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Tanja war für ein Jahr in Tansania. Dort kümmerte sie sich um die Babys, die entweder ihre Eltern verloren haben oder von ihnen verlassen wurden. Sie berichtete uns kurz vor ihrer Heimkehr, wie sehr ihr die Kinder ans Herz gewachsen sind:
Tanja: Die letzten Wochen hier in unserem Babyheim „Cradle of Love“ waren wie immer aufregend und voller Herausforderungen. Wir haben mittlerweile 50 Babys und alle Hände voll zu tun.
Kürzlich kam ein kleiner Junge mit seiner Schwester zu uns. Die Beiden haben eine sehr traurige und schockierende Vorgeschichte. Ihre Mutter wollte die zwei Kinder für „human sacrifice“ verkaufen, das heißt, die Kinder sollten in einem religiösen Ritual geopfert werden. Sie hatte schon alles arrangiert, aber zum Glück haben die Großmutter und der Onkel die Kinder im letzten Moment zu uns ins Heim gebracht.
Der kleine Junge heißt James und kam unglaublich traurig und verstört bei uns an. So viel Trauer in seinem süßen Gesicht sehen zu müssen, war wirklich schlimm. Aber er ist sehr tapfer und mittlerweile kann man ihn schon oft lachen hören und spielen sehen. Seine kleine Kinderseele hat zwar immer noch eine große Narbe, aber wir alle hier hoffen, das sie mit viel Liebe und der entsprechenden Zeit wieder gut verheilt.
Ich liebe wirklich jedes Einzelne unserer süßen, kleinen Babys und sie bringen mich oft zum schmunzeln. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, wenn du live dabei bist, wenn ein Baby gerade anfängt zu sprechen und dein Name als erstes aus dem kleinen Kindermund ertönt. Die Kinder hier sind alle etwas ganz Besonderes und jedes Einzelne von ihnen hat eine Zukunft mit Perspektive verdient!
Trotz der tollen Atmosphäre und den vielen wundervollen Kindern ertappe ich mich hin und wieder dabei, ein bisschen wehmütig an die Heimat zu denken. Da das Leben hier in Afrika wirklich sehr hart sein kann, habe ich geträumt, ich säße zusammen mit meinen Freunden und meiner Familie, würde durch den Supermarkt laufen und Auto fahren … Die Vorfreude endlich wieder in die Heimat zu kommen wächst von Woche zu Woche und von Tag zu Tag.
Ich wurde jedoch schnell von einem lauten, verweinten „Tanja“ aus meinen Tagträumen gerissen. Die kleine, süße Hope, die mir besonders stark ans Herz gewachsen ist, war hingefallen und hatte sich wehgetan. Sie kam auf mich zugerannt, setzte sich auf meinen Schoß, drückte ihr Gesichtchen fest an mich und umarmte mich mit ihren kleinen braunen Ärmchen. Ich legte meine Hände um sie und weil sie wirklich traurig vor sich her schluchzte, sang ich ihr ein Lied. Außerdem drückte ich der kleinen Maus einen dicken Kuss auf die Stirn – und ehe ich mich versah, fühlte ich ebenfalls ein kleines, feuchtes Küsschen auf meiner Backe.
Noch nie zuvor habe ich solch starke Muttergefühle für jemanden gehabt. Ich schaute in die wunderhübschen, mit Tränen gefüllten Kinderäuglein und fragte mich, wie ich die Kinder hier nur jemals gehen lassen soll …
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