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Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Hannah über ihre Erfahrungen in Bolivien.
„Give me hands to touch the hurting“ – So wird es in einem Lied der NebbletFamiliy gesungen. Die darin ausgedrückte Bitte beinhaltet auch den Wunsch zu helfen – mit dem nötigen Feingefühl.
Jeder Freiwillige geht mit der Motivation „helfen“ zu wollen ins Ausland, doch am Ende stellt sich einem die Frage, ob man wirklich helfen konnte? Wurde nachhaltig etwas verändert oder war der Einsatz umsonst, da die Menschen nach dem Abschied möglicherweise wieder in ihre alten Tagesabläufe zurückfallen? Fragen wie diese waren ständige Begleiter in den letzten Wochen in Bolivien.
Gerade bei der Arbeit mit Kindern können Veränderungen ihrer Verhaltensweisen bzw. Ergebnisse der Erziehung nicht von den einen auf den anderen Tag erwartet werden. Doch wenn 11 Monate Zeit, Nerven, Liebe und Geduld investiert werden, wird schon die kleinste Veränderung bemerkt – mit dem nötigen Feingefühl. Für die Arbeit mit den Jungen im Kinderheim „Foundacion Sión“ wird das genannte Feingefühl benötigt und auch entwickelt. Die Kinder spielen, machen Hausaufgaben, raufen miteinander und streiten. Vor allem beim Letztgenannten muss sich langsam herangetastet werden. Das Lösen von Konfliktsituationen zwischen den Jungen ist jedes Mal eine Herausforderung, da jedes Kind seine eigene Sicht auf die Dinge hat und auf sein Recht pocht. Die Perspektive des Kindes zu verstehen und eine Lösung für die Streitenden zu finden, dabei sind Geduld und Neutralität gefragt. Auch wenn es bei jedem neuen Streit, bei jeder kleinen Diskussion so scheint, als ob die Jungen nichts dazu gelernt hätten, lernen sie doch schon währenddessen eine Menge. Und sei es nur, leiser zu streiten, damit wir nichts davon mitbekommen.
Die Zeit ging im Nachhinein sehr schnell um und verändert wurde viel, auch nachhaltig. Dabei beziehe ich mich nicht nur auf Tagesabläufe, das Umräumen von Möbeln, die Ernährung oder Spiele. Die Kinder und wir haben uns aneinander gewöhnt, jetzt können wir einschätzen in welcher Situation wer wie reagiert. Jetzt wissen wir, welches Spiel angesagt ist und wer Hilfe bei den Aufgaben für die Schule braucht. Die Kinder haben sich verändert und in den meisten Fällen zum Positiven. Wörter wie „Bitte“ und „Danke“ sind in ihrem Wortschatz vorhanden und ein Großteil weiß sie auch zu benutzen. Doch was noch viel wichtiger ist: die Kinder uns, sie haben mich verändert – mit dem nötigen Feingefühl. Wenn es auch in den Monaten hier nicht ganz einfach war, so haben wir uns gegenseitig dadurch getragen und voneinander gelernt, zum Beispiel hat unser Jüngster Lesen und Schreiben gelernt und im Gegenzug durfte ich lernen, dass es sich lohnt, sich mit ihm hinzusetzen und zu üben, auch wenn wir beide manchmal dazu keine Lust hatten. An dem Ergebnis, dass er jetzt schon kurze Geschichten lesen kann, erfreuen wir uns beide. Veränderungen, Erfolge und Misserfolge begleiten uns unser ganzes Leben lang, Erwachsene wie Kinder. Ich habe in diesem Jahr viel mehr von den Kindern gelernt, als sie von mir und die Arbeit mit ihnen hat mich sehr erfüllt.
„Give me hands to touch the hurting“ – Jeder kann helfen und etwas verändern und mit Dankbarkeit und großer Zufriedenheit kann ich sagen, dass ich nicht nur „Foundacion Sión“ unterstützen konnte, sondern die Kinder auch bei mir etwas verändert haben.
1 Kommentar »
Am 6. November 2014 um 11:18 Uhr
Rausziehen, um die Welt zu verändern und sie verändert dich. Ein schöner Bericht von mutigen Jugendlichen die Anpacken, ein Jahr und viel Herzblut spenden, um die Welt ein Stück besser zu machen. Danke, ihr seit toll!