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Mexiko: Ein Jahr, das sich lohnt



Geschrieben am Dienstag, 17. Mai 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Sandy über ihr Jahr in Mexiko.

Tortillas, Sombreros – Drogenkrieg und Mafia. Ein Jahr als Englischlehrerin in Mexiko. Wie aufregend!
Das und ein paar kleine Details waren alles, was ich von diesem Land vorher wusste.

Erste Eindrücke und Faszinationen

Als ich frisch auf dem Flughafen angekommen und daraufhin zu unserem Projekt gefahren bin, war ich schon ziemlich fasziniert von dem Chaos, den Häusern, einheimischen Gesichtern, Bananen-Plantagen, Bäumen und dem Klima. Alles war und ist einfach wortwörtlich eine komplett andere Welt!

Die Realität

Nun aber befand ich mich im Unterricht als Englischlehrerin auf der Unversität Linda Vista. Dort sollte ich der „Teacher“ für Mittel-, Oberstufe bis hin zur Universität sein. Mit ungefähr null Unterrichts-Erfahrung habe ich angefangen Klassen von bis zu vierzig Schülern zu unterrichten, die dabei aber mindestens genauso alt sind wie ich. Man könnte meinen, dass diese älteren Schüler die etwas Ruhigeren und Vernünftigeren wären, die interessierter und motivierter sind als die jüngeren. Pustekuchen! Nicht hier. „Finished class!“, heißt es oft. Gerade mit dieser Klasse voller „Clowns“ und auch manch anderen war es oft herausfordernd und anstrengend. Auch was die Kultur und die ganz andere, entspannte und spontane Lebensweise der Mexikaner angeht, musste ich mich erst daran gewöhnen.

Doch die Zeit vergeht, man schaut sich um und ich muss sagen, dass ich zu meinen Schülern sowas wie eine Beziehung aufbauen konnte. Mit meiner Studenten-Klasse gibt es keinen Unterricht, wo ich nicht mindestens einmal herzhaft mitlachen muss und es ist schön, sich mit Schülern auch über eigene Interessen austauschen zu können. Lehrer sein ist nicht immer leicht, aber es kann auch Spaß machen. Und wenn man den Menschen hier dadurch noch helfen kann, dann ergibt der Freiwilligendienst auch einen Sinn.

Linda Vista ist mein Zuhause geworden

Über neun Monate sind bereits vergangen und ich verbringe die Tage mitnichten nur im Klassenzimmer. Hier geht man zur Mensa, unterhält sich mit den Leuten, macht Sport, Musik, wird kreativ und macht bei Veranstaltungen der Uni sowie der Gemeinde mit. Hier ist immer etwas los. Und es ist einfach schade zu wissen, dass ich in nicht mal drei Monaten schon wieder gehen muss, nachdem ich mich hier so richtig eingelebt und noch mehr Lust bekommen habe, bei den verschiedenen Aktivitäten mitzumachen. Die Menschen auf dem Campus sind sehr nett und freundlich. Linda Vista ist wie ein zweites Zuhause für mich geworden und ich freue mich sagen zu können, dass ich diesen Ort wirklich lieb gewonnen habe.

Mexiko als Land ist mehr als nur Tortillas, Sombreros, Drogenkrieg oder Mafia. Zudem habe ich bis jetzt nicht nur Menschen helfen können, sondern auch viel über mich selbst gelernt und bin persönlich gewachsen. Deswegen bin ich dankbar und froh, dass ich durch ADRA die Möglichkeit bekommen habe, einen Freiwilligendienst in Mexiko auf der Universität Linda Vista machen zu dürfen und bin schon auf die restlichen Tage gespannt, die noch folgen werden.

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Do small things with great love



Geschrieben am Dienstag, 26. Januar 2016 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Rebecca über Ihre Lehrtätigkeit an der Universität Linda Vista in Mexiko.

„Und, was denkst du über Mexiko?“ – das ist eine Frage, die mir hier schon sehr häufig gestellt wurde und diese Frage ist gar nicht mal so leicht zu beantworten. Als ich erfahren habe, dass ADRA mich ausgewählt hat, meinen Freiwilligendienst in Mexiko abzuleisten, wusste ich zugegebenermaßen nicht besonders viel über dieses Land. Mexiko – was denke ich über Mexiko? Ich lasse meine Gedanken schweifen und früher oder später werden wohl viele, genauso wie ich vor meiner Abreise, an den Schlagzeilen der Zeitungen hängen bleiben:

„Elf Tote bei Drogenkrieg in Mexiko“, „Der lange Arm der Gewalt reicht bis zu uns“, „Hungrig, verwahrlost, zum Betteln gezwungen“, „Polizei entdeckt 800 Meter langen Drogentunnel“, „Ein Land aus dem Lot“

Ein Jahr in einem Entwicklungsland leben und arbeiten, in welchem Themen wie Drogenkriege, Gewalt, Korruption, Armut und Ungerechtigkeit nicht nur als schwarze Druckbuchstaben auf einem Zeitungspapier zu lesen sind, sondern Realität des täglichen Lebens sind. Eine Herausforderung? – Mit Sicherheit. Ein Abenteuer? – Keine Frage. Doch was genau würde uns erwarten in dem Land, das uns bisher nur als Fleck auf einer Weltkarte, aus Nachrichten und Zeitungsartikeln bekannt war?

180 degree turn

Mexiko, Chiapas, Universität Linda Vista – der Ort, den ich nun schon seit fast einem halben Jahr mein Zuhause nennen darf. Ein behüteter, grüner Campus mitten in den Bergen, bei dem die Auswirkungen der Schlagzeilen erst einmal weit entfernt scheinen. Mein geregeltes und geordnetes Schülerleben habe ich nun gegen einen leicht chaotischen und spontanen Alltag auf einem Uni-Gelände eingetauscht, meine gewohnte Alltagssprache Deutsch gegen Spanisch und Englisch, mein morgentliches Müsli gegen ein paar Bohnen und Tortillas, Europa gegen Lateinamerika, Euro gegen mexikanische Pesos, deutsche Autobahnen gegen schlechte und kurvige Straßen in den Bergen, die Amseln auf meinem Dach gegen ein paar Kolibris vor meinem Klassenzimmerfenster …  UND: meine Rolle als Schülerin gegen die als Lehrerin – eine 180° Wendung! Und zwar nicht nur deshalb, weil ich nun plötzlich auf der anderen Seite des Klassenzimmers an der Tafel stehe und nicht mehr, wie all die Jahre zuvor, auf einem Stuhl hinter meinem Tisch, als eine von vielen Schülern.

365 new days, 365 new chances

Als ich mich entschieden habe nach Mexiko zu gehen, wusste ich, dass sich in meinem Leben vieles verändern würde. Abenteuer und Herausforderungen würden auf mich warten und ja, auch eine große Umstellung meines bisher gewohnten Lebens. Wir Menschen sind doch oft so gestrickt, dass wir Angst vor Veränderungen haben, da das Gewohnte uns ein Gefühl von Sicherheit gibt. Doch ich wollte in diesem Jahr genau das nicht in all den Änderungen sehen – Angst. Sondern im Gegenteil,  in jedem dieser 365 Tage steckt eine neue Chance. Eine Chance zu lernen und Herausforderungen anzunehmen, statt daran zu verzweifeln, über sich selbst hinauszuwachsen, etwas Neues entdecken und erleben, Erfahrungen fürs Leben sammeln und jeden Tag aufs Neue versuchen, mit Gottes Hilfe sein Bestes zu geben.

Do small things with great love

Obwohl sich mit meiner Entscheidung ins Ausland zu gehen, viele Dinge in meinem Leben verändert haben, ist mir doch eine Sache geblieben: die Schule. Als frisch gebackene Abiturientin steige ich in den Flieger, steige wieder aus und befinde mich wieder an einer Schule, nur diesmal als Lehrerin. Wer hätte gedacht, dass das so schnell gehen könnte? Auf der Universität Linda Vista unterrichte ich Englisch in der Mittel- und Oberstufe sowie in den Studentenklassen und separat gebe ich einen kleinen Deutschkurs. Ich habe nie ein Lehramt-Studium abgeschlossen und mein Wissen für das Fach Englisch beschränkt sich lediglich auf das, was ich selbst in meiner Schulzeit gelernt habe. Klingt also nicht nur nach einer unheimlichen Herausforderung, sondern ist es auch. Viele Herausforderungen neigen oft dazu, sich in Überforderungen zu verwandeln. Man hat das Gefühl man geht einen Schritt nach vorne und zwei wieder zurück – die Schüler wollen doch überhaupt nichts lernen! Doch wenn man mit den großen Dingen überfordert ist, muss man sich an die kleinen Dinge erinnern und diese anpacken. Ich erinnere mich daran, meinen Fokus nicht auf ein Jahr zu legen, sondern auf jeden einzelnen Tag dieser 365 Tage und auf die Chancen und Möglichkeiten, die dieser Tag bietet. Die Möglichkeit, das was du tust mit Liebe und Freude zu füllen, jeden Tag zu etwas Besonderem zu machen, egal wie groß die Herausforderungen sind. Man nimmt sich so viele Dinge für dieses Jahr vor, man möchte helfen und etwas bewirken, denn dafür bin ich schließlich hier. Und oft ist man dann enttäuscht, wenn man merkt, dass man nicht so viel tun und helfen kann, wie man gerne möchte.  You cannot help everyone, but everyone can help someone. Dabei kommt es nicht darauf an, was oder wie viel du tust, sondern wie du es tust. Und wenn du nur einen Hauch im Leben eines einzelnen Menschen veränderst, so ist es das wert. Denn manchmal sind es die Kleinigkeiten, die den großen Unterschied machen!

“Do everything with so much love in your heart that you would never want to do it any other way.”

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