Ein Bericht des ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Daniel
Mexiko hat aber noch viel mehr zu bieten – viele neue Freunde, ein neues Essen – eigentlich ein ganz neues Leben.
Warum man das alles auf sich nimmt? Ganz einfach: Der Reiz etwas Neues zu tun, die Neugier etwas Neues zu erleben, der Drang anderen Menschen in ihrem Leben weiterzuhelfen und natürlich das Interesse an anderen Kulturen.
Die Idee, Deutschland mal ein Jahr nur noch auf der Landkarte zu sehen, kam mir dank meiner Cousine. An ihrem Geburtstag traf ich dann viele Leute, die – genau wie sie – schon einmal ein Jahr im Ausland verbracht hatten und davon total begeistert erzählten und mich motivierten, es auch zu tun. Daraufhin dachte ich mir: „Das will ich auch!“ Ich bewarb mich mit ein paar Freunden bei ADRA und nach einigen Infoveranstaltungen und Bewerbungsgesprächen stand es fest: Ich gehe nach Mexiko. Meine Eltern waren begeistert, dass ich ein ganzes Jahr damit verbringen würde, anderen Menschen zu helfen. Was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz bewusst war – ich würde bald ein Jahr nicht Zuhause sein und vor allem, eine völlig andere Lebensweise kennenlernen.
Als ich dann mit den anderen zwei Freiwilligen im Flugzeug nach Mexiko saß, wurde mir klar: „Jetzt wird’s langsam ernst“. Klar hat man am Anfang einige Probleme mit der fremden Sprach, und natürlich dem neuem Umfeld … allerdings lebt man sich relativ schnell ein und auch der Alltag schleicht sich schnell ins Leben, wenn man dann langsam anfängt zu realisieren, dass man 10.000 km von Zuhause weg ist.
Es ist irgendwie ein komisches Gefühl für mich, so kurz nach dem Schulabschluss schon Studenten und Lehrern Englischunterricht zu geben und sie einen mit „Teacher“ ansprechen.
Man ist nervös und steht oft schwitzend und unsicher vor den Schülern, die einen mit fragenden Augen angucken. Aber schon nach ein paar Stunden und besseren Spanischkenntnissen geht dann alles viel leichter von der Hand. Man weiß langsam, wie man mit den Schülern umzugehen hat und es macht auch gleich viel mehr Spaß.
Bis jetzt kann ich sagen, ist mein Aufenthalt in Mexiko eine durchweg interessante Erfahrung. Ich bin fasziniert, wie viel ich den Kindern in Mexiko mit dem Wissen, dass ich in Deutschland in der Schule erworben habe, helfen kann. Beispielsweise bringen wir ihnen Englisch bei, das ihnen bei fast jeder Lebenslage behilflich ist. Viele können durch das Belgen dieser Englischkurse sogar irgendwann ihren Universitätsabschluss bekommen.
In der Grundschule beim Englischunterricht auszuhelfen ist allerdings eine Welt für sich. Wir singen mit den Kindern ein kurzes Lied auf Englisch und während dann die Lehrerin den Unterricht gestaltet, helfen wir ihr aus, korrigieren die Hausaufgaben und spielen Gruppenspiele mit den Kindern zum Vokabeln lernen. Das größte Problem dabei: Die Kinder können sich nur sehr kurz Zeit konzentrieren. Sie sind es einfach nicht gewohnt, lange still zu sitzen und daher sind sie schon bald wieder laut oder machen Blödsinn. Die lauten Klimaanlagen tragen auch ihren Teil dazu bei.
Natürlich muss man nicht unbedingt ins Ausland gehen, um anderen Menschen zu helfen, allerdings wird einem oft erst richtig bewusst, was man alles in seinem Leben in Deutschland hat, nachdem man im Ausland war, in einem armen Land, das nicht so viel Luxus und so einen hohen Bildungsstandard hat. Nachdem man seinen Horizont erweitert hat, kann man dann entweder weiter im Ausland helfen, andere Menschen motivieren auch ins Ausland zu gehen oder aber den Menschen in Deutschland helfen und zeigen, was sie alles als selbstverständlich erachten, das für viele Menschen dieser Erde eigentlich nicht selbstverständlich ist.
Ich kann nur sagen, nutzt die Möglichkeiten, die sich in eurem Leben ergeben und geht z.B. mit ADRA ins Ausland. Es wird euer Leben verändern und bereichern, wenn ihr euch darauf einlässt.
Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Jaqueline
Ich bin seit September 2010 im Babyheim „Cradle of Love“ in Tansania. Meine Aufgaben sind in erster Linie die Kinder zu füttern, mit ihnen zu spielen und ihnen sprechen, sitzen, stehen, laufen und natürlich auch ein paar Verhaltensregeln beizubringen. Ausserdem helfe ich ueberall, wo es noetig ist, das heißt manchmal wickle ich Babys, sortiere alte Kleidung aus, verteile Kleiderspenden und andere Spenden, helfe beim Kochen, Wäsche zusammen legen, Stühle putzen oder arbeite im Büro. Ausserdem helfe ich einmal die Woche in der Pre-School bei den Zwei- bis Dreijährigen und arbeite in der Nursery, ein Raum nur für unsere ganz Kleinen zwischen null und sechs Monaten.
Die meisten Kinder hier brauchen viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe – einfach mal jemanden, der sie in den Arm nimmt. Wenn sie zu uns kommen, haben sie meist schon viel mehr erlebt, als ich hoffendlich je erleben werde. Sie sind häufig verstört, in sich gekehrt und haben psychische Probleme. Als Freiwilliger nimmt man automatisch Anteil an ihrem Schicksal und hilft ihnen, wo man nur kann. Ich konnte nie nachvollziehen, wie Eltern ihre Kinder abgeben oder zurücklassen können, aber desto länger ich hier bin, desto besser verstehe ich. Sie tun es aus Liebe zu ihren Kindern, denn diese würden sonst womöglich an Hunger oder einer Krankheit sterben.
Vor einiger Zeit ist zum Beispiel ein kleines Mädchen Namens Pendo (das heißt übersetzt „Liebe“) zu uns gekommen. Sie wurde von ihrer Mutter hergebracht und war wirklich nur noch Haut und Knochen. Sie konnte nicht sitzen, krabbeln, geschweige denn stehen oder laufen – und das mit 2 1⁄2 Jahren! Pendo ist HIV-positiv und war schwer krank, als sie zu uns kam. Ihre Mutter konnte ihr aus Geldnot nicht genügend Nahrung kaufen, was ihre Situation noch verschärfte. Das zwang die Mutter letztenendes dazu, ihre kleine Tochter zu uns zu bringen. Ich habe noch nie in solch traurige und hoffnungslose Augen gesehen. Pendo schien, als hätte sie sich in ihrem Alter schon aufgegeben. Am Anfang weigerte sie sich zu essen und unsere Krankenschwester musste sie leider zwangsernähren, damit sie eine Chance hat zu überleben. Keiner wusste ,ob sie es schaffen würde. Das war schlimm, aber durch viel Aufmerksamkeit und Zuwendung der Nannys und uns Freiwilligen, fing sie nach kurzer Zeit wieder an zu essen und fasste sichtlich neuen Mut. Doch sie war immer noch sehr dünn und auch ihre Traurigkeit hat sich nicht abgelegt.
An einem Tag kamen dann ihre Mutter und ihre große Schwester zu Besuch. Da sah Pendo zum ersten Mal friedlich aus und gar nicht mehr so traurig. Es war überwältigend, nach und nach zu sehen, wie das kleine Mädchen zunahm – und dann auf einmal das erste Lachen. Es ist schwer in einem solchen Moment nicht vor Freude zu weinen.
Pendo ist noch immer nicht so kräftig wie sie in ihrem Alter sein sollte und ihre Knochen sind immer noch empfindlich, aber es ist toll, zu sehen, wie sie kichert, spielt und lernt allein zu laufen und zu essen.
Ohne all die Zuwendung und Aufmerksamkeit wäre sie wohl nie dort hingekommen.