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Tansania: Meine Erfahrungen im Babyheim „Cradle of Love“



Geschrieben am Samstag, 25. Dezember 2010 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Jaqueline

Ich bin seit September 2010 im Babyheim „Cradle of Love“ in Tansania. Meine Aufgaben sind in erster Linie die Kinder zu füttern, mit ihnen zu spielen und ihnen sprechen, sitzen, stehen, laufen und natürlich auch ein paar Verhaltensregeln beizubringen. Ausserdem helfe ich ueberall, wo es noetig ist, das heißt manchmal wickle ich Babys, sortiere alte Kleidung aus, verteile Kleiderspenden und andere Spenden, helfe beim Kochen, Wäsche zusammen legen, Stühle putzen oder arbeite im Büro. Ausserdem helfe ich einmal die Woche in der Pre-School bei den Zwei- bis Dreijährigen und arbeite in der Nursery, ein Raum nur für unsere ganz Kleinen zwischen null und sechs Monaten.

Die meisten Kinder hier brauchen viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe – einfach mal jemanden, der sie in den Arm nimmt. Wenn sie zu uns kommen, haben sie meist schon viel mehr erlebt, als ich hoffendlich je erleben werde. Sie sind häufig verstört, in sich gekehrt und haben psychische Probleme. Als Freiwilliger nimmt man automatisch Anteil an ihrem Schicksal und hilft ihnen, wo man nur kann. Ich konnte nie nachvollziehen, wie Eltern ihre Kinder abgeben oder zurücklassen können, aber desto länger ich hier bin, desto besser verstehe ich. Sie tun es aus Liebe zu ihren Kindern,  denn diese würden sonst womöglich an Hunger oder einer Krankheit sterben.

Pendo: Eine Erfolgsgeschichte

Vor einiger Zeit ist zum Beispiel ein kleines Mädchen Namens Pendo (das heißt übersetzt „Liebe“) zu uns gekommen. Sie wurde von ihrer Mutter hergebracht und war wirklich nur noch Haut und Knochen. Sie konnte nicht sitzen, krabbeln, geschweige denn stehen oder laufen – und das mit 2 1⁄2 Jahren! Pendo ist HIV-positiv und war schwer krank, als sie zu uns kam. Ihre Mutter konnte ihr aus Geldnot nicht genügend Nahrung kaufen, was ihre Situation noch verschärfte. Das zwang die Mutter letztenendes dazu, ihre kleine Tochter zu uns zu bringen. Ich habe noch nie in solch traurige und hoffnungslose Augen gesehen. Pendo schien, als hätte sie sich in ihrem Alter schon aufgegeben. Am Anfang weigerte sie sich zu essen und unsere Krankenschwester musste sie leider zwangsernähren, damit sie eine Chance hat zu überleben. Keiner wusste ,ob sie es schaffen würde. Das war schlimm, aber durch viel Aufmerksamkeit und Zuwendung der Nannys und uns Freiwilligen, fing sie nach kurzer Zeit wieder an zu essen und fasste sichtlich neuen Mut. Doch sie war immer noch sehr dünn und auch ihre Traurigkeit hat sich nicht abgelegt.

An einem Tag kamen dann ihre Mutter und ihre große Schwester zu Besuch. Da sah Pendo zum ersten Mal friedlich aus und gar nicht mehr so traurig. Es war überwältigend, nach und nach zu sehen, wie das kleine Mädchen zunahm – und dann auf einmal das erste Lachen. Es ist schwer in einem solchen Moment nicht vor Freude zu weinen.
Pendo ist noch immer nicht so kräftig wie sie in ihrem Alter sein sollte und ihre Knochen sind immer noch empfindlich, aber es ist toll, zu sehen, wie sie kichert, spielt und lernt allein zu laufen und zu essen.
Ohne all die Zuwendung und Aufmerksamkeit wäre sie wohl nie dort hingekommen.

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Tansania: Mutter wollte ihre Kinder verkaufen!



Geschrieben am Montag, 16. August 2010 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Tanja war für ein Jahr in Tansania. Dort kümmerte sie sich um die Babys, die entweder ihre Eltern verloren haben oder von ihnen verlassen wurden. Sie berichtete uns kurz vor ihrer Heimkehr, wie sehr ihr die Kinder ans Herz gewachsen sind:

Tanja: Die letzten Wochen hier in unserem Babyheim „Cradle of Love“ waren wie immer aufregend und voller Herausforderungen. Wir haben mittlerweile 50 Babys und alle Hände voll zu tun.

Kürzlich kam ein kleiner Junge mit seiner Schwester zu uns. Die Beiden haben eine sehr traurige und schockierende Vorgeschichte. Ihre Mutter wollte die zwei Kinder für „human sacrifice“ verkaufen, das heißt, die Kinder sollten in einem religiösen Ritual geopfert werden. Sie hatte schon alles arrangiert, aber zum Glück haben die Großmutter und der Onkel die Kinder im letzten Moment zu uns ins Heim gebracht.

Der kleine Junge heißt James und kam unglaublich traurig und verstört bei uns an. So viel Trauer in seinem süßen Gesicht sehen zu müssen, war wirklich schlimm. Aber er ist sehr tapfer und mittlerweile kann man ihn schon oft lachen hören und spielen sehen. Seine kleine Kinderseele hat zwar immer noch eine große Narbe, aber wir alle hier hoffen, das sie mit viel Liebe und der entsprechenden Zeit wieder gut verheilt.

Ich liebe wirklich jedes Einzelne unserer süßen, kleinen Babys und sie bringen mich oft zum schmunzeln. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, wenn du live dabei bist, wenn ein Baby gerade anfängt zu sprechen und dein Name als erstes aus dem kleinen Kindermund ertönt. Die Kinder hier sind alle etwas ganz Besonderes und jedes Einzelne von ihnen hat eine Zukunft mit Perspektive verdient!

Trotz der tollen Atmosphäre und den vielen wundervollen Kindern ertappe ich mich hin und wieder dabei, ein bisschen wehmütig an die Heimat zu denken. Da das Leben hier in Afrika wirklich sehr hart sein kann, habe ich geträumt, ich säße zusammen mit meinen Freunden und meiner Familie, würde durch den Supermarkt laufen und Auto fahren … Die Vorfreude endlich wieder in die Heimat zu kommen wächst von Woche zu Woche und von Tag zu Tag.

Ich wurde jedoch schnell von einem lauten, verweinten „Tanja“ aus meinen Tagträumen gerissen. Die kleine, süße Hope, die mir besonders stark ans Herz gewachsen ist, war hingefallen und hatte sich wehgetan. Sie kam auf mich zugerannt, setzte sich auf meinen Schoß, drückte ihr Gesichtchen fest an mich und umarmte mich mit ihren kleinen braunen Ärmchen. Ich legte meine Hände um sie und weil sie wirklich traurig vor sich her schluchzte, sang ich ihr ein Lied. Außerdem drückte ich der kleinen Maus einen dicken Kuss auf die Stirn –  und ehe ich mich versah, fühlte ich ebenfalls ein kleines, feuchtes Küsschen auf meiner Backe.

Noch nie zuvor habe ich solch starke Muttergefühle für jemanden gehabt. Ich schaute in die wunderhübschen, mit Tränen gefüllten Kinderäuglein und fragte mich, wie ich die Kinder hier nur jemals gehen lassen soll …

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