Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Bella über ihre Erfahrungen an der Linda Vista Universität in Mexiko.
Mexiko – ein Land, bei dem viele Menschen an Sonne, Strand und Meer oder an Tequila und Drogenkartelle denken. Auch mir ging es nicht wirklich anders. Doch erst einmal hier angekommen, lernt man die vielen anderen Facetten dieses wunderschönen Landes kennen. Da ich davon ausging, dass es hier in Mexiko sehr warm ist (ist ja schließlich ein tropisches Land), habe ich hauptsächlich sommerliche Kleidung eingepackt. Das mag zwar für viele Orte Mexikos stimmen, aber für die Universität Linda Vista leider nicht. Während es im Sommer recht angenehm ist und das Klima dem deutschen Sommer ähnelt, kann es im Winter doch mal ganz schön kalt werden. Da musste ich mir nachträglich doch noch warme Pullover kaufen 😀
Aber kommen wir zum wirklich wichtigen Thema. Was mache ich hier überhaupt? Ich arbeite als Englischlehrerin für alle möglichen Altersgruppen. Nicht etwa als Nachhilfelehrerin, nein. Sondern als ganz normale Lehrerin mit Klassengrößen von 10 bis 25 Schülern. Besonders am Anfang war es nicht leicht. Da muss man sich erstmal daran gewöhnen, den ganzen Unterricht vorzubereiten und vor allem aber musste ich mir erstmal den nötigen Respekt meiner Schüler erarbeiten. Das war gar nicht so einfach. Besonders nicht bei den Schülern, die älter sind als ich. Doch nach einiger Zeit haben wir uns kennengelernt und eine wirklich gute Beziehung zueinander aufgebaut. Irgendwie schließt man dann doch alle seine Schüler ins Herz (auch die, die vielleicht öfter mal Unfug machen). Da bekommt man dann zum Geburtstag einen Kuchen und andere Geschenke oder man lässt sich während des Unterrichts mal dazu hinreißen, nicht Englisch zu lernen, sondern über das Leben im Allgemeinen zu reden. Diese Zeiten sind immer besonders schön, weil man seine Schüler da alle noch besser kennenlernt.
Nach all dieser Zeit hier in Mexiko habe ich aber vor allem eins gelernt: keine Vorurteile zu haben und jeden Menschen so anzunehmen wie er ist. Vielleicht sind Menschen anders als wir, aber das heißt nicht, dass sie schlechter sind. Sie sind ganz einfach anders. Und wenn man dann erstmal über seinen Tellerrand hinausschaut, merkt man, dass man auch diese Menschen in sein Herz schließen kann!
Die Nachricht hat uns alle tief getroffen. Am Abend des 29. Mai wurde eine Studentin der adventistischen Universität Montemorelos, in Mexiko, vor einem Shoppingcenter in der Stadt erschossen. Die Behörden gehen davon aus, dass die junge Frau einer Verwechslung zum Opfer fiel. Wir sind zutiefst bestürzt, dass die zunehmende Kriminalität in Mexiko ein so junges Opfer forderte.
Seit Jahren schickt ADRA junge Menschen für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Mexiko – auch an die Universität Montemorelos. Dort arbeiten sie im Gesundheitsbereich und als Lehrkräfte für Englisch und Deutsch. Auf diese Weise kommen Sie auch in direkten Kontakt mit den Studenten. Dank umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen und Hinweisen seitens der Organisation, für den Aufenthalt der Freiwilligen im Ausland, ist es glücklicherweise noch nie zu einem ernsthaften Zwischenfall vergleichbarer Art unter den Entsandten gekommen. Aufgrund des aktuellen Vorfalls haben wir die Sicherheitslage jedoch noch einmal geprüft. Unsere Ansprechpartner im Land und an der Universität Montemorelos haben uns versichert, dass es sich hierbei um einen tragischen Einzelfall handelt, der die Sicherheit der anwesenden Freiwilligen nicht gefährdet. Dennoch haben wir die im Einsatz befindlichen Freiwilligen zur zusätzlichen Vorsicht aufgerufen.
Unsere Gedanken sind weiterhin bei den Angehörigen der 20-Jährigen Yoselin, sie haben unser tiefstes Mitgefühl.
0 Kommentare »Ein Bericht des ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Daniel
Mexiko hat aber noch viel mehr zu bieten – viele neue Freunde, ein neues Essen – eigentlich ein ganz neues Leben.
Warum man das alles auf sich nimmt? Ganz einfach: Der Reiz etwas Neues zu tun, die Neugier etwas Neues zu erleben, der Drang anderen Menschen in ihrem Leben weiterzuhelfen und natürlich das Interesse an anderen Kulturen.
Die Idee, Deutschland mal ein Jahr nur noch auf der Landkarte zu sehen, kam mir dank meiner Cousine. An ihrem Geburtstag traf ich dann viele Leute, die – genau wie sie – schon einmal ein Jahr im Ausland verbracht hatten und davon total begeistert erzählten und mich motivierten, es auch zu tun. Daraufhin dachte ich mir: „Das will ich auch!“ Ich bewarb mich mit ein paar Freunden bei ADRA und nach einigen Infoveranstaltungen und Bewerbungsgesprächen stand es fest: Ich gehe nach Mexiko. Meine Eltern waren begeistert, dass ich ein ganzes Jahr damit verbringen würde, anderen Menschen zu helfen. Was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz bewusst war – ich würde bald ein Jahr nicht Zuhause sein und vor allem, eine völlig andere Lebensweise kennenlernen.
Als ich dann mit den anderen zwei Freiwilligen im Flugzeug nach Mexiko saß, wurde mir klar: „Jetzt wird’s langsam ernst“. Klar hat man am Anfang einige Probleme mit der fremden Sprach, und natürlich dem neuem Umfeld … allerdings lebt man sich relativ schnell ein und auch der Alltag schleicht sich schnell ins Leben, wenn man dann langsam anfängt zu realisieren, dass man 10.000 km von Zuhause weg ist.
Es ist irgendwie ein komisches Gefühl für mich, so kurz nach dem Schulabschluss schon Studenten und Lehrern Englischunterricht zu geben und sie einen mit „Teacher“ ansprechen.
Man ist nervös und steht oft schwitzend und unsicher vor den Schülern, die einen mit fragenden Augen angucken. Aber schon nach ein paar Stunden und besseren Spanischkenntnissen geht dann alles viel leichter von der Hand. Man weiß langsam, wie man mit den Schülern umzugehen hat und es macht auch gleich viel mehr Spaß.
Bis jetzt kann ich sagen, ist mein Aufenthalt in Mexiko eine durchweg interessante Erfahrung. Ich bin fasziniert, wie viel ich den Kindern in Mexiko mit dem Wissen, dass ich in Deutschland in der Schule erworben habe, helfen kann. Beispielsweise bringen wir ihnen Englisch bei, das ihnen bei fast jeder Lebenslage behilflich ist. Viele können durch das Belgen dieser Englischkurse sogar irgendwann ihren Universitätsabschluss bekommen.
In der Grundschule beim Englischunterricht auszuhelfen ist allerdings eine Welt für sich. Wir singen mit den Kindern ein kurzes Lied auf Englisch und während dann die Lehrerin den Unterricht gestaltet, helfen wir ihr aus, korrigieren die Hausaufgaben und spielen Gruppenspiele mit den Kindern zum Vokabeln lernen. Das größte Problem dabei: Die Kinder können sich nur sehr kurz Zeit konzentrieren. Sie sind es einfach nicht gewohnt, lange still zu sitzen und daher sind sie schon bald wieder laut oder machen Blödsinn. Die lauten Klimaanlagen tragen auch ihren Teil dazu bei.
Natürlich muss man nicht unbedingt ins Ausland gehen, um anderen Menschen zu helfen, allerdings wird einem oft erst richtig bewusst, was man alles in seinem Leben in Deutschland hat, nachdem man im Ausland war, in einem armen Land, das nicht so viel Luxus und so einen hohen Bildungsstandard hat. Nachdem man seinen Horizont erweitert hat, kann man dann entweder weiter im Ausland helfen, andere Menschen motivieren auch ins Ausland zu gehen oder aber den Menschen in Deutschland helfen und zeigen, was sie alles als selbstverständlich erachten, das für viele Menschen dieser Erde eigentlich nicht selbstverständlich ist.
Ich kann nur sagen, nutzt die Möglichkeiten, die sich in eurem Leben ergeben und geht z.B. mit ADRA ins Ausland. Es wird euer Leben verändern und bereichern, wenn ihr euch darauf einlässt.
Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Kerstin
Als Freiwillige von ADRA arbeite ich als Physiotherapeutin in Montemorelos, Mexiko, im Hospital „La Carlota“ der Universidad de Montemorelos.
Jeden Morgen behandle ich Patienten in der Physiotherapiepraxis. Es sind hauptsächlich Patienten mit orthopädischen Problemen oder Menschen, die nach Operationen zu uns kommen.
Nachmittags fahren wir in die Comunidad (Gemeinde) und besuchen die Leute in ihrem Zuhause oder sie kommen für die Behandlung in die Kernstelle ihres Viertels. Dieser Teil der Arbeit bietet mir einen tiefen Einblick in das Leben der Menschen hier in Montemorelos. Viele leben in sehr armen Verhältnissen und können sich keine Behandlung im Krankenhaus leisten. Wir besuchen viele ältere Leute, die auf Grund ihrer Krankheit nicht mehr gut gehen können oder andere Einschränkungen im alltäglichen Leben haben. Es gibt aber auch sehr junge Leute, die schwer krank sind.
Eine unserer Patientinnen ist 38 Jahre alt und leidet seit fünf Jahren an Brustkrebs. Als wir sie das erste Mal besuchten, saß sie kärglich auf dem Bett, knochendünn und ohne Haare. Sie sah schwach und ängstlich aus und erzählte uns, dass sie seit vier Monaten nicht mehr gelaufen sei.
Ich untersuchte ihre Mobilität und prüfte, ob sie noch Kraft in den Beinen hat. Und durchaus – Kraft war noch vorhanden. Wir versuchten vorsichtig mit ihr aufzustehen und tatsächlich – sie stand auf. Mit unserer Unterstützung konnte sie gehen. Wir begleiteten sie hinaus, wo die Sonne schien und ihre Freude war übergroß! Sie rief immer wieder: „Mama, schau, ich kann gehen, ich kann gehen!“ Für sie war es wie ein Wunder und sie weinte vor Freude und dankte Gott.
Wir besuchten sie danach jede Woche. Heute ist sie immer noch schwach und sehr krank, aber sie hat neue Hoffnung gewonnen, vertraut Gott und ist dankbar für jeden Tag, den Er ihr schenkt.
Diese Erfahrung hat mich persönlich sehr berührt. Den Menschen hier etwas Gutes tun zu können, erfüllt mich mit Freude. Sie kennenzulernen, mit ihnen zu sprechen und ihnen helfen zu können, bereichert mich nicht nur in meiner Berufserfahrung sondern auch in meinem Leben.
Ich bin froh, dass ich mich für dieses soziale Jahr entschieden habe.
Anmerkung der Redaktion: Leider ist die Krebspatientin inzwischen verstorben – dennoch brachte die Therapie ihr neue Lebensfreude und so konnte sie ihre letzten Tage trotz der totbringenden Krankheit mit Freude erleben. Wir fühlen mit der Familie und wünsche ihr viel Kraft.
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Es wird höchste Zeit euch mehr über meine Arbeit hier in Mexiko zu berichten. Bis Mitte Dezember werde ich noch jeden Morgen in den Spanischunterricht gehen.
Parallel arbeite ich jeden Nachmittag bei Luz y Vida in der Klinik und behandle die Patienten der Umgebung, welche kein Geld für eine Behandlung haben, aber zumindest so mobil sind, dass sie alleine in die Klinik kommen können. Zudem gehe ich mit Ärzten und Krankenschwestern zu den Leuten nach Hause, um sie dort zu behandeln. Das sind meistens alte Menschen, zum Beispiel mit Parkinson. Ich behandle aber auch ein kleines Mädchen mit Knieschmerzen in einem Armenviertel.
Die Organisation Luz y Vida gibt es seit fünf Jahren. Ihr Ziel ist es, die wirklich armen Menschen, die kein Geld haben für medizinische Versorgung oder eine Versicherung, zu betreuen und ihnen zu helfen.
Die Arbeit ist spannend. Zu sehen, wie die Menschen leben, ihnen helfen zu können und einfach mit ihnen zu reden und ihre Geschichte zu hören, das ist eine ganz besondere Erfahrung. Obwohl ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass ich natürlich noch einiges nicht verstehe, wegen mangelnden Spanischkenntnissen, aber es wird von Tag zu Tag besser und man hat ja noch Hände und Füße, um sich zu verständigen 😉
Zusätzlich zu meiner physiotherapeutischen Arbeit unterrichte ich im Spital die Krankenpflegestudent/innen in Anatomie, Massage, aber hauptsächlich in funktioneller Therapie wie richtiger Lagerung der Patienten, richtigem Aufnehmen der Patienten aus dem Bett und rückengerechtem Arbeiten. Und da keine/r von denen Englisch spricht, darf ich das auf Spanisch machen. Und zu meiner Überraschung geht das im Großen und Ganzen und mit großer Hilfe meines Wörterbuchs und Gott ganz gut – Gracias a Dios!
In der Therapie habe ich bis jetzt nur eine Patientin, die ich behandle. Ab Januar werde ich dann immer morgens in der Therapie und Nachmittags bei Luz y Vida sein.
0 Kommentare »Es ist schon wieder Halbzeit für die meisten Freiwilligen, die sich im letzten Jahr bereit erklärten, im Rahmen von „weltwärts“, ein Jahr für ADRA Deutschland im Ausland zu verbringen. Grund genug, sich mit den Jugendlichen noch einmal zusammenzusetzen, um Erfahrungen aufzuarbeiten, mögliche Probleme während der Einsatzzeit zu besprechen und natürlich, um Ziele für die restlichen Monate im Ausland festzulegen. Außerdem sollte gemeinsam darüber nachgedacht werden, wie die Freiwilligen ihre Auslandserfahrung auch im Heimatland sinnvoll einbringen könnten. Zu diesem Zweck organisierte ADRA Deutschland ein fünftägiges Zwischenseminar für die diesjährigen Teilnehmer von ADRA „weltwärts“.
Eine Gruppe traf sich vom 25. bis 30. November 2009 auf dem Gelände der East-Central-Africa Division in Nariobi, Kenia, die andere vom 18. bis 23. Februar 2010 an der Universität von Navojoa in Mexiko. Alle freuten sich über das Wiedersehen mit den Landsleuten und die Möglichkeit, die vielen Erfahrungen der vergangenen Monate miteinander zu teilen.
Auf dem Gelände der East-Central-Africa Division in Nariobi fand außerdem am 30. November ein Mentorenseminar für die Betreuer der Freiwilligen in den Einsatzorten statt, indem die einzelnen Aufgabenbereiche besprochen wurden.
Organisiert wurden die Seminare von Iris M. Brandl-Grau, der Koordinatorin für Freiwilligendienste bei ADRA Deutschland und Birgit Philipsen, Direktorin der ADRA East-Central Africa Division.
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