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„Madam Mone, how are you?“



Geschrieben am Dienstag, 17. Dezember 2019 von ADRAlive-Team

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Ein Bericht von Anemone, die ihren weltwärts-Dienst mit ADRAlive! in Ghana verbringt.


Es ist tatsächlich real geworden, ich bin jetzt schon zweieinhalb Monate in meinem Projekt in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Es ist verrückt wie schnell die Zeit vorbei ging und wie schnell ich mich hier schon wie zuhause fühle. Insgesamt bin ich hier für 10 Monate, zusammen mit Lisa, einer ziemlich guten Freundin, die ich schon seit einigen Jahren kenne.

Let the world support one another“
So lautet das Motto der Universal Wonderful Street Academy (UWSA), unserer Projektschule. Die NGO ist in Jamestown, einem sehr armen Teil der Hauptstadt von Ghana. Jamestown ist zugleich ein historisch sehr wichtiger Teil der Stadt, da dort einmal der größte Hafen Accra‘s war. Heute ist die komplette Gegend verarmt und der nahegelegene Strand eine Art Slum, das Fishing Village. Jamestown ist bunt, laut und sehr geschäftig. Das komplette Leben findet direkt auf der Straße statt. Dort wird gekocht, Haare werden geflochten, Kinder gebadet und gegen Abend wird direkt auf der Straße geschlafen. Die Schule bietet den Straßenkindern aus der Gegend hier eine Chance auf Bildung, die sich sonst einfach nicht leisten könnten. Es ist eine Seltenheit, wenn ein Schüler noch bei beiden Elternteilen lebt. Viele der Kinder müssen nach der Schule noch arbeiten, indem sie zum Beispiel Obst auf der Straße verkaufen. Es ist beeindruckend wie stark die Kinder sind, denn viele haben ein unvorstellbar hartes Leben. In Ghana sind viele Schulen Privatschulen, welche hohe Schulgelder verlangen. Hier bekommen die Kinder kostenlos ihre Schuluniform, zwei Mahlzeiten am Tag und einen gewaltfreien Ort zum lernen. Jedes Kind der UWSA hat seine eigene Geschichte, durch welche es hier an der Schule angenommen wurde. Insgesamt gehen circa 120 Jungen und Mädchen hier zur Schule. Sie sind nach ihrem Wissensstand in vier Klassen aufgeteilt und werden von drei Lehrern und zwei Lehrerassistentinnen unterrichtet. Jeder Tag läuft circa gleich ab. Die Schule beginnt um 8:00 Uhr mit einer kurzen Begrüßung auf dem Schulhof. Es wird gebetet und gesungen und dann beginnt auch schon der Unterricht. Frühstück gibt es dann um 9:00 Uhr, anschließend ist eine Stunde Pause. Der Unterricht geht bis zum Mittagessen um 13:00 Uhr, dann ist eine Stunde Pause und dann geht es weiter mit Unterricht beziehungsweise Workshop. Der Schultag endet um 16:00 Uhr mit dem Assembly.

Meine Arbeit in der Schule
Unser erster Schultag war direkt richtig gut. Es war ein Mittwoch, da ist morgens immer Worship. Den lauten und fröhlichen Gesang hörten wir schon außerhalb des Klassenzimmers und da wuchs meine Freude, die Kinder endlich kennenzulernen. Wir wurden dann auch direkt in jeder Klasse vorgestellt. Madam Lisa und Madam Mone werden wir hier genannt, auch wenn die Kinder uns bis heute noch ständig verwechseln. Nach der kurzen Vorstellung gab es Frühstück für die Kinder und die erste große Pause fing an. Von einem großen Haufen gelb uniformierter Kinder umgeben, fand ich mich auf dem Schulhof wieder. Klatschspiele, how-are-you, Madam, Madam… so geht das jede Pause. Die Kinder haben unendlich viel Energie und ich habe in meinem Leben noch nie so viele Klatschspiele gekannt, beziehungsweise gespielt, wie in diesen zweieinhalb Monaten. Uns wurde gesagt wir sollen einfach den Schulalltag beobachten, uns sozusagen selbst einarbeiten und bei Fragen können wir immer zu einem Lehrer oder anderen Angestellten in der Schule. So hat das auch ziemlich gut funktioniert. Unsere Aufgaben in der Schule sind sehr vielfältig und so gehen die Tage hier oft ganz schnell vorbei. Im Unterricht unterstützen wir die Lehrer, indem wir die Haus- und Klassenaufgaben kontrollieren, Aufgaben an die Tafel schreiben oder schwächeren Schülern helfen.

In unserer Arbeit sind wir ziemlich frei, sodass wir auch selbstständig mit kleineren Gruppen zum Lernen in die Bücherei gehen können. Dann nehmen wir häufig die Beginners, um mit ihnen Zahlen, Farben oder Schreiben zu üben. Die Klasse der jüngsten Schüler ist einfach zu turbulent für einige Schüler, um sich im Unterricht richtig konzentrieren zu können. Um die Lehrerinnen der Beginners zu entlasten, gehen wir Mittags oft mit den Kleinsten auf den Pausenhof und spielen Spiele. In ihrem Alter können sie noch nicht den ganzen Tag stillsitzen, dafür haben sie zu viel Energie. Ansonsten üben wir in der Bücherei mit den älteren Schülern oft lesen, da selbst einige in der höchsten Klasse noch Probleme damit haben. Es ist sehr gerne gesehen, wenn wir uns mit eigenen Ideen in die Schule einbringen und so wollen wir auch bald Mathenachhilfe und einem Schülerbibelkreis anfangen. Vor den Pausen sind wir als Freiwillige für die Essensausgabe zuständig, dann wird gebetet und in der Pause können wir frei mit den Kindern spielen, klatschen, Zeit verbringen und sie besser kennenlernen. Die Kinder kommen gerne in die Schule, sind ganz stolz auf ihre Schuluniform, auch wenn diese oft kaputt und dreckig ist. Den bereits erwähnten Workshop am Nachmittag leiten wir jetzt sogar alleine. Aus lokalen Materialien wie Perlen oder Stoffen basteln und nähen wir Dinge, die dann im Universal Wonderful Shop verkauft werden. Die Sachen werden vor Ort und in Deutschland verkauft und dienen somit als weitere Einnahmequelle für die Schule. Auch außerhalb des Unterrichts verbringen wir gerne und viel Zeit in der Schule. Jeden Nachmittag trainiert die Culture Group auf dem Schulhof. Die Gruppe tanzt traditionelle Tänze begleitet von einigen Trommlern. Die Tänzer und Trommler sind alle so unglaublich talentiert und stark. Sie sind alle in unserem Alter, also haben wir durch sie auch gleichaltrige Freunde an der Schule. Da wir die ersten Langzeit-Freiwilligen an der Schule sind, machen sie sich sogar die Mühe uns ihre Tänze beizubringen, sodass wir jetzt sogar schon zwei gemeinsame Auftritte mit der Gruppe hatten.

Meine Erfahrungen 
Ich kann sagen, dass ich ziemlich froh bin, mich für einen Freiwilligendienst entschieden zu haben. Ich gehe richtig gerne in die Schule, auch an den Wochenenden verbringen wir viel Zeit dort, dann meist mit den Leuten der Culture Group. Ich habe all die Kinder schon so in mein Herz geschlossen. Wenn man auf die Schule zuläuft wird man von Weitem schon begrüßt, Kinder rufen unsere Namen und springen einem in die Arme. Die Schüler sind so schön unkompliziert, es stört keinen, wenn die Uniform beim Spielen dreckig wird, oder wenn ein Keks runterfällt, wird dieser einfach trotzdem gegessen. Viele Kinder haben Narben, Narben die zeigen wie hart das Leben für einige von ihnen tatsächlich ist. Sie sind schon in jungem Alter so selbstständig, daher ist es so schön, dass sie in der schule einfach Kind sein können. Wir als Freiwillige können selbst einiges von den Kindern lernen. Accra ist ebenfalls beeindruckend. Die Stadt zeigt beide Extreme, arm und reich. Auf unserem Schulweg zum Beispiel kommen wir am Bankenviertel vorbei. An riesigen, modernen Gebäuden, deren Glasfassaden die Macht von Geld demonstrieren. Direkt neben den hohen Zäunen, die die Banken umgeben, liegen Menschen. Oft sieht man sie erst gar nicht, da einfach der komplette Körper verstaubt, dreckig und leblos aussieht. Es ist schrecklich, einfach daran vorbei zu laufen. Manche Schicksale, die wir hier kennengelernt haben, auch von Schülern aus der Schule, sind schwer zu verarbeiten. Ich denke an allen neuen Erfahrungen, die man hier macht, kann man selbst wachsen. Und auch nach meinen ersten zweieinhalb Monaten hier, ist immer noch an jedem Tag irgendetwas neu, fremd, beeindruckend und lehrreich. Manchmal kommt mir Alles vor wie eine verrückte neue Welt, an anderen Tagen fühle ich mich richtig angekommen und als wäre ich schon ewig hier. Ich bin so voller Eindrücke der neuen Kultur, der Stadt, der Armut und den Menschen. Es ist irgendwie schwer so die Gefühle zu beschreiben und die Erfahrungen auszudrücken, aber ich kann sagen, dass ich gerne hier bin und dass ich glücklich bin.

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