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Ein Sprung ins kalte Wasser



Geschrieben am Freitag, 11. November 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA-„weltwärts“-Freiwilligen Sabrina und Jhana

Stell dir vor, es ist Hochsommer, die Sonne strahlt dir ins Gesicht und vor dir liegt ein glasklarer, kalter See, indem sich die Sonnenstrahlen spiegeln. Da muss man doch rein oder? Zuerst tippst du vorsichtig mit deinem großen Zeh auf die Wasseroberfläche, man muss ja schließlich testen, auf was man sich da einlässt und wie kalt das Wasser wirklich ist – und ja, es ist kalt! Bevor du es dir anders überlegen kannst, nimmst du Anlauf und rennst in das kühle Nass. Kennst du das Gefühl, wenn es dich beim Auftauchen schüttelt vor Kälte – das Wasser ist doch kälter als erwartet.

Im übertragenen Sinne ging es uns beiden Freiwilligen genau so. Durch die Intensivwochenenden, das Ausreiseseminar und die Patenschaften der ehemaligen Freiwilligen wurden wir von ADRA schon ganz gut auf das Jahr in Kenia vorbereitet. Dann wurden die Koffer gepackt, der Flug gebucht, Freunde und Familie verabschiedet und nach einem halben Jahr Vorbereitungsphase ging es endlich los. Unser großer Zeh hatte schon ein wenig kühles Nass gespürt.

Dann kam der große Tag der Abreise:

Frankfurt, 6.00 Uhr früh: Wir sitzen im Flugzeug. Von Müdigkeit ist nichts zu spüren – so groß ist die Aufregung auf das, was uns im nächsten Jahr erwarten wird. Nach einem Zwischenstopp in Hannover und der Schweiz wird es ernst: nächster Stopp – Nairobi. Um 18.10 Uhr hat uns dann die Erde wieder. Der Sprung ins kalte Wasser ist geglückt. Das Auftauchen erfolgt noch an selben Abend, als wir bemerkten, dass hier in Kenya alles anders ist.

Wir möchten von einem kurzen Erlebnis erzählen. Es beschreibt am besten, dass der Sprung ins Wasser immer kalt ist, auch wenn man vorbereitet wurde. Es war der erste Morgen, an dem wir unseren Unterricht starten sollten. Nach einer kurzen Begrüßung, Singen und einer Andacht wurde die Schule offiziell eröffnet und unsere Vorstellung als Madam Sabrina und Madam Jhana folgte.

Da unser Unterricht erst in der zweiten Stunde begann, hatten wir noch ein wenig Zeit. So gingen wir in die Bibliothek und arbeiteten. Pünktlich zum Unterrichtsbeginn, wie wir es eben gewohnt sind, standen wir vor den Türen unserer Klassen. Dort mussten wir allerdings feststellen, dass die Unterrichtsstunde eines anderen Lehrers noch in vollem Gange war. Gut, dachten wir, die Schule hatte sowie später angefangen- Afrika halt.

So setzten wir uns neben den Wassertank, in der Hoffnung, es würde bald klingeln und die Lehrer unsere Klassen verlassen. Nach 15 Minuten Wartezeit schwand diese Hoffnung dann langsam. Nach weiteren 5 Minuten setzte eine gewisse Verwirrung ein. Bald darauf suchten wir Jacintah – unsere Ansprechpartnerin – in ihrem Büro auf, um sie zu fragen, warum die Lehrer nicht aus den Räumen kamen oder es nicht wenigstens klingelte. Wir ernteten ein Schmunzeln. Jasintah meinte nur, in Afrika sei das anders. Wir könnten einfach zu unserer Zeit in die Klasse gehen. Dann würde der andere Lehrer merken, dass seine Zeit vorbei sei.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten und Verwechslungen haben wir uns nun an das Unterrichten hier in Kajiado gewöhnt und gelernt, unser deutsches Denken von Klassen und Unterricht zurückzustellen und uns auf die Gebräuche Afrikas mit einer völlig anderen Kultur und einer völlig anderen Sprache einzulassen. Wir sind uns sicher, dass Gott uns Menschen zur Seite stellt, die mit ihrer Herzenswärme, den Sprung ins kalte Wasser ein bisschen erwärmen.

Außerdem lassen kleine Mädchenarme, die dich fest drücken und leuchtende Augen schnell vergessen, wie kalt das Wasser zu Beginn und an manchen Stellen sein kann.

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