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Eine Zeit voller Segen



Geschrieben am Montag, 12. März 2018 von ADRAlive-Team

Ein Bericht von Fleur, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einem Waisenheim in Tansania absolviert.

Dass ich nach dem Abitur ins Ausland möchte, war mir schon lange klar. Als ich dann aber wirklich im Flugzeug saß, konnte ich kaum glauben, dass diese Zeit, von der ich immer sprach, nun wirklich beginnt. Nun würde ein neues Kapitel in meinem Leben losgehen, eine Zeit voller neuer Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen.

Mein neues Zuhause

Fernab von der Großstadt, mitten im Grünen und nur ein paar Minuten entfernt vom indischen Ozean – bei dieser Beschreibung denkt man wohl eher an einen Urlaubsort, doch ich spreche hier vom Waisenheim „Dunia ya Heri“, was übersetzt „Erde des Segens“ heißt. Nach den nun fast 7 Monaten, die ich hier schon verbracht habe, kann ich sagen, dass dieser Ort mein zweites Zuhause geworden ist. An diesem Ort ist es grün soweit das Auge reicht – die Pflanzenwelt zeigt hier ihre facettenreiche Vielfalt auf unterschiedlichste Art und Weise. Doch das Wichtigste ist: Es ist ein Ort, an dem die Kinder wohl behütet aufwachsen können.

Meine Tätigkeiten

Dieses Waisenheim wurde erst vor gut zwei Jahren gegründet, aus welchem Grund ich die erste Freiwillige in diesem Projekt bin. Meine Arbeit teilt sich hauptsächlich in zwei verschiedene Bereiche auf: die Arbeit im Garten und die Arbeit mit den Kindern. Im Garten erledige ich Tätigkeiten wie beispielsweise neue Samen auszusäen, das Gemüse und die Früchte zu ernten und natürlich all die Pflanzen zu gießen – das Wichtigste bei den hohen Temperaturen.

Zurzeit sind hier im Waisenheim 12 Kinder, die zwischen 4 Wochen und 5 Jahre alt sind. Sie sind voll im Alltag mit eingebunden und haben ihre eigenen Tätigkeiten, vom Füttern der Hühner bis hin zum Abwaschen des Geschirrs. In den letzten 7 Monaten sind die Kinder mir sehr ans Herz gewachsen und ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihnen – ob beim Puzzeln, Malen, Singen oder Spielen. Es ist schön mit anzusehen, wie schnell sie Stück für Stück dazulernen.

Neben den erwähnten Hühnern gibt es hier auch noch Ziegen, Katzen, zwei Hunde, einen Bussard und Aasgeier, Schildkröten und einen Ara – also einen halben Zoo, um den ich mich unter anderem auch kümmere.

Dankbar

Mir bleiben nun hier noch etwas mehr als zwei Monate, bevor es für mich wieder zurück nach Deutschland geht. Wenn ich auf die letzten Monate zurückblicke, bin ich einfach nur dankbar. Ich bin dankbar für all die Momente und Erfahrungen, die ich hier schon machen durfte. Dankbar für die neuen Freundschaften, die ich hier schließen durfte. Dankbar für die Kinder, die mit ihrem Lachen mein Herz jeden Tag aufs Neue mit Freude füllen. Dankbar für all das, was ich in den letzten Monaten alles dazulernen durfte.

In den kommenden Jahren soll das Waisenheim bis zu 60 Kindern ein Zuhause schenken können und ich bin mir sicher, dass dieser Ort für sie und alle, die dort hinkommen, ein echter Segen sein wird.

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Bilder im Kopf…



Geschrieben am Donnerstag, 06. Juli 2017 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der Freiwilligen Alwina, die für ein Jahr an der „Voice Secondary School“ in Tansania arbeitet.

Oha – was für ein Jahr das doch ist! Mit jedem einzelnen Tag sind nun tatsächlich elf Monate in einem anderen Land, ja sogar auf einem anderen Kontinent, zum Leben erwacht. Mit wahrlich unterirdischen Erwartungen machten meine Mitfreiwillige Beryl und ich uns auf nach Tansania. Noch daheim hat man sich selbst nicht erlaubt vorzustellen, wie dieses Jahr ablaufen würde. Und nun sitze ich hier, den Kopf voller Bilder – von Orten, Menschen und Momenten.

…von Orten

Verrückt. Da befindet man sich in seiner heimatlichen Umgebung und nach knapp 16 Stunden sieht die Welt auf einmal ganz anders aus. Kurz gesagt – ziemlich tansanisch. Unsere neue Heimat liegt mitten im Grünen. Usa River ist umgeben von alten, tiefverwurzelten Bäumen, frischen Maisfeldern und buntgetüpfelten Büschen. Kleine und große Flüsse, die sich wie Adern ihren Weg bahnen und in der Umgebung ergießen, verleihen diesem Ort seinen Puls. Wenn der Tag sich verabschiedet und die letzten Sonnenstrahlen ihren Auftritt haben, erblickt man eine wahre Schönheit – den Mount Meru. Ob von Wolken geziert oder durch die Sonne erleuchtet, dieser Berg ist für mich nicht mehr wegzudenken. Durch ein paar Abenteuer konnten wir die rotsandigen Steppen bis zum Horizont verfolgen, die Aussicht während einer Bergwanderung genießen, die weißpulvrigen Strände Sansibars entlangspazieren, das Usambaragebirge auf der Ladefläche eines Pickups hinunterrasen und uns mit Sonnenuntergängen am Viktoriasee beschenken lassen. Doch was wären all die vielen Orte ohne jemanden an der Seite zu haben.

…von Menschen

Beryl und ich sind gemeinsam an der „Voice Secondary School“ eingesetzt. Ein Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, denjenigen eine Stimme zu geben, die sonst vermutlich untergehen würden. Da wir die allerersten Freiwilligen in diesem Projekt sind, mussten wir erstmal klarkommen und schauen, was für Aufgaben wir uns suchen. Nun kann ich Kunstunterricht geben, in den Nachmittagen Theater und Poetry anbieten und in der Freizeit mit in der Küche helfen. Das Schulteam hat uns superherzlich aufgenommen und die Schüler – ja, sie sind der Grund weshalb man erst so richtig Lust auf den Unterricht hat. So oft bin nicht ich diejenige, die lehrt, sondern vielmehr diejenige, die von den Schülern gelehrt und inspiriert wird. Baba Daniel und Mama Pendo sind die Gründer der Schule und gleichzeitig auch unsere waschechte tansanische Familie, die uns mit allem umsorgt. Die kleinen Töchter Joy und Glory lassen keine Langeweile aufkommen und sind für jeden Spaß zu haben. Doch uns umgeben hier noch so viele mehr. Kinder, die von der Straße angelaufen kommen, uns an die Hand nehmen und ein Stückchen begleiten. Marktfrauen, dessen Rufe vom Straßenrand erhallen und die gerne mal zwei Tomaten mehr in die Tüte packen. Schneiderinnen, die nicht müde werden Änderungen vorzunehmen. Kleine Babys, die den Nachmittag versüßen. Köche, mit denen man lachen, schnibbeln und schweigen kann. Ein Schnitzer, der mit seiner rauen Art gerne Weisheiten teilt. Faltige Gesichter, die Bände sprechen. Fremde, die uns nicht als Fremde behandeln. Und mittendrin wir.

…von Momenten

Wir, die wir Momente erleben und sammeln dürfen. Jeden Tag aufs Neue, ob schöne oder weniger schöne. Wenn ich so durch meine Tagebücher (oja, Plural) blättere, wird mir bewusst, dass ich mir am liebsten ein Päckchen Tansania schnüren würde, um es mitzunehmen. Aber so läuft das nicht. Um dieses Jahr lässt sich keine Schleife binden. Vielmehr kann man sich die Augen öffnen lassen, um zu Träumen, ohne sich daran zu verlieren, um zu Tun, ohne das Stillstehen zu vergessen, und um zu Verstehen, ohne immer die passenden Worte finden.

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FAH in Tansania: Herausforderungen erweitern den Horizont



Geschrieben am Freitag, 01. Juni 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Madeleine

Eine berührende Geschichte

Seit einiger Zeit absolviere ich mein FAH in Tansania. Dort lernte ich Beccy kennen. Beccy ist 11 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Benjamin in unserem Dorf, nicht weit entfernt vom Heri Hospital, indem ich momentan arbeite. Beccy hat uns mit ihren großen braunen, warmen Kulleraugen und dem unwiederstehlichen Lächeln sofort in ihren Bann gezogen. Die Kleine hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Ihr Vater verließ die Familie vor langer Zeit. Seitdem ist die arbeitslose Mutter dafür verantwortlich, die beiden Kinder alleine großzuziehen. Ihre eigene Mutter und die Schwiegermutter unterstützen sie nach besten Kräften, um den täglichen Lebensunterhalt zu sichern. Sie verkaufen auf dem Markt selbstgemachten Bananensaft und bauen Mais und Bohnen an.

Beccy kam mit der Knochenkrankheit Rachitis auf die Welt, die meist auftritt, wenn die Mütter während der Schwangerschaft zu wenig Vitamin D zu sich genommen haben. Zudem leidet sie unter der Glasknochenkrankheit, d.h. schon bei kleinen Stößen oder Unachtsamkeiten besteht jeder Zeit die Gefahr eines Knochenbruchs. So habe ich Beccy vor 8 Monaten kennengelernt. Wir besuchten sie in ihrem Zuhause und ihre Mutter erzählte uns, dass sie seit 4 Monaten nicht mal mehr in der Lage sei, sich auf allen Vieren fortzubewegen und sie über starke Schmerzen in ihrem linken Arm klage. Die Mutter konnte nicht ins Krankenhaus kommen, da sie nicht über das nötige Geld verfügte, um Beccy behandeln zu lassen.

Wir entschlossen uns, die Kleine abzuholen und im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Zu unserem Erschrecken ergaben die Röntgenbilder, dass Beccy unter einem massiven Bruch des linken Oberarmes litt und die Ärzte diagnostizierten mehrere ältere Brüche, die nicht behandelt worden waren. Man sah eine deutliche Veränderung der Wirbelsäule, der Brustkorb war nicht altersentsprechend gewachsen und ihre Beine wiesen deutliche Deformierungen auf.

Ein Rollator für Beccy

Nach diesem Befund entschloss ich mich, der kleinen Beccy soweit als möglich physiotherapeutisch zu helfen, damit sie wieder in der Lage sein würde, sich selbstständig fortzubewegen und dadurch unabhängiger zu sein. Zudem kontaktierte ich eine Bekannte, die sich um eine entsprechende medikamentöse Versorgung kümmerte. Unser Tischler James baute eigens für Beccy einen Rollator, der auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist, mit dem sie aufrecht laufen kann, der ihre Lungen entlastet und ihre Muskeln dazu stimuliert, ihren Oberkörper zu tragen.

Seit dieser Zeit ist ein halbes Jahr vergangen, Beccy wird immer mutiger und ist in der Lage, eine Strecke von 5 Metern selbstständig mit einem Stock zurückzulegen. Ihrer Mutter kaufte ich von den Spendengelder eine Ziege und einen Bock, damit sie die kleinen Ziegen auf dem Markt verkaufen kann und mit diesem Geld ihren Kindern eine ausgewogenere Ernährung geben und die Krankenhauskosten für Beccy decken kann.

Wenn Grenzen schwinden: Mein FAH in Tansania

Es ist für mich immer wieder eine Ehre, zu Beccy nach Hause eingeladen zu werden. Sie geben, obwohl sie nichts haben, sie sind freundlich, obwohl ihre Lebenssituation oft zum heulen ist, sie haben immer ein Lächeln und ein nettes Wort übrig, obwohl die Sorgen ihnen die Luft zum atmen nehmen. Es fasziniert mich, mit welcher Einstellung Beccy und ihre Familie ihr Leben hier meistern, welch ein Gottvertrauen und einen unverrückbaren Glauben sie an den tag legen. Es animiert mich, mich aufzumachen, neue Dimensionen in meinem eigenen Leben zu erkunden, die Herausforderung anzunehmen, mich auf neue Situationen einzulassen und fremde Dinge auszuprobieren. Es erweitert einem die Grenzen, die man vorher als „Leitplanken“ empfand und es ist so toll zu spüren, dass ich diese Entscheidung, ein Jahr nach Tansania zu gehen, mit keiner Sekunde bereue, denn ich würde mich selbst beschneiden, wenn ich diese Geschenke, die Gott für mich vorbereitet hat, nicht annehmen würde.

Kurz gesagt: Ich bin froh, dass ich mit ADRA mein FAH in Tansania absolvieren kann.

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Hilfe und ihre Grenzen



Geschrieben am Montag, 30. April 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Miriam

Nachdem wir im Urlaub und auf dem Zwischenseminar waren, hat uns nun das Leben und der Alltag im Heri Hospital wieder. Es ist im Umkreis von 65km das einzige Krankenhaus. Die nächste Stadt Kigoma ist 60km entfernt. Das Krankenhaus liegt inmitten einer armen Region, in der die Menschen in Lehmhütten leben und ihre Äcker mit Bananenbäumen und Tomaten bepflanzen. Das Leben ist sehr einfach und kaum einer kann Englisch. Deshalb sind wir auch oft die letzte Anlaufstelle. Manche Patienten versuchen vorher ihr Glück beim lokalen „Doktor“, der ihren Rücken mit einem Rasiermesser bearbeitet, um die bösen Geister zu vertreiben.

Arbeit auf der Männerstation

Hier im Krankenhaus gibt es drei Stationen: Den Kreißsaal mit Wochenstation, die Frauen- und Kinderstation und die Männerstation, auf der ich arbeite. Die 18 chirurgischen Betten sind immer wieder besetzt mit Patienten, die Arm- oder Beinbrüche durch Unfälle mit dem Motorrad haben oder weil sie vom Baum gefallen sind. Außerdem haben wir oft Patienten, die infizierte Wunden am Bein haben. Die sind teilweise so schlimm, dass das Bein amputiert werden muss. Ab und zu kommen auch Patienten mit Verbrennungen. Auf der internistischen Seite mit sieben Betten sind die meisten Patienten an Malaria erkrankt, aber auch Patienten mit Anämie, Diabetes oder Schlaganfällen sind dabei.

Als ich mit meiner Arbeit hier begann, war ein zwei-jähriges Mädchen namens Savelina schon einige Wochen da. Sie ist auf der Männer-Station, weil ihr Vater bei ihr ist und auf sie aufpasst.
Beim Spielen ist sie gestürzt und hat sich den Oberschenkel gebrochen. Es konnte nicht operiert werden, weil der Knochen sich entzündet hatte. Viele Antibiotika wurden ausprobiert, aber keines half. Savelina schrie immer ganz laut, wenn wir ihr wieder Antibiotika spritzen mussten und auch beim Verbandswechsel durften wir ihren Rock nicht mal bis zur Wunde hochziehen, aber kaum haben wir sie wieder in Ruhe gelassen, war sie das liebste Mädchen. Ich habe die Kleine sehr schnell ins Herz geschlossen. Am Anfang hatte sie Angst vor uns Weißen, aber das hat sich schnell gelegt. Eines Tages schenkte ich ihr ein kleines Kuscheltier. Am ersten Tag hatte sie noch Angst davor und schmiss es weg, wenn ich es zu ihr legte, aber schon am nächsten Tag spielte sie damit.

Nach zwei Monaten im Krankenhaus kamen die Ärzte zu dem Entschluss, dass sie ihr nicht mehr helfen können. Dem Vater wurde gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gäbe. Entweder er führe mit der Kleinen in ein anderes Krankenhaus, indem ein Wundabstrich gemacht werden könne und der Kleinen dann das richtige Antibiotika geben werden könnte oder ihr Bein müsste amputiert werden. Ich bin sehr froh, dass sich der Vater für die erste Möglichkeit entschied, obwohl das mit sehr hohen Kosten verbunden war. Leider weiß ich nicht, wie es ihr jetzt geht, aber ich hoffe, dass das Bein operiert werden konnte.

Die Grenzen der Hilfe

Oft kann man den Menschen hier nur begrenzt helfen, z.B. weil die nötigen Untersuchungsgeräte fehlen. Viele Männer sind schon an Dingen gestorben, die in Deutschland hätten geheilt werden können. Meistens weiß man nicht einmal genau, was der Patient hat. Man tappt im Dunkeln. Die Ärzte, Krankenschwestern und Klinik Officer – Ärzte, die vier Jahre studiert haben – tun ihr Bestes, aber oft hilft es nicht. Manchmal können wir einfach nur daneben stehen und müssen mit ansehen wie der Patient stirbt. Das ist sehr ernüchternd.

Dennoch mache ich die Arbeit hier gerne und freue mich über jeden Patienten, der gesund das Krankenhaus verlassen kann.

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„Uji-Time“



Geschrieben am Freitag, 27. April 2012 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Lilli

„Lilliiii“, höre ich Peter meinen Namen rufen, als ich um 9:00 Uhr den Aufenthaltsraum im Babyheim betrete. Es ist „Uji“- Zeit. Uji, so heißt der Maisbrei, den die Kinder hier jeden Morgen bekommen. Peter deutet mit seinem kleinen Finger auf die bereits vorbereiteten Frühstücksschälchen und wiederholt: „Lilli, Uji Uji!“. Er liebt diesen Brei und kann es kaum erwarten, dass es endlich los geht. Während Peter mit den anderen älteren Kindern selbstständig essen darf, werden die jüngeren Kinder von den Nannys und uns Freiwilligen gefüttert. So startet quasi jeder Tag für mich, hier im Babyheim „Cradle of love“.

Unsere 48 Kinder

Nach acht Monaten im Babyheim kenne ich mittlerweile alle individuellen Vorlieben und Eigenarten unserer 48 Kinder. Der zweijährige Peter mag keine Luftballons und braucht Zeit, um sich an neue Betreuungspersonen zu gewöhnen. Sein Zwillingsbruder Eric hingegen ist ein Troublemaker, der sich alle 10 Minuten neue Herausforderungen sucht, gerne auf Tische klettert und nur selten weint. Die gerade einmal ein Jahr alte Rehema ist eine Kämpfernatur. Sie ist zierlich und sieht damit so unschuldig aus, hat jedoch keine Skrupel ihre Zähne auch mal als Waffe einzusetzen, wenn ihr etwas nicht passt. Jedes unserer Kinder ist einzigartig und hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Ich bin sehr dankbar, dass ich sie auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten kann.

Jeden Tag gibt es etwas zu lachen und oft sind es Kleinigkeiten, die mir für immer in Erinnerung bleiben. Mit zu den schönsten Momenten gehören Augenblicke, in denen wir sehen können, dass ein Kind Fortschritte gemacht hat, zum Beispiel wenn es ein neues Wort gelernt hat, es sich traut selbständig zu gehen oder keine Windel mehr braucht, weil es nun zum „Potty“ geht.

Es ist faszinierend, zu beobachten, wie kreativ Kinder mit manchen Sachen umgehen. Anstatt – wie erwartet – mit den Spielzeugen aus den zwei Körben zu spielen, entscheiden Eric und Peter sich lieber für die Aufbewahrungskörbe und lassen die Spielzeuge links liegen. Das zeigt mir immer wieder, wie anders und offen Kinder ihr Umfeld betrachten und welches Potenzial dahinter verborgen ist. Es fordert mich auch heraus, mein Umfeld aus einer neuen Perspektive zu beobachten und meinen Blick für neue, vielleicht unerwartete Dinge zu öffnen.

Fazit

In den letzten 8 Monaten im Babyheim habe ich so einige Erfahrungen machen können. Viele waren schön, manche traurig, wieder andere haben mich zum nachdenken angeregt. Manche Erfahrungen haben mich sicherlich auch geprägt. Ich habe so viel von diesen kleinen Menschen gelernt und möchte keine Minute meiner Zeit mit ihnen missen!

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Ein Jahr im Baby-Waisenheim “Cradle of Love” in Tansania



Geschrieben am Montag, 05. Dezember 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Geschrieben von der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Sarah.

Ich finde es erstaunlich, wie schnell auch hier die Zeit vergeht, denn jetzt sind seit meiner Ankunft in Tansania schon mehr als zwei Monate vergangen. Natürlich hatte ich am Anfang Bedenken und fragte mich, wie es wohl sein würde und was mich erwartet? Wir Freiwilligen wurden von ADRA zwar sehr gut vorbereitet, aber trotzdem verschwanden die Bedenken nie ganz aus meinem Kopf und ich bin sicher, meinen Kollegen ging es da ähnlich. Schließlich ist es nicht ganz ohne, seine Heimat und sogar sein Heimatland zu verlassen und ein Jahr in einem noch fremden Land zu verbringen.

Ein zweites Zuhause

Doch seltsamerweise habe ich mich hier in Tansania nie wirklich fremd gefühlt. Lilli (eine weitere ADRA-Freiwillige) und ich haben uns von Anfang an wie Zuhause gefühlt. Vielleicht mag das auch der Grund sein, warum die Zeit wie im Fluge vergeht. Ich liebe es, mit den Kindern zu spielen, sie zu knuddeln und mitzuerleben, wie sie sprechen und laufen lernen. Viele von ihnen haben schwere Schicksalsschläge hinter sich und sprühen trotzdem vor Lebensfreude. In der kurzen Zeit, die wir hier sind, haben wir schon zwei Adoptionen miterleben dürfen und sind froh, beide Kinder in gute Hände vermittelt zu wissen. Trotzdem konnte ich die eine oder andere Träne nicht zurückhalten, als Rosi mit ihren neuen Eltern unser Gelände verließ. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Kinder und Babys einem so schnell ans Herz wachsen. Mittlerweile vermisse ich sie sogar schon an unseren freien Tagen.

Ein besonderes Erlebnis

„Unsere“ Kinder im Baby-Waisenheim freuen sich immer riesig, wenn wir unser Gelände verlassen und zum Beispiel einen Ausflug in den Zoo machen. Man mag es kaum glauben, aber auch in Tansania gibt es einen Zoo. Mit acht der älteren Kinder machten wir uns an einem sonnigen Vormittag mit dem Auto auf den Weg. Die Kinder waren so aufgeregt, dass wir insgesamt vier Potti-Pausen (Klo-geh-Pausen) machen mussten. Am Ende des Tages waren wir uns alle einig: Der Tag war ein ganz besonderes Erlebnis, nicht nur für die Kleinen. Ich möchte es nicht missen hier zu sein und genieße jede Minute meiner Zeit in Tansania.

 

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Tansania: Meine Erfahrungen im Babyheim „Cradle of Love“



Geschrieben am Samstag, 25. Dezember 2010 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Jaqueline

Ich bin seit September 2010 im Babyheim „Cradle of Love“ in Tansania. Meine Aufgaben sind in erster Linie die Kinder zu füttern, mit ihnen zu spielen und ihnen sprechen, sitzen, stehen, laufen und natürlich auch ein paar Verhaltensregeln beizubringen. Ausserdem helfe ich ueberall, wo es noetig ist, das heißt manchmal wickle ich Babys, sortiere alte Kleidung aus, verteile Kleiderspenden und andere Spenden, helfe beim Kochen, Wäsche zusammen legen, Stühle putzen oder arbeite im Büro. Ausserdem helfe ich einmal die Woche in der Pre-School bei den Zwei- bis Dreijährigen und arbeite in der Nursery, ein Raum nur für unsere ganz Kleinen zwischen null und sechs Monaten.

Die meisten Kinder hier brauchen viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe – einfach mal jemanden, der sie in den Arm nimmt. Wenn sie zu uns kommen, haben sie meist schon viel mehr erlebt, als ich hoffendlich je erleben werde. Sie sind häufig verstört, in sich gekehrt und haben psychische Probleme. Als Freiwilliger nimmt man automatisch Anteil an ihrem Schicksal und hilft ihnen, wo man nur kann. Ich konnte nie nachvollziehen, wie Eltern ihre Kinder abgeben oder zurücklassen können, aber desto länger ich hier bin, desto besser verstehe ich. Sie tun es aus Liebe zu ihren Kindern,  denn diese würden sonst womöglich an Hunger oder einer Krankheit sterben.

Pendo: Eine Erfolgsgeschichte

Vor einiger Zeit ist zum Beispiel ein kleines Mädchen Namens Pendo (das heißt übersetzt „Liebe“) zu uns gekommen. Sie wurde von ihrer Mutter hergebracht und war wirklich nur noch Haut und Knochen. Sie konnte nicht sitzen, krabbeln, geschweige denn stehen oder laufen – und das mit 2 1⁄2 Jahren! Pendo ist HIV-positiv und war schwer krank, als sie zu uns kam. Ihre Mutter konnte ihr aus Geldnot nicht genügend Nahrung kaufen, was ihre Situation noch verschärfte. Das zwang die Mutter letztenendes dazu, ihre kleine Tochter zu uns zu bringen. Ich habe noch nie in solch traurige und hoffnungslose Augen gesehen. Pendo schien, als hätte sie sich in ihrem Alter schon aufgegeben. Am Anfang weigerte sie sich zu essen und unsere Krankenschwester musste sie leider zwangsernähren, damit sie eine Chance hat zu überleben. Keiner wusste ,ob sie es schaffen würde. Das war schlimm, aber durch viel Aufmerksamkeit und Zuwendung der Nannys und uns Freiwilligen, fing sie nach kurzer Zeit wieder an zu essen und fasste sichtlich neuen Mut. Doch sie war immer noch sehr dünn und auch ihre Traurigkeit hat sich nicht abgelegt.

An einem Tag kamen dann ihre Mutter und ihre große Schwester zu Besuch. Da sah Pendo zum ersten Mal friedlich aus und gar nicht mehr so traurig. Es war überwältigend, nach und nach zu sehen, wie das kleine Mädchen zunahm – und dann auf einmal das erste Lachen. Es ist schwer in einem solchen Moment nicht vor Freude zu weinen.
Pendo ist noch immer nicht so kräftig wie sie in ihrem Alter sein sollte und ihre Knochen sind immer noch empfindlich, aber es ist toll, zu sehen, wie sie kichert, spielt und lernt allein zu laufen und zu essen.
Ohne all die Zuwendung und Aufmerksamkeit wäre sie wohl nie dort hingekommen.

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