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Eine Zeit voller Segen



Geschrieben am Montag, 12. März 2018 von ADRAlive-Team

Ein Bericht von Fleur, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einem Waisenheim in Tansania absolviert.

Dass ich nach dem Abitur ins Ausland möchte, war mir schon lange klar. Als ich dann aber wirklich im Flugzeug saß, konnte ich kaum glauben, dass diese Zeit, von der ich immer sprach, nun wirklich beginnt. Nun würde ein neues Kapitel in meinem Leben losgehen, eine Zeit voller neuer Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen.

Mein neues Zuhause

Fernab von der Großstadt, mitten im Grünen und nur ein paar Minuten entfernt vom indischen Ozean – bei dieser Beschreibung denkt man wohl eher an einen Urlaubsort, doch ich spreche hier vom Waisenheim „Dunia ya Heri“, was übersetzt „Erde des Segens“ heißt. Nach den nun fast 7 Monaten, die ich hier schon verbracht habe, kann ich sagen, dass dieser Ort mein zweites Zuhause geworden ist. An diesem Ort ist es grün soweit das Auge reicht – die Pflanzenwelt zeigt hier ihre facettenreiche Vielfalt auf unterschiedlichste Art und Weise. Doch das Wichtigste ist: Es ist ein Ort, an dem die Kinder wohl behütet aufwachsen können.

Meine Tätigkeiten

Dieses Waisenheim wurde erst vor gut zwei Jahren gegründet, aus welchem Grund ich die erste Freiwillige in diesem Projekt bin. Meine Arbeit teilt sich hauptsächlich in zwei verschiedene Bereiche auf: die Arbeit im Garten und die Arbeit mit den Kindern. Im Garten erledige ich Tätigkeiten wie beispielsweise neue Samen auszusäen, das Gemüse und die Früchte zu ernten und natürlich all die Pflanzen zu gießen – das Wichtigste bei den hohen Temperaturen.

Zurzeit sind hier im Waisenheim 12 Kinder, die zwischen 4 Wochen und 5 Jahre alt sind. Sie sind voll im Alltag mit eingebunden und haben ihre eigenen Tätigkeiten, vom Füttern der Hühner bis hin zum Abwaschen des Geschirrs. In den letzten 7 Monaten sind die Kinder mir sehr ans Herz gewachsen und ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihnen – ob beim Puzzeln, Malen, Singen oder Spielen. Es ist schön mit anzusehen, wie schnell sie Stück für Stück dazulernen.

Neben den erwähnten Hühnern gibt es hier auch noch Ziegen, Katzen, zwei Hunde, einen Bussard und Aasgeier, Schildkröten und einen Ara – also einen halben Zoo, um den ich mich unter anderem auch kümmere.

Dankbar

Mir bleiben nun hier noch etwas mehr als zwei Monate, bevor es für mich wieder zurück nach Deutschland geht. Wenn ich auf die letzten Monate zurückblicke, bin ich einfach nur dankbar. Ich bin dankbar für all die Momente und Erfahrungen, die ich hier schon machen durfte. Dankbar für die neuen Freundschaften, die ich hier schließen durfte. Dankbar für die Kinder, die mit ihrem Lachen mein Herz jeden Tag aufs Neue mit Freude füllen. Dankbar für all das, was ich in den letzten Monaten alles dazulernen durfte.

In den kommenden Jahren soll das Waisenheim bis zu 60 Kindern ein Zuhause schenken können und ich bin mir sicher, dass dieser Ort für sie und alle, die dort hinkommen, ein echter Segen sein wird.

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Die Liebe meines Lebens



Geschrieben am Mittwoch, 12. Juli 2017 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der Freiwilligen Lena, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in Sambia absolviert.

Die Entscheidung ein FSJ zu machen, stand schon lange fest für mich. Doch was es wirklich heißt, ein Jahr in einem fremden Land und einer fremden Kultur zu arbeiten und zu leben, war mir damals noch überhaupt nicht klar. Aber es ist unglaublich. Mein Leben hat sich komplett verändert, vom Schulalltag direkt nach Sambia in den Berufsalltag eines Hospizes. Und das Spannendste: Dieses Leben ist MEIN Leben geworden. Ich kann mir nicht einmal mehr vorstellen ein anderes zu führen.

Das Projekt, meine Arbeit und meine Familie

Ich arbeite im Projekt „Ranchhod Community Services & Hopice“ (RCSH) und dort direkt im Hospiz. Das Hospiz nimmt aber nicht nur Menschen auf, die auf Palliativpflege angewiesen sind, sondern wir behandeln auch Wunden (z.B. Druckgeschwüre), kurieren opportunistische Krankheiten von HIV, wie Tuberkulose, und geben älteren Menschen, um die sich niemand mehr kümmert, ein zu Hause.
Bei meiner Arbeit hier entdecke ich Krankheitsbilder, die mir in Deutschland wahrscheinlich niemals unterkommen würden und lerne, wie sie mit den begrenzten Ressourcen bewältigt werden können. Doch noch interessanter sind die Geschichten und Schicksale, die jeder Patient mit sich bringt und in die ich einen tiefen Einblick bekomme. HIV ist ein ganz großes Thema und prägt die Menschen hier und so auch ihr Leben. Natürlich ist es nicht immer einfach, diese Geschichten zu verarbeiten und auch mit dem Tod, der allgegenwärtig ist, umzugehen. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran und findet seinen Weg. Zudem sind die Mitarbeiter unseres Projektes wie eine große Familie, in die ich aufgenommen wurde, worüber ich unendlich dankbar bin. Der Zusammenhalt und der Umgang untereinander sind etwas ganz Besonderes und jeder Einzelne ist mir ans Herz gewachsen.

Der Ort, an dem einem Spaß und Liebe entgegenspringen

Neben dem Hospiz führt das Projekt RCSH auch ein Kinderzentrum für Kinder, die sehr arm sind und entweder ein oder beide Elternteile verloren haben. Hauptsächlich geht es darum, den Kindern zwei Mahlzeiten pro Tag zu ermöglichen, zusätzlich werden sie aber auch in einer Art Vorschule auf die Schule vorbereitet. Zu Festen, wie z.B. Weihnachten oder Ostern versuche ich immer mit den Kindern etwas ganz Besonderes zu machen und ihnen auch ein wenig unserer Kultur nahezubringen. Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie interessiert und offen sie sind, Neues zu lernen und wie viel Spaß es ihnen bereitet.

Hilfe, wo möglich

Über die Arbeit im Projekt hinaus unterstützt das RCSH auch noch Großmütter in den Armenvierteln, unterernährte Babys, Kinder in anderen Schulen und jeden, der dringend Hilfe benötigt. Das RCSH bietet Familienplanung an und führt HIV-Tests mit anschließender Beratung durch und unsere Mitarbeiter pflegen auch Leute daheim.

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Bilder im Kopf…



Geschrieben am Donnerstag, 06. Juli 2017 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der Freiwilligen Alwina, die für ein Jahr an der „Voice Secondary School“ in Tansania arbeitet.

Oha – was für ein Jahr das doch ist! Mit jedem einzelnen Tag sind nun tatsächlich elf Monate in einem anderen Land, ja sogar auf einem anderen Kontinent, zum Leben erwacht. Mit wahrlich unterirdischen Erwartungen machten meine Mitfreiwillige Beryl und ich uns auf nach Tansania. Noch daheim hat man sich selbst nicht erlaubt vorzustellen, wie dieses Jahr ablaufen würde. Und nun sitze ich hier, den Kopf voller Bilder – von Orten, Menschen und Momenten.

…von Orten

Verrückt. Da befindet man sich in seiner heimatlichen Umgebung und nach knapp 16 Stunden sieht die Welt auf einmal ganz anders aus. Kurz gesagt – ziemlich tansanisch. Unsere neue Heimat liegt mitten im Grünen. Usa River ist umgeben von alten, tiefverwurzelten Bäumen, frischen Maisfeldern und buntgetüpfelten Büschen. Kleine und große Flüsse, die sich wie Adern ihren Weg bahnen und in der Umgebung ergießen, verleihen diesem Ort seinen Puls. Wenn der Tag sich verabschiedet und die letzten Sonnenstrahlen ihren Auftritt haben, erblickt man eine wahre Schönheit – den Mount Meru. Ob von Wolken geziert oder durch die Sonne erleuchtet, dieser Berg ist für mich nicht mehr wegzudenken. Durch ein paar Abenteuer konnten wir die rotsandigen Steppen bis zum Horizont verfolgen, die Aussicht während einer Bergwanderung genießen, die weißpulvrigen Strände Sansibars entlangspazieren, das Usambaragebirge auf der Ladefläche eines Pickups hinunterrasen und uns mit Sonnenuntergängen am Viktoriasee beschenken lassen. Doch was wären all die vielen Orte ohne jemanden an der Seite zu haben.

…von Menschen

Beryl und ich sind gemeinsam an der „Voice Secondary School“ eingesetzt. Ein Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, denjenigen eine Stimme zu geben, die sonst vermutlich untergehen würden. Da wir die allerersten Freiwilligen in diesem Projekt sind, mussten wir erstmal klarkommen und schauen, was für Aufgaben wir uns suchen. Nun kann ich Kunstunterricht geben, in den Nachmittagen Theater und Poetry anbieten und in der Freizeit mit in der Küche helfen. Das Schulteam hat uns superherzlich aufgenommen und die Schüler – ja, sie sind der Grund weshalb man erst so richtig Lust auf den Unterricht hat. So oft bin nicht ich diejenige, die lehrt, sondern vielmehr diejenige, die von den Schülern gelehrt und inspiriert wird. Baba Daniel und Mama Pendo sind die Gründer der Schule und gleichzeitig auch unsere waschechte tansanische Familie, die uns mit allem umsorgt. Die kleinen Töchter Joy und Glory lassen keine Langeweile aufkommen und sind für jeden Spaß zu haben. Doch uns umgeben hier noch so viele mehr. Kinder, die von der Straße angelaufen kommen, uns an die Hand nehmen und ein Stückchen begleiten. Marktfrauen, dessen Rufe vom Straßenrand erhallen und die gerne mal zwei Tomaten mehr in die Tüte packen. Schneiderinnen, die nicht müde werden Änderungen vorzunehmen. Kleine Babys, die den Nachmittag versüßen. Köche, mit denen man lachen, schnibbeln und schweigen kann. Ein Schnitzer, der mit seiner rauen Art gerne Weisheiten teilt. Faltige Gesichter, die Bände sprechen. Fremde, die uns nicht als Fremde behandeln. Und mittendrin wir.

…von Momenten

Wir, die wir Momente erleben und sammeln dürfen. Jeden Tag aufs Neue, ob schöne oder weniger schöne. Wenn ich so durch meine Tagebücher (oja, Plural) blättere, wird mir bewusst, dass ich mir am liebsten ein Päckchen Tansania schnüren würde, um es mitzunehmen. Aber so läuft das nicht. Um dieses Jahr lässt sich keine Schleife binden. Vielmehr kann man sich die Augen öffnen lassen, um zu Träumen, ohne sich daran zu verlieren, um zu Tun, ohne das Stillstehen zu vergessen, und um zu Verstehen, ohne immer die passenden Worte finden.

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Hilfe und ihre Grenzen



Geschrieben am Montag, 30. April 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Miriam

Nachdem wir im Urlaub und auf dem Zwischenseminar waren, hat uns nun das Leben und der Alltag im Heri Hospital wieder. Es ist im Umkreis von 65km das einzige Krankenhaus. Die nächste Stadt Kigoma ist 60km entfernt. Das Krankenhaus liegt inmitten einer armen Region, in der die Menschen in Lehmhütten leben und ihre Äcker mit Bananenbäumen und Tomaten bepflanzen. Das Leben ist sehr einfach und kaum einer kann Englisch. Deshalb sind wir auch oft die letzte Anlaufstelle. Manche Patienten versuchen vorher ihr Glück beim lokalen „Doktor“, der ihren Rücken mit einem Rasiermesser bearbeitet, um die bösen Geister zu vertreiben.

Arbeit auf der Männerstation

Hier im Krankenhaus gibt es drei Stationen: Den Kreißsaal mit Wochenstation, die Frauen- und Kinderstation und die Männerstation, auf der ich arbeite. Die 18 chirurgischen Betten sind immer wieder besetzt mit Patienten, die Arm- oder Beinbrüche durch Unfälle mit dem Motorrad haben oder weil sie vom Baum gefallen sind. Außerdem haben wir oft Patienten, die infizierte Wunden am Bein haben. Die sind teilweise so schlimm, dass das Bein amputiert werden muss. Ab und zu kommen auch Patienten mit Verbrennungen. Auf der internistischen Seite mit sieben Betten sind die meisten Patienten an Malaria erkrankt, aber auch Patienten mit Anämie, Diabetes oder Schlaganfällen sind dabei.

Als ich mit meiner Arbeit hier begann, war ein zwei-jähriges Mädchen namens Savelina schon einige Wochen da. Sie ist auf der Männer-Station, weil ihr Vater bei ihr ist und auf sie aufpasst.
Beim Spielen ist sie gestürzt und hat sich den Oberschenkel gebrochen. Es konnte nicht operiert werden, weil der Knochen sich entzündet hatte. Viele Antibiotika wurden ausprobiert, aber keines half. Savelina schrie immer ganz laut, wenn wir ihr wieder Antibiotika spritzen mussten und auch beim Verbandswechsel durften wir ihren Rock nicht mal bis zur Wunde hochziehen, aber kaum haben wir sie wieder in Ruhe gelassen, war sie das liebste Mädchen. Ich habe die Kleine sehr schnell ins Herz geschlossen. Am Anfang hatte sie Angst vor uns Weißen, aber das hat sich schnell gelegt. Eines Tages schenkte ich ihr ein kleines Kuscheltier. Am ersten Tag hatte sie noch Angst davor und schmiss es weg, wenn ich es zu ihr legte, aber schon am nächsten Tag spielte sie damit.

Nach zwei Monaten im Krankenhaus kamen die Ärzte zu dem Entschluss, dass sie ihr nicht mehr helfen können. Dem Vater wurde gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gäbe. Entweder er führe mit der Kleinen in ein anderes Krankenhaus, indem ein Wundabstrich gemacht werden könne und der Kleinen dann das richtige Antibiotika geben werden könnte oder ihr Bein müsste amputiert werden. Ich bin sehr froh, dass sich der Vater für die erste Möglichkeit entschied, obwohl das mit sehr hohen Kosten verbunden war. Leider weiß ich nicht, wie es ihr jetzt geht, aber ich hoffe, dass das Bein operiert werden konnte.

Die Grenzen der Hilfe

Oft kann man den Menschen hier nur begrenzt helfen, z.B. weil die nötigen Untersuchungsgeräte fehlen. Viele Männer sind schon an Dingen gestorben, die in Deutschland hätten geheilt werden können. Meistens weiß man nicht einmal genau, was der Patient hat. Man tappt im Dunkeln. Die Ärzte, Krankenschwestern und Klinik Officer – Ärzte, die vier Jahre studiert haben – tun ihr Bestes, aber oft hilft es nicht. Manchmal können wir einfach nur daneben stehen und müssen mit ansehen wie der Patient stirbt. Das ist sehr ernüchternd.

Dennoch mache ich die Arbeit hier gerne und freue mich über jeden Patienten, der gesund das Krankenhaus verlassen kann.

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Ein Jahr im Baby-Waisenheim “Cradle of Love” in Tansania



Geschrieben am Montag, 05. Dezember 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Geschrieben von der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Sarah.

Ich finde es erstaunlich, wie schnell auch hier die Zeit vergeht, denn jetzt sind seit meiner Ankunft in Tansania schon mehr als zwei Monate vergangen. Natürlich hatte ich am Anfang Bedenken und fragte mich, wie es wohl sein würde und was mich erwartet? Wir Freiwilligen wurden von ADRA zwar sehr gut vorbereitet, aber trotzdem verschwanden die Bedenken nie ganz aus meinem Kopf und ich bin sicher, meinen Kollegen ging es da ähnlich. Schließlich ist es nicht ganz ohne, seine Heimat und sogar sein Heimatland zu verlassen und ein Jahr in einem noch fremden Land zu verbringen.

Ein zweites Zuhause

Doch seltsamerweise habe ich mich hier in Tansania nie wirklich fremd gefühlt. Lilli (eine weitere ADRA-Freiwillige) und ich haben uns von Anfang an wie Zuhause gefühlt. Vielleicht mag das auch der Grund sein, warum die Zeit wie im Fluge vergeht. Ich liebe es, mit den Kindern zu spielen, sie zu knuddeln und mitzuerleben, wie sie sprechen und laufen lernen. Viele von ihnen haben schwere Schicksalsschläge hinter sich und sprühen trotzdem vor Lebensfreude. In der kurzen Zeit, die wir hier sind, haben wir schon zwei Adoptionen miterleben dürfen und sind froh, beide Kinder in gute Hände vermittelt zu wissen. Trotzdem konnte ich die eine oder andere Träne nicht zurückhalten, als Rosi mit ihren neuen Eltern unser Gelände verließ. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Kinder und Babys einem so schnell ans Herz wachsen. Mittlerweile vermisse ich sie sogar schon an unseren freien Tagen.

Ein besonderes Erlebnis

„Unsere“ Kinder im Baby-Waisenheim freuen sich immer riesig, wenn wir unser Gelände verlassen und zum Beispiel einen Ausflug in den Zoo machen. Man mag es kaum glauben, aber auch in Tansania gibt es einen Zoo. Mit acht der älteren Kinder machten wir uns an einem sonnigen Vormittag mit dem Auto auf den Weg. Die Kinder waren so aufgeregt, dass wir insgesamt vier Potti-Pausen (Klo-geh-Pausen) machen mussten. Am Ende des Tages waren wir uns alle einig: Der Tag war ein ganz besonderes Erlebnis, nicht nur für die Kleinen. Ich möchte es nicht missen hier zu sein und genieße jede Minute meiner Zeit in Tansania.

 

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Afrika für Anfänger



Geschrieben am Donnerstag, 24. November 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Sarah

Nach langer Vorbereitung waren wir endlich im Flieger nach Afrika. Ein lang gehegter Traum wurde wahr. Fremde Gerüche, eine unbekannte Sprache und eine völlig fremde Kultur: Afrika, wir kommen! Als motivierte Freiwillige brannten wir darauf, mit unserer Arbeit zu beginnen, doch es gab und gibt noch Einiges für uns zu lernen:

Afrika bedeutet: Zeit haben

„Pole Pole“, das heißt „immer mit der Ruhe“ und ist hier nicht nur eine Redewendung, sondern eine Lebenseinstellung, denn hier dauert Vieles einfach länger als in Deutschland. Uhrzeiten werden nur als Richtwerte angesehen. Da kann die Beschaffung von zwei Eimern Farbe schon einmal mehr als vier Tage in Anspruch nehmen. Und auch die Aussage „Ich bin gleich da!“, ist sehr subjektiv zu betrachten. Das stellt für den motivierten, deutschen Freiwilligen eine große Herausforderung dar. Erstaunlicherweise funktioniert das System trotzdem irgendwie.

Afrika bedeutet: sich Zeit nehmen

„Habari“ heißt so viel wie: „Was gibt‘s Neues?“ Bei jeder Begegnung wird dieses Begrüßungsritual gepflegt. Man geht erst wieder getrennte Wege, wenn man gegenseitig von der anderen Person erfahren hat, was es für Neuigkeiten bei den Kindern, der Arbeit oder Zuhause gibt. Das Miteinander und die Anteilnahme am Leben der Anderen werden in Afrika sehr geschätzt. Auch das muss man erst einmal lernen. Nur mal schnell ins Büro eilen, um die Informationen für die nächsten Arbeitsschritte zu erhalten, während man noch in der Tür steht, das scheint nur in Deutschland zu funktionieren. Denn hier nimmt man sich noch Zeit füreinander.

Afrika bedeutet: seine Zeit mit Anderen teilen

„Karibu“, das heißt „Herzlich Willkommen“ und dieses Wort spiegelt die Grundeinstellung der Afrikaner wieder, denn das Leben in Afrika findet in der Gemeinschaft statt. Wir werden regelmäßig eingeladen und sind immer gerngesehene Gäste. Meistens wird dann ein riesiges Festmahl aufgetischt und die gemeinsamen Stunden miteinander werden genossen.

So viel Zeit in der Gemeinschaft zu verbringen und so viel Kontakt mit noch unbekannten Menschen zu haben, ist anfangs natürlich ungewohnt. Doch wir lernen hier sehr schnell, uns zu öffnen und die Menschen in unser Herz zu schließen. Viele Dinge und Gepflogenheiten hier in Afrika verstehen wir aber bis heute nicht oder lehnen sie ab. Andere dagegen haben wir in unseren Alltag integriert und versuchen, sie wie kostbare kleine Schätze mit nach Hause zu nehmen, um sie dort weiterzugeben.

Ich freue mich darauf, auch weiterhin Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Kulturen kennenzulernen.

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Ein Sprung ins kalte Wasser



Geschrieben am Freitag, 11. November 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA-„weltwärts“-Freiwilligen Sabrina und Jhana

Stell dir vor, es ist Hochsommer, die Sonne strahlt dir ins Gesicht und vor dir liegt ein glasklarer, kalter See, indem sich die Sonnenstrahlen spiegeln. Da muss man doch rein oder? Zuerst tippst du vorsichtig mit deinem großen Zeh auf die Wasseroberfläche, man muss ja schließlich testen, auf was man sich da einlässt und wie kalt das Wasser wirklich ist – und ja, es ist kalt! Bevor du es dir anders überlegen kannst, nimmst du Anlauf und rennst in das kühle Nass. Kennst du das Gefühl, wenn es dich beim Auftauchen schüttelt vor Kälte – das Wasser ist doch kälter als erwartet.

Im übertragenen Sinne ging es uns beiden Freiwilligen genau so. Durch die Intensivwochenenden, das Ausreiseseminar und die Patenschaften der ehemaligen Freiwilligen wurden wir von ADRA schon ganz gut auf das Jahr in Kenia vorbereitet. Dann wurden die Koffer gepackt, der Flug gebucht, Freunde und Familie verabschiedet und nach einem halben Jahr Vorbereitungsphase ging es endlich los. Unser großer Zeh hatte schon ein wenig kühles Nass gespürt.

Dann kam der große Tag der Abreise:

Frankfurt, 6.00 Uhr früh: Wir sitzen im Flugzeug. Von Müdigkeit ist nichts zu spüren – so groß ist die Aufregung auf das, was uns im nächsten Jahr erwarten wird. Nach einem Zwischenstopp in Hannover und der Schweiz wird es ernst: nächster Stopp – Nairobi. Um 18.10 Uhr hat uns dann die Erde wieder. Der Sprung ins kalte Wasser ist geglückt. Das Auftauchen erfolgt noch an selben Abend, als wir bemerkten, dass hier in Kenya alles anders ist.

Wir möchten von einem kurzen Erlebnis erzählen. Es beschreibt am besten, dass der Sprung ins Wasser immer kalt ist, auch wenn man vorbereitet wurde. Es war der erste Morgen, an dem wir unseren Unterricht starten sollten. Nach einer kurzen Begrüßung, Singen und einer Andacht wurde die Schule offiziell eröffnet und unsere Vorstellung als Madam Sabrina und Madam Jhana folgte.

Da unser Unterricht erst in der zweiten Stunde begann, hatten wir noch ein wenig Zeit. So gingen wir in die Bibliothek und arbeiteten. Pünktlich zum Unterrichtsbeginn, wie wir es eben gewohnt sind, standen wir vor den Türen unserer Klassen. Dort mussten wir allerdings feststellen, dass die Unterrichtsstunde eines anderen Lehrers noch in vollem Gange war. Gut, dachten wir, die Schule hatte sowie später angefangen- Afrika halt.

So setzten wir uns neben den Wassertank, in der Hoffnung, es würde bald klingeln und die Lehrer unsere Klassen verlassen. Nach 15 Minuten Wartezeit schwand diese Hoffnung dann langsam. Nach weiteren 5 Minuten setzte eine gewisse Verwirrung ein. Bald darauf suchten wir Jacintah – unsere Ansprechpartnerin – in ihrem Büro auf, um sie zu fragen, warum die Lehrer nicht aus den Räumen kamen oder es nicht wenigstens klingelte. Wir ernteten ein Schmunzeln. Jasintah meinte nur, in Afrika sei das anders. Wir könnten einfach zu unserer Zeit in die Klasse gehen. Dann würde der andere Lehrer merken, dass seine Zeit vorbei sei.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten und Verwechslungen haben wir uns nun an das Unterrichten hier in Kajiado gewöhnt und gelernt, unser deutsches Denken von Klassen und Unterricht zurückzustellen und uns auf die Gebräuche Afrikas mit einer völlig anderen Kultur und einer völlig anderen Sprache einzulassen. Wir sind uns sicher, dass Gott uns Menschen zur Seite stellt, die mit ihrer Herzenswärme, den Sprung ins kalte Wasser ein bisschen erwärmen.

Außerdem lassen kleine Mädchenarme, die dich fest drücken und leuchtende Augen schnell vergessen, wie kalt das Wasser zu Beginn und an manchen Stellen sein kann.

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Auf der Suche nach einer neuen Tradition



Geschrieben am Donnerstag, 22. September 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA-„weltwärts“-Freiwilligen Natascha

Die letzten Monate, die ich in der Kajiado Mädchenschule in Kenia verbrachte, verflogen wie im Nu. Es hieß: arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten. Trotzdem kann ich zufrieden zurückschauen, denn wir konnten große Schritte für eine bessere Situation der Massai-Mädchen in der Umgebung machen – besonders im Hinblick auf FGM. Bei FGM handelt es sich um die sogenannte „Female Genital Mutilation“, die weibliche Genitalbeschneidung oder besser gesagt Genitalverstümmelung, denn von einer Frauenbeschneidung kann man hier wirklich nicht reden. Nicht nur die Genitalverstümmelung ist ein bekanntes Ritual unter den Massai.

In der Gegend, in der ich arbeitete, werden Mädchen oft wie Ware behandelt. Hat man(n) Schulden, wird die oft noch sehr junge Tochter an den Schuldner „verhökert“. Early Marriage und FGM liegen bei den Massai ganz eng beieinander. Bevor ein Mädchen verheiratet wird, wird sie in den meisten Stämmen beschnitten.

Viele der Mädchen fliehen vor der Genitalbeschneidung und der Zwangsehe mit einem oft viel älteren Mann. In der Kajiado Mädchenschule von ADRA finden sie Zuflucht. Wir hatten zum Beispiel ein Mädchen bei uns, das etwa 10 Jahre alt war. Sie wurde mit acht oder neun Jahren verheiratet und monatelang von ihrem sogenannten Ehemann vergewaltigt. Als sie irgendwann nicht mehr aufhörte zu bluten, wurde sie in ein Krankenhaus gebracht. Der Arzt registrierte was los war und zeigte den Ehemann an. Aus Angst vor gesetzlichen Strafen wurde das Mädchen einfach aus dem Krankenhaus verschleppt. Zwei Monate verflogen, bis man die Kleine irgendwo im Nirgendwo fand.

In der Mädchenschule in Kajiado haben wir Workshops über FGM und Early Marriage für die Chiefs der Region gestartet, denn ohne ihre Hilfe sind uns die Hände gebunden. Leider sind die Chiefs nicht immer offen für die Thematik. In den letzten Monaten meiner Arbeit hatten wir ein Mädchen im Internat, das von Zuhause weggelaufen war, weil man sie verheiraten wollte. Sie wendete sich an den örtlichen Chief. Die Folge: Vergewaltigung und eine ungewollte Schwangerschaft. Durch die Korruption und die richtigen Beziehungen ist es in diesem Fall schwierig, Gerechtigkeit einzufordern, obwohl der größte Beweis das Baby ist. Es ist einfach verrückt. Dennoch brauchen wir die Chiefs, damit das Gesetz auf unserer Seite steht. Nach den Chiefs schulten wir auch die Mädchen in der Umgebung. Die persönlichen Gespräche mit den Mädchen, nach den Workshops, werde ich nie vergessen.

Folgenden Fragen musste ich mich stellen:

  • Ist es wahr, dass eine Frau die beschnitten ist, mehr Probleme haben wird ein Kind zu gebären?
  • Stimmt es, dass Frauen, die nicht beschnitten sind eher ihren Männern fremdgehen?
  • Stimmt es, dass Sex ohne Beschneidung nicht weh tut?
  • Wie soll ich ohne Beschneidung in meiner Gesellschaft überleben?
  • Wie kann ich meine Eltern überzeugen, mich nicht beschneiden zu lassen?

Es ist ein Prozess und ein langsames Umdenken bei den Chiefs, den Eltern und den Mädchen. Eine Tradition die Jahrzehnte angehalten hat, kann nicht von heute auf morgen durchbrochen werden, auch wenn die Argumente stichhaltig sind. Die Arbeit, die in der Kajiado Mädchenschule geleistet wird, nennt man wohl zurecht Entwicklungszusammenarbeit!

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