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Do small things with great love



Geschrieben am Dienstag, 26. Januar 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Rebecca über Ihre Lehrtätigkeit an der Universität Linda Vista in Mexiko.

„Und, was denkst du über Mexiko?“ – das ist eine Frage, die mir hier schon sehr häufig gestellt wurde und diese Frage ist gar nicht mal so leicht zu beantworten. Als ich erfahren habe, dass ADRA mich ausgewählt hat, meinen Freiwilligendienst in Mexiko abzuleisten, wusste ich zugegebenermaßen nicht besonders viel über dieses Land. Mexiko – was denke ich über Mexiko? Ich lasse meine Gedanken schweifen und früher oder später werden wohl viele, genauso wie ich vor meiner Abreise, an den Schlagzeilen der Zeitungen hängen bleiben:

„Elf Tote bei Drogenkrieg in Mexiko“, „Der lange Arm der Gewalt reicht bis zu uns“, „Hungrig, verwahrlost, zum Betteln gezwungen“, „Polizei entdeckt 800 Meter langen Drogentunnel“, „Ein Land aus dem Lot“

Ein Jahr in einem Entwicklungsland leben und arbeiten, in welchem Themen wie Drogenkriege, Gewalt, Korruption, Armut und Ungerechtigkeit nicht nur als schwarze Druckbuchstaben auf einem Zeitungspapier zu lesen sind, sondern Realität des täglichen Lebens sind. Eine Herausforderung? – Mit Sicherheit. Ein Abenteuer? – Keine Frage. Doch was genau würde uns erwarten in dem Land, das uns bisher nur als Fleck auf einer Weltkarte, aus Nachrichten und Zeitungsartikeln bekannt war?

180 degree turn

Mexiko, Chiapas, Universität Linda Vista – der Ort, den ich nun schon seit fast einem halben Jahr mein Zuhause nennen darf. Ein behüteter, grüner Campus mitten in den Bergen, bei dem die Auswirkungen der Schlagzeilen erst einmal weit entfernt scheinen. Mein geregeltes und geordnetes Schülerleben habe ich nun gegen einen leicht chaotischen und spontanen Alltag auf einem Uni-Gelände eingetauscht, meine gewohnte Alltagssprache Deutsch gegen Spanisch und Englisch, mein morgentliches Müsli gegen ein paar Bohnen und Tortillas, Europa gegen Lateinamerika, Euro gegen mexikanische Pesos, deutsche Autobahnen gegen schlechte und kurvige Straßen in den Bergen, die Amseln auf meinem Dach gegen ein paar Kolibris vor meinem Klassenzimmerfenster …  UND: meine Rolle als Schülerin gegen die als Lehrerin – eine 180° Wendung! Und zwar nicht nur deshalb, weil ich nun plötzlich auf der anderen Seite des Klassenzimmers an der Tafel stehe und nicht mehr, wie all die Jahre zuvor, auf einem Stuhl hinter meinem Tisch, als eine von vielen Schülern.

365 new days, 365 new chances

Als ich mich entschieden habe nach Mexiko zu gehen, wusste ich, dass sich in meinem Leben vieles verändern würde. Abenteuer und Herausforderungen würden auf mich warten und ja, auch eine große Umstellung meines bisher gewohnten Lebens. Wir Menschen sind doch oft so gestrickt, dass wir Angst vor Veränderungen haben, da das Gewohnte uns ein Gefühl von Sicherheit gibt. Doch ich wollte in diesem Jahr genau das nicht in all den Änderungen sehen – Angst. Sondern im Gegenteil,  in jedem dieser 365 Tage steckt eine neue Chance. Eine Chance zu lernen und Herausforderungen anzunehmen, statt daran zu verzweifeln, über sich selbst hinauszuwachsen, etwas Neues entdecken und erleben, Erfahrungen fürs Leben sammeln und jeden Tag aufs Neue versuchen, mit Gottes Hilfe sein Bestes zu geben.

Do small things with great love

Obwohl sich mit meiner Entscheidung ins Ausland zu gehen, viele Dinge in meinem Leben verändert haben, ist mir doch eine Sache geblieben: die Schule. Als frisch gebackene Abiturientin steige ich in den Flieger, steige wieder aus und befinde mich wieder an einer Schule, nur diesmal als Lehrerin. Wer hätte gedacht, dass das so schnell gehen könnte? Auf der Universität Linda Vista unterrichte ich Englisch in der Mittel- und Oberstufe sowie in den Studentenklassen und separat gebe ich einen kleinen Deutschkurs. Ich habe nie ein Lehramt-Studium abgeschlossen und mein Wissen für das Fach Englisch beschränkt sich lediglich auf das, was ich selbst in meiner Schulzeit gelernt habe. Klingt also nicht nur nach einer unheimlichen Herausforderung, sondern ist es auch. Viele Herausforderungen neigen oft dazu, sich in Überforderungen zu verwandeln. Man hat das Gefühl man geht einen Schritt nach vorne und zwei wieder zurück – die Schüler wollen doch überhaupt nichts lernen! Doch wenn man mit den großen Dingen überfordert ist, muss man sich an die kleinen Dinge erinnern und diese anpacken. Ich erinnere mich daran, meinen Fokus nicht auf ein Jahr zu legen, sondern auf jeden einzelnen Tag dieser 365 Tage und auf die Chancen und Möglichkeiten, die dieser Tag bietet. Die Möglichkeit, das was du tust mit Liebe und Freude zu füllen, jeden Tag zu etwas Besonderem zu machen, egal wie groß die Herausforderungen sind. Man nimmt sich so viele Dinge für dieses Jahr vor, man möchte helfen und etwas bewirken, denn dafür bin ich schließlich hier. Und oft ist man dann enttäuscht, wenn man merkt, dass man nicht so viel tun und helfen kann, wie man gerne möchte.  You cannot help everyone, but everyone can help someone. Dabei kommt es nicht darauf an, was oder wie viel du tust, sondern wie du es tust. Und wenn du nur einen Hauch im Leben eines einzelnen Menschen veränderst, so ist es das wert. Denn manchmal sind es die Kleinigkeiten, die den großen Unterschied machen!

“Do everything with so much love in your heart that you would never want to do it any other way.”

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„Keine Vorurteile haben und jeden Menschen so annehmen wie er ist.“



Geschrieben am Dienstag, 21. Juli 2015 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Bella über ihre Erfahrungen an der Linda Vista Universität in Mexiko.

Mexiko anders als erwartet

Mexiko – ein Land, bei dem viele Menschen an Sonne, Strand und Meer oder an Tequila und Drogenkartelle denken. Auch mir ging es nicht wirklich anders. Doch erst einmal hier angekommen, lernt man die vielen anderen Facetten dieses wunderschönen Landes kennen. Da ich davon ausging, dass es hier in Mexiko sehr warm ist (ist ja schließlich ein tropisches Land), habe ich hauptsächlich sommerliche Kleidung eingepackt. Das mag zwar für viele Orte Mexikos stimmen, aber für die Universität Linda Vista leider nicht. Während es im Sommer recht angenehm ist und das Klima dem deutschen Sommer ähnelt, kann es im Winter doch mal ganz schön kalt werden. Da musste ich mir nachträglich doch noch warme Pullover kaufen 😀

Respekt muss man sich verdienen

Aber kommen wir zum wirklich wichtigen Thema. Was mache ich hier überhaupt? Ich arbeite als Englischlehrerin für alle möglichen Altersgruppen. Nicht etwa als Nachhilfelehrerin, nein. Sondern als ganz normale Lehrerin mit Klassengrößen von 10 bis 25 Schülern. Besonders am Anfang war es nicht leicht. Da muss man sich erstmal daran gewöhnen, den ganzen Unterricht vorzubereiten und vor allem aber musste ich mir erstmal den nötigen Respekt meiner Schüler erarbeiten. Das war gar nicht so einfach. Besonders nicht bei den Schülern, die älter sind als ich. Doch nach einiger Zeit haben wir uns kennengelernt und eine wirklich gute Beziehung zueinander aufgebaut. Irgendwie schließt man dann doch alle seine Schüler ins Herz (auch die, die vielleicht öfter mal Unfug machen). Da bekommt man dann zum Geburtstag einen Kuchen und andere Geschenke oder man lässt sich während des Unterrichts mal dazu hinreißen, nicht Englisch zu lernen, sondern über das Leben im Allgemeinen zu reden. Diese Zeiten sind immer besonders schön, weil man seine Schüler da alle noch besser kennenlernt.

 Schüler ins Herz geschlossen

Nach all dieser Zeit hier in Mexiko habe ich aber vor allem eins gelernt: keine Vorurteile zu haben und jeden Menschen so anzunehmen wie er ist. Vielleicht sind Menschen anders als wir, aber das heißt nicht, dass sie schlechter sind. Sie sind ganz einfach anders. Und wenn man dann erstmal über seinen Tellerrand hinausschaut, merkt man, dass man auch diese Menschen in sein Herz schließen kann!

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Rollenwechsel – 1 Jahr als Lehrerin in Mexiko



Geschrieben am Mittwoch, 10. Juli 2013 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Antje über ihre Eindrücke aus Mexiko

Erst als ich endlich im Flugzeug saß und mich bei meiner Familie für ganze elf Monate verabschiedet und Deutschland den Rücken zugekehrt hatte, wusste ich, dass mein Traum, ein Jahr mit ADRA-Deutschland e.V. als Freiwillige im latainamerikanischen Ausland zu unterrichten, wahr geworden war. Und wirklich, dieses Jahr sollte ein ganz besonderes werden.

Mein Aufgabenbereich befand sich im Sprachinstitut der adventistischen Privatuniversität in Montemorelos, Nuevo León, in Mexiko, an dem ich als Deutsch- und Englischlehrerin gearbeitet habe. Für mich war das ein aufregender Rollenwechsel; nun sollte ich im Klassenraum vorne stehen, Autorität und Wissen vermitteln und Noten gerecht verteilen.

Im ersten Semester war ich für den Deutsch Anfängerkurs zuständig. Desweiteren durfte ich mit einer mexikanischen Studentin zusammen kleine Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren in Englisch unterrichten und abgesehen davon einer Schülerin Englisch Nachhilfe geben. Im zweiten Studiensemester hatte ich zwei Deutschklassen unterschiedlichen Sprachnieveaus, weiterhin meine Englischkinderklasse und dazu noch einen Erwachsenenkurs im ersten Englischlevel.

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, zwei komplett unterschiedliche Altersgruppen unterrichten zu können. Bei beiden ist es sehr wichtig, sich gut und kreativ vorzubereiten. Interessant ist es auch zu sehen, dass spielerisch am besten gelernt wird; egal welches Alter. Jedoch war es bei den kleinen Kindern sehr wichtig, jeden Tag extra Aktivitäten und Spiele neben dem Lehrbuch parat zu haben, da die Konzentration schnell abnahm und sie unruhig und störend werden konnten. Um die Kinder täglich dazu zu motivieren mitzuarbeiten, haben wir das Sternchensystem eingeführt. Jeder Schüler hatte an der Tafel sein Namensschild. Nach gemeinsamem singen, beten, sich melden, Aufgaben gut erfüllen u. ä., wurden Sterne daneben gemalt. Wenn am Ende der Stunde ein Schüler fünf oder mehr Sterne hatte, durfte er mit den Murmeln oder Seifenblasen spielen, was die Kinder sehr liebten. Natürlich diente diese Methode auch zur Bestrafung; hatte ein Schüler permanent gequatscht, andere abgelenkt und den Unterricht gestört, wurde ein Stern gelöscht. Eines „unserer“ Kinder war in seinen Schrachkenntnissen fortgeschrittener als die anderen und hatte seine Aufgaben meistens schneller erledigt. Damit der Schüler sich nicht langweilte und unruhig wurde, war es wichtig ihm Zusatzaufgaben und manchmal auch mehr Verantwortung zu geben; zum Beispiel durfte dieser Schüler auch mal die Bildervokabelkarten halten und seine Mitschüler abfragen. Das gab ihm ein Gefühl von Wichtigkeit und er war voll dabei.

Englisch für Erwachsene zu unterrichten, war für mich anfangs wirklich eine Herausforderung, die aber nach einiger Zeit des Einspielens und natürlich täglich intensiver Vorbereitung, gut gemeistert wurde. Ich muss wirklich sagen, dass mein Verständnis bezüglich der Grammatik sehr zugenommen hat. Durchs Unterrichten habe ich Inhalte und Strukturen erlernt, neu gelernt und endlich verstanden, die mich in meiner eigenen Schulzeit oft mit einem symbolischen Fragezeichen hinterlassen haben.

Mein persönlicher Höhepunkt war der Deutschunterricht. Mir hat es wirklich Spaß gemacht, meine eigene Muttersprache besser zu verstehen und Methoden zu entwickeln, sie anderen näher zu bringen. Natürlich machte auch hier die Kreativität nicht halt. Mit wöchentlichen neuen Lieder, Illustrationen, Verbplakaten und Smilys wurde der Schulalltag aufgehellt.

Es gibt Tage, an denen man vielleicht etwas deprimiert nach Hause geht, die Schüler die Hausaufgaben unangetastet lassen und für die Tests nicht gelernt haben oder einfach so langsam arbeiten, dass man seinen detailliert ausgearbeiteten Unterrichtplan nicht strikt durchziehen kann. Hier ist Flexibilität gefragt. Manchmal ist es besser, gewisse Themen nochmal zu wiederholen, erneut und intensiver zu üben, anstatt durch das Buch zu „rennen“. Weiterhin wurde mir wirklich bewusst, wie viel die eigene Einstellung und Motivation zu einem erfolgreichen Unterricht beitragen kann. Das ist glaube ich die Kunst; vorbereitet zu sein, damit zu rechnen, etwas ganz anderes zu machen und eine motivierende Autorität auszustrahlen.

Schlussfolgernd kann ich sagen, dass ich dieses Jahr einigen Menschen Wissen vermitteln und mitgeben konnte, und im Austausch dabei selber diejenige war, die wirklich viel gelernt hat.

 

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