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Bienvenidos en Arequipa!



Geschrieben am Mittwoch, 08. Januar 2020 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht von Noah, der mit ADRAlive! ein weltwärts-Jahr in Peru verbringt.

Am Anfang waren die Berge. Wüste, braune Riesen soweit das Auge reicht. Nur wenige Spitzen sind von dünnem Schnee bedeckt. Straßen münden aus dem Nichts und schlängeln sich an den stummen Wächtern der Anden vorbei. Autos befahren die einsamen Wege. Dann schießen Ruinen aus dem Boden. Erst vereinzelt, nun werden es immer mehr. Aus Ruinen werden Blechhütten, Ziegelbauten und dann kleine Häuser mit rotweißen Fahnen. Erste Kreuzungen sind zu sehen. Winzige Punkte wuseln aus und in die Gebäude, die nun immer höher wachsen. Der Staub wird weniger und die Autos mehr. Ein komplexes Netz aus Straßen, Gassen und Brücken säumt den einstigen Wüstenboden. Zivilisation ist in die leere Landschaft eingekehrt. Nur ein Vulkan am Stadtrand erinnert noch daran, dass die Natur sich ihren Platz eines Tages wiederholen wird. Ein majestätischer Anblick, der einem seine Bedeutungslosigkeit vor Augen führt. Man verliert sich darin…
Dann plötzlich eine Stimme. „Bitte anschnallen und Sitze geradestellen. Das Flugzeug setzt nun zur Landung an. „Bienvenidos en Arequipa!“

Meine Nase lief und ich schwitzte während ich auf mein Gepäck wartete. Die trockene Luft heißt Einen Willkommen in der „weißen Stadt“. Glücklicherweise holte man mich direkt vom Flughafen ab. Ohne Vorkenntnisse ziehen Einen die Taxis hier gnadenlos ab. María Elena, die Direktorin des Projekts, in dem ich nun ein Jahr lang arbeiten werde, begrüßte mich zusammen mit ihrem Mann Mauricio und fuhr mich zum Gelände. Auf dem Weg dorthin durfte ich nun die Stadt auf Augenhöhe betrachten. Rote Ziegel, staubige Straßen und etliche Stände zogen am Autofenster vorbei. Dann kamen wir endlich an. Aus der Ferne sah man bereits das von Zaun umgebene Grundstück. Auf dem Eingangstor stand „Nuestro Hogar“, „Asociación alemana Ayúdame“ etc. und das Ganze dann nochmal auf Deutsch. Das Grundstück der Kindertagesstätte ähnelt ein bisschen dem Paradies oder zumindest dem, was ich mir darunter vorstelle: Mit Steinen gepflasterte Wege, hohe Bäume, rot gestrichene Häuser und Klassenräume mit Holztüren und Vintage Glasfenstern, ein riesiger Gemüsegarten, der sich wie ein Drache um ein Schloss um das halbe Gelände zieht, ein runder Platz mit romantischer Aussicht auf die landwirtschaftlichen Felder und die Stadt in der Ferne und der riesige Park mit den bunten Rutschen und Schaukeln, deren Farben bei untergehender Sonne langsam verschmelzen. Nuestro Hogar, und ja ich schreibe ohne Gänsefüßchen weil es auch wortwörtlich Nuestro Hogar war, fühlt sich an wie der Film „L´auberge espagnole“ falls den jemand gesehen hat.  Fazit: Hier lässt es sich ein Jahr aushalten!

Mein ganzes Leben hatte ich mir ein großes Zimmer gewünscht. Drei Umzüge später und immer noch hatte ich ein kleines Zimmer. Beim Vorbereitungsseminar wurden wir gewarnt unsere Erwartungen besser zurückzuschrauben, aber als ich mein Zimmer im Nuestro Hogar sah, war ich überwältigt. Ich blickte in das größte Zimmer, in dem ich je gewohnt hatte. Vier Wände, Kleiderschrank, Tisch, Regal, zwei Betten und eine extra Matratze für Gäste. Die zwei Fenster in meinem Zimmer waren von roten Gardinen bedeckt, weshalb ich es auch das „rote Zimmer“ nenne. 

Am nächsten Morgen wurde mir von den hilfsbereiten Mitarbeiterinnen mitgeteilt, dass die kommende Woche eine Huelga (Streik) ansteht. Ergo: Zu gefährlich für die Kinder und Schüler zur Tagesstätte zu kommen. Frisch in Peru angekommen, war ich also erstmals arbeitslos. Genauso arbeitslos wie ein Großteil der Demonstranten. Ich hätte also ruhig mitdemonstrieren können. Da die Busse nicht fuhren, war ich aber gut beschäftigt mit rumlaufen, um meine Einkäufe zu erledigen. Dadurch lernte ich das Viertel sehr gut kennen und erklärte mich bereits am Ende dieser monotonen Woche zum Urgestein des Cayma-Ghettos. Aus dem Gringo wurde ein waschechter realer Arequipeno mit Street-Creedibility!

Zum Glück war meine Zeit allein nach einer Woche endlich vorbei. Vom Flughafen durfte ich meinen Mitpraktikanten Jan-Paul abholen. Der sympathische Berliner hatte zuvor ein halbes Jahr in Valparaíso, Chile verbracht und dort ein Praktikum im Senat absolviert. Danach wollte er einer Arbeit nachgehen, die mal so gar nichts mit seinem Studium Politikwissenschaften zu tun hat. So fand der rothaarige Gringo mit chilenischem Akzent seinen Weg nach Arequipa um mit mir und Mariyana, der Freiwilligen, die einen Monat nach uns ankommen sollte, ein halbes Jahr im Nuestro Hogar zu arbeiten. Jan und ich verstanden uns sofort sehr gut. Nachdem sich die angespannte Situation in der Stadt etwas beruhigt hatte, konnten wir endlich mit der Arbeit beginnen und die Kinder kennenlernen, die uns die nächsten Monate über auf Trab halten würden. Um 8 Uhr beginnt für uns die Arbeit. Zusammen gehen wir erst mal in den Klassenraum der „Nidos“ (Nest). Hier kommen die ganzen Kindergartenkinder, die Nidos und Vorschüler, die Iniciales an und trinken ein Glas Milch und frühstücken Brot mit Palta (Avokado), Butter oder Wurst. Von dort aus trennen sich dann die Wege der Praktikanten. Jan bleibt hierbei mit den Nidos während ich mit den Iniciales und der Profesora Miss Delsi in einen anderen Klassenraum gehe. Dann geht der Spaß auch so richtig los!

Zuerst spielen die Kinder mit Legos, Puzzeln, Spielzeugautos etc. auf dem Tisch oder auf einem Teppich am Boden. Meine bescheidene Aufgabe den Kindern die Spielzeuge zu geben gestaltet sich wirklich nicht einfach. „Mío! Nooo, mío. Profesor, yo yo yo!!!“ Streit um die immer gleichen Spielzeuge ist Alltag und Teilen oder zusammen spielen ein Fremdwort für die kleinen Racker. Anschließend geht es nach dem Aufräumen zum Arbeiten. Das heißt Miss Delsi oder ich zeichnen was auf die Tafel (z.B. die Zahlen von 5 bis 10, eine sommerliche/winterliche Landschaft, Buchstaben, Meerestiere usw.). Nachdem über das Thema gesprochen und Fragen gestellt wurden, teilen wir die Hefte aus und die Kinder zeichnen oder erledigen dem Thema entsprechende Aufgaben. Sobald sie fertig sind, dürfen sie kreativ werden und zeichnen. Selbst einfache Formen wie Kreise sind für viele Kinder noch ein Problem, weshalb es immer eine Freude ist, wenn man sieht, dass ein Kind Fortschritte macht, Formen erkennt und diese auf Papier bringt. Zum Abschluss ihrer Arbeiten gibt´s dann entweder den „OsitoPoh-Stempel“ (gut gemacht) oder ein „Puede-Mejorar-Stempel“. Das Kind weiß dann, da ist noch Luft nach oben.

Natürlich müssen sich die Kinder nach so anstrengender Arbeit stärken. In der sogenannten „Hora de fruta“ packen die Kinder ihre mitgebrachten gesunden Snacks aus und wir essen gemeinsam. Als Praktikant holt man sich dann seinen Snack aus der Küche. Den Kindern beim Schälen helfen und die Schalen zum einem Kompostloch im Garten zu bringen sind die Hauptaufgaben. Mit Mandarinenkernen lassen sich übrigens die besten Tischschlachten führen, selbstverständlich nur wenn die Profesora nicht hinschaut.

Sind alle fertig, bekommt jeder einen stylischen Buckethat aufgesetzt und wir rennen wie die Wilden in den Park. In der grünen Oase des Nuestro Hogar wird gerannt, gesprungen, geturnt, gefangen, gerauft und Rotz und Wasser geheult, wenn man mal auf die Schnauze fällt, was dank der lustigen, unkoordinierten Bewegungen von Kindern andauernd passiert. Man darf dann trösten, schlichten und bestrafen. Gerade mit den Jungs zu kämpfen macht übelst Laune und so manch ein Tag vergesse ich, dass ich selber kein Kind mehr bin. Kurz vor 12 verlassen wir, ääh ne Verzeihung, schleppen und ziehen wir die verschwitzen Ninos aus dem Park raus. Die kommen verständlicherweise nicht freiwillig mit. Zurück im Klassenzimmer hole ich dann zur vollen Stunde das leckere Mittagessen aus der Küche. Wir Praktikanten essen dann gemeinsam mit den Kindern am Tisch. Leider leichter gesagt als getan. Meistens lassen sich die Kinder ablenken, schlafen ein, essen übertrieben langsam oder gar nicht. Eine Ausbildung zum Motivationscoach wäre für das Mittagessen super hilfreich. Mit jedem Satz erinnert man die Kinder daran weiter zu essen und nicht mit dem Löffel zu spielen oder wie ein Zombie ein Loch in die Luft zu starren. Hat dann schließlich das letzte Kind aufgegessen geht es zum Zähneputzen mit der Profesora. Im Klassenzimmer wird dann sauber gemacht und mit dem Geschirr zum Spülbecken gegangen. Nach dem Abtrocknen ist es dann auch schon vollbracht! Während die Kinder sich für ihren Mittagsschlaf auf die Matratzen legen geht es für mich in die zweistündige Mittagspause. In der Zeit kommen die ganzen Schüler im Nuestro Hogar an. Es gibt drei Schulgruppen, die nach Alter aufgeteilt sind: Escolares uno, dos y tres.

Pünktlich um 15 Uhr trete ich in das Zimmer der Escolares dos (8 bis 12-Jährige) und helfe ihnen bei den Hausaufgaben. Wie alle Schüler auf der Welt haben sie oft Probleme mit Mathe und eine Aufmerksamkeitsspanne so lang wie ein zerbrochenes Lineal. Wirklich erschreckend sind aber ihre Englisch- bzw. fehlenden Englischkenntnisse. Völlig überfordert stehen sie vor ihren Hausaufgaben und verstehen kein Wort. Das Problem ist aber ganz klar auf die Schule und den Unterricht dort zurückzuführen. Meine Wenigkeit, kann dann nur noch versuchen, das Wichtigste aufzuarbeiten und den Schaden zu minimieren. Trotz all dem macht es einen Heidenspaß mit den Jungs und Mädels herum zu blödeln. Zwischendurch habe ich dann die Ehre die legendäre „Mazamorra“ zu holen. Das sind verschiedene Breie, die jeden Tag frisch von der Küche aus Kinoa, Obst, Vanille oder Schokolade zubereitet werden. Für mich gibt es einen extra großen Teller und ich hau immer ordentlich rein. Wenn die Schüler ihre Hausaufgaben erledigt und dass der Profesora glaubhaft verkauft haben, dürfen sie in den Park. In der Zwischenzeit spüle ich ab und schließe mich danach dem heiteren Miteinander im Park an. Streichelt die Sonne langsam den Horizont und die Vulkane und Gebirge färben sich rosa ruft die Profesora die Kinder zurück in die Klasse. Es ist 6 Uhr und die Eltern und Schulbusse kommen zum Abholen. Feierabend!

An den Wochenenden dauert es nicht lange, bis ich die Kinder schon wieder vermisse. Die kleinen Teufelsbraten wachsen einem sehr schnell ans Herz und für mich sind sie jetzt schon wie eine Familie. An Liebe mangelt es im Nuestro Hogar auf jeden Fall nicht. Die Kinder hier zeigen offen ihre Zuneigung.

Als letztes würde ich noch gerne ein paar Wörter über das Zusammenleben mit den anderen Freiwilligen verlieren, da das ein wichtiger Bestandteil des Auslandsjahres ist und viel davon abhängt, wie man mit seinen Kollegen klarkommt. Das Jan und ich uns Bombe verstehen hatte ich schon erwähnt. Inzwischen kam auch unsere bulgarische Mitgesellin Mariyana an und die WG war komplett. Na ja und dann ging alles bergab…
Ne Quatsch! Wir drei verstehen uns blendend und die Chemie stimmt genau. Im Arbeitsalltag unterstützen wir uns und Haushaltsaufgaben wie Eier kaufen werden gerecht verteilt. Gibt es doch mal ein Problem kann offen drüber gesprochen werden. Ich bin sehr dankbar mit den beiden im Projekt zu sein und lebe nicht mit zwei Kollegen, sondern mit zwei Freunden zusammen! Gemeinsam waren wir schon in Puno und auf dem Titikaka See. Für Weihnachten und Neujahr sind wir nach Lima geflogen und von dort aus die Küste entlang bis zur Insel Páracas. Weihnachten am Strand hat vorher auch noch keiner von uns erlebt. Langeweile scheint mir in Peru aber sowieso unmöglich: Jede Woche unterscheidet sich von der vergangenen und mein Leben war noch nie so aufregend. Weiterhin bin ich gespannt darauf was das Jahr noch so bringt und genieße einfach die Freiheit und Ungebundenheit. Es gäbe noch so viel zu erzählen aber aus Zeitgründen lege ich vorerst den Mantel des Schweigens über meine Zeit in Arequipa. In diesem Sinne, Cuídense y hasta pronto en la ciudad blanca!

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Albanien – meine zusammengewürfelte Schönheit



Geschrieben am Mittwoch, 09. Januar 2019 von ADRAlive-Team

Ein Bericht von Marie, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr mit ADRAlive! in Albanien verbringt.

„Du machst dein Auslandsjahr in Albanien?“, „Wo lag das nochmal?“ und „Was willst du denn da?“ waren die häufigsten Reaktionen auf meine Neuigkeit, dass ich meinen Freiwilligendienst in Tirana, der Hauptstadt eines mir bis dato völlig fremden Landes, verbringen würde. Eigentlich war nämlich der Plan, dass meine Reise nach Sri Lanka gehen sollte, allerdings klappte etwas mit dem Visum nicht und so wurde mir und meiner Projektpartnerin Jeanine kurzerhand etwa zwei Wochen vor der eigentlichen Ausreise vorgeschlagen,  einfach alle Pläne über Bord zu werfen und nach Albanien zu fliegen. Nach dem ersten Schock waren es nur noch wenige Wochen bis zu unserem Flug und die Nervosität stieg. Bald darauf packten wir unsere Koffer, steckten das Albanisch-Wörterbuch und den Reiseführer ein und flogen am 14. August 2018 in ein Land, von dessen Kultur und Menschen wir absolut keinen blassen Schimmer hatten.

Unsere Eingewöhnung

Schnell wurde uns klar, dass Albanien doch exotischer ist als erwartet, auch wenn es „nur“ zwei Stunden mit dem Flieger entfernt ist. Gewöhnen mussten wir uns an herunterhängende Stromkabel und Wasserschläuche, die zu Beginn scheinbar aus dem Nichts vor einem auftauchten, zutrauliche Straßenhunde, die einem einfach so bis vor die Haustür folgen oder bis zum nächsten Supermarkt begleiten, die albanische Gemütlichkeit, wo aus einem Termin um 8:30 Uhr ganz entspannt mal ein Termin um 10:00 Uhr werden kann und nicht zu vergessen das Ja-und-Nein-Sagen (zu „Ja“ sagt man hier „Po“ und schüttelt den Kopf und zu „Nein“ sagt man „Jo“ und nickt – verrückt, oder?). Angekommen waren wir in einem heißen und recht trockenen Sommer, welcher sich aber seit November zu einem regnerischen, nass-kalten Herbst entwickelt hatte. Einfacher war es dann schon, sich an die gemütlichen Kaffeepausen mit Freunden und Kollegen zu gewöhnen. Trotz der Zeit, die wir zum Eingewöhnen benötigten, sahen wir Tirana sehr schnell als unser neues Zuhause an und verliebten uns in diese Stadt, die scheinbar komplett zufällig aus verschiedensten Gebäuden zusammengewürfelt war – Gemüse- und Obststände neben Luxusboutiquen, Fischläden neben Drogerien und Hochzeitsausstattern an jeder Ecke. Wie meine amerikanische Freundin Jade, die ebenfalls ihr Auslandsjahr in Albanien verbringt, sagen würde: „Tirana is just so random!“.

Eine ganz normale Arbeitswoche

Unsere erste richtige Aufgabe bestand darin, eine unserer späteren Arbeitsstellen, den adventistischen „Kopshti“ (Kindergarten) mit einigen selbst gemalten Bildern zu verschönern. Dabei waren wir besonders stolz auf unser Sonnensystem, welches nun im Schlafraum der Kinder zu bewundern ist.
Im Allgemeinen sieht die Arbeitswoche etwa folgendermaßen aus: Montags, mittwochs und donnerstags sind immer die Highlights meiner Woche, denn da besuchen wir drei verschiedene Schulen rund um Tirana und helfen bei den zum Teil recht chaotisch ablaufenden Zusatzklassen, wo mit Roma-Kindern und lernschwachen Kindern gerechnet, gebastelt und sogar auch mal ganz traditionell albanisch getanzt und gesungen wird. Neu dazu gekommen ist für uns der Deutschunterricht, welcher jedes Mal mein Herz erwärmt, denn diese großen Kinderaugen zu sehen, die voller Bewunderung glänzen, wenn man das Alphabet für sie aufsagt, erwärmt mir jedes Mal das Herz und ist der perfekte Lohn für meine Arbeit.

Den Rest des Tages und jeden Dienstag sind wir den ganzen Tag im Büro, kümmern uns um die Social-Media-Accounts von ADRA, schreiben Berichte und Artikel und auch ab und an Übersetzungen. Freitags gehen wir dann in den Kindergarten. Wir tauften die Kinder liebevoll unsere „kleinen Monster“, denn albanische Kleinkinder spielen wirklich nochmal in einer anderen Liga!

Ich ging ohne jegliche Erwartungen in ein für mich komplett unbekanntes Land und nach nur wenigen Monaten wurde es zu meinem zweiten Zuhause und der in meinen Augen schönste und für mich passendste Ort, um mein FSJ zu verbringen. Wenn mich heute Leute fragen, warum ich ausgerechnet nach Albanien gegangen bin, antworte ich jedes Mal: „Klar, Albanien ist nicht weit weg und mag für dich als nichts Besonderes erscheinen, doch in meinen Augen ist dieses Land gefüllt mit so vielen hilfsbereiten und weltoffenen Menschen, einer interessanten Landesgeschichte, einer wunderschönen, sehr traditionellen Kultur, unerwarteten Orten, die zu Besuchen einladen und einer anderen Art von Exotik, die man sich nicht einmal im Traum vorstellen könnte, denn dieses Land wird viel zu einfach unterschätzt!“

Ich erinnere mich auch gern immer wieder an etwas, was meine Mama mir kurz vor meiner Abreise mit auf den Weg gab: „Die besten Dinge im Leben sind meist die, die unerwartet geschehen.“ Und damit sollte sie definitiv Recht behalten!

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Das Privileg, hier sein zu dürfen



Geschrieben am Dienstag, 08. Januar 2019 von ADRAlive-Team

Ein Bericht von Julian, der sein Freiwilliges Soziales Jahr mit ADRAlive! in Bolivien absolviert.

Der Beginn des Abenteuers

Die ersten zweieinhalb Monate in meinem Projekt – das Kinderheim “El Sauce“ in Bolivien – sind nun schon um. Und was soll ich sagen? Sie vergingen wie im Flug!
Meistens ein Indiz dafür, dass man alles um sich herum vergisst, weil man sich pudelwohl fühlt. Wie sieht das bei mir aus?
Die allererste Zeit hier, sprich gut die ersten zwei Wochen, ging es für mich Schlag auf Schlag. Jeden Tag etwas Neues entdecken, jeden Tag etwas Neues (kennen-) lernen, sich jeden Tag ein bisschen wohler fühlen, denn die Sprache, vor der ich am meisten Respekt hatte, stellte mich gar nicht vor solche Herausforderungen, wie anfangs befürchtet hatte – dem Schulspanisch sei Dank.
Ich fühlte mich schnell nicht mehr ganz so in der Fremde, da die anfangs Fremden keine Fremden mehr waren.

Was mache ich hier überhaupt?

Der Kontakt zu den Kindern war zu Beginn meiner Zeit hier gar nicht so intensiv vorhanden. Ich weiß, es klingt paradox, wenn man in einem Kinderheim wohnt und arbeitet, welches zur Zeit 23 Kinder beherbergt. Doch war das für mich Realität, was aber fast gänzlich meiner Arbeit hier im Projekt “verschuldet“ war. Meine Arbeit beinhaltete nämlich das, was das Projekt am Leben hält: das Feld.
“El Sauce“ generiert neben Spendeneinnahmen auch eigene Gelder, indem einmal pro Woche eigens angebautes Obst und Gemüse an Kunden verkauft wird. Die Besonderheit: es ist alles Bio, für bolivianische Verhältnisse eine Rarität.
Meine Aufgabe besteht also darin, die Felder zu bewirtschaften, sprich sie mit einem Spaten „umzukloppen“, Unkraut zwischen den Pflanzen zu entfernen, die Obstbäume und Büsche für die “Tragzeit“ vorzubereiten und natürlich die Dinge, die wir angepflanzt, haben am Mittwoch, dem Erntetag, zu ernten.
Seit gut einem Monat bekommen wir nun aber ab und zu auch abwechslungsreichere Aufgaben von unserem Chef aufgetragen. Beispielsweise sollte dem Eingangsbereich vom Jungenhaus, Casa 1, das zudem das Haupthaus und Anlaufsort für Besucher darstellt, ein neuer “Look“ verpasst werden. So waren wir also kurzum gute vier Tage am Streichen, bis der Raum in neuem Glanz erschien.

Aktuell sind wir dabei, zum ersten Mal eine Internetverbindung in das Projekt zu holen. Dazu sollten wir zwei Masten mit Antennen zum Verstärken des Signals aufstellen und um diese mit Strom zu versorgen, verlegen wir aktuell ein gut 800 Meter langes Stromkabel unter die Erde.

“Nueve meses mas“ ~ neun weitere Monate

Die Arbeit ist anstrengend, doch sie macht Spaß. Du tust hier Dinge, die du noch nie zuvor in deinem Leben gemacht hast. Du lernst dazu und wächst an dir selber – etwas Besseres gibt’s nicht.
Und auch das schon angesprochene Thema mit dem wenigen Kontakt mit den Kindern regulierte sich. Dreimal die Woche haben wir nun eineinhalb-stündige “Workshops“ mit den Kids, bei denen sie handwerkliche Dinge lernen sollen.
Es ist also wirklich ein guter Mix aus allem, der mir auf jeden Fall Lust auf mehr macht und mich sehr positiv und voller Motivation auf die nächsten, höchstwahrscheinlich noch wunderbaren neun Monate in meinem Abenteuer blicken lässt.

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Karibu Tansania



Geschrieben am Freitag, 04. Januar 2019 von ADRAlive-Team

Ein Bericht von Lea, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr mit ADRAlive! in Tansania verbringt.

Dieses Wort hat mich meine ersten drei Monate täglich begleitet. Karibu – Willkommen! Selbst Fremde auf der Straße rufen einem dieses Wort hinterher. Klar fällt man als einzige Weiße im Dorf sofort auf, wenn man zu dem kleinen Marktplatz läuft. Anfangs habe ich mich extrem unwohl gefühlt mit der ganzen Aufmerksamkeit, die einem Fremde entgegenbringen. Sei es durch Grüßen, Winken oder sogar Hinterherlaufen. Mittlerweile weiß ich, dass alles Teil einer herzlichen Mentalität ist. Denn wenn dieses Land eines ist, dann herzlich. Meine Mitfreiwillige und ich wurden mit einer Selbstverständlichkeit sofort nach Hause eingeladen, die mir als Deutsche völlig fremd war. Da sitzt man also in einer kleinen Hütte, welche nur zum Teil überdacht ist, auf dem zerschlissenen Sofa, löffelt Bohnen aus Plastiktellern und gehört auf einmal zur Familie. Sogar auf einer afrikanischen Hochzeit waren wir bereits eingeladen. Aber Hochzeiten gibt es nicht jeden Tag.

Mein Alltag hier besteht aus Kinderbetreuung, Gartenarbeit und Helfen in der Küche. Die Arbeit mit den Kindern ist anstrengender als ich gedacht habe, schließlich muss man die Kinder beaufsichtigen und beschäftigen. Das ist leichter gesagt als getan. Wir spazieren oft mit den Kids über das Gelände des Waisenheims, besuchen den Garten oder gehen runter an den Strand. Die beste Belohnung nach einem nervenaufreibenden Tag sind die lachenden Gesichter der Kinder, wenn sie auf einen zulaufen und rufen „dada Lea umependeza“. Das heißt so viel wie „Schwester Lea, ich hab dich lieb.“

Im wöchentlichen Wechsel arbeite ich bei den Kindern und in der Küche. Dann heißt es abwaschen, Gemüse schneiden und lernen, wie man eine Kokosnuss öffnet. Hier wird sehr viel mit Kokosnuss gekocht. Ob in den Bohnen oder im Brot, in fast jedem Topf landet Kokosnussmilch. An einigen Vormittagen arbeite ich auch dort, wo die Kokosnüsse herkommen: im Garten. Ich habe so viel Neues dort gelernt: wie man Tomaten ausgeizt, am schnellsten Kompost gewinnt oder am besten die Erde aufgräbt.

Die Arbeit in Küche und Garten ist eine gute Möglichkeit, um die einheimischen Arbeiter kennenzulernen. Diese Gespräche lassen mich immer wieder schmunzeln, wenn ich erklären muss, dass es in Deutschland weder Kamele noch Mangobäume gibt. Ich selber bin aber auch oft Grund für Gelächter. Meine Versuche, die Sprache zu lernen, oder meine kläglichen Versuche, einen Eimer auf dem Kopf zu balancieren, sorgen bei der Köchin und den Kindertanten für regelmäßiges Gelächter. Anfangs war die Sprache für mich ein reines Chaos an Silben. Mittlerweile verstehe ich einiges der alltäglichen Gespräche. Dreimal in der Woche gibt uns der hiesige Dorflehrer, Mr. KK, Kisuaheli-Unterricht. Mr. KK hat uns auch an die Schule eingeladen. So haben meine Mitfreiwillige und ich in einigen Klassen bereits etwas Englischunterricht gegeben.

Wenn ich heute ins Dorf gehe oder mit dem Bus fahre, fühle ich mich nicht mehr unwohl. Natürlich falle ich immer noch auf und werde überschwänglich begrüßt. Ich habe mich aber daran gewöhnt und wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die kühle Distanziertheit mancher deutscher Innenstädte kein bisschen.

Als ich früher an Afrika gedacht habe, habe ich an Wüste, Armut und Reisbohnen gedacht. Aber dieses Land, welches seit drei Monaten mein Zuhause ist, ist so viel mehr. Den Teil des Kontinents, den ich kennenlernen durfte, ist farbenfroh, mit Palmen, Blumen und lachenden Menschen, die alles teilen, was sie haben. Eins möchte ich von hier mitnehmen! Die Unbeschwertheit, mit denen die Menschen ihr armes Leben hier bestreiten. Ich bin gespannt, welche Abenteuer mich in meinen restlichen 9 Monaten erwarten.

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Auf der anderen Seite der Welt



Geschrieben am Mittwoch, 07. November 2018 von ADRAlive-Team

Ein Bericht von Jonathan, der sein Freiwilliges Soziales Jahr mit ADRAlive! in Bolivien verbringt.

Als ich mich dafür entschied, ein Jahr nach Bolivien zu gehen, um einen Freiwilligendienst zu absolvieren, war das noch ein sehr leerer Satz. Ich hatte tatsächlich gar nicht mal so viele Erwartungen. Doch mit der Zeit füllte er sich mehr und mehr mit Menschen, Orten und Erlebnissen. Und mit Gefühlen, die ich nun mit all dem verbinde.

Nachdem ich mir bis zu meinem 18. Geburtstag noch die Zeit vertrieben hatte, während alle anderen ADRA-Freiwilligen meines Jahrgangs schon in die Welt hinausgezogen waren, ging es im Oktober dann endlich auch für mich los. Verabschiedung am Flughafen in Berlin von meiner Familie und dann gings auch schon zum Check-In. Ich realisierte natürlich an dieser Stelle noch nicht, dass ich eben mal für ein ganzes Jahr wegflog. Dennoch war ich sehr gespannt, was mich in Bolivien denn so erwarten würde. Südamerika – das klang für mich immer nach Freiheit.

Das Projekt, in dem ich gelebt und gearbeitet habe, ist „Hogar de Ninos L’ESPERANCE“, ein Kinderdorf, in dem ca. 60 Kinder leben. Sie sind zum Teil Waisen/Halbwaisen oder stammen aus Verhältnissen, in denen sie vernachlässigt oder verlassen wurden. Wir befinden uns hier im Herzen Boliviens, umgeben von Dschungel und Flüssen. Schöner als hier kann Landschaft gar nicht sein. Wir haben sechs Hauselternpaare, die sich jeweils um ca. zehn Kinder kümmern. Die Hauspapas arbeiten jeweils in den verschiedenen „Werkstätten“, sei es die Bäckerei, die Tischlerei oder die Landwirtschaft.

Im Laufe des Jahres habe ich in den verschiedensten Bereichen mitgearbeitet. Über diese Abwechslung, die sich mir immer wieder bot, war ich wirklich froh. Eine ganze Weile widmete ich mich der Verkäufertätigkeit und wir fuhren jeden Tag die 15 Minuten mit unserem alten Toyota-Bus auf der holprigen Straße nach Villa Tunari, der nächsten Kleinstadt, um Brownies zu verkaufen. Die wurden von Juan, unserem Bäcker, hergestellt. Dabei lernte ich Villa richtig kennen, denn wir liefen durch jeden Winkel des Dorfes um unsere Brownies an den Mann zu bringen und vor allem auch bekanntzumachen. Wenn mal jemand von den Hauseltern nicht da war, dann sprangen wir Freiwilligen ein und bekochten und bespaßten die Kinder einen Tag lang. Dabei lernte ich auch typisch bolivianische Kochgewohnheiten kennen, wie zum Beispiel Reis vor dem Kochen zu frittieren. Damit wir in Zukunft unser Gemüse nicht mehr kaufen würden müssen, legten wir uns einige Gemüsegärten an. Dort verbrachte ich einige Zeit und war mit Umgraben, Säen, Unkraut zupfen und Bewässern beschäftigt. Ich würde von mir behaupten, dass ich mir in diesem Jahr einige bolivianische Gepflogenheiten angewöhnt habe. Manchmal kann die Arbeit eben auch mit einer Pause zum Quatschen beginnen, wenn danach dafür umso härter gearbeitet wird.

Warum ich eigentlich in ein Kinderdorf gegangen bin, wurde ich manchmal gefragt. Antworten darauf gibt es viele, doch gerade bei der Aufgabe Hintergrundberichte für die Paten unserer Kinder zu schreiben, wurde es mir immer klar vor Augen geführt. Ich wollte etwas Sinnvolles tun. Und sich mit den Geschichten der Kinder auseinanderzusetzen, hat mich wirklich geprägt in diesem Jahr. Es hat mir das so Offensichtliche, die Unterschiede, in der Welt noch einmal ganz greifbar vor Augen geführt.

Als die Schulferien gekommen waren, stand für mich ein Rollenwechsel zum Lehrer auf dem Plan, denn die Grundschüler, mit denen ich Matheunterricht machte, durften ja schließlich nichts vergessen in den zwei Wochen. So übten wir in diesen Tagen Nachmittag für Nachmittag die Grundrechenarten.

Auf der anderen Seite der Welt – da befand ich mich tatsächlich. Auf einem anderen Kontinent, kurz gesagt in einem anderen Leben. Doch jetzt mit ein bisschen Abstand, kann man sagen, dass Fremdes heimisch wird und Heimisches fremd. War es mir am Anfang noch ungewohnt, mit einem Motorradtaxi nach Hause zu fahren, war es irgendwann das Normalste der Welt. Und ob Sie uns nicht auch für 15 Bolivianos fahren würden, weil wir ja zu zweit wären?

Mit der Zeit lernte ich mein Bolivien lieben wie kaum ein anderes Land, in dem ich bisher war. Es gab nur eine Sache, die mich wirklich störte… und zwar der Müll. Müll, der wirklich überall herumlag. Und um den sich keiner kümmerte. Genau da wollte ich ansetzen und plante mein Müllprojekt. Einen Kompost würden wir bauen, damit wir den Biomüll weiternutzen können und damit die Kinder lernen, was aus verrotteten Tomaten- und Gurkenschalen noch alles entstehen kann. Neben dem Kompost würde eine Müllverbrennungsanlage entstehen, die für die Situation vor Ort leider noch immer die beste Lösung ist, weil ja niemand vorbeikommt, um den Müll abzuholen. Dann lieber kontrolliert und zentral verbrennen, dachte ich mir. Gesagt, getan und mit Hilfe von ADRA wurde das Projekt umgesetzt.

Mir ist jetzt erst bewusst geworden, wie dankbar ich geworden bin für all das, was ich in Bolivien erlebt habe. Wie sich mein leerer Satz mit Freunden und Erinnerungen füllte. Daher war es auch wirklich schwer Abschied zu nehmen und fürs Erste „Hasta luego bolivia“ zu sagen.

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Ein Jahr im Kinderheim „Regenbogen der Hoffnung“



Geschrieben am Dienstag, 04. November 2014 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Luise über ihre bisherigen Erfahrungen in der Republik Moldau.

Unsere Arbeit im Kinderheim „Regenbogen der Hoffnung“

Seit Anfang September bin ich nun hier, in der schönen Republik Moldau. Ich realisiere es erst jetzt (nach über einem Monat), dass ich diesen Schritt gewagt habe, für ein Jahr in einem fremden Land tätig zu sein. Und ich weiß, dass ich es nie bereuen werde 🙂 Gemeinsam mit einer anderen Freiwilligen, ihr Name ist Rebecca, arbeite ich im Kinderheim „Regenbogen der Hoffnung“ mit über 20 Kindern im Alter von 7 bis 17 Jahren zusammen. Diese Kinder kommen aus schwierigen Familienverhältnissen zu uns und finden hier ein geordnetes und liebevolles Zuhause. Von Anfang an waren sie sehr offen uns gegenüber und wir genossen schon am ersten Arbeitstag einige zaghafte Umarmungen, die nach einiger Zeit zu stürmischen Begrüßungen umschwenkten. 🙂

Wir als Freiwillige im Kinderheim „Regenbogen der Hoffnung“ haben wir die Aufgaben, als Hauswirtschaftler, Hausmeister, Nachhilfelehrer, Erzieher, Schwester und Freundin zu agieren. Das Erlernen der Sprache ist im Moment noch eine der größten Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben. Deswegen sind wir gleichzeitig auch Schüler. Unsere Rumänischlehrerin sowie die Kinder helfen uns, die rumänische Sprache näher zu bringen. Aber bis wir richtig sprechen können, werden wohl noch einige Monate vergehen.

Rebecca und ich sehen weitere, wichtige und spezielle Aufgaben für uns, die uns jeden Tag motivieren. „Hoffnung geben, Liebe und Vertrauen schenken, Freude machen und erziehen“. Gerade weil die Kinder im Regenbogen der Hoffnung unsere Nähe und Zärtlichkeit suchen, merken wir wie nötig sie Liebe und Geborgenheit brauchen. Gott schenke uns die Kraft, seine Liebe an sie weiterzugeben!

Das Drumherum

Ich habe mich schnell an die Unterschiede zu Deutschland gewöhnt, z. B. an das Bus- und Autofahren, den Fahrstil, dreistündige Gottesdienste, die „Mülltrennung“, günstige Nahrungsmittel, an das viele leckere Obst auf dem Piata (Wochenmarkt), wild herumlaufende Katzen und Hunde, die an Containern ihr Zuhause gefunden haben, an die Andersartigkeit der Musik sowie an das schöne Wetter hier in Moldova. Wir haben im Moment Herbst und er kommt uns viel viel schöner vor als in Deutschland, da die Sonne wunderschön durch die bunten Blätter scheint.

Wir erlebten in dieser Zeit schon etliche schöne Ereignisse, wie z.B. typisch moldauische Konzerte oder einfach einen tollen Spaziergang durch das Dorf bzw. über den Piata. Wir begegneten lieben Menschen, die uns halfen in Chisinau, der Großstadt von Moldova, zurechtzufinden. Froh sind wir über die große Gemeinde mit den zahlreichen Jugendlichen, die wir hoffentlich noch besser kennenlernen werden und über unseren Mentor, der für uns schon in der kurzen Zeit, wie ein großer Bruder geworden ist! Für dies alles sind wir Gott echt dankbar. Dankbar bin ich auch für das, was noch kommen mag und freue mich so sehr auf diesen Moment eine ordentliche rumänische Konversation zu führen. 🙂

Ich blicke voller Zuversicht auf die kommenden 10 Monate! 🙂

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„So kann man auch mit kleinen Dingen, Kindern eine Freude bringen.“



Geschrieben am Montag, 28. April 2014 von ADRAlive-Team

Ein Bericht der ADRA “weltwärts”-Freiwilligen Patricia über ihre bisherigen Erfahrungen in der Republik Moldau.

Meine Eltern haben diesen Spruch oft gesagt, wenn unsere Kinderaugen wegen Kleinigkeiten strahlten. Doch das ist schon lange her. Vor sieben Monaten bin ich in das Kinderzentrum „Regenbogen der Hoffnung“ nach Vadul lui Vodă (Moldawien) gekommen, um nun selbst Kindern Freude zu bringen.

Anfangs noch ziemlich unbeholfen, ohne jegliche Sprachkenntnisse und besondere Erfahrung in Kindererziehung, bin ich mit meiner Aufgabe gewachsen. Mit mir gewachsen sind auch die Kinder, meine Kreativität und das Verständnis.

VERSTÄNDNIS gewann für mich in mehrerer Hinsicht an Bedeutung:

  • SprachVERSTÄNDNIS: Bei meiner Ankunft konnte ich gar kein Rumänisch. Heute kann ich ganze Konversationen führen, den Kindern Geschichten erzählen oder Streit schlichten.
  •  KulturVERSTÄNDNIS: Obwohl ich in Europa bin und „nur“ 2000km entfernt von Deutschland, scheint die Mentalität in der Republik Moldau sehr anders zu sein. Kindererziehung, Bildung, Freizeitgestaltung, all das wird anders gehandhabt und verstanden. Auch hier konnte ich dazulernen.
  • SelbstVERSTÄNDNIS: Auch das änderte sich während meines Aufenthalts. Wenn man plötzlich Latrinen anstatt Toilettensitzen hat, die Kühe in den Straßen herumlaufen und an der Kasse mit Rechenrahmen gerechnet wird, dann wird einem erst bewusst, WIE modern und reich man ist. Nicht nur reich an Geld, sondern auch an Möglichkeiten und Fortschritt.

All diese Verständnisse spielen in meinem jetzigen Alltag eine große Rolle. Die Kinder in unserem Heim haben einen geregelten Tagesablauf, ausreichend Verpflegung, Kleidung und Personal, das sich um sie kümmert. Viele Kinder hier in Moldova, die in ihrer Familie leben, führen nicht so ein „reiches“ Leben. Lebensmittel kann man sich nur saisonbedingt leisten und die Kinder helfen in ihrer Freizeit teilweise bei der Arbeit, um Geld nach Hause zu bringen.

Das ist nicht die Kindheit, die ich hatte. Ich hatte Familie und Unterstützung, Essen und Freizeit.
Viele Dinge die für uns selbstverständlich scheinen, die sich einfach so ergeben haben, fehlen diesen Kindern. Als Freiwillige habe ich eine ganz vielfältige Rolle – irgendetwas zwischen großer Schwester, Mama, Freundin, Erzieherin. Das ist eine schöne aber anstrengende Aufgabe. Auf der einen Seite versuche ich eine liebevolle Beziehung zu den Kindern aufzubauen, mit ihnen Spaß zu haben und eine Vertrauensperson darzustellen. Auf der anderen Seite muss ich ihnen aber auch ihre Grenzen aufzeigen und sie mit erziehen. Das ist eine große Herausforderung, doch bei jeder guten Note, jedem kreativen Bild, jedem Erfolg machen mich die Kinder stolz! Momentan bin ich eine Person in ihrem Leben, die die scheinbar kleinen Momente zu ihren persönlich Größten machen kann. Und das einfach nur durch ein Lächeln, ein Lob oder eine Umarmung.

„So kann man auch mit kleinen Dingen, Kindern eine Freude bringen.“

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Kleiner Luftballon – große Wirkung



Geschrieben am Dienstag, 08. März 2011 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Lorena

Seit sechs Monaten bin ich nun schon im zentralamerikanischen Costa Rica. Die dunklen Wolken, die normalerweise für tägliche Regengüsse sorgen, sind seit einigen Wochen verschwunden und eröffnen jetzt in der Trockenzeit die Sicht auf eine wunderschöne Landschaft, die mich hier umgibt. Mangobäume, Bananenpalmen und Kaffee-Plantagen erstrecken sich durch das teils tropische, teils karibische Land und ich bin immer wieder beeindruckt davon, was für exotische Früchte und Tiere in meinem einjähriges Zuhause überall auftauchen.

In Alajuela, nahe der Hauptstadt San José, arbeite ich in dem Sprachzentrum der adventistischen Universität als Englisch- und Deutschlehrerin. Ich unterrichte Studenten und versuche außerdem Kindern der Grundschule im Unterricht oder bei der Nachhilfe mehr Spaß und Interesse an anderen Sprachen dieser Welt zu vermitteln. Vor allem aber prägen unerwartete Herausforderungen in der Natur oder im Unterricht meinen Alltag.

Um die Kinder auch in ihren „weihnachtlichen Sommerferien“ zu beschäftigen haben wir im Dezember ein spezielles Programm für sie gestaltet. Zwei Wochen lang hieß es also singen, spielen, basteln und danach ein riesiges Chaos beseitigen.

Nach einigen Tagen der Vorbereitung für das Kids-Programm goss es allerdings an unserem ersten großen Tag wie aus Eimern und auch nach der typischen halben Stunde Verspätung waren keine der erwarteten Kinder da. So ist das eben an einem Regentag in Costa Rica, dachten wir uns, da bleiben einfach alle zu Hause. Also machten wir uns selbst daran, einen Luftballon mit Papierschnipseln zu bekleben und einen bunten Lampion daraus zu basteln. Man muss es ja schließlich auch selbst einmal vorher ausprobiert haben.

Zum Trocknen hingen wir den Lampion aus dem Fenster – doch als wir ihn nach kurzer Zeit wieder reinholen wollten, war er weg. Na toll dachten wir, den hat uns jemand geklaut.Ziemlich demotiviert suchten wir daraufhin die Gegend nach dem beklebten Ballon ab. Im Hof des nächsten Hauses wurden wir schließlich fündig. Drei kleine Kinder hatten ihn genommen, bei sich aufgehängt und bewunderten das Kunstwerk von allen Seiten. „Let me guess, this is yours!“ rief plötzlichein alter Mann im Schaukelstuhl . Er hatte sich schon gefragt,was das wohl für ein komisches Ding sei, dass seine Kinder da gefunden hatten.

Traurig banden die Kleinen den Lampion wieder von ihrer Strange gaben ihn an uns zurück. Dabei kam uns die Idee, dass das doch die Gelegenheit wäre, sie zu unserem Kinderprogramm einzuladen. So könnten sie selbst seinen solchen Lampion gestalten! Der Vorschlag kam gut an. Die Kinder waren so begeistert davon, dass sie auch ihre ganzen Freunde mitbringen wollten und so konnten wir am nächsten Tag mit ganzen sieben aufgeregten Kids starten. Weil die Lampions so gut ankamen, hingen wir sie einfach an den kommenden Tagen vor dem Haus auf und am Ende des Programms schauten uns sogar 20 kleine Gesichter voller Erwartungen an, riefen uns „Teacher“ oder „Maestra“ und fragten immer, wann wir sowas das nächste Mal machen könnten.

…Was so ein kleiner bunter Luftballon doch alles bewirken kann 🙂

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Argentinien: Bunte Fußspuren im Kindergarten …



Geschrieben am Mittwoch, 25. August 2010 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Ein Bericht von der ADRA „weltwärts“-Freiwilligen Cassandra

Zusammen mit Rubi, einer Erzieherin unseres Kindergartens, habe ich heute unseren 18 kleinen Argentinierinnen und Argentiniern im Kindergarten die Füße bunt angemalt, um dann die bunten Fußabdrücke auf einem Blatt Papier abzubilden.

Das war vielleicht eine Arbeit! Aber es hat sich gelohnt. Die Aktion hat den Kindern einen riesen Spaß gemacht: sie haben die ganze Zeit gekichert und ihr Füße in die Luft gestreckt. Damit die Eltern auch sehen, was wir so am Nachmittag im Kindergarten machen und lernen, habe ich die ganzen Arbeiten im Flur aufgehängt.

Ihr fragt euch vielleicht, was der Sinn dieser ganzen Aktion war? Ganz einfach: Im Moment haben wir das Thema Körper und durch unsere Mal-Aktionen lernen die Kinder spielerisch, wie die wichtigsten Körperteile heißen und welche Funktionen sie haben.

Die Kinder lernen zwar unterschiedlich schnell, aber wenn es um das Abrufen von Wissen geht, machen sie alle gerne mit rufen sofort das heraus, was sie wissen. Nachdem die Kleinen etwas gelernt und eine Bastelarbeit abgeschlossen haben, dürfen sie dann immer spielen. Unsere Kids sind wirklich sehr aktiv: Sie tollem im Sportraum umher, puzzeln, „telefonieren“ mit vermeintlichen Bekannten – fast jedes Spiel macht ihnen Freude.

Neben dem Kindergartenalltag gibt es noch besondere Festtage, an denen sich die Kinder zu einem bestimmten Thema verkleiden dürfen.  So hatten wir zum Beispiel den „Tag des Tieres“ und die Eltern haben sich wirklich sehr viel Mühe bei den Kostümen gegeben. Auch den Nationalfeiertag haben wir hier gebührend gefeiert.

Obwohl ich nun schon so lange mit den Kindern arbeite wird es nie langweilig. Immer haben sie ein liebes Wort für mich und heitern mich auf. Ich habe sie sehr ins Herz geschlossen und werde wohl noch lange an die schönen Erlebnisse hier in Argentinien zurückdenken. Die Kinder haben also nicht nur Spuren auf dem Papier hinterlassen, sondern auch in meinem Herzen …

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Tansania: Mutter wollte ihre Kinder verkaufen!



Geschrieben am Montag, 16. August 2010 von "weltwärts"-Freiwilliger/em

Tanja war für ein Jahr in Tansania. Dort kümmerte sie sich um die Babys, die entweder ihre Eltern verloren haben oder von ihnen verlassen wurden. Sie berichtete uns kurz vor ihrer Heimkehr, wie sehr ihr die Kinder ans Herz gewachsen sind:

Tanja: Die letzten Wochen hier in unserem Babyheim „Cradle of Love“ waren wie immer aufregend und voller Herausforderungen. Wir haben mittlerweile 50 Babys und alle Hände voll zu tun.

Kürzlich kam ein kleiner Junge mit seiner Schwester zu uns. Die Beiden haben eine sehr traurige und schockierende Vorgeschichte. Ihre Mutter wollte die zwei Kinder für „human sacrifice“ verkaufen, das heißt, die Kinder sollten in einem religiösen Ritual geopfert werden. Sie hatte schon alles arrangiert, aber zum Glück haben die Großmutter und der Onkel die Kinder im letzten Moment zu uns ins Heim gebracht.

Der kleine Junge heißt James und kam unglaublich traurig und verstört bei uns an. So viel Trauer in seinem süßen Gesicht sehen zu müssen, war wirklich schlimm. Aber er ist sehr tapfer und mittlerweile kann man ihn schon oft lachen hören und spielen sehen. Seine kleine Kinderseele hat zwar immer noch eine große Narbe, aber wir alle hier hoffen, das sie mit viel Liebe und der entsprechenden Zeit wieder gut verheilt.

Ich liebe wirklich jedes Einzelne unserer süßen, kleinen Babys und sie bringen mich oft zum schmunzeln. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, wenn du live dabei bist, wenn ein Baby gerade anfängt zu sprechen und dein Name als erstes aus dem kleinen Kindermund ertönt. Die Kinder hier sind alle etwas ganz Besonderes und jedes Einzelne von ihnen hat eine Zukunft mit Perspektive verdient!

Trotz der tollen Atmosphäre und den vielen wundervollen Kindern ertappe ich mich hin und wieder dabei, ein bisschen wehmütig an die Heimat zu denken. Da das Leben hier in Afrika wirklich sehr hart sein kann, habe ich geträumt, ich säße zusammen mit meinen Freunden und meiner Familie, würde durch den Supermarkt laufen und Auto fahren … Die Vorfreude endlich wieder in die Heimat zu kommen wächst von Woche zu Woche und von Tag zu Tag.

Ich wurde jedoch schnell von einem lauten, verweinten „Tanja“ aus meinen Tagträumen gerissen. Die kleine, süße Hope, die mir besonders stark ans Herz gewachsen ist, war hingefallen und hatte sich wehgetan. Sie kam auf mich zugerannt, setzte sich auf meinen Schoß, drückte ihr Gesichtchen fest an mich und umarmte mich mit ihren kleinen braunen Ärmchen. Ich legte meine Hände um sie und weil sie wirklich traurig vor sich her schluchzte, sang ich ihr ein Lied. Außerdem drückte ich der kleinen Maus einen dicken Kuss auf die Stirn –  und ehe ich mich versah, fühlte ich ebenfalls ein kleines, feuchtes Küsschen auf meiner Backe.

Noch nie zuvor habe ich solch starke Muttergefühle für jemanden gehabt. Ich schaute in die wunderhübschen, mit Tränen gefüllten Kinderäuglein und fragte mich, wie ich die Kinder hier nur jemals gehen lassen soll …

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