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„Ich habe das Gefühl wirklich am richtigen Ort zu sein…“



Geschrieben am Dienstag, 23. Februar 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Hannah, die sechs Mädchen im Kinderheim „El Sauce“ in Bolivien betreut.

Es ist morgens halb sechs, die Sonne ist noch nicht aufgegangen und die wunderschöne Berglandschaft, die uns umgibt, liegt noch im Nebel. Wahrscheinlich ist es trotzdem jetzt schon wärmer als zurzeit tagsüber in Deutschland. Das einzige was ich jedoch bewusst wahrnehme, ist das verschlafene Grunzen meiner Mitfreiwilligen, das mir zu verstehen gibt, dass ich die Kinder aufwecken soll. Ein neuer Tag beginnt. Ein Tag der wie immer mit müden Kindern anfängt, die ich jetzt irgendwie motivieren muss schnellstmöglich aufzustehen, damit die nächsten Programmpunkte reibungslos ablaufen: gemeinsame Andacht, Morgensport, Frühstück. Danach Schulsachen packen, Bett machen, den verlorenen Schuh suchen, die schon fertigen Mädchen frisieren, Abschiedsküsschen und ab in die Schule. Jetzt herrscht erst einmal Ruhe… und ich habe Zeit mich und mein Haus vorzustellen.

Ein neues Heim für vernachlässigte Kinder

Ich heiße Hannah, bin 18 Jahre alt und nach meinem Abi mit zwei weiteren Freiwilligen nach Bolivien geflogen, um in einem Heim für ehemalige Straßenjungen in Santa Cruz zu arbeiten. Hier angekommen existierte von dem Heim nur das Haus, das erst einmal renoviert werden musste. Und so wechselten wir nach drei Monaten nach Samaipata, in das Kinderheim „El Sauce“. Hier sind wir für sechs Mädchen im Alter von sechs bis sechzehn Jahren verantwortlich. Wenn ich beschreiben soll, was meine Aufgaben sind, dann sage ich meistens, dass die Person sich einfach vorstellen soll, was ihre Mutter tut. Unser Job ist es mit den Kindern zu leben. Wir erfüllen ihre Grundbedürfnisse, doch da ist so viel mehr… Alle diese Kinder wurden von der Regierung aus ihren Familien genommen, sei es weil teilweise die ganze Familie alkoholabhängig war oder weil die Kinder missbraucht wurden. Jedes Kind hat seine eigene Geschichte und so braucht auch jedes ein unterschiedliches Maß an Aufmerksamkeit. Was sie jedoch alle brauchen ist Liebe. Wir versuchen ihnen diese durch zuhören, helfen, aber auch durch Regeln und Grenzen zu zeigen, insgesamt also ein schönes Heim zu bieten.

Kreativität, Spiel & Spaß

Das mit dem schönen Heim gelingt oft gut, wir sind kreativ, basteln Karten, haben diverse Traditionen erfunden, wie einen Tag in der Woche eine „room competition“ zu machen, bei der jeder sein Zimmer aufräumen und schön machen muss und dann gemeinsam Punkte vergeben werden. Sonntags spazieren wir ins vierzig Minuten entfernte Dorf und essen eine Empanada (typisch bolivianische Teigtaschen mit Käse die so unglaublich fettig und lecker sind), laufen über den Markt oder setzen uns auf die „Plaza“.

Ein weiteres Highlight war die Prinzessinnen Party einen Monat zuvor: alle Mädchen des Heims waren eingeladen sich in Schale zu werfen und in das „Schloss auf dem Berg“ zu kommen. Neben einem tollen Essen gab es ein Spieleprogramm, bei dem immer zwei Gruppen in Eigenschaften einer Prinzessin gegeneinander antreten musste. Ein Beispiel: Um euren Prinzen von euch zu überzeugen, müsst ihr selbstbewusst und wie eine Dame euren Weg gehen. Nehmt ein Buch, legt es euch auf den Kopf und versucht so schnell und grazil wie möglich den folgenden Parcour zu durchqueren. Aber Vorsicht! Auf dem Boden liegen Rosen, die ihr einsammeln und mitnehmen müsst!

Immer wieder neue Herausforderungen

Alles in allem ist es ein weiter und nicht immer ganz klar definierter Aufgabenbereich. So waren wir beispielsweise an einem Sabbat in der Gemeinde und es stand die Sabbatschule an. Leider war der Leiter nicht da und so musste spontan jemand die Gruppe übernehmen. Und wer würde sich da besser anbieten, als eine deutsche Freiwillige, die grade erst Spanisch gelernt hat? So stellen sich mir immer wieder Herausforderungen. Sei es vegan zu kochen, ein Mädchen zu trösten, das ihre Eltern vermisst oder drei Tage lang ohne fließendes Wasser zu leben.
Die größte Herausforderung für mich persönlich ist jedoch der Gedanke, dass diese Kinder wirklich niemanden haben, der die Liebe ihrer Eltern ersetzen kann und wir sie lediglich einen Teil ihres Lebens begleiten und ihnen einen guten Weg zu leben zeigen können.
Doch in diesen Situationen durfte ich erfahren, dass Gott tatsächlich da ist und hilft. Wenn ein Kind seinen Kopf in meinen Schoß legt und mir sagt, das es nicht will, dass ich gehe oder ein anderes zum ersten mal alleine betet und dabei nicht „Dios“ (Gott), sondern „Josh“ (den Freiwilligen aus dem Jungshaus) zur Andacht einlädt, dann wird mein Herz ganz weit und ich habe das Gefühl wirklich am richtigen Ort zu sein und einen Unterschied zu machen.

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Do small things with great love



Geschrieben am Dienstag, 26. Januar 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Rebecca über Ihre Lehrtätigkeit an der Universität Linda Vista in Mexiko.

„Und, was denkst du über Mexiko?“ – das ist eine Frage, die mir hier schon sehr häufig gestellt wurde und diese Frage ist gar nicht mal so leicht zu beantworten. Als ich erfahren habe, dass ADRA mich ausgewählt hat, meinen Freiwilligendienst in Mexiko abzuleisten, wusste ich zugegebenermaßen nicht besonders viel über dieses Land. Mexiko – was denke ich über Mexiko? Ich lasse meine Gedanken schweifen und früher oder später werden wohl viele, genauso wie ich vor meiner Abreise, an den Schlagzeilen der Zeitungen hängen bleiben:

„Elf Tote bei Drogenkrieg in Mexiko“, „Der lange Arm der Gewalt reicht bis zu uns“, „Hungrig, verwahrlost, zum Betteln gezwungen“, „Polizei entdeckt 800 Meter langen Drogentunnel“, „Ein Land aus dem Lot“

Ein Jahr in einem Entwicklungsland leben und arbeiten, in welchem Themen wie Drogenkriege, Gewalt, Korruption, Armut und Ungerechtigkeit nicht nur als schwarze Druckbuchstaben auf einem Zeitungspapier zu lesen sind, sondern Realität des täglichen Lebens sind. Eine Herausforderung? – Mit Sicherheit. Ein Abenteuer? – Keine Frage. Doch was genau würde uns erwarten in dem Land, das uns bisher nur als Fleck auf einer Weltkarte, aus Nachrichten und Zeitungsartikeln bekannt war?

180 degree turn

Mexiko, Chiapas, Universität Linda Vista – der Ort, den ich nun schon seit fast einem halben Jahr mein Zuhause nennen darf. Ein behüteter, grüner Campus mitten in den Bergen, bei dem die Auswirkungen der Schlagzeilen erst einmal weit entfernt scheinen. Mein geregeltes und geordnetes Schülerleben habe ich nun gegen einen leicht chaotischen und spontanen Alltag auf einem Uni-Gelände eingetauscht, meine gewohnte Alltagssprache Deutsch gegen Spanisch und Englisch, mein morgentliches Müsli gegen ein paar Bohnen und Tortillas, Europa gegen Lateinamerika, Euro gegen mexikanische Pesos, deutsche Autobahnen gegen schlechte und kurvige Straßen in den Bergen, die Amseln auf meinem Dach gegen ein paar Kolibris vor meinem Klassenzimmerfenster …  UND: meine Rolle als Schülerin gegen die als Lehrerin – eine 180° Wendung! Und zwar nicht nur deshalb, weil ich nun plötzlich auf der anderen Seite des Klassenzimmers an der Tafel stehe und nicht mehr, wie all die Jahre zuvor, auf einem Stuhl hinter meinem Tisch, als eine von vielen Schülern.

365 new days, 365 new chances

Als ich mich entschieden habe nach Mexiko zu gehen, wusste ich, dass sich in meinem Leben vieles verändern würde. Abenteuer und Herausforderungen würden auf mich warten und ja, auch eine große Umstellung meines bisher gewohnten Lebens. Wir Menschen sind doch oft so gestrickt, dass wir Angst vor Veränderungen haben, da das Gewohnte uns ein Gefühl von Sicherheit gibt. Doch ich wollte in diesem Jahr genau das nicht in all den Änderungen sehen – Angst. Sondern im Gegenteil,  in jedem dieser 365 Tage steckt eine neue Chance. Eine Chance zu lernen und Herausforderungen anzunehmen, statt daran zu verzweifeln, über sich selbst hinauszuwachsen, etwas Neues entdecken und erleben, Erfahrungen fürs Leben sammeln und jeden Tag aufs Neue versuchen, mit Gottes Hilfe sein Bestes zu geben.

Do small things with great love

Obwohl sich mit meiner Entscheidung ins Ausland zu gehen, viele Dinge in meinem Leben verändert haben, ist mir doch eine Sache geblieben: die Schule. Als frisch gebackene Abiturientin steige ich in den Flieger, steige wieder aus und befinde mich wieder an einer Schule, nur diesmal als Lehrerin. Wer hätte gedacht, dass das so schnell gehen könnte? Auf der Universität Linda Vista unterrichte ich Englisch in der Mittel- und Oberstufe sowie in den Studentenklassen und separat gebe ich einen kleinen Deutschkurs. Ich habe nie ein Lehramt-Studium abgeschlossen und mein Wissen für das Fach Englisch beschränkt sich lediglich auf das, was ich selbst in meiner Schulzeit gelernt habe. Klingt also nicht nur nach einer unheimlichen Herausforderung, sondern ist es auch. Viele Herausforderungen neigen oft dazu, sich in Überforderungen zu verwandeln. Man hat das Gefühl man geht einen Schritt nach vorne und zwei wieder zurück – die Schüler wollen doch überhaupt nichts lernen! Doch wenn man mit den großen Dingen überfordert ist, muss man sich an die kleinen Dinge erinnern und diese anpacken. Ich erinnere mich daran, meinen Fokus nicht auf ein Jahr zu legen, sondern auf jeden einzelnen Tag dieser 365 Tage und auf die Chancen und Möglichkeiten, die dieser Tag bietet. Die Möglichkeit, das was du tust mit Liebe und Freude zu füllen, jeden Tag zu etwas Besonderem zu machen, egal wie groß die Herausforderungen sind. Man nimmt sich so viele Dinge für dieses Jahr vor, man möchte helfen und etwas bewirken, denn dafür bin ich schließlich hier. Und oft ist man dann enttäuscht, wenn man merkt, dass man nicht so viel tun und helfen kann, wie man gerne möchte.  You cannot help everyone, but everyone can help someone. Dabei kommt es nicht darauf an, was oder wie viel du tust, sondern wie du es tust. Und wenn du nur einen Hauch im Leben eines einzelnen Menschen veränderst, so ist es das wert. Denn manchmal sind es die Kleinigkeiten, die den großen Unterschied machen!

“Do everything with so much love in your heart that you would never want to do it any other way.”

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Vorweihnachtszeit mal anders



Geschrieben am Dienstag, 08. Dezember 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Cindy über Tansania und das „Kilimandscharo Orphanage Center“ in Pasua.

Lieder wie „Feliz Navidad“, „Jingle Bells“, „Stille Nacht“ in englischer Vision höre ich zurzeit beinahe täglich und überall… und das in Tansania, wo – man wird es kaum für möglich halten – zurzeit auch die Weihnachtszeit eingeläutet wird. Die Kassen in den Supermärkten und die Palmen vor den Banken sind mit Weihnachtsbeleuchtung und Girlanden geschmückt, Plastiktannenbäume, einen Weihnachtsmarkt und einen in Menschengröße singenden und tanzenden  Plastikweihnachtsmann vor dem Eingang des Supermarktes gibt es auch. Habt ihr euch so Afrika vorgestellt? Nein? Ich auch nicht.

Karibu in Tansania – das Land voller Überraschungen

Jeden Morgen mit Sonnenschein aufwachen, jeden Tag unzählig und vielfältig frisches Obst, an dem man sich so richtig satt essen kann, jeden Tag das Lachen und die Liebe der Kinder spüren und herumalbern, jeden Tag etwas Neues entdecken, jeden Tag mit – und voneinander lernen und kostbare Erfahrungen sammeln. Jeden Tag völlig anders und überraschend erleben – mit Höhen und Tiefen. Jeden Tag erlebe ich hier in Tansania auf ganz besondere und vielseitige Art und Weise.  Tansania, das Land in dem ich seit gut 4 Monaten lebe. Nie hatte ich eine Vorstellung von Afrika, als wie ich sie aus Filmen oder Bildern kannte.

Umso beeindruckender und nachhaltiger sind all die Erfahrungen, die ich hier sammle. Zum Beispiel der Besuch bei den Massai und die Faszination der Schönheit dieses Stammes; die Weiten der Steppen von Afrika, die mich mit ihrer Schönheit sowohl in der Trocken- als auch in der Regenzeit immer wieder staunen lassen; die bunte Tierwelt oder der Umgang der Afrikaner mit uns weißen Menschen. Nie zuvor ist mir der Unterschied zwischen schwarz und weiß so sehr aufgefallen wie hier. Für jeden Einheimischen bin ich hier ein Mzungu, was so viel heißt wie  ,,weißer Mensch“, der in den meisten Vorstellungen der Afrikaner natürlich wohlhabend ist. Egal ob ich einkaufen gehe, in einem Dalla Dalla (das sind die Kleinbusse hier) sitze oder nur durch die Straßen laufe, alle nennen mich Mzungu und rufen nach mir. Kinder und Erwachsene fassen meine Haut und meine Haare an. Alle bestaunen mich und ja, auch kleine Kinder kommen auf mich zu und verlangen von mir, dass ich ihnen Geld gebe. Oftmals komme ich mir in solchen Situationen weltfremd vor. Nie hätte ich gedacht, dass ich nur durch meine Hautfarbe solch eine Aufmerksamkeit auf mich ziehen und anders behandelt werde würde. Am Anfang war das für mich sehr befremdlich und selbst jetzt bedarf es noch einige Gewöhnung.

Ja, ich muss sagen mit meinem Schritt nach Afrika zu gehen, bin ich nicht nur in ein anderes Land abgetaucht, nein – auch in eine völlig andere Welt. Die dritte Welt.
Ich will mal nicht so tun, als ob ich hier im Paradies gelandet bin. Neben den vielen schönen Seiten gibt es auch viele Schattenseiten Afrikas, die ebenfalls an mir nicht vorbeigehen und oft Unverständnis, Traurigkeit und viele Fragen in mir hinterlassen. Es ist nicht immer leicht Dinge hin- und anzunehmen, die man überhaupt nicht kennt beziehungsweise, die man selbst vielleicht ganz anders machen würde. Oft fällt es mir auch schwer einzugestehen, dass ich so viel helfen möchte – es aber nicht kann.

„Today is today, tomorrow is tomorrow.“

Besonders wenn man die Armut auf den Straßen, in den Augen der Menschen oder an der äußeren Erscheinung sieht. Solche Momente machen mir bewusst, in welchem Reichtum und Luxus wir leben und wie unterschiedlich Länder sein können, auch wenn wir auf einem Planeten leben. Wie oft wir viele Dinge nicht zu schätzen wissen, weil sie für uns einfach selbstverständlich sind. Ja oft frage ich mich hier, wie die Menschen sich überhaupt über Wasser halten und überleben können und wieso der Großteil eigentlich nicht längst schon verzweifelt ist. Aber hier in Tansania gilt das Motto:  ,,Today is today, tomorrow is tomorrow“.

Doch manchmal ist die Mentalität der Afrikaner auch schon ein wenig witzig. Ich sag nur : ,,Pole Pole“, was so viel heißt wie : ,,Langsam“. Ja auch das ist eine Lebenseinstellung der Tansanier – keinen Stress machen. Aus einem Land zu kommen, in dem Zeit, Druck und Pünktlichkeit den Arbeitsalltag bestimmen und dann in Tansania zu landen, in einem Land, wo es völlig egal ist, ob man drei Stunden später zu einer Verabredung oder zur Arbeit erscheint oder es nicht für wichtig angesehen wird, Absprachen einzuhalten, ist als wenn man plötzlich alles auf den Kopf stellt. Ja daran muss man sich wirklich erstmal gewöhnen und wenn doch ab und zu der deutsche Arbeitswille durchkommt und vielleicht etwas Unmut aufkommt, weil es einfach nicht so klappt wie man es sich denkt oder vielleicht wünscht, weil kulturelle Faktoren deine Pläne kreuzen, bekommt man nur ein „Don’t worry.“ zu hören. Doch mittlerweile habe ich mich gut daran gewöhnt und nehme es mit Humor und Leichtigkeit. Diese Mittel sind ganz wichtig, um in Tansania seinen Freiwilligendienst ohne Unmut überstehen zu können. Ein wichtiger Punkt, den ich hier in Tansania bereits gelernt habe.

Im Waisenheim…

Mein Fsj leiste ich im „Kilimandscharo Orphanage Center“ in Pasua ab. Pasua ist ein kleiner Ort nahe der Stadt Moshi, die im Norden Tansanias liegt. Besser gesagt am Fuße des Kilimandscharo. Schon allein der Arbeitsweg ist einmalig, da man jeden Morgen, bei wolkenlosen Himmel den Kilimandscharo in seiner vollen Pracht genießen und bewundern kann. Und wenn man dann zu der Tür des Waisenheims reinkommt, wird man mit herzlichen Kinderlachen, dicken Umarmungen oder einem verschmitzen Lachen begrüßt. Und wenn der Tag mal so richtig in Stimmung kommen soll, holt man einfach einen Fußball raus und beginnt ein Fußballmatch. 😉

Das Kilimandscharo-Orphanagecenter besuchen 58 Kinder von denen circa 30 das Orphanage als ihr zu Hause nennen. Jeden Tag aufs neue bin ich von der Offenheit, der Freude sowie der Hilfsbereitschaft der Kinder überrascht. Doch ein Blick hinter alledem zeigt auch, dass die Kinder und Jugendlichen bereits ein schweres Päckchen mit sich tragen. Und wenn man dann noch die Geschichten hört, ist das eigentlich nur zum heulen. Aufgesammelt auf der Straße, weil das ihr bisheriges zu Hause war; zu Waisenkindern geworden, weil die Eltern verstorben sind oder das Heim als letzter Zufluchtsort, weil die Familien durch Armut das Kind nicht ernähren konnten. Aber gerade aufgrund der vielen Schicksalsschläge und Gemeinsamkeiten, habe ich das Gefühl das die Kinder immer enger zusammen wachsen und bereits wie eine kleine Familie sind. Jeder passt auf den anderen auf.

Meine Aufgaben im Orphanage sind vielfältig, neben Teacher für die Vorschuklasse bin ich gleichzeitig Köchin, Fußballspieler oder einfach mal eine Freundin, die die Kinder und Jugendlichen zum Reden, Kuscheln und Zuhöhren brauchen. Mama für alles könnte man meinen derzeitigen Job also auch nennen und ich mag ihn sehr, da mich die Kinder ebenfalls unglaublich viel lehren und weil ich so viel Liebe, Umarmungen oder ein einfaches und ehrlich gemeintes Danke mit einem zaghaften Lächeln zurückbekomme.

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Too blessed to be stressed



Geschrieben am Montag, 23. November 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Matilda über ihre Arbeit am Campus der „Visions of Christian School“ auf den Philippinen.

Die Philippinen – ein Land der Kontraste. Lärmende Städte und stille Natur, schicke Wohnviertel und obdachlose Kinder, ein zusammengeflicktes Tricycle neben einem aufgemotzten SUV. Und ich mittendrin: in Puypuy, einem kleinen Ort zwei Stunden entfernt von der Hauptstadt Manila.

Das “Rose of Sharon House of Friendship”

Hier lebe ich mit über 80 ehemaligen Straßenkindern auf dem Campus der Visions of Hope Christian School “Rose of Sharon House of Friendship”. Der jüngste der Bewohner hier ist gerade mal 2 Jahre alt, die ältesten sind 17. Einige der Kinder haben keine Eltern mehr, viele aber noch wenigstens ein Elternteil. Von denen wurden die Kinder jedoch so vernachlässigt, dass sie hierhergeschickt wurden oder den Eltern standen die Mittel zur Versorgung ihrer Kinder einfach nicht zur Verfügung. Unterernährung, physische und psychische Gewalt, Missbrauch – davon merkt man im Alltag auf dem Campus nicht mehr viel. Die Kinder sind fröhlich und voller Energie, offen für Neues und für fremde Menschen.

Unser „After School Program“

Erst mit der Zeit bemerkt man die Folgen: Die Kinder sind sehr anhänglich und brauchen viel körperliche Nähe. Besonders die Jungen aber auch einige Mädchen haben Probleme mit Aggressionen. Sich an Strukturen zu halten fällt vielen schwer, das Gleiche gilt leider auch für die Regeln in unserem Klassenraum. Wir haben ein „After School Program“ aufgebaut, das wir hier täglich mit den lernbehinderten und den zurückgebliebenen Kindern veranstalten. Basteln und Malen, Tanzen und Singen, Backen, Spiele spielen – kleine Dinge, die die Kinder hier doch sehr zu schätzen wissen.

Es ist oft schwierig, man braucht viel Energie und Liebe und vor allem Geduld. Wenn die Kinder trotz aller Mühen lieber schlafen als zum Unterricht zu erscheinen und die Kinder, die da sind, die Hälfte unserer Unterrichtsmaterialien mitgehen lassen, hat man einfach keine Lust mehr. Aber in diesen Momenten kommt dann plötzlich eine der kleinsten Bewohnerinnen des Rose of Sharons um die Ecke, und wenn sie dich entdeckt, dann grinst sie dich so begeistert an, dass dir das Herz schmilzt. Oder wir erklären den großen Mädels, dass am nächsten Tag kein Unterricht stattfindet und sie beschweren sich enttäuscht. Oder das chronisch unterbesetzte Lehrpersonal ist genauso erleichtert über unsere Hilfe, wie wir froh sind über die Möglichkeit, sie unterstützen zu können.

Too blessed to be stressed

Aber ich will mal nicht so tun, als wäre ich nur hier, um zu helfen: Ich lerne zehn Mal mehr Dinge, als ich die Kinder lehre – oder wohl eher zu lehren versuche. Eine neue Kultur, eine neue Sprache, neue Werte, neue Rezepte. Neue Menschen, die auch in jungem Alter schon so viel Schlimmes erlebt haben. Und nicht nur die ehemaligen Straßenkinder, auch bei einigen Geschichten aus der Kindheit der Mitarbeiter läuft mir ein Schauer über den Rücken. Und doch: Sie haben alle ihr Lachen nicht verloren.

„Be thankfull“ heißt es oft, und wenn einem das schwerfällt: „Count your blessings!“ Sich nicht unterkriegen lassen, Lebensfreude statt Selbstmitleid, die kleinen Dinge genießen. Die Leute lachen viel und machen Späße, und sie essen viel langsamer als ich es aus Deutschland kenne. Das ganze Leben läuft nach dem Motto „Gott wird’s schon richten“. Es läuft vieles nicht so wie geplant, aber darum sorgt sich niemand. Stattdessen wird einfach nicht mehr groß geplant – irgendwie wird es schon klappen. Und auch wenn es mich immer verrückt macht, irgendwie klappt es dann doch immer –  und ohne Stress lebt es sich ohnehin leichter. Egal ob „Dritte Welt“ oder „Erste Welt“, überall findet man genug Gründe, um zu sagen: „I am too blessed to be stressed.“

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Die Tücken des Unterrichts



Geschrieben am Freitag, 13. November 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht des ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Salomo über seine Arbeit in einer Grundschule in Costa Rica.

Eine rundum außerordentlich und überwiegend Grün bewachsene Terasse zwischen einigen schnell vorbeiziehenden Wolken mit Meeresblick ist das, was ich meine Umgebung nenne. Eine sehr nette Wohn-, Spazier- und Kochgemeinschaft zeigt mir wie das Eheleben in 40 Jahren aussehen könnte. Unsere Arbeitgeberin läd uns des Öfteren zu sich zum Essen ein. Man leiht uns, was wir brauchen. Man fragt uns, wie es uns geht. Wir verstehen uns sehr gut. Die Busanbindungen liegen günstig für gelegentliche Ausflüge an andere Ecken des Paradieses. Die Gemeinde zeigt ihre Herzlichkeit in Form von reichlich Einladungen und kleinen Aufmerksamkeiten. Ich übe mich in Dankbarkeit für diese Umstände. Das hätte ich so nicht erwartet, als ich mich bei ADRA beworben habe.

Eine ganz „normale“ Unterrichtsstunde

Lehrer zu sein ist lustig. Es ist auch anstrengend, nervig, herausfordernd und neu. Da Lehrer sein meine Hauptaufgabe ist, folgt ein kleiner ehrlicher Einblick:

Einer der 4 Klassenräume der Schule ist der Computerraum. Die Besonderheit der Lage dieses Raumes beschränkt sich nicht nur auf die Tatsache, dass man im Fußballfeld steht, wenn man die Tür aufmacht und heraus tritt. Oder um es aus einer anderen Perspektive zu beschreiben: wenn man das Pausenklingeln hört und wie gewöhnlich die Tür des Raumes öffnet, in dem man die nächste Unterrichtsstunde verbringt und ebenfalls wie gewöhnlich den Ball rein schießt, handelt es sich bei dem Computerraum, um genau den Raum, in den ein ungläubig schauender, verwirrter deutscher 18 Jähriger hineingeht, auf dessen Stirn sich im Zuge der Aufwärtsbewegung seiner Augenbrauen langsam 3 Falten bilden. Dieser ist dann erstmal ganz ruhig, was etwas wie „die Ruhe vor dem Sturm“ andeutet. Nur ist es nicht der zu erwartende Sturm einer Zurechtweisung. Nein, es ist ein Hurrikan von 80 Minuten Computerunterricht mit der 4. und 5. Klasse. Und irgendwie empfindet es nur der Lehrer als Sturm.

Ich befinde mich also gerade auf den Weg in Richtung Tür um den Rest der Klasse herein zu bitten, der das unüberhörbare Pausenklingeln überhört hat. Ich hebe den Ball vom Boden auf und klemme ihn unter meinen rechten Arm. Dem Jungen sage ich mit wenigen Worten, dass diese Aktion eben unangebracht war. Er schaut demütig auf den Boden, aber wir wissen beide, dass er das gerade ziemlich lustig findet. Er geht auf seinen Platz, ich gehe weiter zur Tür. Ich rufe ein paar Namen in den Schulhof und lehne mich an den Türrahmen. Nach ein paar Sekunden überkommt es mich. Ich kann es nicht lassen und kicke den Ball während ich mich langsam von der Tür löse zu einem Schüler einer anderen Klasse. Nachdem ich das 0 : 1 verloren habe, bemerke ich, dass mittlerweile alle für mich relevanten Schüler im Klassenraum sind. Ich nicke dem kleinen Gewinner zu und weise ihn darauf hin, dass doch bereits Unterricht sei. Ich betrete den Klassenraum.

Mir kommt eine warnende Geräuschflut entgegen. Ich nehme zwei bekannte aber stark verzerrte Klavierstücke war, die irgendwo zwischen dem Geschrei von J. und K. und dem Geschnatter von B., T., D. und V. und den Geräuschen aus dem Nachbarraum untergehen. Zwei Schüler bemerken mich und fragen direkt, was wir heute machen. Wie immer antworte ich, dass sie nicht so neugierig sein sollen und freue mich darüber, dass sie neugierig sind.

Excel-Unterricht unter „verschärften“ Bedingungen

Der Computerraum ist ungünstig aufgebaut. Die Tafel steht in der Mitte des Raumes. Es gibt 12 Computer samt Zubehör, die an der Wand entlang von der Tafel abgewendet stehen. Davon funktionieren fünf Computer, einige Tastaturen, fünf Mäuse und vier Monitore. Die Computer sind spanisch eingestellt, haben Betriebssysteme von Windows 97 bis Windows 7 und von Computer zu Computer variieren die Office Programme. Meine Aufgabe ist es, elf Schüler in Excel oder was halt an ähnlichen Programmen vorhanden ist, auf Englisch zu unterrichten. Die 4. Klasse kann kaum Englisch, die 5. fließend. Das bildet im großen und ganzen eine exzellente Grundlage.

Ich stelle mich vor die Tafel und habe damit zumindest ein Großteil der Klasse im Blick. Es soll los gehen. Ich rufe „Silencio“. Niemand bemerkt mich. Ich pfeife einmal laut. Alle drehen sich erschrocken um. Ich sage leise „Silencio“. Eine Schülerin die durch das Pfeifen besonders erschrocken ist – die Unterhaltung muss sehr vereinnahmend gewesen sein – meckert: “ Ohh Proooff.“ Ich lächle schadenfroh zurück. Die Aufmerksamkeit habe ich, Herausforderung Nummer zwei ist es nun, die Klasse in Gruppen aufzuteilen, sodass jeder irgendwie einem Computer zugeordnet ist, die sich gegenseitig ablenkenden Schüler aber räumlich möglichst weit getrennt sitzen.

Es gibt Proteste. Nur wenige sind mit ihrer Gruppe zufrieden. Ich verweise auf die vergangene Woche und auf die Chance mir dieses mal Disziplin zu beweisen. Damit geben sich erstmal alle zähneknirschend geschlagen. Alle außer V.. V. beginnt eine Rede darüber, wie ungerecht sie doch immer behandelt wird, unter Miteinbezug der Fehler jedes einzelnen Mitschülers in der vergangenen Woche. Ich will sie unterbrechen, aber sie denkt gar nicht daran aufzuhören. Dann nehme ich ihr das Wort aus dem Mund und sage ihr, dass ich das entscheide, und dass das nur gerecht ist, wieder mit einem Verweis auf die vergangen Woche. Sie holt wieder aus und sagt, dass sie das nicht gerecht findet. Langsam hebe ich den Stift im Richtung Tafel, wo die Benehmensliste meinen Arm nahezu anzieht. Ich komme ihrer Spalte immer näher. Sie redet weiter. Dann, oh dann, ist es so weit. Ich setze an. Sie redet weiter. Ich male ein 🙁 in ihre Spalte. Sie ist still. Ich finde es innerlich urstlustig, dass das funktioniert hat und noch lustiger finde ich,  dass sie erst aufhört, als der traurige Smiley schon drin steht. Also ICH hätte an ihrer Stelle ja dann erst RECHT weitergemacht. Oder einfach mal kurz vorher aufgehört. Aber naja, kann ja jeder machen wie er will.

Die Unterrichtsstunde beginnt.. oder doch nicht?

Ich möchte die Aufgabe für den Anfang der Stunde ansagen. Ein Schüler sitzt immernoch vor seinem Handy, was mir jetzt erst auffällt, da er das erste Mal wirklich ruhig ist. Er spielt ein Spiel, bei dem er durch das drücken von 3 oder 4  Feldern zum richtigen Zeitpunkt eine Klaviermelodie erzeugt. Ich bemerke genervt, dass es der Flohwalzer ist. Wenn bei diesem Spiel die Melodie die Motivation sein soll, würde das bei mir bei diesem netten Stück auch umgedreht funktionieren, denke ich. Die Felder treffen damit die Melodie nicht erklingt. Immerhin weiß ich jetzt, wieso meine Schüler vorhin Chopin op.9 No. 2 und irgendwas anderes gehört haben. Ich halte meine Hand vor seine Nase und das Handy verschwindet nur halb aber dafür sehr schnell in seiner viel zu kleinen Hosentasche.

Die erste Aufgabe soll mir ein bisschen Zeit schaffen, damit ich die Sachaufgabe für Excel an die Tafel schreiben kann. Außerdem hab ich Lust auf etwas Witziges. Sie sollen die Schule am Computer irgendwie so darstellen, dass sie gerne zur Schule gehen würden. Nach meiner Ansage drehen sich die meisten um und melden sich an. Eine Schülerin ruft mich, weil die Tastatur nicht geht. Ich stecke den Anschluss rein. Funktioniert immer noch nicht. Ich nehme eine der anderen Tastaturen zur Hand, die überall im Raum rumliegen und schließe sie an. Immer noch nicht. Mittlerweile rufen mich 2 andere Schülerinnen ununterbrochen. Ich wiederhole mehrmals, dass sie sich gedulden sollen. Wollen sie aber scheinbar nicht. Die 3. Tastatur passt. Ich gehe zur nächsten Schülerin. Sie meint die Anmeldung ist kaputt. Ich drücke auf die Feststelltaste und gehe weiter. Das Problem der nächsten Schülerin ist, dass der Bildschirm schwarz bleibt. Ich entschuldige mich kurz bei der Nachbargruppe, dass ich mal kurz ihren Bildschirm trennen muss um zu sehen ob der andere funktioniert. Leider ist es die Gruppe von V. Sie protestiert wild und schlägt mit der Hand auf den Tisch. Sie sagt jetzt sei ihre ganze Mühe umsonst gewesen und alles gelöscht. Ich versichere ihr, dass noch alles da ist und stecke den „kaputten“ Bildschirm an ihren Computer. Bildschirm funktioniert, V.’s Arbeit ist auf einmal auf dem Bildschirm der Nachbargruppe zu sehen. V. will es nicht verstehen und verzieht das Gesicht, das ich immer ziehe, wenn man mich um einen Schokoladenpudding betrügt. Ich stöpsel wieder um, das Gesicht verwandelt sich langsam wieder zurück. Der Computer soll seit einiger Zeit schon kaputt sein, sagt mir auf einmal jemand. Ich teile die Gruppe auf die anderen Gruppen auf und nun kuscheln die Schüler platzbedingt miteinander. Inzwischen haben alle, die an funktionierender Technik sitzen, angefangen zu arbeiten. Bis auf J.

J. beginnt mit einem Pappkarton, den er irgendwo im Regal gefunden hat, auf T. einzuschlagen. T. findet das sehr lustig, malt aber nebenbei seine Traumschule weiter. Als J. meinen Blick bemerkt schmunzelt er verlegen dem Boden entgegen und legt die Pappe vorsichtig neben seinem Stuhl ab.

Ich gehe zur Tafel und beginne die Sachaufgabe anzuschreiben, im Ohr ein komisches Jucken, das sich irgendwann als Flohwalzer entpuppt. Ziel der Stunde ist es, zu lernen, wie man die Kalkulationsfunktionen benutzt und aus Texten Informationen in eine Tabelle einordnet. Auf einmal höre ich ein lautes „I believe I can fly“, gar nicht so schlecht gesungen. Ich drehe mich um. V. liegt auf dem Rücken und simuliert mit den Armen ein Flugzeug, während sie aus vollem Herzen singt. Die anderen Kinder sind unbeeindruckt und arbeiten relativ ruhig. Sie schaut mich an lacht und sagt, sie sei fertig.

5 Minuten später.
Ich unterbreche alle bei ihren Zeichnungen. Der Großteil hat sich für Paint entschieden. Ich lasse jede Gruppe auf Englisch vorstellen, was sie gemalt haben und wieso. Ich finds überwiegend lustig. Mein Favorit, eine Schule Made of German Chocolate.

5 Minuten später.
Alle arbeiten an ihren Tabellen in Excel. Ich beobachte, beantworte Fragen und ärgere mich über meinen Ohrwurm.

10 Minuten später.
Die meisten haben alle Daten eingegeben und knobeln daran, wie das mit der Kalkulationshilfe funktioniert. M. hat es wie immer als erste verstanden, fragt aber trotzdem nochmal und will es erklärt bekommen. V. schreibt währenddessen jede Zahl einzeln in die Tabelle. Ich sage ihr, dass es einfacher geht und ich möchte, dass sie diesen Weg versteht und zumindest ausprobiert. Sie findet das Ungerecht und beschwert sich wieder. M. beginnt währenddessen die Aufgabe zu beenden. Ich geh zur Tafel, unterbreche alle und schreibe eine Formel als Tipp an. Einige schauen verwirrt.

1 Minute später.
Die meisten sind dahinter gekommen. Ich werde von jeder Gruppe einzeln gefragt, ob das so stimmt und wie sie es gemacht haben. Ich lasse M. zu den verbleibenden gehen, die noch Probleme haben und erklären. Ich widme mich wieder V.

V. hat nämlich aufgehört zu arbeiten. Sie streikt. Sie sagt mir, dass sie die Aufgabe blöd findet und das nicht machen wird. Ich denke kurz nach. Sie hat recht, stelle ich fest. Die Aufgabe ist blöd bzw. Excel zu unterrichten generell. Aber war ja nicht meine Idee. Ich schlage ihr vor zur Direktorin zu gehen und ihr zu sagen, was sie von Excel und dem Unterricht hält, am besten noch zu betonen wie vorzüglich sie sich benimmt. Ich gehe zur Tür mache sie auf und schaue sie an. Sie bleibt wie gebannt sitzen und starrt mich an. Dieses Duell gewinne diesmal ich.

5 Minuten später.
V. ist nach M. die Erste, die mit der Aufgabe fertig ist. Die Stunde ist fast vorbei. D. ist fasziniert, dass sie nicht selber rechnen musste und sich das Ergebnis automatisch angleicht, wenn sie die Zahlen ändert. Der Rest verlässt stürmisch das Klassenzimmer, als ich die Pause ankündige.

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Ein guter Start



Geschrieben am Montag, 26. Oktober 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Emily über ihren Start im Kinderheim „Rainbow“ in Moldawien.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich morgens aufgestanden bin und wusste, heute geht es los, heute steigst du in den Flieger und kommst erst in einem Jahr zurück. So richtig realisieren konnte ich das allerdings nicht. Natürlich fiel mir der Abschied schwer, aber ich empfand auch eine große Vorfreude, sich endlich in das Abenteuer zu stürzen, worauf ich mich die letzten Monate vorbereitet habe und vorbereitet wurde.

Ein herzlicher Empfang

Wir wurden von unserem Mentor vom Flughafen abgeholt und zu unserer Wohnung gebracht. Da diese direkt gegenüber des Kinderheims „Regenbogen der Hoffnung“, meiner neuen Arbeitsstelle, liegt, konnten wir an diesem Abend auch gleich noch die Kinder kennenlernen. Auf einmal saßen wir alle in einem Raum, konnten sie nicht verstehen und sie uns nicht, fühlten uns aber trotzdem gleich wohl. Bereits an unserem ersten Arbeitstag wurden wir begeistert in die Kinderzimmer gezogen und nach dem UNO-Spiel gefragt, dass wir bis jetzt schon so oft gespielt haben.

Genau das Richtige!

In den letzten drei Monaten hatten wir viel zu lachen, aber auch viel zu verarbeiten, weil es so viele neue Eindrücke waren. Aber wir haben auch gemerkt, dass man nicht aufgeben darf, egal wie verwirrend die Sprachschwierigkeiten sind, wie beängstigend die Hauptstadt ist oder wie anders die medizinische Versorgung. In Chisinau finden wir uns jetzt zurecht, unser rumänisch wird immer besser und den ersten Krankheitsfall haben wir mittlerweile auch überwunden. Wir wissen, dass wir von allen erdenklichen Seiten unterstützt werden, dass wir aus einem bestimmten Grund hier sind und uns so gut es geht einbringen möchten. Und da man von den Kindern so unglaublich viel zurückbekommt – sei es eine Umarmung, ein aufmunterndes Video oder die Dankbarkeit dafür, dass wir einfach nur da sind – wurde ich noch einmal bestärkt, dass es das Richtige ist, was ich hier mache.

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(Fast) eingelebt auf den Philippinen



Geschrieben am Dienstag, 06. Oktober 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht des ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Deven über seine ersten Erlebnisse auf den Philippinen.

Als wir vom Flughafen abgeholt wurden, fiel uns gleich auf: Hier ist vieles anders. Der Verkehr ist für deutsche Verhältnisse chaotisch, aber trotzdem baut niemand einen Unfall. Selber fahren würde ich mich gar nicht trauen. Ab fünf Uhr merke ich, dass es schon dunkel wird. Ja, um fünf! Und zu jeder Mahlzeit gibt es Reis, auch wenn man Nudeln oder Kartoffeln isst.

Die ersten Tage haben wir in Manila verbracht. Nachdem wir unser Visum zum ersten Mal verlängert haben, ging es auch schon auf den Magdalena-Campus. Dort wurden wir erst mal den Mitarbeitern und den Kindern vorgestellt. Die Leute hier sind sehr nett und wir haben schnell versucht, uns an das Campusleben anzupassen, also feste Essenszeiten, früh schlafen gehen und früh aufstehen.

Der Unterricht ist eine echte Herausforderung

In den darauffolgenden Wochen haben sich unser Tagesplan und unsere Aufgaben verdeutlicht. Vormittags gehen die Jungs in eine staatliche Schule und nachmittags ist es unsere Aufgabe, ihnen mit den Hausaufgaben zu helfen und Nachhilfe zu geben. Das geschieht meistens in den Fächern Englisch und Mathe. Auf dem Campus selbst gibt es aber noch eine Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Vormittags unterrichten wir in dieser Schule. Ich unterrichte Englisch, mein Kollege Maxi unterrichtet Mathe. Es ist eine echte Herausforderung diesen Unterricht zu geben, zumal die Jungs nicht gut Englisch sprechen und die Sprachbarriere vieles erschwert, aber man schafft es doch, sich irgendwie zu verständigen. Falls es einmal wirklich nicht klappt, sind ältere Schüler und Teacher Christine nicht weit.
Zudem organisieren wir einmal die Woche einen Spieleabend für die Jungs. Egal ob Kartenspiele oder Reise nach Jerusalem, die Kinder machen immer mit sehr viel Energie mit.

Es warten kleine Abenteuer

Außerhalb des Campus warten auch kleine Abenteuer auf uns. Wir sind zu acht in einem Tricycle in die nächste Stadt gefahren. Ein Tricycle muss man sich als Motorrad mit selbst gebautem Beifahrerwagen vorstellen. Das Picknick am Fluss war auch abenteuerlich. Geschirr braucht man nicht! Man stellt das Essen einfach auf frisch abgerissene Bananenblätter und isst alles mit den Fingern.

Nach zwei Monaten hier kann ich sagen, dass mir die Arbeit mit den Jungs echt Spaß macht und dass sie mir schon ans Herz gewachsen sind. Auch wenn manche Sachen anders sind, traue ich mich zu behaupten: Ich habe mich (fast) eingelebt.

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Der Funke ist übergesprungen!



Geschrieben am Freitag, 25. September 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Patricia über ihre Ankunft in Bolivien.

Nach dem langen Flug von Deutschland aus kamen wir endlich und etwas erschöpft in Santa Cruz de la Sierra an. Am Flughafen wartete bereits unsere neue Chefin Maria Jose und ihr Assistant Fernando auf uns. Beide begrüßten uns herzlich auf die hier übliche Art: Kuss auf die rechte Wange und fester Händedruck. Dannach ging es auch schon auf zu unserer ersten Autofahrt in Bolivien. Der Fahrstil unterscheidet sich wesentlich von dem, was wir gewöhnt sind. Anschnallen gilt hier nur für den Fahrer, ab und zu auch für den Beifahrer. Andere Fahrgäste haben meist nicht die Möglichkeit, zumal oft die Sicherheitsgurte gar nicht erst angebracht sind. Genießen kann man die Fahrten hier wahrlich selten. Egal ob Überholverbot, Kreuzung oder sogar Löcher in der Straße, alles wird rasant hinter sich gelassen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Das Wichtigste bei einem Auto ist hier die Hupe, mit der nicht gespart wird und gute Bremsen, da man nie weiß, aus welcher Richtung welches Gefährt angerast kommt.

Anfangsschwierigkeiten werden mit Humor genommen

Die ersten zwei Wochen verbrachten wir in dem neuen Kinderheim, das zu der Zeit unseres Einzuges gehörig viel Arbeit vertragen konnte. Zum Glück waren unsere Zimmer bereits bezugsfertig. Das Duschen gestaltete sich anfangs auch als ein Abenteuer. Die Duschen funktionieren hier wie Wasserkocher. Je kleiner der Wasserstrahl, desto schneller erwärmt sich das Wasser und desto wärmer kann man duschen. Ab und zu bekommt man auch einen kleinen Stromschlag zur Begrüßung, wenn man den Schalter umlegt, um das Wasser zu erhitzen. Genauso freundlich wie die Leute einen hier begrüßen, wird man auch von den Steckdosen willkommen geheißen. Der Funke springt sprichwörtlich jedes Mal aufs neue über, wenn man sein Handy oder den Wasserkocher einstecken möchte.

Ein Wirrwarr aus verschiedensten Farben und Gerüchen

Das Abenteuer mit der Stichflamme beim Entzünden des Gasherdes ist bereits ein Teil unserer täglichen Kochroutine geworden. Sowie der hiesige Brauch, zu allem Reis zu essen. Die Küche ist an sich um einiges fettiger, da wirklich alles frittiert wird. Selbst die Nudeln vor dem Kochen. Zum Ausgleich gibts frisches Obst vom Markt, der hier ein Labyrinth aus sich türmenden Lebensmitteln darstellt. Unser Retter Fernando, der uns jedesmal aus dem Wirrwarr von verschiedensten Farben und Gerüchen führt, ist unter anderem auch für den Einkauf der Lebensmittel verantwortlich. In Deutschland waren wir unterschiedlichen Gerichten verfallen. Hier ist unser Herz im Sturm von dem reichen und einzigartigen Geschmack der Papaya erobert worden.

„Wir freuen uns auf jeden neuen Tag…“

Unsere Hauptaufgabe ist es momentan das Kinderheim auf Vordermann zu bringen, damit die Kinder bald kommen können. Obwohl dieses Projekt eine Tagesstätte für Kinder wird, bleibt die Bezeichnung eines Heims bestehen, vor allem da auch Mütter mit ihren Kindern gelegentlich übernachten werden. Das Dach ist bereits erneuert worden und die Malerarbeiten nähern sich dem Ende. Dank vieler starker Hände werden die Wände also bunter, der Boden glänzender und die Zimmer bewohnbarer. Wir hoffen alle bis Anfang Oktober fertig zu werden und die Kinder aufzunehmen, auf die wir uns schon freuen. Bis dahin wird der Putzlappen und der Besen noch einige Male geschwungen werden müssen, aber trotzdem freuen wir uns auf jeden neuen Tag und die Überraschungen, die er mit sich bringt!

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„Keine Vorurteile haben und jeden Menschen so annehmen wie er ist.“



Geschrieben am Dienstag, 21. Juli 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Bella über ihre Erfahrungen an der Linda Vista Universität in Mexiko.

Mexiko anders als erwartet

Mexiko – ein Land, bei dem viele Menschen an Sonne, Strand und Meer oder an Tequila und Drogenkartelle denken. Auch mir ging es nicht wirklich anders. Doch erst einmal hier angekommen, lernt man die vielen anderen Facetten dieses wunderschönen Landes kennen. Da ich davon ausging, dass es hier in Mexiko sehr warm ist (ist ja schließlich ein tropisches Land), habe ich hauptsächlich sommerliche Kleidung eingepackt. Das mag zwar für viele Orte Mexikos stimmen, aber für die Universität Linda Vista leider nicht. Während es im Sommer recht angenehm ist und das Klima dem deutschen Sommer ähnelt, kann es im Winter doch mal ganz schön kalt werden. Da musste ich mir nachträglich doch noch warme Pullover kaufen 😀

Respekt muss man sich verdienen

Aber kommen wir zum wirklich wichtigen Thema. Was mache ich hier überhaupt? Ich arbeite als Englischlehrerin für alle möglichen Altersgruppen. Nicht etwa als Nachhilfelehrerin, nein. Sondern als ganz normale Lehrerin mit Klassengrößen von 10 bis 25 Schülern. Besonders am Anfang war es nicht leicht. Da muss man sich erstmal daran gewöhnen, den ganzen Unterricht vorzubereiten und vor allem aber musste ich mir erstmal den nötigen Respekt meiner Schüler erarbeiten. Das war gar nicht so einfach. Besonders nicht bei den Schülern, die älter sind als ich. Doch nach einiger Zeit haben wir uns kennengelernt und eine wirklich gute Beziehung zueinander aufgebaut. Irgendwie schließt man dann doch alle seine Schüler ins Herz (auch die, die vielleicht öfter mal Unfug machen). Da bekommt man dann zum Geburtstag einen Kuchen und andere Geschenke oder man lässt sich während des Unterrichts mal dazu hinreißen, nicht Englisch zu lernen, sondern über das Leben im Allgemeinen zu reden. Diese Zeiten sind immer besonders schön, weil man seine Schüler da alle noch besser kennenlernt.

 Schüler ins Herz geschlossen

Nach all dieser Zeit hier in Mexiko habe ich aber vor allem eins gelernt: keine Vorurteile zu haben und jeden Menschen so anzunehmen wie er ist. Vielleicht sind Menschen anders als wir, aber das heißt nicht, dass sie schlechter sind. Sie sind ganz einfach anders. Und wenn man dann erstmal über seinen Tellerrand hinausschaut, merkt man, dass man auch diese Menschen in sein Herz schließen kann!

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Ein Jahr Linda Vista



Geschrieben am Dienstag, 23. Juni 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Lina über ihre bisherigen Erfahrungen an der Linda Vista Universität in Mexiko.

Meine Arbeit an der Campus Linda Vista Universität in Mexiko

Ich bin für ein Jahr auf dem wunderschönen Campus der Linda Vista Universität und arbeite als Englisch-Lehrerin in der Unter-/ Mittel- und Oberstufe und halte Universitätskurse. Die Universität liegt mitten in den Bergen, fernab von Städten, aber sehr schön in die Natur eingebettet. Man ist eingerahmt von Wald, Bergen und das kleine Dorf „Pueblo Nuevo Solistahuacan“ liegt fünf Minuten mit dem Taxi entfernt. Dort findet man alles, was man braucht! Meine Arbeit als Lehrerin ist sehr anstrengend, aber dafür abwechslungsreich und sehr prägend. Die Schüler haben einen unglaublichen Einfluss, wenn man mit ihnen ein komplettes Jahr verbringt. Auf dem Campus selbst gibt es die verschiedenen Fakultäten der Universität, eine Mensa, ein Jungen- und Mädchen-Internat, die Gemeinde, und einen kleinen Campus-Laden wo man das Nötigste kaufen kann (zu unheimlich überteuerten Preisen!).

Unheimlich viel gelernt!

Ich habe in diesem Jahr bis jetzt schon unheimlich viel erlebt und habe mich persönlich sehr weiterentwickelt! Es prägt sehr, mit anfangs fremden Menschen zusammenleben zu müssen und in einem Land zu sein, dessen Sprache man kaum spricht (in meinem Fall gar nicht). Jedoch kann ich versichern, dass man sich sehr schnell an die mexikanische Lebensweise gewöhnt, denn sie sehr herzlich und offen ist! Obwohl die Gemeinde konservativ ist, was in den lateinamerikanischen Ländern so üblich ist, zwingen sie einem nichts auf und sind nicht aufdringlich, wenn man andere Ansichten des Glaubens vertritt. Die Menschen hier sind ganz wunderbar und helfen, wo sie nur können. Trotz allem sollte man sich vielleicht einen Kindle oder iPad mitnehmen und sich ein paar gute Bücher herunterladen, denn in der Regenzeit ist die Freizeitgestaltung stark beschränkt. Nichtsdestotrotz ist es eine wunderbare Erfahrung, die mich Gott näher bringt, viel reifer und zu einem besseren Menschen gemacht hat.

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