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In 3 Schritten in die Ferne



Geschrieben am Montag, 16. Januar 2017 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der Freiwilligen Beryl über ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Tansania.

Ein fremdes Land mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören und voll und ganz erleben, um dann festzustellen: es ist gar nicht so fremd.  Bevor ich im wilden Afrika gelandet bin, konnte (und wollte) ich mir gar keine großen Gedanken darüber machen, was mich wohl alles erwarten würde. Innerlich hatte ich mich eigentlich nur auf drei Dinge vorbereitet: Hitze, Heimweh und himmelhohen Stress.

So viel zur Hitze

Meine Mitfreiwillige Alwina und ich brauchten ein paar Tage, um zu begreifen, auf welchem wunderschönen Fleckchen Erde wir uns wiedergefunden haben – ehrlich gesagt, haben wir bis zum heutigen Tag nicht ganz begriffen, dass wir auf einem ganz anderen Kontinent sind. Ganz anders als man sich die trockenen Steppen Afrikas vorstellt, ist der Ort unseres tansanischen Zuhauses. Hier in Usa River, ganz nah an der Touristenstadt Arusha, ist es grün und blumig und frisch und wie der Name schon verrät, voller kleiner Flüsse und Bäche. Und was uns immer wieder neu umhaut ist die Aussicht, wenn man seinen Blick zum Himmel hebt: unsere kleine Stadt liegt am Fuße des Berges Mount Meru und ich müsste eine Münze werfen, um zu entscheiden, ob ich Meru oder den Kilimanjaro höchstpersönlich beeindruckender finde, den man an klaren Tagen selbst von hier aus richtig toll sehen kann. Dank der Berge herrscht hier ein super angenehmes Klima und selbst im tansanischen Hochsommer ist es keine drückende Hitze, die einem zu schaffen macht, sondern viel eher…

Heimweh

Der vierte Monat war von Anfang an mein Angstmonat gewesen. Nachdem turbulente drei Monate vergangen sind, war ich mir sicher, dass nicht mehr viel Neues folgen würde, die Weihnachtszeit würde unweihnachtlich kommen und gehen und im schlimmsten Fall hätte ich Heimweh. Jetzt nach beinahe sechs Monaten frage ich mich, wo bloß die Zeit geblieben ist. Noch nie sind mir die Tage und Wochen so davongeflogen. Natürlich hält mich hier vieles auf Trab, zum Beispiel, dass wir jetzt ganz alleine wohnen, einkaufen, kochen, putzen und Wäsche waschen. Aber der Grund, warum wir uns hier so heimisch fühlen ist eigentlich unsere Gastfamilie, in deren Gasthaus wir untergekommen sind. Mama Pendo und Baba Daniel und ihre drei Töchter Masu, Joy und Glory sind inzwischen unsere afrikanische Familie und vertreiben jeden Anflug von Heimweh, wenn wir uns abends zusammen treffen, mal zum Essen eingeladen sind oder gemeinsam Andacht halten. Sie und auch unsere lieben, einheimischen Nachbarn helfen uns jeden Tag ein bisschen mehr Swahili zu lernen und wir merken, wenn du ihre Sprache sprichst, gehörst du dazu. Die Menschen hier sind ein herzliches Volk, denen Familie und Gastfreundschaft das Wichtigste ist. Tja, dann brauche ich mir wohl nur noch um eines Sorgen zu machen…

Der Stress geht mir bis hier!

„The Voice Secondary School“ so heißt unser Projekt, ein adventistisches Internat für die Klassen 8 bis 11. 20 Minuten Fußmarsch ist diese Schule entfernt, die ein Jahr lang mein Arbeitsplatz sein wird und ich habe befürchtet, dass mir die Umstellung vom Schüler zum Lehrer sehr zu schaffen machen würde. Nach dem ersten Gespräch mit dem Schulleiter war klar: alles was die Schüler und Lehrer von uns verlangen, ist, dass wir uns hier wohl und als Mitglied des Teams fühlen und unser Wissen mit den Schülern teilen. Dabei haben wir alle Freiheiten bekommen, die wir uns nur wünschen können. Bis jetzt habe ich am Nachmittag Französischunterricht gegeben und öfter mal den Englischunterricht übernommen. Bald darf ich auch Deutsch in Vormittagskursen unterrichten und es macht Spaß zu sehen, wie eifrig die Schüler bei der Sache sind. Für die Unterrichtsvorbereitung hat man zwischen den Stunden genug Zeit. Aufwand muss schon sein, aber von Stress ist nun wirklich nicht die Rede!
Außerhalb des Unterrichts sind die Schüler wie ausgewechselt: in den Mädchenschlafsälen herrscht ständig ein aufgeregtes schwatzen, Spiele und Geschichten werden ausgetauscht und Alwina und ich sind nur allzu gerne dabei und hören sie uns an, während draußen auf dem Sportplatz die Jungs wieder die Fußbälle fliegen und sich anfeuern lassen.

Ich bin erst knappe sechs Monate hier und merke immer mehr, wie sich alle meine anfänglichen Befürchtungen einfach in Luft auflösen. Man muss nur den Schritt aus seiner Komfortzone wagen. Alles andere kommt dann von allein.

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Am liebsten noch länger bleiben…



Geschrieben am Montag, 23. Mai 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Simone über ihre Arbeit im Kilimanjaro Orphanage Centre.

Das wünschen sich doch viele: Andere Länder sehen, neue Dinge erleben, etwas Besonderes tun. Ich habe die Möglichkeit bekommen, das zu tun und musste dabei feststellen, dass es manchmal doch herausfordernder und schwieriger ist, als ich gedacht hatte.

Leichte Startschwierigkeiten

Als wir am 12. August 2015 am Kilimanjaro Airport ankamen, waren wir voller Tatendrang und Energie. Ich hatte mich darauf eingestellt, an einer Schule mit Albinokindern zu arbeiten. Meiner Vorfreude wurde jedoch ein Dämpfer verpasst, als wir am nächsten Tag erfuhren, dass die Schule nichts davon wusste, dass Freiwillige kommen sollten. Für die ersten Wochen arbeiteten wir also erst einmal an einer anderen Schule, jedoch nur übergangsweise, bis wir schließlich doch an die Albinoschule konnten.

Wir waren dort die ersten Freiwilligen und so mussten wir zunächst mit der Direktorin und den Lehrern herausfinden, was Freiwillige überhaupt so machen. Es war schwierig Aufgaben für uns zu finden, für die es nicht schon jemanden gab. So verbrachten wir die meiste Zeit mit der Kindergartengruppe, wo wir gemeinsam mit den beiden Lehrerinnen die 6 Kinder unterrichteten. Nach wenigen Wochen wechselte ich dann an ein Waisenheim in Moshi, das gerne weitere Freiwillige hätte. Das ganze Hin und Her machte es mir immer wieder schwer, mich einzuleben und richtig anzukommen.

Das „Kilimanjaro Orphanage Centre“


Nun arbeite ich seit November 2015 im Kilimanjaro Orphanage Centre, zusammen mit derzeit drei anderen Freiwilligen.
In dem Heim wohnen derzeit 53 Kinder im Alter zwischen 4 und 17 Jahren. Nicht alle der Kinder sind tatsächlich Waisen. Einige kommen auch aus armen Familien, deren Eltern nicht genug Geld aufbringen können, sie zu versorgen oder aus anderweitig schwierigen Umständen.

Die älteren Kinder nehmen morgens um 6:30 Uhr den Bus zur Schule und kommen mittags um 17:00 Uhr wieder zurück. Dann essen sie und waschen ihre Schuluniform. Abends machen sie Hausaufgaben.

Bisher habe ich diese Kinder nur selten gesehen, da ich nicht in der Nähe des Heims gewohnt habe, sondern jeden Tag den Bus (Daladala) nehmen musste und somit nur im Heim war, wenn die meisten Kinder in der Schule waren. Denn tagsüber ist im Kilimanjaro Orphanage Vorschulunterricht für bedürftige Kinder aus der Nachbarschaft und auch Kinder aus anderen Waisenheimen.

Zusammen mit zwei der anderen Freiwilligen unterrichte ich die etwas größeren Vorschulkinder, während die Lehrerin die Kleineren unterrichtet. Außerdem helfen wir in der Küche und dabei, den Hof sauber zu halten bzw. wieder sauber zu machen.

Etwa gegen 11 Uhr gibt es in der Regel Uji. Das ist ein schleimiger Brei aus Reismehl, Maismehl, Zucker und  Wasser. Am Anfang mochte ich ihn überhaupt nicht, weil er so süß und schmierig ist, aber je öfters ich ihn gegessen habe, desto mehr mochte ich ihn. Inzwischen spiele ich schon mit dem Gedanken, mir auch in Deutschland zum Frühstück Uji zu machen. Den anderen Freiwilligen ging es ähnlich. Man gewöhnt sich halt an alles.

Der Unterricht geht bis zum Mittagessen, meistens um 1 Uhr. Zum Mittag gibt es entweder: Ugali (Maisbrei) mit Kohl oder Fischsuppe, Reis mit Bohnen oder Kohl, oder Makande (Mais und Bohnen). Sehr lecker!

Anschließend legen sich die Kinder bis 4 Uhr Nachmittags zum Mittagsschlaf hin und gehen danach nach Hause. In der Zeit bereite ich den Unterricht vor und räume das Chaos, das vom Unterricht übriggeblieben ist, auf.
Vor wenigen Tagen bin ich in eine Gastfamilie in der Nähe des Waisenheims umgezogen, um nicht nur den Tag mit den Vorschulkindern verbringen zu können, sondern auch den Nachmittag und Abend mit den Heimkindern.

Ich fühle mich hier richtig wohl!

Nun bin ich schon seit 9 Monaten hier und zwischendurch hab ich mir mal gewünscht wieder Zuhause zu sein, weil alles so anders gelaufen ist, als ich es erwartet habe und als ich es mir gewünscht hatte.
Dann gab es aber auch immer wieder Momente, in denen wir dachten, wir müssen wieder zurück nach Deutschland, da wir unglaublich viele Probleme mit dem Visum hatten und immer noch haben.

Nach so vielen Monaten fange ich jedoch langsam an, mich hier richtig wohl zu fühlen. Dabei sind es jetzt nur noch drei Monate und ich merke mehr und mehr, dass ich noch gar nicht zurück möchte. Lange Zeit kannte ich dieses Gefühl gar nicht und das Jahr kam mir scheinbar endlos vor, aber je näher das Ende kommt, desto mehr wünsche ich mir noch länger hier bleiben zu können!

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