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Bergwandern auf argentinisch



Geschrieben am Freitag, 07. November 2008 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

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Unter der Woche fragte mich mein Mitbewohner, ob ich nicht mit ihm und seinem Freund Gabriel (Gabi) am Sonntag mit zu einer kleineren Bergtour kommen wollte. So eine Einladung konnte ich natürlich nicht ablehnen. So hieß es dann am Sonntag um 8 Uhr aufstehen und sich schon mal mental als auch nahrungstechnisch auf die Wanderung vorzubereiten. Eigentlich sollte es um 9 Uhr los gehen. Ich hatte allerdings bei meiner Vorbereitung vergessen, dass ich mich in Südamerika befinde.

Los marschiert sind wir also um 10 Uhr. Bis dahin wusste ich noch nicht so genau, wo es eigentlich hin gehen sollte. Ich hatte nur eine leise Ahnung, die ausnahmsweise nichts Schlimmes verhieß, denn der einzige Berg, den man ziemlich einfach zu Fuß von meinem Haus aus erreichen kann, ist nicht gerade der Höchste. Während unserer Wanderung erfuhr ich dann, dass dieser Berg auf dem Weg unserer Route lag und wir von ihm aus einen weitern Berg besteigen werden, den man je nach Standort sehen kann oder nicht. Mir machte das nur wenig aus. Als Pfadfinder habe ich in meinem Leben schon weit aus höhere Berge erklommen und das nicht nur mit einem Rucksack der gefüllt ist mit Essen & Wasser, sondern mit einem 30 Kilo Rucksack auf den Schultern. 
Unser schmaler Weg führte uns zunächst  entlang  des Flusses, bis wir dann eine Straße kreuzten und der Weg nun schnell an Steigung zunahm. Wie gewohnt sind die ersten Kilometer als auch Höhenmeter kein Problem. Zumindest für mich. Einer meiner zwei Gefährten konnte bereits bei der zweiten längeren Steigung das Tempo was Gabi und ich vorgaben nicht mehr mitgehen. Mein Mitbewohner Daniel ist nicht gerade der Schnellste, denn er trägt unnötigen Ballast mit sich herum. So wurde mir dann recht schnell klar, dass dies eigentlich ein recht gemütlicher Ausflug werden würde. Wie konnte ich auch zu diesem Zeitpunkt wissen, was alles so passieren würde.

Unsere erste längere Pause machten wir bei unserem Weg zum ersten Gipfel, nicht nur weil wir wieder einmal Daniel abgehängt hatten, sondern auch, weil hervorgehobenen Felsen uns eine echt super Sicht auf Bariloche und den See verschafften, die wir drei einfach nur genießen wollten.  Zum ersten Mal sah ich nun Bariloche von oben. Natürlich suchte ich zuerst mein Haus und folgte dann meiner Busroute bis zu meinem Arbeitsplatz. Von einem Berg aus erscheint einem unsere Welt so klein und unbedeutend. Als wären wir Ameisen, die auf ihrem Ameisenhaufen herum wuseln. Jede Individualität, auf die wir Menschen so viel wert legen, wird vom Wind davongetragen und man fühlt sich als Mensch wie ein Staubkorn in den Weiten unserer großen Welt.

Es bot sich mir einfach eine atemberaubende Sicht. Mir viel auf, dass der See an dem Bariloche liegt, riesig ist und nicht nur der See sondern auch die Stadt von Bergen förmlich umzingelt ist. Der Einzige Weg zur Fluch liegt südöstlich der Stadt und führt zu den Highlands.

Bei dieser Pause bemerkten wir, eher gesagt Daniel, unser erstes Problem. Er hatte bereits seine 2 x 500 ml Wasserflaschen verbraucht. Noch war es nicht ein sehr großes Problem, den Gabi und ich hatten noch nicht mal die Hälfte unseres Trinkens verbraucht und wir wussten, dass wir auf unserem Weg, dem Gipfel entgegen, sicherlich auf Schnee stoßen werden.

Gegen 13 Uhr erreichten wir dann den ersten von zwei Gipfel, die wir an diesem Tag erklimmen wollten. Weiter gingen wir von dort zunächst in ein kleines Tal, wo wir den ersehnten Schnee fanden, um zu mindestens eine von Daniels Flaschen aufzufüllen. Denn aus dem Schnee kam nur ein Rinnsal heraus. Nach dieser weiteren kleinen Pause ging es nun eine weitere Stunde aufwärts, immer das Ziel vor Augen. Ich war zum ersten Mal froh, dass ein kräftiger kühlender Wind wehte, denn die Sonne brannte unermüdlich auf unsere Häupter und versuchte uns den Aufstieg zu erschweren. Was ihr zu mindestens bei mir nicht gelang, denn ich liebe es einfach, wenn mir die Sonne in mein Gesicht oder auf meine Haut scheint. Fühle mich dann einfach lebendiger, als würden ihre Sonnenstrahlen neue Energien in meinem Körper frei setzen.

Die letzen 20 Meter zum Gipfel mussten wir dann etwas klettern. Um 14 Uhr erreichten wir dann den Gipfel des Berges, der mehr einer Art Steinplattform war. Wir waren an unserem Ziel angelangt, von dem man eine noch bessere Aussicht auf die Stadt hatte. Es war echt wunderschön. Ich kann das gar nicht in Worten wieder geben. Zu der Aussicht, die einen vor staunen Erstarren lässt, mischt sich auch der Stolz, dass man diesen Berg in die Knie gezwungen hat. Als ich dann zum Horizont schaute und wo man auch hinschaut nur Bergspitzen sah, wusste ich, warum ich nie aus Bariloche rausgekommen bin (bis auf den kleinen Ausflug zur Taufe). Denn es gibt außerhalb von Bariloche einfach Nichts. Nur Berge…

Der Weg nach unten war dann wie immer um einiges leichter als der mühselige Weg nach oben. Am Anfang folgten wir dem Weg, der uns bereits auf dem Berg geführt hatte, bis wir dann wieder am ersten Gipfel angelangt waren. Dort schlugen wir einen anderen Weg ein, damit wir nicht zweimal denselben Weg laufen mussten. Nun nahm das Schicksal seinen Lauf. Wir kamen an eine Kreuzung und zum ersten mal in meinem Leben war ich der Meinung, dass wir den längeren, sicheren Weg laufen sollten. Diesen Weg konnte man lange genug sehen, um zu wissen, dass er einen nachhause führen würde. Meine Gefährten waren allerdings der Meinung, dass der Weg, der einfach gerade runter ging, der schnellere Weg sei.

Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein schlechtes Gewissen. Meine Erfahrung lehrte mir, dass so ein Weg meistens nach einigen hundert Meter so sehr von der Natur erobert wird, dass man ihn nicht länger als solchen erkennen kann. Das Problem dabei war auch, dass wir in ein Tal liefen und der normale Weg auf dem Bergkamm verlief. So würden wir alles, was wir herunter liefen, wieder herauf laufen müssen, wenn es dort unten nicht weiterging.

Da wir ohne Karte oder Sonstiges unterwegs waren, wollte ich es unbedingt vermeiden mich auf eine meiner Fähigkeiten zu berufen, die so viele Pfadfinder hassen gelernt haben. Doch leider blieb mir das, wie so oft nicht, erspart. Wie ich es mir gedacht hatte, war der Weg nach einigen Metern verschwunden und nun hieß es wieder einen Weg zu sehen wo keiner war. Ich kann das wirklich ziemlich gut, so gut, dass ich manchmal selber denke da ist doch ein Weg. Da ich auf dem Weg runter meistens schneller war als Gabi, war ich der Führer unserer kleinen Gruppe geworden, obwohl ich eigentlich keine Ahnung hatte, wo es lang geht und im Gegensatz zu Gabi in dieser Gegend noch nie zuvor gewesen war. Als wir durch ein kleines Waldstück liefen, der einem wie ein Zauberwald vorkam, denn er war so das einzige Stück Wald, was nicht vom Feuer verzehrt wurde, das wohl vor einigen Jahren auf den Berg gewütet hatte. Dazu kam noch, dass es einfach riesige

Tannenzapfen gab. Als hätten diese Bäume etwas ganz besonders, was es ihnen ermöglicht so große Tannenzapfen zu machen. Hinter dem Wald war dann wirklich ein Weg, der uns weitere 100 Meter tiefer in das kleine Tal (was zwischen zwei Bergen liegt) führte. Als dann irgendwann Daniel von hinten rief, dass Gabi und ich doch mal eine kleine Pause machen sollten, fragte er auch, ob ich eine Ahnung habe, wo ich ihn hinführe. Als ich erst nach einiger Zeit antwortete, konnte er sich wohl seinen Teil denken. Nach meiner Antwort verzog sich dann sein Gesicht noch mehr als es zuvor schon war. Dabei hab ich ihm nur gesagt, dass wir fürs Erste auf dem Hang, auf dem wir uns befunden hatten, weiterlaufen werden, dabei würden wir so lange dem kleinen Fluss, welcher ca. 20-30 Meter unter uns floss folgen, bis wir auf einen Weg treffen würden.

So liefen wir bestimmt eine Stunde durch Sträucher, Gräser und Matsch, bis es dann Gabi war, der vor mir einen Weg auf der anderen Seite des kleinen Flusses sah. Selbst ich war heil froh über diese Nachricht, denn langsam fing selbst ich an zu zweifeln, ob wir so jemals auf einen Weg stoßen würden. Am Fluss machten dann Gabi und ich noch eine kleine Expedition und begutachteten einen Art natürlichen Staudamm, der dadurch zu Stande kam, dass viele Bäume in den Fluss gekippt oder gefallen waren. Sah echt krass aus. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich ja gesagt es wären Biber gewesen. Nur gab es keine Biberspuren.

Weiter folgten wir dann dem Weg stets am Fluss entlang und Gabi zeigte uns weitere wunderschöne  Plätze an diesem Fluss, bis wir dann um 20 Uhr argentinischer Uhrzeit wieder bei uns am Haus angekommen waren. Wir alle waren ziemlich erschöpft und nach einer warmen Mahlzeit bei meinen Nachbarn und einer warmen Dusche, hieß es dann ab ins Bett. Denn morgen ging es wieder los mit Arbeiten.

Trotz der Erschöpfung war eine gewisse Zufriedenheit bei Daniel und mir zu sehen. Wir fanden den Ausflog einfach super oder um es in Gabis Worten zu sagen „espectaculisimo“.

So war es bestimmt nicht meine letzte Expedition in die argentinische Bergwelt.

Hasta luego Amigos
Muchos Abrazos
Marcelo

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