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Das Wetter hier in Bariloche ist seit meiner Ankunft, nur am Donnerstag war es nicht ganz so gut, hervorragend. Ein wolkenfreier Tag nach dem anderem. Aber morgens ist es immer noch recht kalt, so ca. 3-6°, aber schon bereits zwei bis drei Stunden später hat es sich auf ca. 18-22° aufgeheizt. Sobald dann die Sonne untergegangen ist (ca. 20 Uhr) wird es wieder extrem schnell kalt. Denn es weht hier immer eine steife Briese, die einem gerade den Aufenthalt an der Bushaltestelle zu einem recht unangenehmen Ereignis werden lässt. Dazu kommt noch die Ungewissheit, dass man nie weiß, ob man nicht den Bus um 2-3 Minuten verpasst hat. Als wäre der Wind nicht schon genug, ist leider auch die Straße an der ich immer warte nicht asphaltiert, so weht einem der Staub der Straße ins Gesicht. Ich bin echt dankbar, dass mir Saskia & Lorna (zwei Freiwillige die vor mir in Bariloche waren) geraten haben, alle möglichen Arten von Cremes mitzunehmen, sonst wäre ich wohl schon ausgetrocknet.
Nach dieser kleinen Einführung in das 1×1 des Frühlingswetters in Bariloche will ich nun dort weitererzählen wo ich beim letzten mal hängen geblieben bin.
Am Montag hatte mir Sergio gesagt, dass ich im Centro de Esperanza erst um 13:30 erscheinen müsse. Das machte mich natürlich glücklich, denn das hieße für mich AUSSCHLAFEN… So dachte ich es zumindest. John (mein amerikanischer Nachbar) hatte mich zwar vorgewarnt, dass er so um 6 Uhr ein wenig Krach machen würde, denn er müsse den Raum unter mir für eine Gruppe von Kindern vorheizen, aber er hatte vergessen zu sagen, welche Gruppe das war. So bin ich um Punkt 9 Uhr morgens, von einem sehr lauten Chor von Kindergeschrei aufgeweckt worden.
Wie ich dann noch im Halbschlaf feststellen konnte, war unter mir die Gruppe der 2-3 Jährigen und sie waren gerade damit beschäftigt, dem Abschied von ihren Eltern nachzutrauern. Nach einem Frühstück das aus einer Handvoll Keksen bestand, habe ich erstmal eine Weile mit den Katzen draußen geschmust. Als mir das zu langweilig wurde, bin ich wieder zurück ins Haus und habe den beiden Betreuerinnen geholfen und habe mich um die nun super süßen Kinder gekümmert. Hat mir viel Spaß gemacht mit den Kindern zu spielen und mit ihnen zu singen. Hier in Argentinien wird im Kindergarten viel gesungen. Im Alter von 2-3 Jahren zwar nicht mit den Kindern, sondern die Musik wird von einer CD abgespielt, dennoch macht es ihnen sichtlich Spaß zu der Musik zu hüpfen, tanzen und andere Bewegungen zu machen, denn jedes Lied hat seine spezielle Choreographie.
Um 12 Uhr hat mich dann John abgeholt, um mit mir zusammen zum Centro de Esperanza zu fahren. Er hat mir gezeigt, wo ich den Bus nehmen muss, den ich nun jeden Tag nehme, um zu meinem Arbeitsplatz zu fahren. Er hat mir während der Fahrt noch einige Dinge erzählt, wo ich was am Besten einkaufen kann. Praktisch an dem Bus ist, dass er ca. drei Fußminuten von meinem Haus entfernt losfährt und vor dem Centro halt macht. Doof ist nur, dass der Bus fast 50 Minuten herumbummelt, bis er endlich im Centro oder auf dem Rückweg an der Endstation (das Grundstück Lera) angekommen ist.
Nun im Centro angekommen, hat mich Sergio zusammen mit Ines in meine Arbeit eingewiesen und mir gesagt, was ich alles mit den Kindern machen soll und was ich am Besten vermeiden sollte. Für mich als Pfadfinderleiter war da eigentlich nichts Neues dabei…hehe…
So habe ich dann freudig mit Ines (die Masterin/Leiterin, von der Gruppe ab 5 Jahren) zusammen unseren Aufenthaltsraum neu geschmückt, denn es war am Montag in Argentinien der Frühlingsanfang. Die Kinder bleiben von 14-17Uhr im Kindergarten und es gibt jeden Tag etwas Anderes, was sie machen. Am Dienstag haben sie 30 min. Englisch, am Mittwoch Sport, am Donnerstag wieder Englisch und am Freitag gibt es mit allen eine Andacht. Mit allen heißt, dass alle Gruppen (es gibt 4 Stück. 2,3,4 und 5 Jährige), so um die 60 Kinder in einem Raum versammelt sind und zusammen eine Andacht haben. Nach meiner ersten Woche im Kindergarten habe ich so langsam den Tagesablauf verinnerlicht.
Es gibt eine Begrüßung mit allen Kindern zusammen, danach folgt die Begrüßung der Kinder in der Kleingruppe, eine Bastelarbeit, die jeden Tag variiert. Hier sind die Leiterinnen echt kreativ. Nach der Bastelarbeit gibt es Englisch, Sport oder Andacht. Bei gutem Wetter gehen wir dann mit allen Kindern auf den kleinen Spielplatz spielen und bei schlechtem Wetter dürfen sie sich in einem Aufenthaltsraum austoben. So um ca. 16:30 gibt es einen kleinen Imbiss, bis dann die Kinder um 17 Uhr abgeholt werden. Für mich heißt es dann immer noch nicht Feierabend. Der Raum muss noch gefegt und gewischt werden, die Tische und einige Teller oder andere Utensilien geputzt werden. Um ca. 18Uhr nehme ich dann den Bus, der mich nach Hause bringt.
Die Arbeit mit den Kindern macht mir riesigen Spaß, ich war zwar am ersten Tag noch ein wenig verloren, weil ich nicht ganz so genau wusste was ich tun soll, aber ab dem zweiten Tag hat sich Ines sehr gewundert, wie schnell ich in die Arbeit reingekommen bin. Auch die Kinder haben mich nach der ersten Woche als Autoritätsperson akzeptiert und drei der kleinen Mädels, hängen den ganzen Tag an mir, find ich echt süß. In der Gruppe der 5 Jährigen sind meistens so 11-16 Kinder da, das hat diese Woche stark variiert.
Am Montag muss ich dann schauen ob ich in dieser Gruppe bleibe, den Sergio hat am Dienstag gesagt, dass ich ab nächster Woche in die Gruppe der 4 Jährigen komme, den dort sind meistens 21 Kinder, aber ich glaube Ines will mich gar nicht mehr hergeben.
Für mein Spanisch tut es echt gut, dass ich bei den Kindern arbeite, denn so lerne ich mit ihnen die Sprache. Meistens verstehe ich ziemlich viel von dem was die Kinder so sagen, nur manchmal machen sie es einem nicht sehr leicht zuzuhören, denn sie können auch sehr schnell reden. Im allgemeinem passt das Sprachtempo so gar nicht zu der argentinischen Gelassenheit, denn Spanisch ist eine unheimlich schnelle Sprache, da kann selbst Deutsch nicht mithalten. Fragt mich jetzt nicht warum das so ist, ich persönlich würde ja in Argentinien auch den Schweizer Sprachrhythmus bevorzugen, weil er einfach besser zu Land und Leute passen würde, aber Spanisch ist wohl immer so schnell.
Nun wieder zurück zu meinem ersten richtigen Arbeitstag. Um 18Uhr war ich dann im Bus, die Fahrt kostet mich 1,50 Pesos, umgerechnet 30 Cent. Um 19 Uhr war ich dann auf de Grundstück Lera, wo ich erstmal eine Stunde Holz gehackt habe und dann zusammen mit John und Ginger (seine Frau) gegessen habe. Die beiden sind echt super freundlich und nett zu mir, sie bekochen mich jeden Abend und ihr Essen ist echt super! Nach dem Essen geh ich dann in mein Haus, mach das Feuer an und setze mich in mein Zimmer, wo ich jeden Abend 1-2 Stunden lese oder Emails schreibe. Ins Bett gehe ich dann so um 23 Uhr.
Als ich dann am Dienstagabend meinen Wecker für den nächsten Tag stellen wollte, bekam ich erstmal einen großen Schrecken. Sergio hatte mich gebeten, am Mittwoch um 9 Uhr beim Centro zu sein, um mit Veto (einem Schreiner der auf dem Grundstück seine Werkstatt hat, die zu dem Projekt gehört) und mit Adrian (dem Hausmeister und Mitarbeiter im Kinderhort) den Spielplatz von Grund auf zu renovieren. Am Nachmittag hatte ich mir nichts dabei gedacht, da ich nach Aufstehzeiten in Deutschland gerechnet habe (das hieß: Um 7:30 Uhr aufstehen, um 8 Uhr in der Schule zu sein.) In meinem Bett merkte ich dann, dass ich hier total anders rechnen muss. Um um 9 Uhr im Centro zu sein, muss ich den Bus um 7:40 nehmen (wobei es hier keine festen Fahrpläne gibt. Es kommt je nach Laune des Fahrers an ob er um 7:30 oder 7:50 losfährt). Das bedeutet ich muss um spätestens 7:10 aus dem Bett sein. Es ist aber verdammt schwer aus dem Bett zu kommen, da Nachts der Kamin nur solange brennt, bis das Holz, das ich dort vor dem schlafen gehen hineingelegt habe verbrannt ist. So kommt es vor, dass es in meinem Zimmer um 7 Uhr morgens gerade mal 14° sind. Es kostet jede Menge überwinden bei diesen Temperaturen aus dem Bett zu kommen. Nach zwei Brötchen, die ich mir aus dem Kindergarten mitgenommen habe, bin ich dann zur Bushaltestelle losmarschiert.
Um 8:30 war ich dann beim Centro und Adrian hat sich erstmal gewundert, warum ich den schon so früh da bin. Ich erzählte ihm, warum ich so früh da war. Seine Antwort war für mich sehr erfreulich, denn es hieß für mich 30 Minuten länger schlafen, denn er meinte, dass ich nicht so früh kommen müsse.
Um ca. 9 Uhr machten wir uns dann zu Dritt an die Arbeit. Es gab viel zu tun. Wir haben alle Planken vom Zaun herausgeschlagen, die Schaukeln abmontiert, geschliffen und gestrichen. Ebenfalls haben wir den Sandkasten wieder mit Sand gefüllt, die Schaukeln und den Rest der Spielgeräte mit Sand neu ausgepolstert. Die Arbeit war echt anstrengend, gerade das Sand hohlen mit dem Pickup, ging total in den Rücken. Wir sind so 4 -mal Sandhohlen gefahren und einmal haben wir Kies geholt um die Einfahrt des Centro zu verbessern. Die Frohe Botschaft an dem Tag war, dass ich im Centro duschen konnte, wo es genug warmes Wasser gab!
Auch holte Sergio bei der Bäckerei, die zu dem Projekt gehört gegen 10 Uhr das zweite Frühstück für uns Arbeiter auf dem Spielplatz. Super leckere Snacks. Von der Bäckerei bringt Sergio auch immer die Brötchen für die Kindergartenkinder, meistens bleibt genüg übrig, sodass wir Mitarbeiter uns dort bedienen.
Um 12 Uhr bin ich dann duschen gegangen und hab mich umgezogen. Nach der Dusche geh ich zum Kinderhort wo ich täglich mein Mittagessen zu mir nehme. Dort bleibe ich eine Stunde und bin dann so um 13-13:30 bei Ines und helfe ihr bei den Vorbereitungen für ihre Gruppe. Ebenfalls haben wir mit allen 6-8 Mitarbeiterinnen (ich bin der einzige Mann dort) eine kurze Andacht und kleine Tagesbesprechung. Es kostet mich zwar sehr viel Konzentration, aber ich kann so ziemlich alles von den Andachten verstehen.
So hat sich ein gewisser Tagesablauf eingelebt in meiner ersten Woche. Von ca. 9 Uhr – 12:30 Uhr arbeite ich auf dem Spielplatz, dann geh ich Duschen und Essen und um 13:30 geht’s dann im Kindergarten weiter. 18 Uhr fährt der Bus, der mich nach Hause bringt. Zuhause angekommen wird noch so lange Holz gehackt bis das Essen fertig ist. John schneidet morgens, wenn er auf dem Grundstück ist, das Holz in teilbare Stücke und ich hacke dann so viel wie ich schaffe. Er freut sich sehr, dass ich das mache und für mich ist es der Verdienst für das Essen. Wobei das Holzhacken für mich eigentlich keine Arbeit ist, es macht mir Spaß. So kann ich mal für ca. 1 Stunde richtig Abschalten.
Im Großen und Ganzen macht das dann einen 12 Stunden Tag. Das Einzige was mich daran ein wenig stört, dass ich nicht so viel Zeit habe, um mal in die Stadt zu gehen und einige dringliche Einkäufe zu erledigen. Ich muss ganz dringend einige Kleinigkeiten zu essen kaufen, einen Duschvorhang, einen Lappen für die Küchen und andere Sachen.
Sergio und die restlichen Mitarbeiter im Centro waren die erste Woche echt erstaunt, wie fleißig und hart ich arbeiten kann, ohne dass es irgendwie danach aussieht, dass sich meine Batterien leeren. Habe die Woche mehrfach Gott gedankt, dass er mich zu so einem Workaholic gemacht hat, meine Lehrer werden darüber sicher lachen, doch jeder der mit mir zusammen auf einem Zeltlager, insbesondere Opel-Zoo war, weiß das ich es irgendwie mag, körperlich harte Arbeit zu leisten
Dennoch habe ich mich am Ende der Woche auf meinen wohlverdienten Ruhetag gefreut. Am Samstag konnte ich dann ein wenig länger schlafen, da der Gottesdienst in der Adventgemeinde erst so um 10 Uhr anfängt. Die Gemeinde ist ungefähr so groß wie unsere in Bensheim, doch hat sie viel mehr Kinder. Sie hat mich sehr erfreut empfangen und alle haben mich herzlich begrüßt. Nach der Gemeinde hat mich dann zwar Sergio zu sich eingeladen, aber ich habe dankend abgelehnt. Manchmal hab ich einfach das Bedürfnis mal eine Zeit für mich zu haben, wo die Welt um mich herum einfach mal still steht. Die Zeit habe ich mit Luna (dem Hund hier) verbracht, mit der ich einige Stunden das riesige Grundstück erkundet habe. Dabei habe ich einfach mal versucht nicht nachzudenken und einfach mal alles auf mich wirken zu lassen. Hat mir echt gut getan und ich liebe es einfach ganz alleine durch die wunderbare Schöpfung Gottes zu schlendern. Ich denke ich weiß nun, warum er wollte, dass ich gerade hier in Bariloche lande. Sie brauchten hier jemand der hart arbeiten kann, aber auch mir Kindern gut umgehen kann und genau den haben sie von ADRA gesendet bekommen. Damit haben sie wohl selber nicht so gerechnet.
Morgen wartet schon wieder jede Menge Arbeit auf mich. Ich muss meine Wäsche waschen, jede Menge Holz hacken und unbedingt den Abzug vom Warmwasserbehälter reinigen. Wie, wissen John und ich zwar noch nicht, aber es muss unbedingt gemacht werden, denn heute war wieder das ganze Haus voller Qualm, als ich für meinen Mitbewohner Daniel das Wasser aufheizen wollte. Das Problem dabei ist, dass der Kamin, oder wie man das auch immer nennen mag, nicht richtig Luft zieht, so hat das Feuer nicht genug Sauerstoff und brennt nur mit sehr viel Qualm.
Das Feuer machen im Kamin macht mir mittlerweile richtig viel Spaß. Ich brauche nur noch ein wenig Glut vom Vortag und das Feuer brennt innerhalb von 5 Minuten wieder super. Daniel und John sind darüber sehr erstaunt. Naja, als Pfadfinder weiß man eben wie man so etwas angehen muss. Ich habe dann auch die beiden eingewiesen, wie man am schnellsten Feuer machen kann, wobei Daniel das lieber mir überlässt, denn er ist nicht so der Pyromane. Nur eben bei dem Feuer für das warme Wasser gibt es Probleme, aber da kann ich nun beim besten Willen auch nichts dafür.
Wenn ich dann mal das Feuer im Hauptkamin angezündet habe, sitzte ich meistens noch eine ganze Weile davor und schaue zu wie sich die Flammen den Weg durch das Holz bahnen. Wer schon mal auf einem Zeltlager dabei war, oder selber einen Kamin hat, weiß sicher wovon ich rede. Ich kann einfach stundenlang nur in das Feuer schauen, es hat eine echt große Anziehungskraft und das Gute dabei ist, man kann es super dabei Nachdenken, während die Flammen vor sich hin säuseln. Ich will euch dann mal nicht mehr so lange mit meinen Philosophien aufhalten, den ich glaube ich habe für dieses mal schon genug geschrieben.
Bis zum nächsten mal
Muitos abrazos
Marcelo
Am 30. September 2008 um 13:18 Uhr
Hey ho Marci,
ich wünsch dir nochmals viel Spaß in Argentinien.
Liebe Grüße von den Arthedanern 😛
Laura
Am 14. Oktober 2008 um 19:41 Uhr
Das Foto sieht klasse aus
noch viel spaß in argentinien
Am 21. Oktober 2008 um 20:17 Uhr
na dann kann auch ich nicht drum herum kommen, dir alles gute und noch viel spaß -trotz wind +fg+- zu wünschen!
du siehst, wir denken an dich 😉