Diesen Beitrag weiterempfehlen oder teilen!
Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Patricia über ihre Ankunft in Bolivien.
Nach dem langen Flug von Deutschland aus kamen wir endlich und etwas erschöpft in Santa Cruz de la Sierra an. Am Flughafen wartete bereits unsere neue Chefin Maria Jose und ihr Assistant Fernando auf uns. Beide begrüßten uns herzlich auf die hier übliche Art: Kuss auf die rechte Wange und fester Händedruck. Dannach ging es auch schon auf zu unserer ersten Autofahrt in Bolivien. Der Fahrstil unterscheidet sich wesentlich von dem, was wir gewöhnt sind. Anschnallen gilt hier nur für den Fahrer, ab und zu auch für den Beifahrer. Andere Fahrgäste haben meist nicht die Möglichkeit, zumal oft die Sicherheitsgurte gar nicht erst angebracht sind. Genießen kann man die Fahrten hier wahrlich selten. Egal ob Überholverbot, Kreuzung oder sogar Löcher in der Straße, alles wird rasant hinter sich gelassen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Das Wichtigste bei einem Auto ist hier die Hupe, mit der nicht gespart wird und gute Bremsen, da man nie weiß, aus welcher Richtung welches Gefährt angerast kommt.
Die ersten zwei Wochen verbrachten wir in dem neuen Kinderheim, das zu der Zeit unseres Einzuges gehörig viel Arbeit vertragen konnte. Zum Glück waren unsere Zimmer bereits bezugsfertig. Das Duschen gestaltete sich anfangs auch als ein Abenteuer. Die Duschen funktionieren hier wie Wasserkocher. Je kleiner der Wasserstrahl, desto schneller erwärmt sich das Wasser und desto wärmer kann man duschen. Ab und zu bekommt man auch einen kleinen Stromschlag zur Begrüßung, wenn man den Schalter umlegt, um das Wasser zu erhitzen. Genauso freundlich wie die Leute einen hier begrüßen, wird man auch von den Steckdosen willkommen geheißen. Der Funke springt sprichwörtlich jedes Mal aufs neue über, wenn man sein Handy oder den Wasserkocher einstecken möchte.
Das Abenteuer mit der Stichflamme beim Entzünden des Gasherdes ist bereits ein Teil unserer täglichen Kochroutine geworden. Sowie der hiesige Brauch, zu allem Reis zu essen. Die Küche ist an sich um einiges fettiger, da wirklich alles frittiert wird. Selbst die Nudeln vor dem Kochen. Zum Ausgleich gibts frisches Obst vom Markt, der hier ein Labyrinth aus sich türmenden Lebensmitteln darstellt. Unser Retter Fernando, der uns jedesmal aus dem Wirrwarr von verschiedensten Farben und Gerüchen führt, ist unter anderem auch für den Einkauf der Lebensmittel verantwortlich. In Deutschland waren wir unterschiedlichen Gerichten verfallen. Hier ist unser Herz im Sturm von dem reichen und einzigartigen Geschmack der Papaya erobert worden.
Unsere Hauptaufgabe ist es momentan das Kinderheim auf Vordermann zu bringen, damit die Kinder bald kommen können. Obwohl dieses Projekt eine Tagesstätte für Kinder wird, bleibt die Bezeichnung eines Heims bestehen, vor allem da auch Mütter mit ihren Kindern gelegentlich übernachten werden. Das Dach ist bereits erneuert worden und die Malerarbeiten nähern sich dem Ende. Dank vieler starker Hände werden die Wände also bunter, der Boden glänzender und die Zimmer bewohnbarer. Wir hoffen alle bis Anfang Oktober fertig zu werden und die Kinder aufzunehmen, auf die wir uns schon freuen. Bis dahin wird der Putzlappen und der Besen noch einige Male geschwungen werden müssen, aber trotzdem freuen wir uns auf jeden neuen Tag und die Überraschungen, die er mit sich bringt!
0 Kommentare »