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Ein Bericht von Debora, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Tansania verbringt.
Mein tansanisches Zuhause liegt direkt am Fuß des wunderschönen Mount Meru, circa 45 Minuten entfernt von der Stadt Arusha. An schönen Tagen habe ich auch das Privileg, den Kilimandscharo zu sehen.
Eine halbe Stunde Fußmarsch von meinem Zuhause entfernt liegt mein Projekt: The Voice Secondary School. Die Schule ist noch recht jung und hat es sich zum Ziel gemacht, denen in der Gesellschaft eine Stimme zu geben, die sonst wohl eher untergehen würden. An „The Voice“ gebe ich den Schülern Kunstunterricht und freitags bieten wir für die, die Lust haben, einen Chor an. Kunst und Chor mögen vielleicht nicht die lebensnotwendigsten Inhalte für tansanische Jugendliche sein. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die Schüler in diesen Bereichen eigene Stärken entdecken können, Abwechslung zum sonstigen Schulalltag bekommen, ihr Englisch verbessern und interkulturelle Begegnung erfahren.
Seit kurzem findet auch eine Kooperation mit ADRA Tansania statt. An den Tagen, an denen ich bei ADRA Tansania bin, suche ich beispielsweise nach neuen Projektvorschlägen und arbeite diese aus. Auch Öffentlichkeitsarbeit wie die Webseite neu zu gestalten gehört zu den Aufgaben.
Meine ganze Tätigkeit ist ein Geben und Nehmen, wobei das Nehmen wahrscheinlich überwiegt. Die Menschen hier kommen natürlich auch ohne meinen Einsatz zurecht. Trotzdem hoffe ich, ihnen ein paar Akzente mit auf den Weg geben zu können. Viel mehr aber noch nehme bzw. bekomme ich. Ich darf hier so viel lernen und bin reich an Eindrücken und Begegnungen.
Oft ist der Lebens- und Arbeitsstil hier sehr simpel gehalten. Anstatt Töpfen, Körben, Waschmaschinen, Schüsseln, Flaschen und Duschbrausen benutzt man hier einfach für alles Eimer – und es funktioniert gut. Im Hinterhof unserer Gastfamilie stehen oft zig Eimer, in denen sie waschen, kochen oder Dinge aufbewahren. Was für mich nach einem großen Durcheinander aussieht, hat für sie System und Ordnung.
Generell darf ich hier lernen, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Was von meinem Standpunkt wie ein großes Wirrwarr aussieht, ergibt durch einen Perspektivwechsel plötzlich total Sinn. So habe ich ganz neu gelernt, wie man Gastfreundschaft, Pünktlichkeit, Respekt, Gemeinschaft und Freundschaft durch tansanische Augen sieht.
Da ich gerne Listen mache, habe ich für die ganzen Kostbarkeiten, die ich hier erlebe, ebenfalls Listen angelegt. Hier ein kleiner abschließender Einblick in die „Was-Ich-In-Tansania-Gelernt-Habe-Liste“:
Ich habe gelernt, wie offen und warmherzig man Fremden begegnen kann.
Ich habe gelernt, Gott auch mal blind zu vertrauen, da ich hier sowieso kaum etwas in der Hand habe.
Ich habe gelernt, spontan zu sein und auch mal Situationen zuzulassen, die anders verlaufen als geplant.
Ich habe gelernt, wie unglaublich kostbar Wasser ist.
Ich habe gelernt, was es heißt, mit wenig glücklich und zufrieden zu sein. Ein Kollege in der Schule pflegt seinen Schülern – aber auch uns, trotz welchen Umständen auch immer, zu sagen: „Life is good!“ Und damit hat er Recht.
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