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Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Miriam
Nachdem wir im Urlaub und auf dem Zwischenseminar waren, hat uns nun das Leben und der Alltag im Heri Hospital wieder. Es ist im Umkreis von 65km das einzige Krankenhaus. Die nächste Stadt Kigoma ist 60km entfernt. Das Krankenhaus liegt inmitten einer armen Region, in der die Menschen in Lehmhütten leben und ihre Äcker mit Bananenbäumen und Tomaten bepflanzen. Das Leben ist sehr einfach und kaum einer kann Englisch. Deshalb sind wir auch oft die letzte Anlaufstelle. Manche Patienten versuchen vorher ihr Glück beim lokalen „Doktor“, der ihren Rücken mit einem Rasiermesser bearbeitet, um die bösen Geister zu vertreiben.
Hier im Krankenhaus gibt es drei Stationen: Den Kreißsaal mit Wochenstation, die Frauen- und Kinderstation und die Männerstation, auf der ich arbeite. Die 18 chirurgischen Betten sind immer wieder besetzt mit Patienten, die Arm- oder Beinbrüche durch Unfälle mit dem Motorrad haben oder weil sie vom Baum gefallen sind. Außerdem haben wir oft Patienten, die infizierte Wunden am Bein haben. Die sind teilweise so schlimm, dass das Bein amputiert werden muss. Ab und zu kommen auch Patienten mit Verbrennungen. Auf der internistischen Seite mit sieben Betten sind die meisten Patienten an Malaria erkrankt, aber auch Patienten mit Anämie, Diabetes oder Schlaganfällen sind dabei.
Als ich mit meiner Arbeit hier begann, war ein zwei-jähriges Mädchen namens Savelina schon einige Wochen da. Sie ist auf der Männer-Station, weil ihr Vater bei ihr ist und auf sie aufpasst.
Beim Spielen ist sie gestürzt und hat sich den Oberschenkel gebrochen. Es konnte nicht operiert werden, weil der Knochen sich entzündet hatte. Viele Antibiotika wurden ausprobiert, aber keines half. Savelina schrie immer ganz laut, wenn wir ihr wieder Antibiotika spritzen mussten und auch beim Verbandswechsel durften wir ihren Rock nicht mal bis zur Wunde hochziehen, aber kaum haben wir sie wieder in Ruhe gelassen, war sie das liebste Mädchen. Ich habe die Kleine sehr schnell ins Herz geschlossen. Am Anfang hatte sie Angst vor uns Weißen, aber das hat sich schnell gelegt. Eines Tages schenkte ich ihr ein kleines Kuscheltier. Am ersten Tag hatte sie noch Angst davor und schmiss es weg, wenn ich es zu ihr legte, aber schon am nächsten Tag spielte sie damit.
Nach zwei Monaten im Krankenhaus kamen die Ärzte zu dem Entschluss, dass sie ihr nicht mehr helfen können. Dem Vater wurde gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gäbe. Entweder er führe mit der Kleinen in ein anderes Krankenhaus, indem ein Wundabstrich gemacht werden könne und der Kleinen dann das richtige Antibiotika geben werden könnte oder ihr Bein müsste amputiert werden. Ich bin sehr froh, dass sich der Vater für die erste Möglichkeit entschied, obwohl das mit sehr hohen Kosten verbunden war. Leider weiß ich nicht, wie es ihr jetzt geht, aber ich hoffe, dass das Bein operiert werden konnte.
Oft kann man den Menschen hier nur begrenzt helfen, z.B. weil die nötigen Untersuchungsgeräte fehlen. Viele Männer sind schon an Dingen gestorben, die in Deutschland hätten geheilt werden können. Meistens weiß man nicht einmal genau, was der Patient hat. Man tappt im Dunkeln. Die Ärzte, Krankenschwestern und Klinik Officer – Ärzte, die vier Jahre studiert haben – tun ihr Bestes, aber oft hilft es nicht. Manchmal können wir einfach nur daneben stehen und müssen mit ansehen wie der Patient stirbt. Das ist sehr ernüchternd.
Dennoch mache ich die Arbeit hier gerne und freue mich über jeden Patienten, der gesund das Krankenhaus verlassen kann.
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