben wir ein neues Lied gelernt. Die Töne waren so hoch, das klang so schrill. Ich habe nur gedacht: In Deutschland hätten wir schon längst protestiert, aber hier wird das Lied durchgezogen und niemand protestiert. Die Zeit interessiert auch nicht so. Während ich nach drei Stunden Probe schon unruhig auf meinem Platz sitze, haben die anderen scheinbar immer noch Elan zu singen. Das ist schon faszinierend.

Letztens musste ich auch meine erste Andacht halten im täglichen Morning-Worship. Erst hatte ich schon etwas Bange, weil ich ja auch Englisch sprechen musste, aber dann war es ganz ok. Tasha hat mich sogar gelobt für mein Englisch und es hat sie auch angesprochen, was ich gesagt hat, obwohl sie keine Christin ist. Das fand ich toll und bin Gott echt dankbar.

Ja, die Zeit vergeht hier genauso schnell, wie bei euch und ich weiß nicht, wie lang ich schon an meinem Laptop sitze, also mache ich jetzt erstmal Schluss, dass ich euch nicht so sehr mit Lesen von der Arbeit abhalte.

Seid gesegnet.

Bis bald!
LG Lydia

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