Ein Bericht von Fleur, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einem Waisenheim in Tansania absolviert.
Dass ich nach dem Abitur ins Ausland möchte, war mir schon lange klar. Als ich dann aber wirklich im Flugzeug saß, konnte ich kaum glauben, dass diese Zeit, von der ich immer sprach, nun wirklich beginnt. Nun würde ein neues Kapitel in meinem Leben losgehen, eine Zeit voller neuer Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen.
Fernab von der Großstadt, mitten im Grünen und nur ein paar Minuten entfernt vom indischen Ozean – bei dieser Beschreibung denkt man wohl eher an einen Urlaubsort, doch ich spreche hier vom Waisenheim „Dunia ya Heri“, was übersetzt „Erde des Segens“ heißt. Nach den nun fast 7 Monaten, die ich hier schon verbracht habe, kann ich sagen, dass dieser Ort mein zweites Zuhause geworden ist. An diesem Ort ist es grün soweit das Auge reicht – die Pflanzenwelt zeigt hier ihre facettenreiche Vielfalt auf unterschiedlichste Art und Weise. Doch das Wichtigste ist: Es ist ein Ort, an dem die Kinder wohl behütet aufwachsen können.
Dieses Waisenheim wurde erst vor gut zwei Jahren gegründet, aus welchem Grund ich die erste Freiwillige in diesem Projekt bin. Meine Arbeit teilt sich hauptsächlich in zwei verschiedene Bereiche auf: die Arbeit im Garten und die Arbeit mit den Kindern. Im Garten erledige ich Tätigkeiten wie beispielsweise neue Samen auszusäen, das Gemüse und die Früchte zu ernten und natürlich all die Pflanzen zu gießen – das Wichtigste bei den hohen Temperaturen.
Zurzeit sind hier im Waisenheim 12 Kinder, die zwischen 4 Wochen und 5 Jahre alt sind. Sie sind voll im Alltag mit eingebunden und haben ihre eigenen Tätigkeiten, vom Füttern der Hühner bis hin zum Abwaschen des Geschirrs. In den letzten 7 Monaten sind die Kinder mir sehr ans Herz gewachsen und ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihnen – ob beim Puzzeln, Malen, Singen oder Spielen. Es ist schön mit anzusehen, wie schnell sie Stück für Stück dazulernen.
Neben den erwähnten Hühnern gibt es hier auch noch Ziegen, Katzen, zwei Hunde, einen Bussard und Aasgeier, Schildkröten und einen Ara – also einen halben Zoo, um den ich mich unter anderem auch kümmere.
Mir bleiben nun hier noch etwas mehr als zwei Monate, bevor es für mich wieder zurück nach Deutschland geht. Wenn ich auf die letzten Monate zurückblicke, bin ich einfach nur dankbar. Ich bin dankbar für all die Momente und Erfahrungen, die ich hier schon machen durfte. Dankbar für die neuen Freundschaften, die ich hier schließen durfte. Dankbar für die Kinder, die mit ihrem Lachen mein Herz jeden Tag aufs Neue mit Freude füllen. Dankbar für all das, was ich in den letzten Monaten alles dazulernen durfte.
In den kommenden Jahren soll das Waisenheim bis zu 60 Kindern ein Zuhause schenken können und ich bin mir sicher, dass dieser Ort für sie und alle, die dort hinkommen, ein echter Segen sein wird.
0 Kommentare »Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Cindy über Tansania und das „Kilimandscharo Orphanage Center“ in Pasua.
Lieder wie „Feliz Navidad“, „Jingle Bells“, „Stille Nacht“ in englischer Vision höre ich zurzeit beinahe täglich und überall… und das in Tansania, wo – man wird es kaum für möglich halten – zurzeit auch die Weihnachtszeit eingeläutet wird. Die Kassen in den Supermärkten und die Palmen vor den Banken sind mit Weihnachtsbeleuchtung und Girlanden geschmückt, Plastiktannenbäume, einen Weihnachtsmarkt und einen in Menschengröße singenden und tanzenden Plastikweihnachtsmann vor dem Eingang des Supermarktes gibt es auch. Habt ihr euch so Afrika vorgestellt? Nein? Ich auch nicht.
Jeden Morgen mit Sonnenschein aufwachen, jeden Tag unzählig und vielfältig frisches Obst, an dem man sich so richtig satt essen kann, jeden Tag das Lachen und die Liebe der Kinder spüren und herumalbern, jeden Tag etwas Neues entdecken, jeden Tag mit – und voneinander lernen und kostbare Erfahrungen sammeln. Jeden Tag völlig anders und überraschend erleben – mit Höhen und Tiefen. Jeden Tag erlebe ich hier in Tansania auf ganz besondere und vielseitige Art und Weise. Tansania, das Land in dem ich seit gut 4 Monaten lebe. Nie hatte ich eine Vorstellung von Afrika, als wie ich sie aus Filmen oder Bildern kannte.
Umso beeindruckender und nachhaltiger sind all die Erfahrungen, die ich hier sammle. Zum Beispiel der Besuch bei den Massai und die Faszination der Schönheit dieses Stammes; die Weiten der Steppen von Afrika, die mich mit ihrer Schönheit sowohl in der Trocken- als auch in der Regenzeit immer wieder staunen lassen; die bunte Tierwelt oder der Umgang der Afrikaner mit uns weißen Menschen. Nie zuvor ist mir der Unterschied zwischen schwarz und weiß so sehr aufgefallen wie hier. Für jeden Einheimischen bin ich hier ein Mzungu, was so viel heißt wie ,,weißer Mensch“, der in den meisten Vorstellungen der Afrikaner natürlich wohlhabend ist. Egal ob ich einkaufen gehe, in einem Dalla Dalla (das sind die Kleinbusse hier) sitze oder nur durch die Straßen laufe, alle nennen mich Mzungu und rufen nach mir. Kinder und Erwachsene fassen meine Haut und meine Haare an. Alle bestaunen mich und ja, auch kleine Kinder kommen auf mich zu und verlangen von mir, dass ich ihnen Geld gebe. Oftmals komme ich mir in solchen Situationen weltfremd vor. Nie hätte ich gedacht, dass ich nur durch meine Hautfarbe solch eine Aufmerksamkeit auf mich ziehen und anders behandelt werde würde. Am Anfang war das für mich sehr befremdlich und selbst jetzt bedarf es noch einige Gewöhnung.
Ja, ich muss sagen mit meinem Schritt nach Afrika zu gehen, bin ich nicht nur in ein anderes Land abgetaucht, nein – auch in eine völlig andere Welt. Die dritte Welt.
Ich will mal nicht so tun, als ob ich hier im Paradies gelandet bin. Neben den vielen schönen Seiten gibt es auch viele Schattenseiten Afrikas, die ebenfalls an mir nicht vorbeigehen und oft Unverständnis, Traurigkeit und viele Fragen in mir hinterlassen. Es ist nicht immer leicht Dinge hin- und anzunehmen, die man überhaupt nicht kennt beziehungsweise, die man selbst vielleicht ganz anders machen würde. Oft fällt es mir auch schwer einzugestehen, dass ich so viel helfen möchte – es aber nicht kann.
Besonders wenn man die Armut auf den Straßen, in den Augen der Menschen oder an der äußeren Erscheinung sieht. Solche Momente machen mir bewusst, in welchem Reichtum und Luxus wir leben und wie unterschiedlich Länder sein können, auch wenn wir auf einem Planeten leben. Wie oft wir viele Dinge nicht zu schätzen wissen, weil sie für uns einfach selbstverständlich sind. Ja oft frage ich mich hier, wie die Menschen sich überhaupt über Wasser halten und überleben können und wieso der Großteil eigentlich nicht längst schon verzweifelt ist. Aber hier in Tansania gilt das Motto: ,,Today is today, tomorrow is tomorrow“.
Doch manchmal ist die Mentalität der Afrikaner auch schon ein wenig witzig. Ich sag nur : ,,Pole Pole“, was so viel heißt wie : ,,Langsam“. Ja auch das ist eine Lebenseinstellung der Tansanier – keinen Stress machen. Aus einem Land zu kommen, in dem Zeit, Druck und Pünktlichkeit den Arbeitsalltag bestimmen und dann in Tansania zu landen, in einem Land, wo es völlig egal ist, ob man drei Stunden später zu einer Verabredung oder zur Arbeit erscheint oder es nicht für wichtig angesehen wird, Absprachen einzuhalten, ist als wenn man plötzlich alles auf den Kopf stellt. Ja daran muss man sich wirklich erstmal gewöhnen und wenn doch ab und zu der deutsche Arbeitswille durchkommt und vielleicht etwas Unmut aufkommt, weil es einfach nicht so klappt wie man es sich denkt oder vielleicht wünscht, weil kulturelle Faktoren deine Pläne kreuzen, bekommt man nur ein „Don’t worry.“ zu hören. Doch mittlerweile habe ich mich gut daran gewöhnt und nehme es mit Humor und Leichtigkeit. Diese Mittel sind ganz wichtig, um in Tansania seinen Freiwilligendienst ohne Unmut überstehen zu können. Ein wichtiger Punkt, den ich hier in Tansania bereits gelernt habe.
Mein Fsj leiste ich im „Kilimandscharo Orphanage Center“ in Pasua ab. Pasua ist ein kleiner Ort nahe der Stadt Moshi, die im Norden Tansanias liegt. Besser gesagt am Fuße des Kilimandscharo. Schon allein der Arbeitsweg ist einmalig, da man jeden Morgen, bei wolkenlosen Himmel den Kilimandscharo in seiner vollen Pracht genießen und bewundern kann. Und wenn man dann zu der Tür des Waisenheims reinkommt, wird man mit herzlichen Kinderlachen, dicken Umarmungen oder einem verschmitzen Lachen begrüßt. Und wenn der Tag mal so richtig in Stimmung kommen soll, holt man einfach einen Fußball raus und beginnt ein Fußballmatch. 😉
Das Kilimandscharo-Orphanagecenter besuchen 58 Kinder von denen circa 30 das Orphanage als ihr zu Hause nennen. Jeden Tag aufs neue bin ich von der Offenheit, der Freude sowie der Hilfsbereitschaft der Kinder überrascht. Doch ein Blick hinter alledem zeigt auch, dass die Kinder und Jugendlichen bereits ein schweres Päckchen mit sich tragen. Und wenn man dann noch die Geschichten hört, ist das eigentlich nur zum heulen. Aufgesammelt auf der Straße, weil das ihr bisheriges zu Hause war; zu Waisenkindern geworden, weil die Eltern verstorben sind oder das Heim als letzter Zufluchtsort, weil die Familien durch Armut das Kind nicht ernähren konnten. Aber gerade aufgrund der vielen Schicksalsschläge und Gemeinsamkeiten, habe ich das Gefühl das die Kinder immer enger zusammen wachsen und bereits wie eine kleine Familie sind. Jeder passt auf den anderen auf.
Meine Aufgaben im Orphanage sind vielfältig, neben Teacher für die Vorschuklasse bin ich gleichzeitig Köchin, Fußballspieler oder einfach mal eine Freundin, die die Kinder und Jugendlichen zum Reden, Kuscheln und Zuhöhren brauchen. Mama für alles könnte man meinen derzeitigen Job also auch nennen und ich mag ihn sehr, da mich die Kinder ebenfalls unglaublich viel lehren und weil ich so viel Liebe, Umarmungen oder ein einfaches und ehrlich gemeintes Danke mit einem zaghaften Lächeln zurückbekomme.
1 Kommentar »Geschrieben von der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Sarah.
Ich finde es erstaunlich, wie schnell auch hier die Zeit vergeht, denn jetzt sind seit meiner Ankunft in Tansania schon mehr als zwei Monate vergangen. Natürlich hatte ich am Anfang Bedenken und fragte mich, wie es wohl sein würde und was mich erwartet? Wir Freiwilligen wurden von ADRA zwar sehr gut vorbereitet, aber trotzdem verschwanden die Bedenken nie ganz aus meinem Kopf und ich bin sicher, meinen Kollegen ging es da ähnlich. Schließlich ist es nicht ganz ohne, seine Heimat und sogar sein Heimatland zu verlassen und ein Jahr in einem noch fremden Land zu verbringen.
Doch seltsamerweise habe ich mich hier in Tansania nie wirklich fremd gefühlt. Lilli (eine weitere ADRA-Freiwillige) und ich haben uns von Anfang an wie Zuhause gefühlt. Vielleicht mag das auch der Grund sein, warum die Zeit wie im Fluge vergeht. Ich liebe es, mit den Kindern zu spielen, sie zu knuddeln und mitzuerleben, wie sie sprechen und laufen lernen. Viele von ihnen haben schwere Schicksalsschläge hinter sich und sprühen trotzdem vor Lebensfreude. In der kurzen Zeit, die wir hier sind, haben wir schon zwei Adoptionen miterleben dürfen und sind froh, beide Kinder in gute Hände vermittelt zu wissen. Trotzdem konnte ich die eine oder andere Träne nicht zurückhalten, als Rosi mit ihren neuen Eltern unser Gelände verließ. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Kinder und Babys einem so schnell ans Herz wachsen. Mittlerweile vermisse ich sie sogar schon an unseren freien Tagen.
„Unsere“ Kinder im Baby-Waisenheim freuen sich immer riesig, wenn wir unser Gelände verlassen und zum Beispiel einen Ausflug in den Zoo machen. Man mag es kaum glauben, aber auch in Tansania gibt es einen Zoo. Mit acht der älteren Kinder machten wir uns an einem sonnigen Vormittag mit dem Auto auf den Weg. Die Kinder waren so aufgeregt, dass wir insgesamt vier Potti-Pausen (Klo-geh-Pausen) machen mussten. Am Ende des Tages waren wir uns alle einig: Der Tag war ein ganz besonderes Erlebnis, nicht nur für die Kleinen. Ich möchte es nicht missen hier zu sein und genieße jede Minute meiner Zeit in Tansania.
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