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Regen bringt Segen



Geschrieben am Donnerstag, 17. März 2016 von ADRAlive-Team

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Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Mirka, die ein Jahr in Sambia lebt und in einem Hospiz arbeitet.

In Sambia ist gerade Regenzeit. Land und Leute freuen sich, dass die Temperaturen etwas sinken, das Land fruchtbar wird, Vorräte aufgefüllt werden können und Stauseen zur Stromerzeugung sich füllen.

Regen beherrscht die Tage

Morgens um 7 Uhr.  Beim Anschalten des Wasserkochers stelle ich fest, es ist Stromausfall. Verdammt ich werde es nie lernen, dass jeden Tag für 8 Stunden nach einem festen Plan der Strom abgeschaltet wird. Viel Regen wird den Stausee hoffentlich bald mit genug Wasser füllen, um Sambia und seine Nachbarländer mit Strom zu versorgen. Also gibt’s heute keinen Kaffee☹
Beim Zähneputzen fällt mir auf, dass der Wasserdruck sehr niedrig ist, da die Pumpe, die unser Wasser aus dem Bohrloch in den Tank pumpt elektronisch funktioniert. Ich bin aber froh, dass überhaupt noch Wasser aus dem Hahn kommt und ich noch schnell meine Trinkflasche füllen kann.
Mit Regenjacke im Gepäck verlasse ich mit meinem Mountainbike unser nobles Grundstück. Der Regen hat die Landschaft sehr grün gemacht. Das Gras sprießt hoch, so dass man die kleinen Lehmhäuser der Einheimischen teilweise kaum mehr sieht. Schon früh am Morgen sieht man Männer mit Sicheln sich durch das hohe Gestrüpp kämpfen und das Gras bearbeiten. Überall wächst Mais. Fast jede Familie baut um ihr Haus oder auf kleinen Farmen zur Regenzeit Mais an. Dieser wird zu Maismehl verarbeitet um Nshima (Maisbrei) zuzubereiten. Dies ist das Hauptnahrungsmittel hier in Sambia. Er wird bis zu drei Mal am Tag gekocht und mit Blattgemüse, Bohnen, Hühnchen, Erdnüssen, Ei, Fisch, Raupen oder Ratten gegessen

Auf der Straße treffe ich auf viele Fußgänger und Radfahrer, die teilweise mit dicken Jacken, Mützen und Handschuhen bekleidet sind. Für sambische Verhältnisse ist es bei 20 Grad kühl. Die Sonne scheint. Mir begegnen Frauen in bunter Kleidung mit Körben voller Obst, Gemüse, Frittas (frittierte Teigteile) oder anderen Gütern auf dem Kopf. Kinder werden in Chitenge (Stoffen) auf den Rücken gebunden. Hühner werden in Plastiktüten transportiert. Kinder laufen teilweise weite Strecken in Schuluniformen zur Schule. Radfahrer kämpfen sich mit schweren Lasten, wie Ziegen, Schweinen, mehreren Kisten voller Tomaten, riesigen Säcken mit Holzkohle über die lehmigen und schlammigen Straßen, die voller Pfützen und Schlammlöchern sind. Autos sind braun gesprenkelt vom Schlamm.

Regen macht gesellig!

Angekommen im Hospiz, in dem ich arbeite, werde ich zunächst von den Kindern aus der Vorschule nebenan herzlich mit Umarmungen begrüßt. Wir pfegen im Hospiz hauptsächlich an HIV/AIDS erkrankte Menschen. Viele sind an schwerwiegenden Infektionen erkrankt, wie z.B Tuberkulose. Viele Patienten haben ihre HIV Medikamente abgesetzt und leiden jetzt an den Auswirkungen. Ebenso betreuen wir auch Kinder mit starker Unterernährung. Meine Aufgabe ist es, mich um die Patienten zu kümmern. Als Krankenschwester pflege ich die Patienten und sorge für ihr Wohlbefinden, soweit es mir möglich ist. Das Team besteht aus Krankenschwestern und Pflegehelfern. Alle arbeiten als Volontäre und bekommen ein geringes Taschengeld.

Gegen Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf, es grummelt und blitzt in der Ferne. Eine frische Brise kommt auf. Regen kündigt sich an und schon geht es los. Schnell holen wir unsere Patienten rein die zuvor draußen saßen und etwas frische Luft genossen haben.  Es schüttet wie aus Eimern, die Welt steht still. Jeder bleibt wo er ist und es heißt warten. Meistens aber nicht lange. Termine werden verschoben bis der Regen aufhört, niemand verlässt seinen trockenen Ort.

Auf dem Rückweg von der Arbeit gegen 17 Uhr nieselt es noch etwas. Kinder spielen und baden lautstark kreischend in den Pfützen. Frauen tragen Plastiktüten auf dem Kopf um ihre Kunsthaare vor dem Regen zu schützen. Ich bin nach fünf Metern braun mit Schlamm besprenkelt. Zuhause angekommen gönne ich mir zu meiner größten Zufriedenheit eine warme Dusche und einen schönen Instant-Kaffee. Ich bin froh, dass ich das Privileg habe, diesen Luxus zu genießen. Ich denke an viele meiner Kollegen und all die Leute hier, die nun in ihren  Lehmhütten mit leckenden Dächern und überschwemmten Böden ohne fließend Wasser und Strom sitzen. Sie haben alle ihre Gefäße zusammen gesucht, um das Regenwasser zum Waschen und Duschen aufzufangen.

Ganz anders als in Deutschland, wird hier der Alltag der Einheimischen und auch mein Alltag vom Wetter regiert. Für mich ist es eine neue und interessante Erfahrung auf genügend Regen angewiesen zu sein, aber auch die Schwierigkeiten die dieser bringt im Alltag zu bewältigen.

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