Ein Bericht der Freiwilligen Lena, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in Sambia absolviert.
Die Entscheidung ein FSJ zu machen, stand schon lange fest für mich. Doch was es wirklich heißt, ein Jahr in einem fremden Land und einer fremden Kultur zu arbeiten und zu leben, war mir damals noch überhaupt nicht klar. Aber es ist unglaublich. Mein Leben hat sich komplett verändert, vom Schulalltag direkt nach Sambia in den Berufsalltag eines Hospizes. Und das Spannendste: Dieses Leben ist MEIN Leben geworden. Ich kann mir nicht einmal mehr vorstellen ein anderes zu führen.
Ich arbeite im Projekt „Ranchhod Community Services & Hopice“ (RCSH) und dort direkt im Hospiz. Das Hospiz nimmt aber nicht nur Menschen auf, die auf Palliativpflege angewiesen sind, sondern wir behandeln auch Wunden (z.B. Druckgeschwüre), kurieren opportunistische Krankheiten von HIV, wie Tuberkulose, und geben älteren Menschen, um die sich niemand mehr kümmert, ein zu Hause.
Bei meiner Arbeit hier entdecke ich Krankheitsbilder, die mir in Deutschland wahrscheinlich niemals unterkommen würden und lerne, wie sie mit den begrenzten Ressourcen bewältigt werden können. Doch noch interessanter sind die Geschichten und Schicksale, die jeder Patient mit sich bringt und in die ich einen tiefen Einblick bekomme. HIV ist ein ganz großes Thema und prägt die Menschen hier und so auch ihr Leben. Natürlich ist es nicht immer einfach, diese Geschichten zu verarbeiten und auch mit dem Tod, der allgegenwärtig ist, umzugehen. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran und findet seinen Weg. Zudem sind die Mitarbeiter unseres Projektes wie eine große Familie, in die ich aufgenommen wurde, worüber ich unendlich dankbar bin. Der Zusammenhalt und der Umgang untereinander sind etwas ganz Besonderes und jeder Einzelne ist mir ans Herz gewachsen.
Neben dem Hospiz führt das Projekt RCSH auch ein Kinderzentrum für Kinder, die sehr arm sind und entweder ein oder beide Elternteile verloren haben. Hauptsächlich geht es darum, den Kindern zwei Mahlzeiten pro Tag zu ermöglichen, zusätzlich werden sie aber auch in einer Art Vorschule auf die Schule vorbereitet. Zu Festen, wie z.B. Weihnachten oder Ostern versuche ich immer mit den Kindern etwas ganz Besonderes zu machen und ihnen auch ein wenig unserer Kultur nahezubringen. Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie interessiert und offen sie sind, Neues zu lernen und wie viel Spaß es ihnen bereitet.
Über die Arbeit im Projekt hinaus unterstützt das RCSH auch noch Großmütter in den Armenvierteln, unterernährte Babys, Kinder in anderen Schulen und jeden, der dringend Hilfe benötigt. Das RCSH bietet Familienplanung an und führt HIV-Tests mit anschließender Beratung durch und unsere Mitarbeiter pflegen auch Leute daheim.
0 Kommentare »Ein Bericht der Freiwilligen Johanna, die in einem Hospiz in Sambia vielfältige Aufgaben übernimmt.
„Ein Hospiz? Aber dort sterben doch Menschen! Hast du dir das wirklich gut überlegt?“ – Solche Fragen wurden mir vor meiner Abreise sehr häufig gestellt. Nicht nur von anderen – auch ich habe mich häufig gefragt, wie ich mit dem allgegenwärtigen Sterben umgehen werde.
Doch als ich im „Ranchhod Community Services and Hospice“ (oder kurz RCSH) hier in Sambia ankam, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Das Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, auch den bedürftigsten Menschen einen würdevollen Tod zu ermöglichen, steckt voller Leben und Emotionen. Hier im Hospiz liegen Lachen und Weinen, Tanzen, Singen und auch gelegentliche Besuche bei Beerdigungen ganz nah beieinander.
In dem Hospiz werden bis zu 21 Patienten mit chronischen, terminalen Erkrankungen wie zum Beispiel HIV/AIDS oder Krebs und mit HIV einhergehenden Krankheiten wie Tuberkulose behandelt. Wir behandeln Patienten jeden Alters. Bei uns findet jeder eine Bleibe. Es wird jedoch nicht nur palliative Pflege angeboten, sondern auch ein Familienplanungszentrum, eine HIV-Test und -Beratungsstelle, Pflege von Patienten zu Hause, Unterstützung von bedürftigen Großeltern mit monatlichen Nahrungsmittel-Paketen und ein Kinderzentrum.
Im Kinderzentrum werden 62 Kinder von zwei Lehrern auf die Grundschule vorbereitet. Dort bekommen sie auch zwei Mahlzeiten pro Tag. Es handelt sich dabei ausschließlich um Halb- oder Vollwaisen und/oder Kinder aus ärmsten Verhältnissen. Zusätzlich werden momentan 12 stark unterernährte Kinder mit Milchpulver und proteinreicher Nahrung unterstützt.
Bei dem vielfältigen Angebot findet jeder seine Aufgaben. Ich fand es unheimlich spannend mal in jeden Aufgabenbereich hineinschauen zu können. Momentan mache ich ein Praktikum bei der Sozialarbeiterin des RCSH. Doch zu meinen Tätigkeiten gehören auch die Arbeit in der Küche, der Einkauf und die Verteilung der Nahrungs- und Putzmittel, das Packen und Verteilen der Nahrungsmittelpakete für die Großmütter und das Wiegen von Babys, die vom Hospiz mit Milchpulver unterstützt werden. Hin und wieder leite ich eine kleine Basteleinheit im Kinderzentrum oder begleite die Patienten zur Physiotherapie.
Ja es ist bunt, vielfältig und wird garantiert nie langweilig im Hospiz! Jeder Tag hält eine Überraschung bereit und es ist an uns, sie zu nutzen!
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Ein Bericht des Freiwilligen Joscha, der seit zwei Monaten ein Kinderheim in Sambia unterstützt.
Ohne Vorstellungen und ohne Erwartungen saß ich Anfang August im Flugzeug und habe versucht, mir auszumalen, wie ich das folgende Jahr erleben würde und was dieses Jahr mit mir macht. Dabei hatte ich nur sehr wenige Informationen über mein Einsatzland im Vorhinein gesammelt, da Erfahrungsberichte sehr rar zu finden sind, ich jedoch auch komplett unvoreingenommen an die neue Situation herangehen wollte. Da ich ein aufgeschlossener und neugieriger Mensch bin, dachte ich mir, werde ich mich an die neue Kultur schon gewöhnen. So kam es dann auch. Nach zwei Monaten in Sambia beginne ich nicht nur, mich an das Land zu gewöhnen, ich beginne, es lieben zu lernen.
Die sambische Kultur ist eine sehr offene, friedliche und gastfreundschaftliche Kultur. Die Unterschiede zur eher verschlossenen deutschen Mentalität werden sofort bewusst, wenn man sich in der Öffentlichkeit bewegt, beispielsweise auf den zahlreichen Märkten frisches Gemüse kauft. Man wird gefühlt von jedem Dritten begrüßt und in nette Unterhaltungen verwickelt, aus denen man oft viel mitnehmen kann. Natürlich fällt man als einer der wenigen Weißen in meiner neuen Heimatstadt mehr auf und viele haben auch die Absicht, mir etwas zu verkaufen. Dennoch gilt es in der sambischen Kultur als unfreundlich nicht zu grüßen. Wenn man auf eine Begrüßung nicht reagiert, könnten einige sogar denken, dass man mental nicht mehr ganz fit ist. Die Freude fällt dann natürlich groß aus, wenn ich meinen Gegenüber in der einheimischen Sprache Bemba begrüßen und ein paar Worte in seiner Sprache wechseln kann. „Mulishani“-„Bwino. Mulishani“ ist dann auch nicht so schwer zu lernen. Schwierig wird es dann aber, wenn ich mich in andere Regionen begebe, da es in Sambia 72 verschiedene Stämme mit eigener Sprache gibt.
Sehr inspirierende Unterhaltungen über Religion, das sambische Liebesleben und das allgemeine Lebensverständnis habe ich mit meinen gleichaltrigen Arbeitskollegen, die jetzt aber wieder ganztags in der Universität sind, und einigen anderen neuen Bekannten geführt.
Die Offenheit wurde mir auch im Projekt entgegengebracht. Direkt in der Nacht meiner Ankunft sollte ich Mr.Pat (Pàdraig Ò Fainìn), der Direktor von Sables Nua und der Organisation ZAMDA, und seine Frau Madam Ima treffen. Als ich aus dem Minibus gestiegen bin, wurde ich auch schon gleich von zehn Kindern umarmend begrüßt. Zeit für eine richtige Begrüßung gab es vorerst noch nicht, da mich das nette irische Ehepaar direkt in meine Unterkunft gebracht hat, dafür hatte ich die nächsten Wochen dann aber Zeit genug.
Da ich genau in den Ferien angekommen bin, hatte ich vier ruhige Wochen nur mit den circa 20 Jungs, die in Sables Nua dauerhaft untergebracht sind. Sie haben zum Teil keine Verwandten mehr, wo sie unterkommen können oder die Situation lässt es nicht zu, bei ihrer Familie untergebracht zu werden. Trotz dieser Umstände und prägenden Erlebnissen in sehr jungen Jahren sind die Jungs zum Großteil sehr aufgeschlossen und immer bereit für Spaß – Kinder sind eben Kinder!
Die Tage haben wir mit dem Bewässern des wunderschönen Schulgeländes (welches wie der Name „Nua“ (Neu) sagt, erst 3 Jahre alt ist) und zahlreichen sportlichen Aktivitäten verbracht. Begeistert waren die Kinder, als ich ihnen zeigte, wie man Papierflieger bastelt und wir anschließend einen Weitwurf-Wettbewerb veranstaltet haben. Zudem organisiert Mr. Pat Nachmittage bei nahegelegenen Swimmingpools und Judo Trainingseinheit für die Jungs, aber auch für die Mädchen aus der Schule.
Als die Schule wieder anfing, war auf dem Schulgelände mit 170 Schülerinnen und Schülern etwas mehr Trubel. Der Alltag änderte sich für mich in sofern, dass ich, nachdem alle Schüler ihr Frühstück zu sich genommen hatten und in den Klassen verschwunden waren, erst beim Geschirrspülen mithalf und danach noch mehr im eigenen Gemüsegarten arbeitete. In 18 Linien von mehr als 20 Meter Länge bauen wir Tomaten, Kohlrabi, Kohl, Zwiebeln und Spinat an, welche Mittags von allen und Abends von den Heimkindern als gesunde Beilage zu dem typischen Maisbrei Nshima gegessen werden.
Nach dem Mittagessen, beginnen für alle die Nachmittags-Aktivitäten. Neben sportlichen Aktivitäten wie Fußball, Basketball, Volleyball, Netzball, Tischtennis und Fitness wird auch viel Musik mit traditionellen Trommeln gespielt und dazu getanzt und gesungen.
Obwohl jetzt die warme Zeit beginnt und es von Tag zu Tag heißer wird, was Sport am Nachmittag sehr anstrengend macht, genieße ich jeden Tag mehr als den vorherigen. So langsam hat man sich an das Leben hier gewöhnt und einige Bekanntschaften gemacht, sodass es auch außerhalb der Arbeit im Projekt nie langweilig wird. Ich freue mich sehr, diese Möglichkeit eines Freiwilligen Dienstes wahrgenommen zu haben und bin gespannt auf die noch folgenden zehn Monate. Ich weiß jetzt schon, dass es mir der Abschied hier sehr schwer fallen wird und ich in den nächsten Monaten die Leute und das Land noch mehr ins Herz schließen werde!
0 Kommentare »Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Mirka, die ein Jahr in Sambia lebt und in einem Hospiz arbeitet.
In Sambia ist gerade Regenzeit. Land und Leute freuen sich, dass die Temperaturen etwas sinken, das Land fruchtbar wird, Vorräte aufgefüllt werden können und Stauseen zur Stromerzeugung sich füllen.
Morgens um 7 Uhr. Beim Anschalten des Wasserkochers stelle ich fest, es ist Stromausfall. Verdammt ich werde es nie lernen, dass jeden Tag für 8 Stunden nach einem festen Plan der Strom abgeschaltet wird. Viel Regen wird den Stausee hoffentlich bald mit genug Wasser füllen, um Sambia und seine Nachbarländer mit Strom zu versorgen. Also gibt’s heute keinen Kaffee☹
Beim Zähneputzen fällt mir auf, dass der Wasserdruck sehr niedrig ist, da die Pumpe, die unser Wasser aus dem Bohrloch in den Tank pumpt elektronisch funktioniert. Ich bin aber froh, dass überhaupt noch Wasser aus dem Hahn kommt und ich noch schnell meine Trinkflasche füllen kann.
Mit Regenjacke im Gepäck verlasse ich mit meinem Mountainbike unser nobles Grundstück. Der Regen hat die Landschaft sehr grün gemacht. Das Gras sprießt hoch, so dass man die kleinen Lehmhäuser der Einheimischen teilweise kaum mehr sieht. Schon früh am Morgen sieht man Männer mit Sicheln sich durch das hohe Gestrüpp kämpfen und das Gras bearbeiten. Überall wächst Mais. Fast jede Familie baut um ihr Haus oder auf kleinen Farmen zur Regenzeit Mais an. Dieser wird zu Maismehl verarbeitet um Nshima (Maisbrei) zuzubereiten. Dies ist das Hauptnahrungsmittel hier in Sambia. Er wird bis zu drei Mal am Tag gekocht und mit Blattgemüse, Bohnen, Hühnchen, Erdnüssen, Ei, Fisch, Raupen oder Ratten gegessen
Auf der Straße treffe ich auf viele Fußgänger und Radfahrer, die teilweise mit dicken Jacken, Mützen und Handschuhen bekleidet sind. Für sambische Verhältnisse ist es bei 20 Grad kühl. Die Sonne scheint. Mir begegnen Frauen in bunter Kleidung mit Körben voller Obst, Gemüse, Frittas (frittierte Teigteile) oder anderen Gütern auf dem Kopf. Kinder werden in Chitenge (Stoffen) auf den Rücken gebunden. Hühner werden in Plastiktüten transportiert. Kinder laufen teilweise weite Strecken in Schuluniformen zur Schule. Radfahrer kämpfen sich mit schweren Lasten, wie Ziegen, Schweinen, mehreren Kisten voller Tomaten, riesigen Säcken mit Holzkohle über die lehmigen und schlammigen Straßen, die voller Pfützen und Schlammlöchern sind. Autos sind braun gesprenkelt vom Schlamm.
Angekommen im Hospiz, in dem ich arbeite, werde ich zunächst von den Kindern aus der Vorschule nebenan herzlich mit Umarmungen begrüßt. Wir pfegen im Hospiz hauptsächlich an HIV/AIDS erkrankte Menschen. Viele sind an schwerwiegenden Infektionen erkrankt, wie z.B Tuberkulose. Viele Patienten haben ihre HIV Medikamente abgesetzt und leiden jetzt an den Auswirkungen. Ebenso betreuen wir auch Kinder mit starker Unterernährung. Meine Aufgabe ist es, mich um die Patienten zu kümmern. Als Krankenschwester pflege ich die Patienten und sorge für ihr Wohlbefinden, soweit es mir möglich ist. Das Team besteht aus Krankenschwestern und Pflegehelfern. Alle arbeiten als Volontäre und bekommen ein geringes Taschengeld.
Gegen Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf, es grummelt und blitzt in der Ferne. Eine frische Brise kommt auf. Regen kündigt sich an und schon geht es los. Schnell holen wir unsere Patienten rein die zuvor draußen saßen und etwas frische Luft genossen haben. Es schüttet wie aus Eimern, die Welt steht still. Jeder bleibt wo er ist und es heißt warten. Meistens aber nicht lange. Termine werden verschoben bis der Regen aufhört, niemand verlässt seinen trockenen Ort.
Auf dem Rückweg von der Arbeit gegen 17 Uhr nieselt es noch etwas. Kinder spielen und baden lautstark kreischend in den Pfützen. Frauen tragen Plastiktüten auf dem Kopf um ihre Kunsthaare vor dem Regen zu schützen. Ich bin nach fünf Metern braun mit Schlamm besprenkelt. Zuhause angekommen gönne ich mir zu meiner größten Zufriedenheit eine warme Dusche und einen schönen Instant-Kaffee. Ich bin froh, dass ich das Privileg habe, diesen Luxus zu genießen. Ich denke an viele meiner Kollegen und all die Leute hier, die nun in ihren Lehmhütten mit leckenden Dächern und überschwemmten Böden ohne fließend Wasser und Strom sitzen. Sie haben alle ihre Gefäße zusammen gesucht, um das Regenwasser zum Waschen und Duschen aufzufangen.
Ganz anders als in Deutschland, wird hier der Alltag der Einheimischen und auch mein Alltag vom Wetter regiert. Für mich ist es eine neue und interessante Erfahrung auf genügend Regen angewiesen zu sein, aber auch die Schwierigkeiten die dieser bringt im Alltag zu bewältigen.
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