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Hola amigos!



Geschrieben am Montag, 14. Mai 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht des ADRA „weltwärts“-Freiwiligen David

Die Zeit hier vergeht echt schnell. Zugegeben, als wir hier in Bariloche, Argentinien ankamen, war ich doch noch etwas skeptisch, ob dieses Jahr das Richtige für mich sein würde. Mittlerweile kann ich aber mit Sicherheit sagen, dass es wirklich eine gute Entscheidung war, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen.

Ich arbeite vor allem im handwerklichen Bereich, da hier sehr viel renoviert werden muss. Zum Beispiel haben wir das Büro im Kindergarten, den Nähraum und die Schreinerei angestrichen. Da letztes Jahr ein Vulkan ausgebrochen ist, sah der Campus sehr grau aus. Das brachte uns auf die Idee, den Eingangsbereich des Kindergartens mit einer Mauer und einem Blumenbeet zu verschönern. Dieses Projekt durften wir komplett selbst planen und durchführen.

Der Kindergarten

Jetzt hat das neue Kindergartenjahr angefangen und wir werden uns mehr im Kindergarten einbringen. Zwei Ideen, die wir umsetzen wollen, sind zum einen sportliche Aktivitäten mit den Kindern, in denen sie lernen, als Team zu denken und zusammenzuhalten. Zum anderen wollen wir Musikunterricht geben und mit den Kindern eigene Instrumente basteln.

„Gott, mein einziger Freud“

Auch die ein oder andere Glaubenserfahrung durfte ich hier machen. Eine davon möchte ich euch kurz erzählen:

Anfang Januar sind wir mit unserem Projektleiter in das Landesinnere gefahren. Als wir unterwegs in einem Dorf eine Pause machten, uns auf eine Mauer im Park setzten und uns unterhielten, wurden wir plötzlich von einem Betrunkenen angepöbelt. Er schrie uns an, was wir hier machen würden und ob das Auto uns gehöre. Dabei schlug er ständig auf die Mauer. Unser Projektleiter erklärte ihm, dass wir in einem Projekt in Bariloche arbeiten würden und das Auto nicht uns gehöre, sondern der Organisation, die das Projekt leite. Daraufhin fragte der Mann unseren Projektleiter, woher er kommen würde und meinte noch, dass wir bestimmt sehr reich seien, weil wir so ein Auto fuhren. Unser Leiter antwortete, dass er Schweizer sei, aber dass das keine Rolle spiele, da wir vor Gott alle gleich seien, egal aus welchem Land oder Teil der Erde wir stammten. Auf einmal wurde der Betrunkene ruhig und meinte, dass dann Gott sein einziger Freund sei, weil die Dorfbewohner ihn alle für einen Idioten hielten. Unser Leiter erwiderte, dass gerade diese Menschen, die so etwas behaupten, wirklich arm seien.

Dann erzählte er uns seine Lebensgeschichte: Seine Eltern wollten ihn nie haben und grenzten ihn immer aus der Familie aus, obwohl er immer hart gearbeitet hatte. Er fing an zu trinken, da er dachte, dass er die Probleme nicht anders lösen könne. Während des Erzählens fing der Mann an zu weinen. Unser Leiter meinte zu ihm, dass wir ihn besuchen würden, wenn wir das nächste Mal kommen und er dies möchte. Er bedankte sich und bejahte. Außerdem entschuldigte er sich dafür, dass er uns am Anfang so angepöbelt hatte.

Ich finde es sehr interessant, wie sich der Umgang dieses Mannes mit uns veränderte, als wir anfingen über Gott zu sprechen und ihn nicht mit Vorurteilen bombardierten. Das hat sein Herz so stark berührt, dass er auf einmal nett zu uns wurde und uns sogar seine Lebensgeschichte erzählte.

Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Monaten noch viele Erfahrungen machen und viel lernen werden.

In diesem Sinne

„Que dios les bendiga“

David

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Hilfe und ihre Grenzen



Geschrieben am Montag, 30. April 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Miriam

Nachdem wir im Urlaub und auf dem Zwischenseminar waren, hat uns nun das Leben und der Alltag im Heri Hospital wieder. Es ist im Umkreis von 65km das einzige Krankenhaus. Die nächste Stadt Kigoma ist 60km entfernt. Das Krankenhaus liegt inmitten einer armen Region, in der die Menschen in Lehmhütten leben und ihre Äcker mit Bananenbäumen und Tomaten bepflanzen. Das Leben ist sehr einfach und kaum einer kann Englisch. Deshalb sind wir auch oft die letzte Anlaufstelle. Manche Patienten versuchen vorher ihr Glück beim lokalen „Doktor“, der ihren Rücken mit einem Rasiermesser bearbeitet, um die bösen Geister zu vertreiben.

Arbeit auf der Männerstation

Hier im Krankenhaus gibt es drei Stationen: Den Kreißsaal mit Wochenstation, die Frauen- und Kinderstation und die Männerstation, auf der ich arbeite. Die 18 chirurgischen Betten sind immer wieder besetzt mit Patienten, die Arm- oder Beinbrüche durch Unfälle mit dem Motorrad haben oder weil sie vom Baum gefallen sind. Außerdem haben wir oft Patienten, die infizierte Wunden am Bein haben. Die sind teilweise so schlimm, dass das Bein amputiert werden muss. Ab und zu kommen auch Patienten mit Verbrennungen. Auf der internistischen Seite mit sieben Betten sind die meisten Patienten an Malaria erkrankt, aber auch Patienten mit Anämie, Diabetes oder Schlaganfällen sind dabei.

Als ich mit meiner Arbeit hier begann, war ein zwei-jähriges Mädchen namens Savelina schon einige Wochen da. Sie ist auf der Männer-Station, weil ihr Vater bei ihr ist und auf sie aufpasst.
Beim Spielen ist sie gestürzt und hat sich den Oberschenkel gebrochen. Es konnte nicht operiert werden, weil der Knochen sich entzündet hatte. Viele Antibiotika wurden ausprobiert, aber keines half. Savelina schrie immer ganz laut, wenn wir ihr wieder Antibiotika spritzen mussten und auch beim Verbandswechsel durften wir ihren Rock nicht mal bis zur Wunde hochziehen, aber kaum haben wir sie wieder in Ruhe gelassen, war sie das liebste Mädchen. Ich habe die Kleine sehr schnell ins Herz geschlossen. Am Anfang hatte sie Angst vor uns Weißen, aber das hat sich schnell gelegt. Eines Tages schenkte ich ihr ein kleines Kuscheltier. Am ersten Tag hatte sie noch Angst davor und schmiss es weg, wenn ich es zu ihr legte, aber schon am nächsten Tag spielte sie damit.

Nach zwei Monaten im Krankenhaus kamen die Ärzte zu dem Entschluss, dass sie ihr nicht mehr helfen können. Dem Vater wurde gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gäbe. Entweder er führe mit der Kleinen in ein anderes Krankenhaus, indem ein Wundabstrich gemacht werden könne und der Kleinen dann das richtige Antibiotika geben werden könnte oder ihr Bein müsste amputiert werden. Ich bin sehr froh, dass sich der Vater für die erste Möglichkeit entschied, obwohl das mit sehr hohen Kosten verbunden war. Leider weiß ich nicht, wie es ihr jetzt geht, aber ich hoffe, dass das Bein operiert werden konnte.

Die Grenzen der Hilfe

Oft kann man den Menschen hier nur begrenzt helfen, z.B. weil die nötigen Untersuchungsgeräte fehlen. Viele Männer sind schon an Dingen gestorben, die in Deutschland hätten geheilt werden können. Meistens weiß man nicht einmal genau, was der Patient hat. Man tappt im Dunkeln. Die Ärzte, Krankenschwestern und Klinik Officer – Ärzte, die vier Jahre studiert haben – tun ihr Bestes, aber oft hilft es nicht. Manchmal können wir einfach nur daneben stehen und müssen mit ansehen wie der Patient stirbt. Das ist sehr ernüchternd.

Dennoch mache ich die Arbeit hier gerne und freue mich über jeden Patienten, der gesund das Krankenhaus verlassen kann.

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„Uji-Time“



Geschrieben am Freitag, 27. April 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Lilli

„Lilliiii“, höre ich Peter meinen Namen rufen, als ich um 9:00 Uhr den Aufenthaltsraum im Babyheim betrete. Es ist „Uji“- Zeit. Uji, so heißt der Maisbrei, den die Kinder hier jeden Morgen bekommen. Peter deutet mit seinem kleinen Finger auf die bereits vorbereiteten Frühstücksschälchen und wiederholt: „Lilli, Uji Uji!“. Er liebt diesen Brei und kann es kaum erwarten, dass es endlich los geht. Während Peter mit den anderen älteren Kindern selbstständig essen darf, werden die jüngeren Kinder von den Nannys und uns Freiwilligen gefüttert. So startet quasi jeder Tag für mich, hier im Babyheim „Cradle of love“.

Unsere 48 Kinder

Nach acht Monaten im Babyheim kenne ich mittlerweile alle individuellen Vorlieben und Eigenarten unserer 48 Kinder. Der zweijährige Peter mag keine Luftballons und braucht Zeit, um sich an neue Betreuungspersonen zu gewöhnen. Sein Zwillingsbruder Eric hingegen ist ein Troublemaker, der sich alle 10 Minuten neue Herausforderungen sucht, gerne auf Tische klettert und nur selten weint. Die gerade einmal ein Jahr alte Rehema ist eine Kämpfernatur. Sie ist zierlich und sieht damit so unschuldig aus, hat jedoch keine Skrupel ihre Zähne auch mal als Waffe einzusetzen, wenn ihr etwas nicht passt. Jedes unserer Kinder ist einzigartig und hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Ich bin sehr dankbar, dass ich sie auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten kann.

Jeden Tag gibt es etwas zu lachen und oft sind es Kleinigkeiten, die mir für immer in Erinnerung bleiben. Mit zu den schönsten Momenten gehören Augenblicke, in denen wir sehen können, dass ein Kind Fortschritte gemacht hat, zum Beispiel wenn es ein neues Wort gelernt hat, es sich traut selbständig zu gehen oder keine Windel mehr braucht, weil es nun zum „Potty“ geht.

Es ist faszinierend, zu beobachten, wie kreativ Kinder mit manchen Sachen umgehen. Anstatt – wie erwartet – mit den Spielzeugen aus den zwei Körben zu spielen, entscheiden Eric und Peter sich lieber für die Aufbewahrungskörbe und lassen die Spielzeuge links liegen. Das zeigt mir immer wieder, wie anders und offen Kinder ihr Umfeld betrachten und welches Potenzial dahinter verborgen ist. Es fordert mich auch heraus, mein Umfeld aus einer neuen Perspektive zu beobachten und meinen Blick für neue, vielleicht unerwartete Dinge zu öffnen.

Fazit

In den letzten 8 Monaten im Babyheim habe ich so einige Erfahrungen machen können. Viele waren schön, manche traurig, wieder andere haben mich zum nachdenken angeregt. Manche Erfahrungen haben mich sicherlich auch geprägt. Ich habe so viel von diesen kleinen Menschen gelernt und möchte keine Minute meiner Zeit mit ihnen missen!

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Ein Jahr bei den Kindern in Moldawien



Geschrieben am Mittwoch, 25. Januar 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht des ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Claudio

Die Zeit vergeht wie im Flug. Nun bin ich schon über vier Monate in Moldawien und fühle mich hier sehr wohl.

Die ersten Wochen: Aufregung pur
Die ersten Wochen meines Freiwilligendienstes waren sehr aufregend, da für mich vieles neu war: neue Wohnung, neue Gemeinde und auch neue Freunde. Vor allem aber durfte ich mich über weitere vier Wochen puren Sommer freuen.

Im Tonstudio von ADRA Moldawien

Kaum waren wir in Moldawien angekommen, erwartete uns schon die erste spannende Aufgabe. Christian und ich durften gemeinsam mit Eva, einer ehemaligen ADRA-Freiwilligen, einen Werbefilm über das Kinderzentrum „Curcubeul Sperantei“ (Regenbogen der Hoffnung) in deutscher Sprache aufnehmen. Das war sehr aufregend und hat uns allen viel Spaß gemacht.

Alltägliche Aufgaben im Zentrum
Das Kinderzentrum „Curcubeul Sperantei“ befindet sich in einem kleinen Ort namens Vadul lui Voda, 30 Kilometer von der Hauptstadt Chisinau entfernt. Diese Strecke fahren wir täglich in Kleinbussen, die zwar eng und nicht selten überfüllt sind, uns aber viel schneller ans Ziel bringen, als die normalen Busse. Vormittags, wenn die Kinder noch in der Schule sind, haben wir Zeit, den Mitarbeiterinnen zu helfen. Bei dem großen Gelände und den vielen aktiven Kindern fallen ständig Reparaturen und Sanierungen an. So hatten Christian und ich zum Beispiel Gelegenheit, das Gartentor neu zu lackieren. Jetzt erstrahlt es wieder in neuem Glanz und kann hoffentlich noch einige Jahre seinen Zweck erfüllen.

Zurzeit beherbergt das Heim 14 Kinder im Alter von 4 bis 16 Jahren, mit denen wir jeden Tag zusammen essen, spielen und lernen.  Aber auch die anfallenden Hausarbeiten, wie zum Beispiel die Grundreinigung der Schlafzimmer erledigen wir zusammen. Oft spielen wir mit den Kindern draußen im großen Garten oder gehen mit ihnen an den naheliegenden Fluss, um dort mit ihnen zu schwimmen – vorausgesetzt natürlich, das Wetter spielt mit. Es macht mir großen Spaß, Zeit mit den Kindern zu verbringen und mit ihnen viele tolle Sachen zu erleben.

Stadtfest von Chisinau

Am 14. Oktober 2011 feierte die Hauptstadt ihren 575. Geburtstag. Im Rahmen der Feierlichkeiten gab es im Stadtzentrum mehrere Bühnen mit Live-Musik, Imbissstände und Ausstellungen jeglicher Art. Auch wir vom Kinderzentrum waren mit einem Stand vertreten. Um Spenden für das Kinderheim zu sammeln, haben wir dort verschiedene Aktivitäten und Gewinnspiele angeboten. Es gab einen Stand zum Kinderschminken und wer wollte, konnte sein Glück an unserem selbst gebastelten Glücksrad versuchen oder einen selbst gemachten Kühlschrankmagneten erwerben. Insgesamt war das Kinderheim mit der Aktion sehr erfolgreich, dank der Hilfe von über 20 freiwilligen Mitarbeitern aus den Ortsgemeinden und natürlich den Kindern aus dem Heim.

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Kajiado Mädchenschule: 105 Mädchen – 105 Storys



Geschrieben am Montag, 17. Oktober 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Charlene

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Ein Jahr lang habe ich für das „Adventist Education and Rehabilitation Centre“ in Kajiado und die 105 Mädchen dort gearbeitet. Der Arbeitsbereich war sehr umfangreich, morgens und nachmittags unterrichtete ich die Mädchen in Deutsch, Life Skills und der Computerarbeit, erledigte Büroarbeiten und assistierte den anderen Lehrern. Während den Pausen spielte ich mit den Schülern oder redete mit ihnen über Neuigkeiten und persönliche Sorgen. Nach der Schule ging es dann weiter mit Fuß-, Volley- und Netball. Nebenbei putzte ich mit ihnen, räumte auf, schloss die Klassenzimmer auf und zu und nähte zerrissene Kleider. Abends besuchte ich sie ab und zu bei ihren Vorbereitungen für die Schule oder beim Essen.

Jederzeit war ich für die Mädchen da, ob sie ein Pflaster brauchten, über ihr Zuhause oder Probleme in der Schule reden wollten, neugierige Fragen über fremde Länder hatten, oder einfach nur in den Arm genommen werden wollten.

Am Anfang war es schwierig all ihre Namen zu lernen und sie auseinander zu halten. Doch nach und nach lernte ich nicht nur ihre Namen, sondern auch ihre Eigenheiten, ihre Kultur, ihre Sprache und ihre ganz persönliche Geschichte kennen. Genitalbeschneidung, frühe Verheiratung, Armut und Gewalt haben die Mädchen aus ihrem Heimatort im Busch zum Rescue Centre in Kajiado geführt. Meist wurden sie nach den schrecklichen Ereignissen gerettet, einige Male aber auch kurz davor. Manchmal sind sie alleine dort, manchmal mit ihrer Schwester oder Cousine. Einige unter ihnen haben schon ein Kind, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Wenn man sie im Chor singen sieht oder beim Fussballspielen, scheint die Vergangenheit so fern zu sein. Doch dann gibt es Momente, in denen die Mädchen traurig sind, sich alleine fühlen. Was die Kinder ganz besonders brauchen ist Liebe. Daher versuchte ich während meines Aufenthalts, ihnen eine große Schwester zu sein.

Hier noch zwei Geschichten, die ich in der Mädchenschule erlebte und die mich stark bewegt haben.

Naomi: Hochzeit als letzter Ausweg?

Ich sitze im Gottesdienst und lausche dem Mädchenchor. Alle tragen dieselbe Uniform und doch sind sie so verschieden. Ausdrucksstark beginnt eine Frau in afrikanischer Tracht, den Kindern eine Geschichte zu erzählen. Ich kann ihr nicht zuhören, denn in meine Gedanken drängen sich ganz andere Geschichten – die Geschichten der Mädchen. Ich sehe Naomi vorne stehen mit dem Rücken zu mir in ihrem blauen Gottesdienstkleid. Ihre Mutter starb früh, beschnitten wurde sie im Alter von acht Jahren. Auf Grund einer Dürre verlor ihr Vater viele Kühe und schuldete daher seinem Kuhhirten Geld. Die einzige Lösung als Gegenleistung, schien seine neunjährige Tochter Naomi zu sein. Kurz nach der Hochzeit vergewaltigte der neue Ehemann die neunjährige Naomi mehrmals, bis sie wegen starken Blutungen ins Krankenhaus musste. Naomi erzählte es einer Krankenschwester. Nach ihrer Entlassung suchte dann das Jugendamt Naomi im Buschland der Massai, um sie aus der Situation zu befreien. Naomi wurde gefunden und nach Kajiado in die Mädchenschule gebracht. Hier geht sie nun zur Schule und darf ihre Kindheit erleben. Sie ist jetzt 10 Jahre alt und geht in die 1. Klasse.

Catherine: Es gibt noch Hoffnung

Ich stehe mit Catherine unter unserem „Zahnbürstenbaum“ und wir bürsten uns mit einem präparierten kleinen Zweig unsere Zähne bis sie weiß glänzen. Ein kleines Flugzeug zieht einen weißen Streifen am Himmel. Das fasziniert Catherine. Sofort will sie alles über das Fliegen wissen. Ob es gefährlich ist, was man sehen kann, wie lange man nach Deutschland fliegt. Dann erzählt sie mir stolz und mit strahlenden Augen über ihr Massaidorf und die Massais. Vor sieben Jahren kam Catherine mit ihrer Schwester in die Mädchenschule und besucht jetzt die 8. Klasse, die Abschlussklasse. Während ihres gesamten Aufenthalts in der Mädchenschule ärgerte sich ihr Vater über diese Situation. Er wollte Catherine – als sie neun Jahre alt war – eigentlich an ihren Halbbruder verheiraten, einen Mörder. Doch die beiden Kinder fanden in der Mädchenschule Schutz und Zuflucht. Das gefiel dem Vater gar nicht. Doch eines Tages tauchte er in der Mädchenschule auf, ein Grinsen im Gesicht. Seine ausgeleierten Ohrläppchen wippten fröhlich mit, als er auf die Schule zuschritt. In seiner Hand hielt er ein Brot, als Geschenk für die Leiterin der Mädchenschule. Der Grund seiner Reise: Er wollte Frieden schließen: Frieden mit sich, der Leiterin und seinen beiden Töchtern. Voller Stolz erzählt er nun in seinem Dorf von seinen Töchtern, die schon so weit in der Schule gekommen sind und jetzt kurz vor dem Abschluss stehen. Ein Lachen – ein Lachen der Erleichterung auf beiden Seiten.

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Auf der Suche nach einer neuen Tradition



Geschrieben am Donnerstag, 22. September 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA-„weltwärts“-Freiwilligen Natascha

Die letzten Monate, die ich in der Kajiado Mädchenschule in Kenia verbrachte, verflogen wie im Nu. Es hieß: arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten. Trotzdem kann ich zufrieden zurückschauen, denn wir konnten große Schritte für eine bessere Situation der Massai-Mädchen in der Umgebung machen – besonders im Hinblick auf FGM. Bei FGM handelt es sich um die sogenannte „Female Genital Mutilation“, die weibliche Genitalbeschneidung oder besser gesagt Genitalverstümmelung, denn von einer Frauenbeschneidung kann man hier wirklich nicht reden. Nicht nur die Genitalverstümmelung ist ein bekanntes Ritual unter den Massai.

In der Gegend, in der ich arbeitete, werden Mädchen oft wie Ware behandelt. Hat man(n) Schulden, wird die oft noch sehr junge Tochter an den Schuldner „verhökert“. Early Marriage und FGM liegen bei den Massai ganz eng beieinander. Bevor ein Mädchen verheiratet wird, wird sie in den meisten Stämmen beschnitten.

Viele der Mädchen fliehen vor der Genitalbeschneidung und der Zwangsehe mit einem oft viel älteren Mann. In der Kajiado Mädchenschule von ADRA finden sie Zuflucht. Wir hatten zum Beispiel ein Mädchen bei uns, das etwa 10 Jahre alt war. Sie wurde mit acht oder neun Jahren verheiratet und monatelang von ihrem sogenannten Ehemann vergewaltigt. Als sie irgendwann nicht mehr aufhörte zu bluten, wurde sie in ein Krankenhaus gebracht. Der Arzt registrierte was los war und zeigte den Ehemann an. Aus Angst vor gesetzlichen Strafen wurde das Mädchen einfach aus dem Krankenhaus verschleppt. Zwei Monate verflogen, bis man die Kleine irgendwo im Nirgendwo fand.

In der Mädchenschule in Kajiado haben wir Workshops über FGM und Early Marriage für die Chiefs der Region gestartet, denn ohne ihre Hilfe sind uns die Hände gebunden. Leider sind die Chiefs nicht immer offen für die Thematik. In den letzten Monaten meiner Arbeit hatten wir ein Mädchen im Internat, das von Zuhause weggelaufen war, weil man sie verheiraten wollte. Sie wendete sich an den örtlichen Chief. Die Folge: Vergewaltigung und eine ungewollte Schwangerschaft. Durch die Korruption und die richtigen Beziehungen ist es in diesem Fall schwierig, Gerechtigkeit einzufordern, obwohl der größte Beweis das Baby ist. Es ist einfach verrückt. Dennoch brauchen wir die Chiefs, damit das Gesetz auf unserer Seite steht. Nach den Chiefs schulten wir auch die Mädchen in der Umgebung. Die persönlichen Gespräche mit den Mädchen, nach den Workshops, werde ich nie vergessen.

Folgenden Fragen musste ich mich stellen:

  • Ist es wahr, dass eine Frau die beschnitten ist, mehr Probleme haben wird ein Kind zu gebären?
  • Stimmt es, dass Frauen, die nicht beschnitten sind eher ihren Männern fremdgehen?
  • Stimmt es, dass Sex ohne Beschneidung nicht weh tut?
  • Wie soll ich ohne Beschneidung in meiner Gesellschaft überleben?
  • Wie kann ich meine Eltern überzeugen, mich nicht beschneiden zu lassen?

Es ist ein Prozess und ein langsames Umdenken bei den Chiefs, den Eltern und den Mädchen. Eine Tradition die Jahrzehnte angehalten hat, kann nicht von heute auf morgen durchbrochen werden, auch wenn die Argumente stichhaltig sind. Die Arbeit, die in der Kajiado Mädchenschule geleistet wird, nennt man wohl zurecht Entwicklungszusammenarbeit!

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Einsatz bei „Brigadas“ in Mexiko



Geschrieben am Freitag, 15. Juli 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Kerstin

Im Rahmen meines Freiwilligendienstes mit ADRA Deutschland hatte ich die Gelegenheit bei einigen „Brigadas“ mitzuhelfen. Eine „Brigada“ ist ein medizinischer Missionseinsatz. In einem Team aus Allgemeinmedizinern, Zahnärzten, Augenärzten bzw. Optikern, Krankenpflegern und uns Physiotherapeuten reisten wir jeweils für eine Woche nach Tijuana und nach Chihuahua. Das „Instituto de la Visión“ des Krankenhauses „La Carlota“, in dem ich hier in Mexiko arbeite, organisiert diese „Brigadas“.

In Zusammenarbeit mit den Adventgemeinden der jeweiligen Orte behandelten und betreuten wir bei diesem Einsatz bedürftige Menschen. Die Allgemeinmediziner verschrieben den Patienten benötigte Medikamente, die Augenärzte korrigierten mit Brillen die Sehschwächen oder behandelten Augenkrankheiten. Die Zahnärzte zogen schmerzende Zähne und führten Zahnreinigungen durch. Wir Physiotherapeuten klärten die Patienten über die Ursachen ihrer Beschwerden auf, gaben ihnen Tipps zur Eigenbehandlung und Übungen für zu Hause mit und motivierten sie so, sich mehr zu bewegen.

In Tijuana durften wir insgesamt 726 Menschen betreuen, davon behandelten wir 80 Menschen durch Physiotherapie. In Chihuahua waren es sogar 783, davon 65 physiotherapeutische Patienten.

In Chihuahua waren wir jeden Tag an einem anderen Ort, mehrmals in den Zentren der DIF’s (Desarrollo Integral de La Familia). Einen Tag fuhren wir in die Berge, in denen eine indigene Menschengruppe lebt. Die Menschen dort wohnen in Höhlen im Fels oder in Häusern aus Steinen oder Holz vor den Felsen. Sie waschen ihre Kleider im Fluss, halten Kühe und Schafe, bauen Gemüse an und machen Handwerkskunst, die sie dann in den Dörfern verkaufen.

Die Menschen dort haben eine ganz eigene Kultur, kleiden sich sehr farbenfroh, sind dabei aber sehr schüchtern und zurückhaltend. Auch haben sie eine eigene Sprache und viele sprechen nur ihren Dialekt, kein Spanisch. Das machte die Behandlung für uns nicht ganz so leicht, aber dank Gottes Hilfe konnten wir uns verständigen. Die meisten dieser Patienten leiden unter Rückenschmerzen, weil sie immer über weite Strecken viel und schweres Brennholz auf den Schultern zu ihren Häusern tragen. Vor allem Frauen machen diese Arbeit. Außerdem hatten wir in der Therapie viele neurologische Patienten. Wir versuchten den Familienangehörigen zu erklären, wie sie am besten mit ihren Angehörigen umgehen und sie unterstützen können und klärten sie über die verschiedenen Krankheiten auf.

Eine berührende Geschichte war die des Mannes, der nicht mehr hören konnte. Bei der Untersuchung sah der Arzt, dass er in beiden Ohren steinartige Substanzen hatte. Er entfernte ihm diese und der Mann konnte wieder hören! Das ist nicht nur ein Segen für ihn, sondern auch für die ganze Familie.

Die „Brigadas“ waren eine besondere Erfahrung für mich. Ich bin sehr glücklich, dass ich daran teilnehmen und den Menschen etwas mitgeben konnte. Ganz persönlich bin ich davon überzeugt, dass unser Einsatz und das ganze Team mit allen Mitwirkenden sowie Patienten von Gott geführt wurde und er uns auf unseren Reisen beschützt hat.

Die Arbeit hier als Freiwillige von ADRA bereichert mein Leben sehr und ich bin froh, dass die Entscheidung getroffen habe, ein Jahr meines Lebens in diesen Dienst zu stellen.

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Trauer um mexikanische Studentin



Geschrieben am Mittwoch, 08. Juni 2011 von ADRAlive-Team

Die Nachricht hat uns alle tief getroffen. Am Abend des 29. Mai wurde eine Studentin der adventistischen Universität Montemorelos, in Mexiko, vor einem Shoppingcenter in der Stadt erschossen. Die Behörden gehen davon aus, dass die junge Frau einer Verwechslung zum Opfer fiel. Wir sind zutiefst bestürzt, dass die zunehmende Kriminalität in Mexiko ein so junges Opfer forderte.

Seit Jahren schickt ADRA junge Menschen für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Mexiko – auch an die Universität Montemorelos. Dort arbeiten sie im Gesundheitsbereich und als Lehrkräfte für Englisch und Deutsch. Auf diese Weise kommen Sie auch in direkten Kontakt mit den Studenten. Dank umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen und Hinweisen seitens der Organisation, für den Aufenthalt der Freiwilligen im Ausland, ist es glücklicherweise noch nie zu einem ernsthaften Zwischenfall vergleichbarer Art unter den Entsandten gekommen. Aufgrund des aktuellen Vorfalls haben wir die Sicherheitslage jedoch noch einmal geprüft. Unsere Ansprechpartner im Land und an der Universität Montemorelos haben uns versichert, dass es sich hierbei um einen tragischen Einzelfall handelt, der die Sicherheit der anwesenden Freiwilligen nicht gefährdet. Dennoch haben wir die im Einsatz befindlichen Freiwilligen zur zusätzlichen Vorsicht aufgerufen.

Unsere Gedanken sind weiterhin bei den Angehörigen der 20-Jährigen Yoselin, sie haben unser tiefstes Mitgefühl.

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ADRAlive beim Jugendkongress Youth in Mission 2011 in Mannheim



Geschrieben am Donnerstag, 28. April 2011 von ADRAlive-Team

Über Ostern fand der 5. Youth in Mission Kongress (YIM) in Mannheim statt. Über 1 800 Jugendliche nahmen insgesamt an dieser Veranstaltung teil. Als Gastredner erschien der Präsident der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten, Ted Wilson. Neben zahlreichen Vorträgen und Workshops stellten sich Organisationen und Vereine den Jugendlichen mit ihren Ständen vor. Auch die Freiwilligendienste von ADRA waren mit einem Stand und einem gut besuchten Workshop bei Youth in Mission vertreten.


Tatkräftige Unterstützung gab es von den im letzten Jahr zurückgekehrten Freiwilligen. Sie setzten sich am Stand ein, um die Freiwilligendienste von ADRA zu promoten und andere dafür zu gewinnen. Insgesamt waren ca. 50 ehemalige, aktuelle und neue In- und Auslands-Freiwillige von ADRA in Mannheim erschienen.

Ich freue mich, auch beim nächsten YIM Kongress wieder viele ADRA-Freiwillige zu begrüßen.

Eure Iris Manuela Brandl-Grau

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Erste Schritte Richtung „weltwärts“



Geschrieben am Freitag, 15. April 2011 von ADRAlive-Team

Vom 31.03. bis 03.04.2011 fand auf dem Gelände des Schulzentrums Marienhöhe in Darmstadt für die neuen ADRA „weltwärts“-Freiwilligen eine erste Vorbereitung auf anstehenden den Dienst im Ausland statt.

Neben den Informationsveranstaltungen konnten die jungen Leute ihre Freizeit bei strahlendem Frühlingswetter dazu nutzen, sich besser kennenzulernen und mit drei ehemaligen Freiwilligen, die ihren Dienst im Ausland bereits abgeschlossen haben, ins Gespräch zu kommen.

Hauptthemen der ersten drei von 25 Bildungstagen waren „Fundraising“, um das Freiwilligenprogramm von ADRA Deutschland zu unterstützen sowie der Umgang mit einer fremden Kultur.

 

Die Dipl.-Psychologin Corina Halank, eine ehemalige ADRA-Freiwillige, erklärte kompetent eine wissenschaftliche Studie, die bei Auslandseinsätzen gemacht wurde und die zyklischen Hochs und Tiefs solch eines Aufenthaltes aufzeigte. Die ehemaligen Freiwilligen erzählten außerdem von ihren eigenen Erfahrungen, wie sie mit ihrem persönlichen Kulturschock bei der Rückkehr nach Deutschland umgegangen sind.

Tenor von vielen Rückkehrern: „Wir wissen das Leben in Deutschland und unsere Familien jetzt viel mehr schätzen und sind dankbar dafür.“

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